Eras to agalma poiesas, mathetes de Naukudous. Also weder der jüngere Kanachos heisst o Sikuonios, noch der jüngere Polyklet o Argeios, und beide werden von den bekannteren gleichnamigen älteren Künstlern noch ausdrücklich unter- schieden. Unter solchen Umständen ist es gewiss nicht zu übersehen, wenn Herodot I, 51 den von Krösos nach Delphi geschenkten Krater ein Werk Theodorou tou Samiou, Pausa- nias III, 12, 8 die Skias zu Sparta Theodorou tou Samiou poiema nennt, und Pausanias VIII, 14, 5 noch ausdrücklich den Erfinder des Erzgusses mit dem identificirt, der für Polykrates den Ring macht. Dieser aber heisst bei Pau- sanias sowohl ganz consequent, als auch bei Herodot III, 41 Sohn des Telekles, und beide kannten offenbar nur den einen Theodoros. Ward aber dieser Theodoros häufig neben Rhökos als dessen Genosse genannt, so dürfen wir uns nicht wun- dern, wenn unzuverlässigere Gewährsmänner ihn fälschlich als Sohn desselben anführen. Unzuverlässiger als Herodot und Pausanias darf man aber gewiss mit gutem Rechte so- wohl Diogenes Laertius nennen, welcher (II, 103) des Theo- doros mehr beiläufig gedenkt, als Diodor, welcher (I, 98) eine gewiss nicht in allen Punkten haltbare Erzählung von der in zwei Stücken gefertigten Statue des Apollo Pythaeos beibringt.
Aber, behauptet Urlichs weiter, "auch der künstlerische Charakter des zweiten Theodoros ist ein anderer. Wir kennen weder Bauten noch Erzwerke von ihm, sondern nur kostbare Arbeiten in edlen Metallen und Steinen von aus- gezeichneter Vollendung" (S. 24), nemlich den Ring des Polykrates, das silberne Mischgefäss zu Delphi, ein goldenes zu Susa, und ebendaselbst den goldenen Weinstock und die goldene Platane. "Wie sollen wir nun diesen Künstler des verfeinerten Luxus, diesen Benvenuto Cellini der kunstlieben- den Könige und Tyrannen, für den Altersgenossen jenes Rhökos halten, von dem Pausanias nur eine eherne Statue kennt, die er für älter und roher erklärt als ein Werk, das man in Amphissa für ein Stück aus der trojanischen Beute ausgab?" (S. 28). Hiergegen bemerke ich, dass die Be- wunderung des Alterthums, namentlich in Betreff jener hier besonders in Betracht kommenden Bäume, gewiss weit mehr durch die Kostbarkeit der Stoffe, als durch den Kunstwerth
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 25
Ηϱας τὸ ἄγαλμα ποιήσας, μαϑητὴς δέ Ναυκύδους. Also weder der jüngere Kanachos heisst ὁ Σικυώνιος, noch der jüngere Polyklet ὁ Ἀϱγεῖος, und beide werden von den bekannteren gleichnamigen älteren Künstlern noch ausdrücklich unter- schieden. Unter solchen Umständen ist es gewiss nicht zu übersehen, wenn Herodot I, 51 den von Krösos nach Delphi geschenkten Krater ein Werk Θεοδώϱου τοῦ Σαμίου, Pausa- nias III, 12, 8 die Skias zu Sparta Θεοδώϱου τοῦ Σαμίου ποίημα nennt, und Pausanias VIII, 14, 5 noch ausdrücklich den Erfinder des Erzgusses mit dem identificirt, der für Polykrates den Ring macht. Dieser aber heisst bei Pau- sanias sowohl ganz consequent, als auch bei Herodot III, 41 Sohn des Telekles, und beide kannten offenbar nur den einen Theodoros. Ward aber dieser Theodoros häufig neben Rhökos als dessen Genosse genannt, so dürfen wir uns nicht wun- dern, wenn unzuverlässigere Gewährsmänner ihn fälschlich als Sohn desselben anführen. Unzuverlässiger als Herodot und Pausanias darf man aber gewiss mit gutem Rechte so- wohl Diogenes Laertius nennen, welcher (II, 103) des Theo- doros mehr beiläufig gedenkt, als Diodor, welcher (I, 98) eine gewiss nicht in allen Punkten haltbare Erzählung von der in zwei Stücken gefertigten Statue des Apollo Pythaeos beibringt.
