Conjecturalkritik so rathlos abgemüht hat, was ist natürlicher, als den Meister des Werks zu verstehen, das seiner Natur nach eine Zeit lang weltberühmt sein und den Namen des Urhebers mit berühmt machen musste?" Welcker im Rhein. Mus. N. F. VI, S. 399.
Valerius. Plinius bemerkt an der Stelle, wo er von dem Dache des von Agrippa erbauten Diribitorium spricht (36, 102), dass schon vor dieser Zeit Valerius, Architekt aus Ostia, bei den Spielen des Libo zu Rom ein Theater bedeckt habe. Welcher Libo hier gemeint sei, lässt sich nicht bestimmt entscheiden: vielleicht L. Scribonius Libo, der Freund des Pompeius, Cicero und Varro.
Varro. Sofern von den in dieses Verzeichniss aufgenommenen Schrift- stellern über Architektur einige nicht selbst Architekten ge- wesen sein dürften, mag auch Terentius Varro hier aufge- führt werden wegen seines Buches über Architektur, wel- ches einen Theil der novem disciplinae bildete: Vitr. VII, praef. 14.
Vitruvius, der Verfasser der noch erhaltenen zehn Bücher über Archi- tektur. Ob und wie weit die Zweifel an der Echtheit der- selben begründet sein mögen, ist natürlich hier nicht der Ort zu untersuchen, wo nur über sein Leben zu handeln ist, soweit seine Schriften darüber Auskunft geben. Praenomen und Cognomen des Vitruv wird in den meisten und ältesten Handschriften gar nicht angegeben. In den spätern schwankt das Praenomen zwischen M., C. und L., so dass eine Ent- scheidung nicht wohl möglich ist. Als Cognomen findet sich einigemal Cerdo: doch mag dasselbe daher entstanden sein, dass man die veroneser Inschrift eines Architekten L. Vitruvius Cerdo (s. u.) kannte und auf unsern Schrift- steller übertrug, der aller Wahrscheinlichkeit nach Pollio hiess. Zwar bieten dieses Cognomen ausser den ältesten Ausgaben auch nur einige junge Handschriften; aber da er dasselbe in dem Compendium architecturae führt, von wel- chem wir eine Handschrift aus dem 8.--9. Jahrhundert be- sitzen, so darf es wohl als hinlänglich gesichert betrachtet werden. Dagegen mögen wir die Bezeichnung von Verona
Conjecturalkritik so rathlos abgemüht hat, was ist natürlicher, als den Meister des Werks zu verstehen, das seiner Natur nach eine Zeit lang weltberühmt sein und den Namen des Urhebers mit berühmt machen musste?“ Welcker im Rhein. Mus. N. F. VI, S. 399.
Valerius. Plinius bemerkt an der Stelle, wo er von dem Dache des von Agrippa erbauten Diribitorium spricht (36, 102), dass schon vor dieser Zeit Valerius, Architekt aus Ostia, bei den Spielen des Libo zu Rom ein Theater bedeckt habe. Welcher Libo hier gemeint sei, lässt sich nicht bestimmt entscheiden: vielleicht L. Scribonius Libo, der Freund des Pompeius, Cicero und Varro.
Varro. Sofern von den in dieses Verzeichniss aufgenommenen Schrift- stellern über Architektur einige nicht selbst Architekten ge- wesen sein dürften, mag auch Terentius Varro hier aufge- führt werden wegen seines Buches über Architektur, wel- ches einen Theil der novem disciplinae bildete: Vitr. VII, praef. 14.
Vitruvius, der Verfasser der noch erhaltenen zehn Bücher über Archi- tektur. Ob und wie weit die Zweifel an der Echtheit der- selben begründet sein mögen, ist natürlich hier nicht der Ort zu untersuchen, wo nur über sein Leben zu handeln ist, soweit seine Schriften darüber Auskunft geben. Praenomen und Cognomen des Vitruv wird in den meisten und ältesten Handschriften gar nicht angegeben. In den spätern schwankt das Praenomen zwischen M., C. und L., so dass eine Ent- scheidung nicht wohl möglich ist. Als Cognomen findet sich einigemal Cerdo: doch mag dasselbe daher entstanden sein, dass man die veroneser Inschrift eines Architekten L. Vitruvius Cerdo (s. u.) kannte und auf unsern Schrift- steller übertrug, der aller Wahrscheinlichkeit nach Pollio hiess. Zwar bieten dieses Cognomen ausser den ältesten Ausgaben auch nur einige junge Handschriften; aber da er dasselbe in dem Compendium architecturae führt, von wel- chem wir eine Handschrift aus dem 8.—9. Jahrhundert be- sitzen, so darf es wohl als hinlänglich gesichert betrachtet werden. Dagegen mögen wir die Bezeichnung von Verona
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0399"n="391"/>
Conjecturalkritik so rathlos abgemüht hat, was ist natürlicher,<lb/>
als den Meister des Werks zu verstehen, das seiner Natur<lb/>
nach eine Zeit lang weltberühmt sein und den Namen des<lb/>
