Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

Hydria auf dem Schoosse hält, in welche aus einem Löwen-
rachen Wasser fliesst; auf der Basis, welche ihr zum Sitze
dient, steht klein und ziemlich undeutlich AGE, ein Buch-
stabe unter dem andern: R. R. III, 29; vgl. Combe, Mus.
Brit. pl. IV, n. 2. Die Kleinheit und Verstecktheit der
Schrift macht allerdings die Beziehung auf einen Stempel-
schneider wahrscheinlich, während, von Raoul-Rochette ab-
weichend, früher Millingen (Anc. coins of gr. cit. p. 23) und
später Streber (Kstbl. 1832, S. 166) den Namen einer Quelle
Age oder Ale erkennen wollten. -- Denselben Namensanfang
glaubte Raoul-Rochette auf der Vorderseite einer Tetra-
drachme von Metapont hinter einem bärtigen behelmten
Kopfe zu erkennen (s. die Titelvignette zu s. Lettre a Luynes).
Allein auf einem Exemplar bei Luynes [Choix de med. ant.
pl. III, 5] ist ganz deutlich ARE zu lesen und ausserdem
haben die Buchstaben eine Grösse, wie sie wohl bei Magi-
strats-, nicht aber bei Künstlernamen gewöhnlich ist.

APOL, APOLLON,
auf Münzen von Metapont. Eine derselben, bei R. R. IV, 31,
hat auf der Rückseite die gewöhnliche Aehre und META,
auf der Vorderseite einen jugendlichen nicht epheu-, sondern
lorbeerbekränzten Kopf; die Buchstaben APOL finden sich ganz
klein auf dem Abschnitte des Halses. Hiermit ist eine andere
gleichfalls metapontinische Münze zu vergleichen: weiblicher
Kopf mit einem Epheukranze, rechtshin; unten am Abschnitt
des Halses POL (so, nicht APOL); . Aehre, rechts daneben
META: Arch. Zeit. 1847, t. 8, 5. Hierzu bemerkt J. Fried-
laender (S. 117--118), dass sich in der berliner Sammlung
auch ein Exemplar der bei R. Rochette abgebildeten Münze
finde, aber ebenfalls die Inschrift POL, nicht APOL zeige; es
möchte daher auch bei R. Rochette so zu lesen sein. Diese
Vermuthung als ganz sicher hinzustellen hindere ihn nur
die Behauptung R. Rochette's (Lettre a Luynes, p. 37, 6),
vier Exemplare aus zwei Stempeln gesehen zu haben, so
dass also möglicher Weise ein Stempelschneider APOL ...
neben POL .. anzunehmen sei. -- Zweifelhafter erscheint
mir dagegen, ob wir es überhaupt mit einem solchen auf
Münzen von Tarent und Katana zu thun haben. Für die
erstere Stadt citirt R. Rochette einige Beispiele: Mus. Hunter,
t. 55, n. 20; 56, n. 3; Eckhel num. vet. t. 3, n. 3; wozu

Hydria auf dem Schoosse hält, in welche aus einem Löwen-
rachen Wasser fliesst; auf der Basis, welche ihr zum Sitze
dient, steht klein und ziemlich undeutlich ΑΓΗ, ein Buch-
stabe unter dem andern: R. R. III, 29; vgl. Combe, Mus.
Brit. pl. IV, n. 2. Die Kleinheit und Verstecktheit der
Schrift macht allerdings die Beziehung auf einen Stempel-
schneider wahrscheinlich, während, von Raoul-Rochette ab-
weichend, früher Millingen (Anc. coins of gr. cit. p. 23) und
später Streber (Kstbl. 1832, S. 166) den Namen einer Quelle
Ἀγὴ oder Ἄλη erkennen wollten. — Denselben Namensanfang
glaubte Raoul-Rochette auf der Vorderseite einer Tetra-
drachme von Metapont hinter einem bärtigen behelmten
Kopfe zu erkennen (s. die Titelvignette zu s. Lettre à Luynes).
Allein auf einem Exemplar bei Luynes [Choix de méd. ant.
pl. III, 5] ist ganz deutlich ΑΡΗ zu lesen und ausserdem
haben die Buchstaben eine Grösse, wie sie wohl bei Magi-
strats-, nicht aber bei Künstlernamen gewöhnlich ist.