Aber, behauptet Urlichs weiter, „auch der künstlerische Charakter des zweiten Theodoros ist ein anderer. Wir kennen weder Bauten noch Erzwerke von ihm, sondern nur kostbare Arbeiten in edlen Metallen und Steinen von aus- gezeichneter Vollendung“ (S. 24), nemlich den Ring des Polykrates, das silberne Mischgefäss zu Delphi, ein goldenes zu Susa, und ebendaselbst den goldenen Weinstock und die goldene Platane. „Wie sollen wir nun diesen Künstler des verfeinerten Luxus, diesen Benvenuto Cellini der kunstlieben- den Könige und Tyrannen, für den Altersgenossen jenes Rhökos halten, von dem Pausanias nur eine eherne Statue kennt, die er für älter und roher erklärt als ein Werk, das man in Amphissa für ein Stück aus der trojanischen Beute ausgab?“ (S. 28). Hiergegen bemerke ich, dass die Be- wunderung des Alterthums, namentlich in Betreff jener hier besonders in Betracht kommenden Bäume, gewiss weit mehr durch die Kostbarkeit der Stoffe, als durch den Kunstwerth
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 25
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Ηϱας τὸ ἄγαλμα ποιήσας, μαϑητὴς δέ Ναυκύδους. Also weder
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Polyklet ὁ Ἀϱγεῖος, und beide werden von den bekannteren
gleichnamigen älteren Künstlern noch ausdrücklich unter-
schieden. Unter solchen Umständen ist es gewiss nicht zu
übersehen, wenn Herodot I, 51 den von Krösos nach Delphi
geschenkten Krater ein Werk Θεοδώϱου τοῦ Σαμίου, Pausa-
nias III, 12, 8 die Skias zu Sparta Θεοδώϱου τοῦ Σαμίου
ποίημα nennt, und Pausanias VIII, 14, 5 noch ausdrücklich
den Erfinder des Erzgusses mit dem identificirt, der für
Polykrates den Ring macht. Dieser aber heisst bei Pau-
sanias sowohl ganz consequent, als auch bei Herodot III, 41
Sohn des Telekles, und beide kannten offenbar nur den einen
Theodoros. Ward aber dieser Theodoros häufig neben Rhökos
als dessen Genosse genannt, so dürfen wir uns nicht wun-
dern, wenn unzuverlässigere Gewährsmänner ihn fälschlich
als Sohn desselben anführen. Unzuverlässiger als Herodot
und Pausanias darf man aber gewiss mit gutem Rechte so-
wohl Diogenes Laertius nennen, welcher (II, 103) des Theo-
doros mehr beiläufig gedenkt, als Diodor, welcher (I, 98)
eine gewiss nicht in allen Punkten haltbare Erzählung von
der in zwei Stücken gefertigten Statue des Apollo Pythaeos
beibringt.
Aber, behauptet Urlichs weiter, „auch der künstlerische
Charakter des zweiten Theodoros ist ein anderer. Wir
kennen weder Bauten noch Erzwerke von ihm, sondern nur
kostbare Arbeiten in edlen Metallen und Steinen von aus-
gezeichneter Vollendung“ (S. 24), nemlich den Ring des
Polykrates, das silberne Mischgefäss zu Delphi, ein goldenes
zu Susa, und ebendaselbst den goldenen Weinstock und die
goldene Platane. „Wie sollen wir nun diesen Künstler des
verfeinerten Luxus, diesen Benvenuto Cellini der kunstlieben-
den Könige und Tyrannen, für den Altersgenossen jenes
Rhökos halten, von dem Pausanias nur eine eherne Statue
kennt, die er für älter und roher erklärt als ein Werk, das
man in Amphissa für ein Stück aus der trojanischen Beute
ausgab?“ (S. 28). Hiergegen bemerke ich, dass die Be-
wunderung des Alterthums, namentlich in Betreff jener hier
besonders in Betracht kommenden Bäume, gewiss weit mehr
durch die Kostbarkeit der Stoffe, als durch den Kunstwerth
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 25
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/393>, abgerufen am 22.12.2024.
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