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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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findet: nemlich auf der zu einem schmalen Streifen ver-
stärkten Grundlinie, auf welcher sich der Stier bewegt.

NEUANTOS
auf Münzen von Kydonia: weiblicher bekränzter Kopf, rechts-
hin, dahinter: NEUANT[ - 1 Zeichen fehlt]S EP[ - 1 Zeichen fehlt]EI; KUDON, nackter
Mann stehend, der einen Bogen spannt, rechtshin: Eckhel
D. N. II, p. 309; Mionnet descr. II, 271, n. 112; Suppl. IV,
pl. 9, 2; ein anderes Exemplar mit sehr flüchtiger Schrift
und EP statt EPOIEI: Dumersan, descr. du cab. Allier p. 55.

NIKANDRO,
ebenfalls auf einer Münze von Thurium, über welche J. Fried-
laender (Arch. Zeit. 1847, S. 117; vgl. T. VIII, n. 3) fol-
gendes bemerkt: "Behelmter Pallaskopf rechtshin, der Helm
ist mit der Scylla geschmückt, in der ausgestreckten linken
Hand hält sie ein Ruder, welches auf der linken Schulter
aufliegt, an ihrem Leibe sind die Hundeköpfe sichtbar. --
Stossender Stier rechtshin, darüber ThOURION, auf
einem Streifen, welcher die Base für den Stier bildet, steht
NIKANDRO, über diesem Streifen eine Heuschrecke, unter
dem Streifen ein Fisch. -- Die Aufschrift NIKANDRO bricht
so ab, obgleich der Raum es nicht bedingt. Die Buchstaben
sind vollkommen erhalten; wäre noch ein Schlussbuch-
stabe dagewesen, so würden gewiss Spuren desselben sicht-
bar sein.... Molossos und Nikandros sind wohl gewiss
Künstlernamen, die Klarheit (Kleinheit?) der Buchstaben, die
Stelle, wo die Namen wenig in die Augen fallend stehen,
sprechen dafür. Ein anderer Grund, dass es Namen von
Künstlern, nicht von Magistraten sind, ist folgender: die
obersten Magistrate wechselten häufig; wenn sie das Recht
hatten, ihre Namen auf die Münzen zu setzen, so übten sie
es alle nach einander aus, es findet sich dann eine ganze
Reihe wechselnder Namen auf den Münzen einer Stadt.
Auf den Silbermünzen von Thurium sind aber nur die beiden
Namen Molossos und Nikandros ausgeschrieben, die Namen
der Magistrate dagegen nur durch Anfangsbuchstaben be-
zeichnet, welche jedoch an bedeutenderer Stelle, zum Beispiel
unter dem Stadtnamen stehen."

[NI, NK.
Die Deutung dieser Inschriften syrakusanischer Münzen auf

findet: nemlich auf der zu einem schmalen Streifen ver-
stärkten Grundlinie, auf welcher sich der Stier bewegt.

ΝΕΥΑΝΤΟΣ
auf Münzen von Kydonia: weiblicher bekränzter Kopf, rechts-
hin, dahinter: ΝΕΥΑΝΤ[ – 1 Zeichen fehlt]Σ ΕΠ[ – 1 Zeichen fehlt]ΕΙ; ℞ ΚΥΔΩΝ, nackter
Mann stehend, der einen Bogen spannt, rechtshin: Eckhel
D. N. II, p. 309; Mionnet descr. II, 271, n. 112; Suppl. IV,
pl. 9, 2; ein anderes Exemplar mit sehr flüchtiger Schrift
und ΕΠ statt ΕΠΟΙΕΙ: Dumersan, descr. du cab. Allier p. 55.

