für das Alter des Tempels. Wann dieser vollendet, wird eben so wenig berichtet, als wann er begonnen worden; und dies ist der Grund, weshalb ich die Nachrichten über ihn bei den chronologischen Erörterungen unberücksichtigt gelassen habe.
Das zweite wichtige Bauwerk, welches hier in Betracht kommt, ist der Tempel der Artemis zu Ephesos. Theodoros ertheilt seinen Rath bei der Zubereitung der Fundamente; den eigentlichen Bau leiten Chersiphron, sodann dessen Sohn Metagenes, endlich Demetrios und Paeonios. Vollendet aber wurde der ganze Bau nach Plinius (36, 95) in hundert und zwanzig Jahren. Lässt sich also das Ende bestimmen, so ergiebt sich der Beginn von selbst. Paeonios nun ist in Gemeinschaft mit Daphnis der Architekt des Didymaeon bei Milet, über dessen Schicksale uns mannigfache Nachrichten erhalten sind. Aus ihnen glaubt Urlichs folgende Schlüsse ziehen zu dürfen: Paeonios wird nach der Befreiung Ioniens, etwa Ol. 76, mit dem Bau des Didymäon beauftragt, nach- dem er durch seine Thätigkeit am Tempel der ephesischen Artemis seinen Ruf begründet. Dieser war also vor Ol. 76 fertig. Nehmen wir Ol. 70 bis 72 für die Zeit seiner Voll- endung und rechnen wir 120 Jahre zurück, so ergiebt sich etwa Ol. 40 -- 42 als der Zeitpunkt, da Theodoros den Grund legte: (S. 9).
Für die vorliegende Erörterung ist es unerheblich zu entscheiden, ob der alte Tempel des didymäischen Apollo einmal unter Darius Hystaspis (Herod. VI, 19) oder noch ein zweites Mal unter Xerxes (Strabo XIV, 634 und Suidas s. v. Bragkhidai) verheert und geplündert wurde. Die Wieder- herstellung durch die genannten Architekten begann sicher- lich, wie Urlichs ebenfalls annimmt, nicht vor der Vertrei- bung der Perser, also nicht vor der Schlacht bei Mykale Ol. 75, 2. Sehen wir aber, wie z. B. Athen, welches doch nach der Schlacht bei Plataeae weit weniger als Milet durch die Nähe der Perser bedroht war, doch nicht sofort zu grossen Tem- pelbauten schritt, so dürfen wir wohl für Milet dasselbe an- nehmen, dessen Freiheit erst etwa durch die Schlacht am Eury- medon, also nicht vor der 78sten Olympiade gesichert war. Ja, wenn wir bei Herodot (I, 157) lesen: en gar autothi (en Bragkhi- desi) manteion ek palaiou idrumenon, to Iones te pantes kai Aiolees
für das Alter des Tempels. Wann dieser vollendet, wird eben so wenig berichtet, als wann er begonnen worden; und dies ist der Grund, weshalb ich die Nachrichten über ihn bei den chronologischen Erörterungen unberücksichtigt gelassen habe.
Das zweite wichtige Bauwerk, welches hier in Betracht kommt, ist der Tempel der Artemis zu Ephesos. Theodoros ertheilt seinen Rath bei der Zubereitung der Fundamente; den eigentlichen Bau leiten Chersiphron, sodann dessen Sohn Metagenes, endlich Demetrios und Paeonios. Vollendet aber wurde der ganze Bau nach Plinius (36, 95) in hundert und zwanzig Jahren. Lässt sich also das Ende bestimmen, so ergiebt sich der Beginn von selbst. Paeonios nun ist in Gemeinschaft mit Daphnis der Architekt des Didymaeon bei Milet, über dessen Schicksale uns mannigfache Nachrichten erhalten sind. Aus ihnen glaubt Urlichs folgende Schlüsse ziehen zu dürfen: Paeonios wird nach der Befreiung Ioniens, etwa Ol. 76, mit dem Bau des Didymäon beauftragt, nach- dem er durch seine Thätigkeit am Tempel der ephesischen Artemis seinen Ruf begründet. Dieser war also vor Ol. 76 fertig. Nehmen wir Ol. 70 bis 72 für die Zeit seiner Voll- endung und rechnen wir 120 Jahre zurück, so ergiebt sich etwa Ol. 40 — 42 als der Zeitpunkt, da Theodoros den Grund legte: (S. 9).
