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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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in horizontaler Richtung, bei Profilbildungen am liebsten in
dem hinteren Felde, bei Köpfen indessen auch horizontal in
dem naturgemäss etwas erweiterten Felde vor dem Halse.
Da die Bacchantin des Solon nicht als ein einfacher Kopf,
sondern wegen der Brust und des Armes mit dem Thyrsus
als eine künstlerische Composition zu betrachten ist, so kann
der Umstand, dass an ihr der Name gerade vor dem Ge-
sichte steht, nicht als maassgebend für andere Köpfe be-
trachtet werden; und es ist deshalb die Frage gerechtfertigt,
ob der Name des Künstlers vor dem Kopfe selbst und na-
mentlich der Länge nach vor dem Gesicht eines Kopfes stehen
könne, wo er, wie nicht zu leugnen ist, anspruchsvoller er-
scheint, als an den vorher betrachteten Stellen. Bei dem
Namen des Aulos vor einem Kopfe des Aesculap macht es
die eigenthümliche Umgränzung ohnehin schon unwahrschein-
lich, und es handelt sich daher zunächst und vorzugsweise
um ein Beispiel: den Namen des Aetion vor dem Kopfe des
Priamus. Wie ihn in der That Stephani auf den Besitzer be-
zieht, so muss ich gestehen, dass auch mir die Inschrift einen
von den anderen Künstlerinschriften etwas verschiedenen Cha-
rakter zu haben scheint. Vielleicht hat dies darin seinen
Grund, dass, sofern mich mein Gedächtniss nicht täuscht, die
Buchstaben der Rundung des Steines folgen, während sonst
überall die Künstlerinschriften eine gerade Linie bilden.

Auch über dem Bilde ist auf vertieft geschnittenen Stei-
nen bis jetzt kein Künstlername nachgewiesen, indem die In-
schrift [fremdsprachliches Material - fehlt] über dem dionysischen Stiere auch aus an-
deren Gründen verdächtig ist. Ich wage nicht zu entschei-
den, ob diese Bemerkung auf die Beurtheilung der Inschrift
[fremdsprachliches Material - fehlt] über einer Biga Einfluss auszuüben vermag,
indem das Bild zwar erhaben, die Inschrift jedoch vertieft
geschnitten ist.

Zweifelhaft erscheint es mir, ob Inschriften im unteren
Abschnitte eines Bildes oder unter dem Halse eines Kopfes
auf den Künstler bezogen werden dürfen, indem auf diesen
bevorzugten Platz zunächst der Besitzer Anspruch zu haben
scheint. Allerdings giebt es ein sicheres Beispiel, die In-
schrift [fremdsprachliches Material - fehlt] im Abschnitte unter dem Bilde des
Palladienraubes: aber sie steht nicht allein an dieser Stelle
und nicht in erster Reihe, sondern unter dem Namen des Be-

in horizontaler Richtung, bei Profilbildungen am liebsten in
dem hinteren Felde, bei Köpfen indessen auch horizontal in
dem naturgemäss etwas erweiterten Felde vor dem Halse.
Da die Bacchantin des Solon nicht als ein einfacher Kopf,
sondern wegen der Brust und des Armes mit dem Thyrsus
als eine künstlerische Composition zu betrachten ist, so kann
der Umstand, dass an ihr der Name gerade vor dem Ge-
sichte steht, nicht als maassgebend für andere Köpfe be-
trachtet werden; und es ist deshalb die Frage gerechtfertigt,
ob der Name des Künstlers vor dem Kopfe selbst und na-
mentlich der Länge nach vor dem Gesicht eines Kopfes stehen
könne, wo er, wie nicht zu leugnen ist, anspruchsvoller er-
scheint, als an den vorher betrachteten Stellen. Bei dem
Namen des Aulos vor einem Kopfe des Aesculap macht es
die eigenthümliche Umgränzung ohnehin schon unwahrschein-
lich, und es handelt sich daher zunächst und vorzugsweise
um ein Beispiel: den Namen des Aëtion vor dem Kopfe des
Priamus. Wie ihn in der That Stephani auf den Besitzer be-
zieht, so muss ich gestehen, dass auch mir die Inschrift einen
von den anderen Künstlerinschriften etwas verschiedenen Cha-
rakter zu haben scheint. Vielleicht hat dies darin seinen
Grund, dass, sofern mich mein Gedächtniss nicht täuscht, die
Buchstaben der Rundung des Steines folgen, während sonst
überall die Künstlerinschriften eine gerade Linie bilden.

