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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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2, 6. Ueber die kritische Beschaffenheit der Worte Vitruv's
vgl. unter Hermogenes. Die Zeit des Künstlers lässt sich
nicht bestimmen.

Mersis.
Letronne (Inscr. de l'Eg. I, p. 428) erwähnt eine bei Cosseir
gefundene Inschrift, in welcher ein Architekt Mersis ge-
nannt werde.

Messalinos.
Laut einer metrischen Inschrift über einem Bogen des Thea-
ters zu Ephesos war dasselbe (wohl in später römischer
Zeit) von Messalinos reparirt worden: C. J. gr. 2976. Hier-
mit zu vergleichen ist die Erwähnung bei Huschke (Anall.
crit. p. 271): Eis kamaran. Messalinoio gonos tode theskelon
ektise toxon.

Metagenes I, s. Chersiphron.

Metagenes II, s. Koroebos.

Metiochos.
Zu Athen gab es einen Gerichtshof, Meticheion nach seinem
Begründer Metiochos genannt, der für einen Architekten oder
für einen Rhetor oder für beides zugleich erklärt wird:
Pollux VIII, 10, 121; Phot. lex. s. v. Metiokhos; Bekk. anecd.
I, p. 303; vgl. Hesych. s. v. Metikhou temenos und Proverb.
Append. 94, p. 434 ed. Schneidewin. Nun lernen wir aus
Plutarch (reip. ger. praec. p. 811 E.) einen Metiochos als ei-
nen der Genossen des Perikles kennen, welcher dadurch
den Spott und die Angriffe der Dichter gegen sich hervor-
ruft, dass er gestützt auf die Protection des Perikles alle
möglichen Aemter und Verwaltungsstellen in seiner Hand zu
vereinigen weiss:
Metiokhos men [gar] strategei, Metiokhos de tas odous,
Metiokhos d artous epopta, Metiokhos de talphita,
Metiokho de panta keitai, Metiokhos doimoxetai.

(Wahrscheinlich von Hermippos: Fritzsche de sort. iudic. ap.
Ath. p. 81; Bergk reliq. com. att. p. 12, 18). Bei einem
Manne von solchem Charakter erscheint es durchaus be-
greiflich, dass er, auch ohne Architekt von Fach zu sein,
doch Bauunternehmer wird. Welchen Umfang übrigens die
Baulichkeiten der als Temenos bezeichneten Anlage hatten,
sind wir zu bestimmen ausser Stande.

2, 6. Ueber die kritische Beschaffenheit der Worte Vitruv’s
vgl. unter Hermogenes. Die Zeit des Künstlers lässt sich
nicht bestimmen.

Mersis.
Letronne (Inscr. de l’Eg. I, p. 428) erwähnt eine bei Cosseïr
gefundene Inschrift, in welcher ein Architekt Mersis ge-
nannt werde.

Messalinos.
Laut einer metrischen Inschrift über einem Bogen des Thea-
ters zu Ephesos war dasselbe (wohl in später römischer
Zeit) von Messalinos reparirt worden: C. J. gr. 2976. Hier-
mit zu vergleichen ist die Erwähnung bei Huschke (Anall.
crit. p. 271): Εἰς καμάϱαν. Μεσσαλινοῖο γόνος τόδε ϑέσκελον
ἔκτισε τόξον.

Metagenes I, s. Chersiphron.

Metagenes II, s. Koroebos.