Für die vorliegende Erörterung ist es unerheblich zu entscheiden, ob der alte Tempel des didymäischen Apollo einmal unter Darius Hystaspis (Herod. VI, 19) oder noch ein zweites Mal unter Xerxes (Strabo XIV, 634 und Suidas s. v. Βϱαγχίδαι) verheert und geplündert wurde. Die Wieder- herstellung durch die genannten Architekten begann sicher- lich, wie Urlichs ebenfalls annimmt, nicht vor der Vertrei- bung der Perser, also nicht vor der Schlacht bei Mykale Ol. 75, 2. Sehen wir aber, wie z. B. Athen, welches doch nach der Schlacht bei Plataeae weit weniger als Milet durch die Nähe der Perser bedroht war, doch nicht sofort zu grossen Tem- pelbauten schritt, so dürfen wir wohl für Milet dasselbe an- nehmen, dessen Freiheit erst etwa durch die Schlacht am Eury- medon, also nicht vor der 78sten Olympiade gesichert war. Ja, wenn wir bei Herodot (I, 157) lesen: ἦν γὰϱ αὐτόϑι (ἐν Βϱαγχί- δῃσι) μαντήϊον ἐκ παλαιοῦ ἱδϱυμένον, τῷ Ἴωνές τε πάντες καὶ Αιόλεες
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für das Alter des Tempels. Wann dieser vollendet, wird
eben so wenig berichtet, als wann er begonnen worden;
und dies ist der Grund, weshalb ich die Nachrichten über
ihn bei den chronologischen Erörterungen unberücksichtigt
gelassen habe.
Das zweite wichtige Bauwerk, welches hier in Betracht
kommt, ist der Tempel der Artemis zu Ephesos. Theodoros
ertheilt seinen Rath bei der Zubereitung der Fundamente;
den eigentlichen Bau leiten Chersiphron, sodann dessen Sohn
Metagenes, endlich Demetrios und Paeonios. Vollendet aber
wurde der ganze Bau nach Plinius (36, 95) in hundert und
zwanzig Jahren. Lässt sich also das Ende bestimmen, so
ergiebt sich der Beginn von selbst. Paeonios nun ist in
Gemeinschaft mit Daphnis der Architekt des Didymaeon bei
Milet, über dessen Schicksale uns mannigfache Nachrichten
erhalten sind. Aus ihnen glaubt Urlichs folgende Schlüsse
ziehen zu dürfen: Paeonios wird nach der Befreiung Ioniens,
etwa Ol. 76, mit dem Bau des Didymäon beauftragt, nach-
dem er durch seine Thätigkeit am Tempel der ephesischen
Artemis seinen Ruf begründet. Dieser war also vor Ol. 76
fertig. Nehmen wir Ol. 70 bis 72 für die Zeit seiner Voll-
endung und rechnen wir 120 Jahre zurück, so ergiebt sich
etwa Ol. 40 — 42 als der Zeitpunkt, da Theodoros den
Grund legte: (S. 9).
Für die vorliegende Erörterung ist es unerheblich zu
entscheiden, ob der alte Tempel des didymäischen Apollo
einmal unter Darius Hystaspis (Herod. VI, 19) oder noch
ein zweites Mal unter Xerxes (Strabo XIV, 634 und Suidas
s. v. Βϱαγχίδαι) verheert und geplündert wurde. Die Wieder-
herstellung durch die genannten Architekten begann sicher-
lich, wie Urlichs ebenfalls annimmt, nicht vor der Vertrei-
bung der Perser, also nicht vor der Schlacht bei Mykale
Ol. 75, 2. Sehen wir aber, wie z. B. Athen, welches doch
nach der Schlacht bei Plataeae weit weniger als Milet durch die
Nähe der Perser bedroht war, doch nicht sofort zu grossen Tem-
pelbauten schritt, so dürfen wir wohl für Milet dasselbe an-
nehmen, dessen Freiheit erst etwa durch die Schlacht am Eury-
medon, also nicht vor der 78sten Olympiade gesichert war. Ja,
wenn wir bei Herodot (I, 157) lesen: ἦν γὰϱ αὐτόϑι (ἐν Βϱαγχί-
δῃσι) μαντήϊον ἐκ παλαιοῦ ἱδϱυμένον, τῷ Ἴωνές τε πάντες καὶ Αιόλεες
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/390>, abgerufen am 22.12.2024.
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