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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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sich auch eine Erwähnung bei Pollux (X, 188): en goun te
tou neo poiesei, en e Philon e Theodoros (al. Apollodoros) sune-
theke, gegraptai, kundalous de ekheto zugon ekaston. Sein Ruhm
gründet sich aber auf den Bau des Arsenals (oplotheke, ar-
mamentarium). Er selbst hatte in beredter Rede dem Volke
die Vortheile der Anlage dargelegt und es dadurch erst zur
Ausführung derselben bestimmt: Cic. de or. I, 14; Valer.
Max. VIII, 12, 2; Philodem. de rhetor. col. XII. Dieses be-
wundernswerthe Werk war zur Aufnahme von mehreren
hundert Schiffen eingerichtet. Plinius (7, 125) spricht sogar
von tausend; Strabo (IX, 395) giebt vierhundert an. Die
Zeit der Erbauung, und somit auch die des Künstlers, über
welche Sillig ungewiss ist, lässt sich noch ziemlich fest be-
stimmen. Zuerst berichtet nemlich Vitruv (VII, praef. 17),
dass zur Zeit des Demetrios Phalereus Philon an das Teles-
terion zu Eleusis (s. Iktinos und Koroebos) eine Vorhalle
angebaut, und dadurch nicht nur für die Bequemlichkeit der
Eingeweihten gesorgt, sondern auch das Ansehen des Ge-
bäudes bedeutend gehoben habe. Die politische Wirksam-
keit des Demetrios aber fällt in die 114te bis 118te Olym-
piade. Speciell auf den Bau des Arsenals bezieht sich eine
andere Nachricht bei Plutarch (Vitt. X. Orat. Lycurg. p.
841 D), der zufolge Lykurg während seiner Finanzverwal-
tung, also um Ol. 110 -- 112, dasselbe vollenden liess: emi-
erga paralabon tous te neosoikous kai ten skeuotheken ... exeirga-
sato kai epetelese. Sonach ist Philon ein Zeitgenosse Alexan-
ders, welchen er jedoch um eine Reihe von Jahren über-
lebte. Sein Werk bestand nicht viel länger als zwei Jahr-
hunderte: Sulla verbrannte 86 v. Chr. mit andern Gebäuden
des Peiräeus auch das Arsenal: Appian, bell. Mithr. 41;
Plut. Sulla 14. -- Aus diesen Erörterungen ergiebt sich nun
von selbst, dass Philo aus Byzanz, welcher etwa 150 v. Chr.
lebte und mehrere zum Theil noch erhaltene Bücher über
Mechanik und Kriegsmaschinen schrieb, nicht mit dem von
Ausonius als Cecropius, also als Athener bezeichneten Er-
bauer des Arsenals verwechselt werden darf.

Sex. Pompeius Agasius.
Die Inschrift, welche von ihm handelt (Grut. 623, 3), ist in
der Form, wie sie uns vorliegt, zu verdächtig, als dass es
gestattet wäre, auf sie weitere Folgerungen zu bauen.

sich auch eine Erwähnung bei Pollux (X, 188): ἐν γοῦν τῆ
τοῦ νεὼ ποιήσει, ἣν ἢ Φίλων ἢ Θεόδωϱος (al. Ἀπολλόδωϱος) συνέ-
ϑηκε, γέγϱαπται, κυνδάλους δὲ ἐχέτω ζυγὸν ἕκαστον. Sein Ruhm
gründet sich aber auf den Bau des Arsenals (ὁπλοϑήκη, ar-
mamentarium). Er selbst hatte in beredter Rede dem Volke
die Vortheile der Anlage dargelegt und es dadurch erst zur
Ausführung derselben bestimmt: Cic. de or. I, 14; Valer.
Max. VIII, 12, 2; Philodem. de rhetor. col. XII. Dieses be-
wundernswerthe Werk war zur Aufnahme von mehreren
hundert Schiffen eingerichtet. Plinius (7, 125) spricht sogar
von tausend; Strabo (IX, 395) giebt vierhundert an. Die
Zeit der Erbauung, und somit auch die des Künstlers, über
welche Sillig ungewiss ist, lässt sich noch ziemlich fest be-
stimmen. Zuerst berichtet nemlich Vitruv (VII, praef. 17),
dass zur Zeit des Demetrios Phalereus Philon an das Teles-
terion zu Eleusis (s. Iktinos und Koroebos) eine Vorhalle
angebaut, und dadurch nicht nur für die Bequemlichkeit der
Eingeweihten gesorgt, sondern auch das Ansehen des Ge-
bäudes bedeutend gehoben habe. Die politische Wirksam-
keit des Demetrios aber fällt in die 114te bis 118te Olym-
piade. Speciell auf den Bau des Arsenals bezieht sich eine
andere Nachricht bei Plutarch (Vitt. X. Orat. Lycurg. p.
841 D), der zufolge Lykurg während seiner Finanzverwal-
tung, also um Ol. 110 — 112, dasselbe vollenden liess: ἡμί-
εϱγα παϱαλαβὼν τούς τε νεωσοίκους καὶ τὴν σκευοϑήκην … ἐξειϱγά-
σατο καὶ ἐπετέλεσε. Sonach ist Philon ein Zeitgenosse Alexan-
ders, welchen er jedoch um eine Reihe von Jahren über-
lebte. Sein Werk bestand nicht viel länger als zwei Jahr-
hunderte: Sulla verbrannte 86 v. Chr. mit andern Gebäuden
des Peiräeus auch das Arsenal: Appian, bell. Mithr. 41;
Plut. Sulla 14. — Aus diesen Erörterungen ergiebt sich nun
von selbst, dass Philo aus Byzanz, welcher etwa 150 v. Chr.
lebte und mehrere zum Theil noch erhaltene Bücher über
Mechanik und Kriegsmaschinen schrieb, nicht mit dem von
Ausonius als Cecropius, also als Athener bezeichneten Er-
bauer des Arsenals verwechselt werden darf.