Metiochos.
Zu Athen gab es einen Gerichtshof, Meticheion nach seinem
Begründer Metiochos genannt, der für einen Architekten oder
für einen Rhetor oder für beides zugleich erklärt wird:
Pollux VIII, 10, 121; Phot. lex. s. v. Μητίοχος; Bekk. anecd.
I, p. 303; vgl. Hesych. s. v. Μητίχου τέμενος und Proverb.
Append. 94, p. 434 ed. Schneidewin. Nun lernen wir aus
Plutarch (reip. ger. praec. p. 811 E.) einen Metiochos als ei-
nen der Genossen des Perikles kennen, welcher dadurch
den Spott und die Angriffe der Dichter gegen sich hervor-
ruft, dass er gestützt auf die Protection des Perikles alle
möglichen Aemter und Verwaltungsstellen in seiner Hand zu
vereinigen weiss:
Μητίοχος μὲν [γὰϱ] στϱατηγεῖ, Μητίοχος δὲ τὰς ὁδοὺς,
Μητίοχος δ̕ ἄϱτους ἐποπτᾷ, Μητίοχος δὲ τἄλφιτα,
Μητιόχῳ δὲ πάντα κεῖται, Μητίοχος δοἰμώξεται.

(Wahrscheinlich von Hermippos: Fritzsche de sort. iudic. ap.
Ath. p. 81; Bergk reliq. com. att. p. 12, 18). Bei einem
Manne von solchem Charakter erscheint es durchaus be-
greiflich, dass er, auch ohne Architekt von Fach zu sein,
doch Bauunternehmer wird. Welchen Umfang übrigens die
Baulichkeiten der als Temenos bezeichneten Anlage hatten,
sind wir zu bestimmen ausser Stande.

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[370/0378] 2, 6. Ueber die kritische Beschaffenheit der Worte Vitruv’s vgl. unter Hermogenes. Die Zeit des Künstlers lässt sich nicht bestimmen. Mersis. Letronne (Inscr. de l’Eg. I, p. 428) erwähnt eine bei Cosseïr gefundene Inschrift, in welcher ein Architekt Mersis ge- nannt werde. Messalinos. Laut einer metrischen Inschrift über einem Bogen des Thea- ters zu Ephesos war dasselbe (wohl in später römischer Zeit) von Messalinos reparirt worden: C. J. gr. 2976. Hier- mit zu vergleichen ist die Erwähnung bei Huschke (Anall. crit. p. 271): Εἰς καμάϱαν. Μεσσαλινοῖο γόνος τόδε ϑέσκελον ἔκτισε τόξον. Metagenes I, s. Chersiphron. Metagenes II, s. Koroebos. Metiochos. Zu Athen gab es einen Gerichtshof, Meticheion nach seinem Begründer Metiochos genannt, der für einen Architekten oder für einen Rhetor oder für beides zugleich erklärt wird: Pollux VIII, 10, 121; Phot. lex. s. v. Μητίοχος; Bekk. anecd. I, p. 303; vgl. Hesych. s. v. Μητίχου τέμενος und Proverb. Append. 94, p. 434 ed. Schneidewin. Nun lernen wir aus Plutarch (reip. ger. praec. p. 811 E.) einen Metiochos als ei- nen der Genossen des Perikles kennen, welcher dadurch den Spott und die Angriffe der Dichter gegen sich hervor- ruft, dass er gestützt auf die Protection des Perikles alle möglichen Aemter und Verwaltungsstellen in seiner Hand zu vereinigen weiss: Μητίοχος μὲν [γὰϱ] στϱατηγεῖ, Μητίοχος δὲ τὰς ὁδοὺς, Μητίοχος δ̕ ἄϱτους ἐποπτᾷ, Μητίοχος δὲ τἄλφιτα, Μητιόχῳ δὲ πάντα κεῖται, Μητίοχος δοἰμώξεται. (Wahrscheinlich von Hermippos: Fritzsche de sort. iudic. ap. Ath. p. 81; Bergk reliq. com. att. p. 12, 18). Bei einem Manne von solchem Charakter erscheint es durchaus be- greiflich, dass er, auch ohne Architekt von Fach zu sein, doch Bauunternehmer wird. Welchen Umfang übrigens die Baulichkeiten der als Temenos bezeichneten Anlage hatten, sind wir zu bestimmen ausser Stande.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/378>, abgerufen am 12.05.2024.