zur Genüge. Mit ihrer siegreichen Beendigung beginnt auch auf dem Gebiete der Architektur eine neue gewaltige Thätig- keit. In Kleinasien ist es zunächst die Vollendung des ephesischen Tempels durch Demetrios und Paeonios, welche hiervon Zeugniss ablegt. Aber auch ein Neubau, das Didymaeon zu Milet, ersteht unter der Leitung dessel- ben Paeonios und des Daphnis, und verräth den Fort- schritt der Zeit durch ein Streben nach grösserer Verfeine- rung der Form.
In Griechenland hatte sich durch die Perserkriege be- sonders die Macht Athens gehoben. Zunächst freilich, während der Staatsverwaltung des Themistokles, gilt es, durchaus praktische Zwecke zu befriedigen, nemlich für den Wiederaufbau der Stadt zu sorgen. Schon Kimon aber be- ginnt die Verschönerung, und unter Perikles überstrahlt Athen durch den Glanz seiner künstlerischen Unternehmun- gen alle übrigen Staaten Griechenlands in demselben Maasse, wie es auch auf dem Gebiete der Politik die Hegemonie ausübt. Dem Perikles zur Seite steht Phidias als der lei- tende und lenkende künstlerische Geist, wenn auch als aus- führender Künstler nur auf dem Gebiete der Sculptur thätig. Unter den Architekten scheint Iktinos die erste Stelle eingenommen zu haben. Das Parthenon und der Tempel der Demeter zu Eleusis, das sogenannte Telesterion, werden als seine Werke bezeichnet, und auch über die Grenzen Attika's muss sich sein Ruhm verbreitet haben, da Pausa- nias ihm den Tempel des Apollo Epikurios bei Phigalia bei- legt. Den Ruhm der attischen Bauten theilt er zwar mit andern Künstlern: Kallikrates, auch sonst bekannt als der Architekt, welcher den Bau der langen Mauern übernommen hatte, wird als sein Genosse beim Bau des Parthenon ge- nannt; Karpion schrieb über denselben, vielleicht mit Iktinos gemeinschaftlich. Die Ausführung des Telesterion aber wird von Plutarch sogar drei ganz verschiedenen Archi- tekten zugeschrieben, welche sich dabei nach einander ab- lösten: dem Koroebos, Metagenes und Xenokles. Wir werden dadurch zu der Vermuthung geleitet, dass Iktinos vielleicht weniger praktisch ausführender, als ent- werfender Künstler war, wodurch es sich auch erklären lässt, dass der schwerlich vor dem Beginne des peloponne-
zur Genüge. Mit ihrer siegreichen Beendigung beginnt auch auf dem Gebiete der Architektur eine neue gewaltige Thätig- keit. In Kleinasien ist es zunächst die Vollendung des ephesischen Tempels durch Demetrios und Paeonios, welche hiervon Zeugniss ablegt. Aber auch ein Neubau, das Didymaeon zu Milet, ersteht unter der Leitung dessel- ben Paeonios und des Daphnis, und verräth den Fort- schritt der Zeit durch ein Streben nach grösserer Verfeine- rung der Form.
