Odysseus und Diomedes beim Raube des Palladion, welche, nur zwei Unzen schwer, einmal mit 10,000 Denaren, (1? Talenten) bezahlt worden war. Ausserdem aber spricht Plinius von einer ganzen Gattung von Darstellungen, durch welche sich Pytheas bekannt gemacht: fecit idem et cocos magiriscia appellatos parvolis potoriis. Wir haben es hier mit einem griechischen Kunstausdruck zu thun, welcher durch die Uebersetzung "Köche" nur mangelhaft wiederge- geben wird. Offenbar handelt es sich um recht eigentliche Genrebildchen in dem uns geläufigen Sinne des Wortes, und zwar, vielleicht weil sie zur Verzierung von Trinkge- fässen bestimmt waren, in einer absichtlichen Beschränkung auf Darstellung dessen, was auf Essen und Trinken Bezug hatte. Die Kunstrichtung des Pytheas entspricht also ziem- lich genau derjenigen, welche in der Malerei von den Grie- chen als Rhopographie bezeichnet wurde und besonders in den Werken des Peiraeikos ihre Ausbildung erhielt (vgl. S. 259). In anderer Beziehung lässt sich Pytheas passend mit Kallikrates und Myrmekides vergleichen: seine Arbeiten wa- ren nemlich von einer solchen Feinheit und Subtilität der Ausführung, dass sich nicht einmal Abdrücke davon nehmen liessen. So grosse Kunstfertigkeit sich also an ihnen zei- gen mochte, so werden wir doch nicht umhinkönnen, in Hin- blick auf die höheren Forderungen der Kunst und im Sinne der Griechen den Pytheas den mataiotekhnoi beizuzählen.
Skopas, s. Praxiteles.
Stratonikos, s. Th. I, S. 443.
Tauriskos, von Plinius 33, 156 unter den ausgezeichnetsten Caelatoren angeführt, wird an einer andern Stelle: 36, 33 von dem be- kannten Bildhauer aus Tralles ausdrücklich unterschieden.
Teukros. Am Schlusse der Aufzählung berühmter Caelatoren erwähnt Plinius 33, 157 noch, dass auch Teucer in dieser Kunst zu Ansehen gelangt sei. Durch die Bezeichnung crustarius ler- nen wir ihn als einen Künstler sogenannter Emblemata ken- nen: Relieffiguren, welche isolirt gearbeitet erst nach ihrer Vollendung auf Schalen, Becher u. s. w. aufgesetzt wurden.
Theodoros, s. Th. I, S. 35 flgd. und unter den Architekten.
Odysseus und Diomedes beim Raube des Palladion, welche, nur zwei Unzen schwer, einmal mit 10,000 Denaren, (1? Talenten) bezahlt worden war. Ausserdem aber spricht Plinius von einer ganzen Gattung von Darstellungen, durch welche sich Pytheas bekannt gemacht: fecit idem et cocos magiriscia appellatos parvolis potoriis. Wir haben es hier mit einem griechischen Kunstausdruck zu thun, welcher durch die Uebersetzung „Köche“ nur mangelhaft wiederge- geben wird. Offenbar handelt es sich um recht eigentliche Genrebildchen in dem uns geläufigen Sinne des Wortes, und zwar, vielleicht weil sie zur Verzierung von Trinkge- fässen bestimmt waren, in einer absichtlichen Beschränkung auf Darstellung dessen, was auf Essen und Trinken Bezug hatte. Die Kunstrichtung des Pytheas entspricht also ziem- lich genau derjenigen, welche in der Malerei von den Grie- chen als Rhopographie bezeichnet wurde und besonders in den Werken des Peiraeikos ihre Ausbildung erhielt (vgl. S. 259). In anderer Beziehung lässt sich Pytheas passend mit Kallikrates und Myrmekides vergleichen: seine Arbeiten wa- ren nemlich von einer solchen Feinheit und Subtilität der Ausführung, dass sich nicht einmal Abdrücke davon nehmen liessen. So grosse Kunstfertigkeit sich also an ihnen zei- gen mochte, so werden wir doch nicht umhinkönnen, in Hin- blick auf die höheren Forderungen der Kunst und im Sinne der Griechen den Pytheas den ματαιότεχνοι beizuzählen.
Skopas, s. Praxiteles.
Stratonikos, s. Th. I, S. 443.
Tauriskos, von Plinius 33, 156 unter den ausgezeichnetsten Caelatoren angeführt, wird an einer andern Stelle: 36, 33 von dem be- kannten Bildhauer aus Tralles ausdrücklich unterschieden.
Teukros. Am Schlusse der Aufzählung berühmter Caelatoren erwähnt Plinius 33, 157 noch, dass auch Teucer in dieser Kunst zu Ansehen gelangt sei. Durch die Bezeichnung crustarius ler- nen wir ihn als einen Künstler sogenannter Emblemata ken- nen: Relieffiguren, welche isolirt gearbeitet erst nach ihrer Vollendung auf Schalen, Becher u. s. w. aufgesetzt wurden.
Theodoros, s. Th. I, S. 35 flgd. und unter den Architekten.
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Odysseus und Diomedes beim Raube des Palladion, welche,
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durch die Uebersetzung „Köche“ nur mangelhaft wiederge-
geben wird. Offenbar handelt es sich um recht eigentliche
Genrebildchen in dem uns geläufigen Sinne des Wortes,
und zwar, vielleicht weil sie zur Verzierung von Trinkge-
fässen bestimmt waren, in einer absichtlichen Beschränkung
auf Darstellung dessen, was auf Essen und Trinken Bezug
hatte. Die Kunstrichtung des Pytheas entspricht also ziem-
lich genau derjenigen, welche in der Malerei von den Grie-
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den Werken des Peiraeikos ihre Ausbildung erhielt (vgl. S.
259). In anderer Beziehung lässt sich Pytheas passend mit
Kallikrates und Myrmekides vergleichen: seine Arbeiten wa-
ren nemlich von einer solchen Feinheit und Subtilität der
Ausführung, dass sich nicht einmal Abdrücke davon nehmen
liessen. So grosse Kunstfertigkeit sich also an ihnen zei-
gen mochte, so werden wir doch nicht umhinkönnen, in Hin-
blick auf die höheren Forderungen der Kunst und im Sinne
der Griechen den Pytheas den ματαιότεχνοι beizuzählen.
Skopas, s. Praxiteles.
Stratonikos, s. Th. I, S. 443.
Tauriskos,
von Plinius 33, 156 unter den ausgezeichnetsten Caelatoren
angeführt, wird an einer andern Stelle: 36, 33 von dem be-
kannten Bildhauer aus Tralles ausdrücklich unterschieden.
Teukros.
Am Schlusse der Aufzählung berühmter Caelatoren erwähnt
Plinius 33, 157 noch, dass auch Teucer in dieser Kunst zu
Ansehen gelangt sei. Durch die Bezeichnung crustarius ler-
nen wir ihn als einen Künstler sogenannter Emblemata ken-
nen: Relieffiguren, welche isolirt gearbeitet erst nach ihrer
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s. Th. I, S. 35 flgd. und unter den Architekten.
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/419>, abgerufen am 28.11.2024.
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