Auch über dem Bilde ist auf vertieft geschnittenen Stei-
nen bis jetzt kein Künstlername nachgewiesen, indem die In-
schrift [fremdsprachliches Material – fehlt] über dem dionysischen Stiere auch aus an-
deren Gründen verdächtig ist. Ich wage nicht zu entschei-
den, ob diese Bemerkung auf die Beurtheilung der Inschrift
[fremdsprachliches Material – fehlt] über einer Biga Einfluss auszuüben vermag,
indem das Bild zwar erhaben, die Inschrift jedoch vertieft
geschnitten ist.

Zweifelhaft erscheint es mir, ob Inschriften im unteren
Abschnitte eines Bildes oder unter dem Halse eines Kopfes
auf den Künstler bezogen werden dürfen, indem auf diesen
bevorzugten Platz zunächst der Besitzer Anspruch zu haben
scheint. Allerdings giebt es ein sicheres Beispiel, die In-
schrift [fremdsprachliches Material – fehlt] im Abschnitte unter dem Bilde des
Palladienraubes: aber sie steht nicht allein an dieser Stelle
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[450/0467] in horizontaler Richtung, bei Profilbildungen am liebsten in dem hinteren Felde, bei Köpfen indessen auch horizontal in dem naturgemäss etwas erweiterten Felde vor dem Halse. Da die Bacchantin des Solon nicht als ein einfacher Kopf, sondern wegen der Brust und des Armes mit dem Thyrsus als eine künstlerische Composition zu betrachten ist, so kann der Umstand, dass an ihr der Name gerade vor dem Ge- sichte steht, nicht als maassgebend für andere Köpfe be- trachtet werden; und es ist deshalb die Frage gerechtfertigt, ob der Name des Künstlers vor dem Kopfe selbst und na- mentlich der Länge nach vor dem Gesicht eines Kopfes stehen könne, wo er, wie nicht zu leugnen ist, anspruchsvoller er- scheint, als an den vorher betrachteten Stellen. Bei dem Namen des Aulos vor einem Kopfe des Aesculap macht es die eigenthümliche Umgränzung ohnehin schon unwahrschein- lich, und es handelt sich daher zunächst und vorzugsweise um ein Beispiel: den Namen des Aëtion vor dem Kopfe des Priamus. Wie ihn in der That Stephani auf den Besitzer be- zieht, so muss ich gestehen, dass auch mir die Inschrift einen von den anderen Künstlerinschriften etwas verschiedenen Cha- rakter zu haben scheint. Vielleicht hat dies darin seinen Grund, dass, sofern mich mein Gedächtniss nicht täuscht, die Buchstaben der Rundung des Steines folgen, während sonst überall die Künstlerinschriften eine gerade Linie bilden. Auch über dem Bilde ist auf vertieft geschnittenen Stei- nen bis jetzt kein Künstlername nachgewiesen, indem die In- schrift _ über dem dionysischen Stiere auch aus an- deren Gründen verdächtig ist. Ich wage nicht zu entschei- den, ob diese Bemerkung auf die Beurtheilung der Inschrift _ über einer Biga Einfluss auszuüben vermag, indem das Bild zwar erhaben, die Inschrift jedoch vertieft geschnitten ist. Zweifelhaft erscheint es mir, ob Inschriften im unteren Abschnitte eines Bildes oder unter dem Halse eines Kopfes auf den Künstler bezogen werden dürfen, indem auf diesen bevorzugten Platz zunächst der Besitzer Anspruch zu haben scheint. Allerdings giebt es ein sicheres Beispiel, die In- schrift _ im Abschnitte unter dem Bilde des Palladienraubes: aber sie steht nicht allein an dieser Stelle und nicht in erster Reihe, sondern unter dem Namen des Be-

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/467>, abgerufen am 28.11.2024.