ΑΠΟΛ, ΑΠΟΛΛΩΝ,
auf Münzen von Metapont. Eine derselben, bei R. R. IV, 31,
hat auf der Rückseite die gewöhnliche Aehre und ΜΕΤΑ,
auf der Vorderseite einen jugendlichen nicht epheu-, sondern
lorbeerbekränzten Kopf; die Buchstaben ΑΠΟΛ finden sich ganz
klein auf dem Abschnitte des Halses. Hiermit ist eine andere
gleichfalls metapontinische Münze zu vergleichen: weiblicher
Kopf mit einem Epheukranze, rechtshin; unten am Abschnitt
des Halses ΠΟΛ (so, nicht ΑΠΟΛ); ℞. Aehre, rechts daneben
ΜΕΤΑ: Arch. Zeit. 1847, t. 8, 5. Hierzu bemerkt J. Fried-
laender (S. 117—118), dass sich in der berliner Sammlung
auch ein Exemplar der bei R. Rochette abgebildeten Münze
finde, aber ebenfalls die Inschrift ΠΟΛ, nicht ΑΠΟΛ zeige; es
möchte daher auch bei R. Rochette so zu lesen sein. Diese
Vermuthung als ganz sicher hinzustellen hindere ihn nur
die Behauptung R. Rochette’s (Lettre à Luynes, p. 37, 6),
vier Exemplare aus zwei Stempeln gesehen zu haben, so
dass also möglicher Weise ein Stempelschneider ΑΠΟΛ …
neben ΠΟΛ .. anzunehmen sei. — Zweifelhafter erscheint
mir dagegen, ob wir es überhaupt mit einem solchen auf
Münzen von Tarent und Katana zu thun haben. Für die
erstere Stadt citirt R. Rochette einige Beispiele: Mus. Hunter,
t. 55, n. 20; 56, n. 3; Eckhel num. vet. t. 3, n. 3; wozu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0431" n="423"/>
Hydria auf dem Schoosse hält, in welche aus einem Löwen-<lb/>
rachen Wasser fliesst; auf der Basis, welche ihr zum Sitze<lb/>
dient, steht klein und ziemlich undeutlich &#x0391;&#x0393;&#x0397;, ein Buch-<lb/>
stabe unter dem andern: R. R. III, 29; vgl. Combe, Mus.<lb/>
Brit. pl. IV, n. 2. Die Kleinheit und Verstecktheit der<lb/>
Schrift macht allerdings die Beziehung auf einen Stempel-<lb/>
schneider wahrscheinlich, während, von Raoul-Rochette ab-<lb/>
weichend, früher Millingen (Anc. coins of gr. cit. p. 23) und<lb/>
später Streber (Kstbl. 1832, S. 166) den Namen einer Quelle<lb/>
&#x1F08;&#x03B3;&#x1F74; oder &#x1F0C;&#x03BB;&#x03B7; erkennen wollten. &#x2014; Denselben Namensanfang<lb/>
glaubte Raoul-Rochette auf der Vorderseite einer Tetra-<lb/>
drachme von Metapont hinter einem bärtigen behelmten<lb/>
Kopfe zu erkennen (s. die Titelvignette zu s. Lettre à Luynes).<lb/>
Allein auf einem Exemplar bei Luynes [Choix de méd. ant.<lb/>
pl. III, 5] ist ganz deutlich &#x0391;&#x03A1;&#x0397; zu lesen und ausserdem<lb/>
haben die Buchstaben eine Grösse, wie sie wohl bei Magi-<lb/>
strats-, nicht aber bei Künstlernamen gewöhnlich ist.</p><lb/>
          <p>&#x0391;&#x03A0;&#x039F;&#x039B;, &#x0391;&#x03A0;&#x039F;&#x039B;&#x039B;&#x03A9;&#x039D;,<lb/>
auf Münzen von Metapont. Eine derselben, bei R. R. IV, 31,<lb/>
hat auf der Rückseite die gewöhnliche Aehre und &#x039C;&#x0395;&#x03A4;&#x0391;,<lb/>
auf der Vorderseite einen jugendlichen nicht epheu-, sondern<lb/>
lorbeerbekränzten Kopf; die Buchstaben &#x0391;&#x03A0;&#x039F;&#x039B; finden sich ganz<lb/>
klein auf dem Abschnitte des Halses. Hiermit ist eine andere<lb/>
gleichfalls metapontinische Münze zu vergleichen: weiblicher<lb/>
Kopf mit einem Epheukranze, rechtshin; unten am Abschnitt<lb/>
des Halses &#x03A0;&#x039F;&#x039B; (so, nicht &#x0391;&#x03A0;&#x039F;&#x039B;); &#x211E;. Aehre, rechts daneben<lb/>
&#x039C;&#x0395;&#x03A4;&#x0391;: Arch. Zeit. 1847, t. 8, 5. Hierzu bemerkt J. Fried-<lb/>
