Der Gebrauch findet sich also ziemlich überall, wo stets oder zeitweilig griechische Kultur die Herrschaft aus- übte, am häufigsten, so weit bis jetzt unsere Kenntnisse reichen, in Sicilien und Grossgriechenland.
Indem so von vorn herein die gesammte römische Welt ausgeschlossen erscheint, werden wir zugleich auch auf ge- wisse Grenzen der Zeit hingewiesen. Die Münzen des Perseus und die des Seleukos IV scheinen die spätesten uns bekannten Beispiele von Stempelschneidernamen zu bieten; aber auch sie stehen ziemlich vereinzelt einer grossen Masse von Bei- spielen aus der besten Zeit der Kunst gegenüber. Wiederum ist aus der archaischen Periode kein einziger Name bekannt; ja fast nirgends finden sich auf Münzen mit Künstlernamen noch Spuren des voreuklidischen Alphabets: nur wenige von Syrakus bilden hiervon eine Ausnahme, und auch diese so, dass sie gerade auf der Grenze der Scheidung beider Alpha- bete stehen (s. u. Eumenou, Kimon); da nun auf autonomen Münzen dieser Stadt sich keine Magistrats-, geschweige denn Künstlernamen finden, so werden wir dadurch um so mehr etwa auf die Zeit des Tyrannen Dionysios I. geführt, auf welchen, wie auf die übrigen Tyrannen, diese Regel keine Anwendung erleidet (vgl. Leake in den Transactions of the r. soc. of liter. II. ser., vol. III, p. 359 sqq.; Luynes in der Rev. numism. 1843, p. 7 sq.). Eine genauere Zeitbestim- mung für alle einzelnen Fälle, so weit sie überhaupt möglich ist, muss den eigentlichen Numismatikern überlassen bleiben. Hier sei nur noch eine Bemerkung von Luynes (a. a. O.) angeführt, weil sie mehrere Fälle betrifft: Die Sitte, Köpfe in der Vorderansicht auf Münzen darzustellen, scheint von geringer Dauer gewesen zu sein. Solche Köpfe aber
Der Gebrauch findet sich also ziemlich überall, wo stets oder zeitweilig griechische Kultur die Herrschaft aus- übte, am häufigsten, so weit bis jetzt unsere Kenntnisse reichen, in Sicilien und Grossgriechenland.
Indem so von vorn herein die gesammte römische Welt ausgeschlossen erscheint, werden wir zugleich auch auf ge- wisse Grenzen der Zeit hingewiesen. Die Münzen des Perseus und die des Seleukos IV scheinen die spätesten uns bekannten Beispiele von Stempelschneidernamen zu bieten; aber auch sie stehen ziemlich vereinzelt einer grossen Masse von Bei- spielen aus der besten Zeit der Kunst gegenüber. Wiederum ist aus der archaischen Periode kein einziger Name bekannt; ja fast nirgends finden sich auf Münzen mit Künstlernamen noch Spuren des voreuklidischen Alphabets: nur wenige von Syrakus bilden hiervon eine Ausnahme, und auch diese so, dass sie gerade auf der Grenze der Scheidung beider Alpha- bete stehen (s. u. Εὐμήνου, Κίμων); da nun auf autonomen Münzen dieser Stadt sich keine Magistrats-, geschweige denn Künstlernamen finden, so werden wir dadurch um so mehr etwa auf die Zeit des Tyrannen Dionysios I. geführt, auf welchen, wie auf die übrigen Tyrannen, diese Regel keine Anwendung erleidet (vgl. Leake in den Transactions of the r. soc. of liter. II. ser., vol. III, p. 359 sqq.; Luynes in der Rev. numism. 1843, p. 7 sq.). Eine genauere Zeitbestim- mung für alle einzelnen Fälle, so weit sie überhaupt möglich ist, muss den eigentlichen Numismatikern überlassen bleiben. Hier sei nur noch eine Bemerkung von Luynes (a. a. O.) angeführt, weil sie mehrere Fälle betrifft: Die Sitte, Köpfe in der Vorderansicht auf Münzen darzustellen, scheint von geringer Dauer gewesen zu sein. Solche Köpfe aber
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[420/0428]
Syrakus: Εὐαινέτου; Εὐκλείδα; Εὐμήνου; Κίμων; Σωσω;
Σῶσις; Φϱυ(γιλλος).
Neapolis: Παϱμε.
Tarent: Σω.
Heraklea: Φιλ.
Metapont: Ἀπολ; (Πολ;) Ἀϱιστι; Ἀϱιστοξεν; Αὐγι.
Thurium: Μολοσσο (?), Νικανδϱο.
Velia: Ἡϱα; Κλευδώϱου; Φιλιστίων.
Rhegion: Ἱπποκϱάτης.
Terina: Ἀγη.
Der Gebrauch findet sich also ziemlich überall, wo
stets oder zeitweilig griechische Kultur die Herrschaft aus-
übte, am häufigsten, so weit bis jetzt unsere Kenntnisse
reichen, in Sicilien und Grossgriechenland.
Indem so von vorn herein die gesammte römische Welt
ausgeschlossen erscheint, werden wir zugleich auch auf ge-
wisse Grenzen der Zeit hingewiesen. Die Münzen des Perseus und
die des Seleukos IV scheinen die spätesten uns bekannten
Beispiele von Stempelschneidernamen zu bieten; aber auch
sie stehen ziemlich vereinzelt einer grossen Masse von Bei-
spielen aus der besten Zeit der Kunst gegenüber. Wiederum
ist aus der archaischen Periode kein einziger Name bekannt;
ja fast nirgends finden sich auf Münzen mit Künstlernamen
noch Spuren des voreuklidischen Alphabets: nur wenige von
Syrakus bilden hiervon eine Ausnahme, und auch diese so,
dass sie gerade auf der Grenze der Scheidung beider Alpha-
bete stehen (s. u. Εὐμήνου, Κίμων); da nun auf autonomen
Münzen dieser Stadt sich keine Magistrats-, geschweige
denn Künstlernamen finden, so werden wir dadurch um so
mehr etwa auf die Zeit des Tyrannen Dionysios I. geführt,
auf welchen, wie auf die übrigen Tyrannen, diese Regel
keine Anwendung erleidet (vgl. Leake in den Transactions
of the r. soc. of liter. II. ser., vol. III, p. 359 sqq.; Luynes
in der Rev. numism. 1843, p. 7 sq.). Eine genauere Zeitbestim-
mung für alle einzelnen Fälle, so weit sie überhaupt möglich
ist, muss den eigentlichen Numismatikern überlassen bleiben.
Hier sei nur noch eine Bemerkung von Luynes (a. a. O.)
angeführt, weil sie mehrere Fälle betrifft: Die Sitte, Köpfe
in der Vorderansicht auf Münzen darzustellen, scheint von
geringer Dauer gewesen zu sein. Solche Köpfe aber
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/428>, abgerufen am 22.12.2024.
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