Sex. Pompeius Agasius.
Die Inschrift, welche von ihm handelt (Grut. 623, 3), ist in
der Form, wie sie uns vorliegt, zu verdächtig, als dass es
gestattet wäre, auf sie weitere Folgerungen zu bauen.

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[375/0383] sich auch eine Erwähnung bei Pollux (X, 188): ἐν γοῦν τῆ τοῦ νεὼ ποιήσει, ἣν ἢ Φίλων ἢ Θεόδωϱος (al. Ἀπολλόδωϱος) συνέ- ϑηκε, γέγϱαπται, κυνδάλους δὲ ἐχέτω ζυγὸν ἕκαστον. Sein Ruhm gründet sich aber auf den Bau des Arsenals (ὁπλοϑήκη, ar- mamentarium). Er selbst hatte in beredter Rede dem Volke die Vortheile der Anlage dargelegt und es dadurch erst zur Ausführung derselben bestimmt: Cic. de or. I, 14; Valer. Max. VIII, 12, 2; Philodem. de rhetor. col. XII. Dieses be- wundernswerthe Werk war zur Aufnahme von mehreren hundert Schiffen eingerichtet. Plinius (7, 125) spricht sogar von tausend; Strabo (IX, 395) giebt vierhundert an. Die Zeit der Erbauung, und somit auch die des Künstlers, über welche Sillig ungewiss ist, lässt sich noch ziemlich fest be- stimmen. Zuerst berichtet nemlich Vitruv (VII, praef. 17), dass zur Zeit des Demetrios Phalereus Philon an das Teles- terion zu Eleusis (s. Iktinos und Koroebos) eine Vorhalle angebaut, und dadurch nicht nur für die Bequemlichkeit der Eingeweihten gesorgt, sondern auch das Ansehen des Ge- bäudes bedeutend gehoben habe. Die politische Wirksam- keit des Demetrios aber fällt in die 114te bis 118te Olym- piade. Speciell auf den Bau des Arsenals bezieht sich eine andere Nachricht bei Plutarch (Vitt. X. Orat. Lycurg. p. 841 D), der zufolge Lykurg während seiner Finanzverwal- tung, also um Ol. 110 — 112, dasselbe vollenden liess: ἡμί- εϱγα παϱαλαβὼν τούς τε νεωσοίκους καὶ τὴν σκευοϑήκην … ἐξειϱγά- σατο καὶ ἐπετέλεσε. Sonach ist Philon ein Zeitgenosse Alexan- ders, welchen er jedoch um eine Reihe von Jahren über- lebte. Sein Werk bestand nicht viel länger als zwei Jahr- hunderte: Sulla verbrannte 86 v. Chr. mit andern Gebäuden des Peiräeus auch das Arsenal: Appian, bell. Mithr. 41; Plut. Sulla 14. — Aus diesen Erörterungen ergiebt sich nun von selbst, dass Philo aus Byzanz, welcher etwa 150 v. Chr. lebte und mehrere zum Theil noch erhaltene Bücher über Mechanik und Kriegsmaschinen schrieb, nicht mit dem von Ausonius als Cecropius, also als Athener bezeichneten Er- bauer des Arsenals verwechselt werden darf. Sex. Pompeius Agasius. Die Inschrift, welche von ihm handelt (Grut. 623, 3), ist in der Form, wie sie uns vorliegt, zu verdächtig, als dass es gestattet wäre, auf sie weitere Folgerungen zu bauen.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/383>, abgerufen am 12.05.2024.