Urhebers mit berühmt machen musste?“ Welcker im Rhein.<lb/>
Mus. N. F. VI, S. 399.</p><lb/><p><hirendition="#g">Valerius</hi>.<lb/>
Plinius bemerkt an der Stelle, wo er von dem Dache des<lb/>
von Agrippa erbauten Diribitorium spricht (36, 102), dass<lb/>
schon vor dieser Zeit Valerius, Architekt aus Ostia, bei den<lb/>
Spielen des Libo zu Rom ein Theater bedeckt habe. Welcher<lb/>
Libo hier gemeint sei, lässt sich nicht bestimmt entscheiden:<lb/>
vielleicht L. Scribonius Libo, der Freund des Pompeius,<lb/>
Cicero und Varro.</p><lb/><p><hirendition="#g">Varro</hi>.<lb/>
Sofern von den in dieses Verzeichniss aufgenommenen Schrift-<lb/>
stellern über Architektur einige nicht selbst Architekten ge-<lb/>
wesen sein dürften, mag auch Terentius Varro hier aufge-<lb/>
führt werden wegen seines Buches über Architektur, wel-<lb/>
ches einen Theil der novem disciplinae bildete: Vitr. VII,<lb/>
praef. 14.</p><lb/><p><hirendition="#g">Vitruvius</hi>,<lb/>
der Verfasser der noch erhaltenen zehn Bücher über Archi-<lb/>
tektur. Ob und wie weit die Zweifel an der Echtheit der-<lb/>
selben begründet sein mögen, ist natürlich hier nicht der<lb/>
Ort zu untersuchen, wo nur über sein Leben zu handeln ist,<lb/>
soweit seine Schriften darüber Auskunft geben. Praenomen<lb/>
und Cognomen des Vitruv wird in den meisten und ältesten<lb/>
Handschriften gar nicht angegeben. In den spätern schwankt<lb/>
das Praenomen zwischen M., C. und L., so dass eine Ent-<lb/>
scheidung nicht wohl möglich ist. Als Cognomen findet<lb/>
sich einigemal Cerdo: doch mag dasselbe daher entstanden<lb/>
sein, dass man die veroneser Inschrift eines Architekten<lb/>
L. Vitruvius Cerdo (s. u.) kannte und auf unsern Schrift-<lb/>
steller übertrug, der aller Wahrscheinlichkeit nach Pollio<lb/>
hiess. Zwar bieten dieses Cognomen ausser den ältesten<lb/>
Ausgaben auch nur einige junge Handschriften; aber da er<lb/>
dasselbe in dem Compendium architecturae führt, von wel-<lb/>
chem wir eine Handschrift aus dem 8.—9. Jahrhundert be-<lb/>
sitzen, so darf es wohl als hinlänglich gesichert betrachtet<lb/>
werden. Dagegen mögen wir die Bezeichnung von Verona<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[391/0399]
Conjecturalkritik so rathlos abgemüht hat, was ist natürlicher,
als den Meister des Werks zu verstehen, das seiner Natur
nach eine Zeit lang weltberühmt sein und den Namen des
Urhebers mit berühmt machen musste?“ Welcker im Rhein.
Mus. N. F. VI, S. 399.
Valerius.
Plinius bemerkt an der Stelle, wo er von dem Dache des
von Agrippa erbauten Diribitorium spricht (36, 102), dass
schon vor dieser Zeit Valerius, Architekt aus Ostia, bei den
Spielen des Libo zu Rom ein Theater bedeckt habe. Welcher
Libo hier gemeint sei, lässt sich nicht bestimmt entscheiden:
vielleicht L. Scribonius Libo, der Freund des Pompeius,
Cicero und Varro.
Varro.
Sofern von den in dieses Verzeichniss aufgenommenen Schrift-
stellern über Architektur einige nicht selbst Architekten ge-
wesen sein dürften, mag auch Terentius Varro hier aufge-
führt werden wegen seines Buches über Architektur, wel-
ches einen Theil der novem disciplinae bildete: Vitr. VII,
praef. 14.
Vitruvius,
der Verfasser der noch erhaltenen zehn Bücher über Archi-
tektur. Ob und wie weit die Zweifel an der Echtheit der-
selben begründet sein mögen, ist natürlich hier nicht der
Ort zu untersuchen, wo nur über sein Leben zu handeln ist,
soweit seine Schriften darüber Auskunft geben. Praenomen
und Cognomen des Vitruv wird in den meisten und ältesten
Handschriften gar nicht angegeben. In den spätern schwankt
das Praenomen zwischen M., C. und L., so dass eine Ent-
scheidung nicht wohl möglich ist. Als Cognomen findet
sich einigemal Cerdo: doch mag dasselbe daher entstanden
sein, dass man die veroneser Inschrift eines Architekten
L. Vitruvius Cerdo (s. u.) kannte und auf unsern Schrift-
steller übertrug, der aller Wahrscheinlichkeit nach Pollio
hiess. Zwar bieten dieses Cognomen ausser den ältesten
Ausgaben auch nur einige junge Handschriften; aber da er
dasselbe in dem Compendium architecturae führt, von wel-
chem wir eine Handschrift aus dem 8.—9. Jahrhundert be-
sitzen, so darf es wohl als hinlänglich gesichert betrachtet
werden. Dagegen mögen wir die Bezeichnung von Verona
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/399>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.