In Griechenland hatte sich durch die Perserkriege be- sonders die Macht Athens gehoben. Zunächst freilich, während der Staatsverwaltung des Themistokles, gilt es, durchaus praktische Zwecke zu befriedigen, nemlich für den Wiederaufbau der Stadt zu sorgen. Schon Kimon aber be- ginnt die Verschönerung, und unter Perikles überstrahlt Athen durch den Glanz seiner künstlerischen Unternehmun- gen alle übrigen Staaten Griechenlands in demselben Maasse, wie es auch auf dem Gebiete der Politik die Hegemonie ausübt. Dem Perikles zur Seite steht Phidias als der lei- tende und lenkende künstlerische Geist, wenn auch als aus- führender Künstler nur auf dem Gebiete der Sculptur thätig. Unter den Architekten scheint Iktinos die erste Stelle eingenommen zu haben. Das Parthenon und der Tempel der Demeter zu Eleusis, das sogenannte Telesterion, werden als seine Werke bezeichnet, und auch über die Grenzen Attika’s muss sich sein Ruhm verbreitet haben, da Pausa- nias ihm den Tempel des Apollo Epikurios bei Phigalia bei- legt. Den Ruhm der attischen Bauten theilt er zwar mit andern Künstlern: Kallikrates, auch sonst bekannt als der Architekt, welcher den Bau der langen Mauern übernommen hatte, wird als sein Genosse beim Bau des Parthenon ge- nannt; Karpion schrieb über denselben, vielleicht mit Iktinos gemeinschaftlich. Die Ausführung des Telesterion aber wird von Plutarch sogar drei ganz verschiedenen Archi- tekten zugeschrieben, welche sich dabei nach einander ab- lösten: dem Koroebos, Metagenes und Xenokles. Wir werden dadurch zu der Vermuthung geleitet, dass Iktinos vielleicht weniger praktisch ausführender, als ent- werfender Künstler war, wodurch es sich auch erklären lässt, dass der schwerlich vor dem Beginne des peloponne-
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zur Genüge. Mit ihrer siegreichen Beendigung beginnt auch
auf dem Gebiete der Architektur eine neue gewaltige Thätig-
keit. In Kleinasien ist es zunächst die Vollendung des
ephesischen Tempels durch Demetrios und Paeonios,
welche hiervon Zeugniss ablegt. Aber auch ein Neubau,
das Didymaeon zu Milet, ersteht unter der Leitung dessel-
ben Paeonios und des Daphnis, und verräth den Fort-
schritt der Zeit durch ein Streben nach grösserer Verfeine-
rung der Form.
In Griechenland hatte sich durch die Perserkriege be-
sonders die Macht Athens gehoben. Zunächst freilich,
während der Staatsverwaltung des Themistokles, gilt es,
durchaus praktische Zwecke zu befriedigen, nemlich für den
Wiederaufbau der Stadt zu sorgen. Schon Kimon aber be-
ginnt die Verschönerung, und unter Perikles überstrahlt
Athen durch den Glanz seiner künstlerischen Unternehmun-
gen alle übrigen Staaten Griechenlands in demselben Maasse,
wie es auch auf dem Gebiete der Politik die Hegemonie
ausübt. Dem Perikles zur Seite steht Phidias als der lei-
tende und lenkende künstlerische Geist, wenn auch als aus-
führender Künstler nur auf dem Gebiete der Sculptur thätig.
Unter den Architekten scheint Iktinos die erste Stelle
eingenommen zu haben. Das Parthenon und der Tempel
der Demeter zu Eleusis, das sogenannte Telesterion, werden
als seine Werke bezeichnet, und auch über die Grenzen
Attika’s muss sich sein Ruhm verbreitet haben, da Pausa-
nias ihm den Tempel des Apollo Epikurios bei Phigalia bei-
legt. Den Ruhm der attischen Bauten theilt er zwar mit
andern Künstlern: Kallikrates, auch sonst bekannt als der
Architekt, welcher den Bau der langen Mauern übernommen
hatte, wird als sein Genosse beim Bau des Parthenon ge-
nannt; Karpion schrieb über denselben, vielleicht mit
Iktinos gemeinschaftlich. Die Ausführung des Telesterion
aber wird von Plutarch sogar drei ganz verschiedenen Archi-
tekten zugeschrieben, welche sich dabei nach einander ab-
lösten: dem Koroebos, Metagenes und Xenokles.
Wir werden dadurch zu der Vermuthung geleitet, dass
Iktinos vielleicht weniger praktisch ausführender, als ent-
werfender Künstler war, wodurch es sich auch erklären
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/344>, abgerufen am 24.11.2024.
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