laender (S. 117&#x2014;118), dass sich in der berliner Sammlung<lb/>
auch ein Exemplar der bei R. Rochette abgebildeten Münze<lb/>
finde, aber ebenfalls die Inschrift &#x03A0;&#x039F;&#x039B;, nicht &#x0391;&#x03A0;&#x039F;&#x039B; zeige; es<lb/>
möchte daher auch bei R. Rochette so zu lesen sein. Diese<lb/>
Vermuthung als ganz sicher hinzustellen hindere ihn nur<lb/>
die Behauptung R. Rochette&#x2019;s (Lettre à Luynes, p. 37, 6),<lb/>
vier Exemplare aus zwei Stempeln gesehen zu haben, so<lb/>
dass also möglicher Weise ein Stempelschneider &#x0391;&#x03A0;&#x039F;&#x039B; &#x2026;<lb/>
neben &#x03A0;&#x039F;&#x039B; .. anzunehmen sei. &#x2014; Zweifelhafter erscheint<lb/>
mir dagegen, ob wir es überhaupt mit einem solchen auf<lb/>
Münzen von Tarent und Katana zu thun haben. Für die<lb/>
erstere Stadt citirt R. Rochette einige Beispiele: Mus. Hunter,<lb/>
t. 55, n. 20; 56, n. 3; Eckhel num. vet. t. 3, n. 3; wozu<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[423/0431] Hydria auf dem Schoosse hält, in welche aus einem Löwen- rachen Wasser fliesst; auf der Basis, welche ihr zum Sitze dient, steht klein und ziemlich undeutlich ΑΓΗ, ein Buch- stabe unter dem andern: R. R. III, 29; vgl. Combe, Mus. Brit. pl. IV, n. 2. Die Kleinheit und Verstecktheit der Schrift macht allerdings die Beziehung auf einen Stempel- schneider wahrscheinlich, während, von Raoul-Rochette ab- weichend, früher Millingen (Anc. coins of gr. cit. p. 23) und später Streber (Kstbl. 1832, S. 166) den Namen einer Quelle Ἀγὴ oder Ἄλη erkennen wollten. — Denselben Namensanfang glaubte Raoul-Rochette auf der Vorderseite einer Tetra- drachme von Metapont hinter einem bärtigen behelmten Kopfe zu erkennen (s. die Titelvignette zu s. Lettre à Luynes). Allein auf einem Exemplar bei Luynes [Choix de méd. ant. pl. III, 5] ist ganz deutlich ΑΡΗ zu lesen und ausserdem haben die Buchstaben eine Grösse, wie sie wohl bei Magi- strats-, nicht aber bei Künstlernamen gewöhnlich ist. ΑΠΟΛ, ΑΠΟΛΛΩΝ, auf Münzen von Metapont. Eine derselben, bei R. R. IV, 31, hat auf der Rückseite die gewöhnliche Aehre und ΜΕΤΑ, auf der Vorderseite einen jugendlichen nicht epheu-, sondern lorbeerbekränzten Kopf; die Buchstaben ΑΠΟΛ finden sich ganz klein auf dem Abschnitte des Halses. Hiermit ist eine andere gleichfalls metapontinische Münze zu vergleichen: weiblicher Kopf mit einem Epheukranze, rechtshin; unten am Abschnitt des Halses ΠΟΛ (so, nicht ΑΠΟΛ); ℞. Aehre, rechts daneben ΜΕΤΑ: Arch. Zeit. 1847, t. 8, 5. Hierzu bemerkt J. Fried- laender (S. 117—118), dass sich in der berliner Sammlung auch ein Exemplar der bei R. Rochette abgebildeten Münze finde, aber ebenfalls die Inschrift ΠΟΛ, nicht ΑΠΟΛ zeige; es möchte daher auch bei R. Rochette so zu lesen sein. Diese Vermuthung als ganz sicher hinzustellen hindere ihn nur die Behauptung R. Rochette’s (Lettre à Luynes, p. 37, 6), vier Exemplare aus zwei Stempeln gesehen zu haben, so dass also möglicher Weise ein Stempelschneider ΑΠΟΛ … neben ΠΟΛ .. anzunehmen sei. — Zweifelhafter erscheint mir dagegen, ob wir es überhaupt mit einem solchen auf Münzen von Tarent und Katana zu thun haben. Für die erstere Stadt citirt R. Rochette einige Beispiele: Mus. Hunter, t. 55, n. 20; 56, n. 3; Eckhel num. vet. t. 3, n. 3; wozu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/431
Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/431>, abgerufen am 17.05.2024.