ΝΙΚΑΝΔΡΟ,
ebenfalls auf einer Münze von Thurium, über welche J. Fried-
laender (Arch. Zeit. 1847, S. 117; vgl. T. VIII, n. 3) fol-
gendes bemerkt: „Behelmter Pallaskopf rechtshin, der Helm
ist mit der Scylla geschmückt, in der ausgestreckten linken
Hand hält sie ein Ruder, welches auf der linken Schulter
aufliegt, an ihrem Leibe sind die Hundeköpfe sichtbar. —
℞ Stossender Stier rechtshin, darüber ΘΟΥΡΙΩΝ, auf
einem Streifen, welcher die Base für den Stier bildet, steht
ΝΙΚΑΝΔΡΟ, über diesem Streifen eine Heuschrecke, unter
dem Streifen ein Fisch. — Die Aufschrift ΝΙΚΑΝΔΡΟ bricht
so ab, obgleich der Raum es nicht bedingt. Die Buchstaben
sind vollkommen erhalten; wäre noch ein Schlussbuch-
stabe dagewesen, so würden gewiss Spuren desselben sicht-
bar sein.... Molossos und Nikandros sind wohl gewiss
Künstlernamen, die Klarheit (Kleinheit?) der Buchstaben, die
Stelle, wo die Namen wenig in die Augen fallend stehen,
sprechen dafür. Ein anderer Grund, dass es Namen von
Künstlern, nicht von Magistraten sind, ist folgender: die
obersten Magistrate wechselten häufig; wenn sie das Recht
hatten, ihre Namen auf die Münzen zu setzen, so übten sie
es alle nach einander aus, es findet sich dann eine ganze
Reihe wechselnder Namen auf den Münzen einer Stadt.
Auf den Silbermünzen von Thurium sind aber nur die beiden
Namen Molossos und Nikandros ausgeschrieben, die Namen
der Magistrate dagegen nur durch Anfangsbuchstaben be-
zeichnet, welche jedoch an bedeutenderer Stelle, zum Beispiel
unter dem Stadtnamen stehen.“

[ΝΙ, ΝΚ.
Die Deutung dieser Inschriften syrakusanischer Münzen auf

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[435/0443] findet: nemlich auf der zu einem schmalen Streifen ver- stärkten Grundlinie, auf welcher sich der Stier bewegt. ΝΕΥΑΝΤΟΣ auf Münzen von Kydonia: weiblicher bekränzter Kopf, rechts- hin, dahinter: ΝΕΥΑΝΤ_Σ ΕΠ_ΕΙ; ℞ ΚΥΔΩΝ, nackter Mann stehend, der einen Bogen spannt, rechtshin: Eckhel D. N. II, p. 309; Mionnet descr. II, 271, n. 112; Suppl. IV, pl. 9, 2; ein anderes Exemplar mit sehr flüchtiger Schrift und ΕΠ statt ΕΠΟΙΕΙ: Dumersan, descr. du cab. Allier p. 55. ΝΙΚΑΝΔΡΟ, ebenfalls auf einer Münze von Thurium, über welche J. Fried- laender (Arch. Zeit. 1847, S. 117; vgl. T. VIII, n. 3) fol- gendes bemerkt: „Behelmter Pallaskopf rechtshin, der Helm ist mit der Scylla geschmückt, in der ausgestreckten linken Hand hält sie ein Ruder, welches auf der linken Schulter aufliegt, an ihrem Leibe sind die Hundeköpfe sichtbar. — ℞ Stossender Stier rechtshin, darüber ΘΟΥΡΙΩΝ, auf einem Streifen, welcher die Base für den Stier bildet, steht ΝΙΚΑΝΔΡΟ, über diesem Streifen eine Heuschrecke, unter dem Streifen ein Fisch. — Die Aufschrift ΝΙΚΑΝΔΡΟ bricht so ab, obgleich der Raum es nicht bedingt. Die Buchstaben sind vollkommen erhalten; wäre noch ein Schlussbuch- stabe dagewesen, so würden gewiss Spuren desselben sicht- bar sein.... Molossos und Nikandros sind wohl gewiss Künstlernamen, die Klarheit (Kleinheit?) der Buchstaben, die Stelle, wo die Namen wenig in die Augen fallend stehen, sprechen dafür. Ein anderer Grund, dass es Namen von Künstlern, nicht von Magistraten sind, ist folgender: die obersten Magistrate wechselten häufig; wenn sie das Recht hatten, ihre Namen auf die Münzen zu setzen, so übten sie es alle nach einander aus, es findet sich dann eine ganze Reihe wechselnder Namen auf den Münzen einer Stadt. Auf den Silbermünzen von Thurium sind aber nur die beiden Namen Molossos und Nikandros ausgeschrieben, die Namen der Magistrate dagegen nur durch Anfangsbuchstaben be- zeichnet, welche jedoch an bedeutenderer Stelle, zum Beispiel unter dem Stadtnamen stehen.“ [ΝΙ, ΝΚ. Die Deutung dieser Inschriften syrakusanischer Münzen auf

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/443>, abgerufen am 17.05.2024.