thio, et Erateo, Herone etiam Libii qui cum fratre Eponemo erat, accepit etc. Hinsichtlich der kritischen Beschaffenheit des Textes muss ich auf die Noten C. Müllers zum Pseudo- Kallisthenes verweisen. Was die genannten Personen an- langt, so wird es keines ausführlichen Beweises bedürfen, das Hyponomos eine blosse Personification der Sage ist, indem uponomos einen unterirdischen Gang, Canal oder Kloake bedeutet. Sie macht ihn zum Bruder des Heron, der als Wasserbaumeister Werke dieser Art ausführen mochte. Heron ist nach Müllers Bemerkung wahrscheinlich der Gross- vater des bekannten alexandrinischen Mathematikers dieses Namens. -- Ueber Kleomenes s. unter diesem Namen. -- Krateros ist, wie Müller vermuthet, wohl kein anderer als der auch sonst bekannte Krates. Als Zeitgenosse Alexan- ders und Canalbauer wird derselbe bei Diogenes Laertius IV, 23 erwähnt. Strabo (X, p. 407) nennt ihn allerdings nicht Olynthier, sondern Chalkidenser: allein dieses Schwan- ken findet sich, wie Müller bemerkt, eben so hinsichtlich der Historiker Ephippos und Dionysios und erklärt sich hin- länglich durch die Existenz einer makedonischen Stadt Chalkis. Bekannt ist dieser Krates ausserdem noch durch seine Arbeiten an den Emissaren des kopaischen Sees, die, nachdem sie schon theilweise mit Erfolg gekrönt waren, durch die Streitigkeiten der umwohnenden Böoter ins Stocken geriethen: Strabo l. l., Steph. Byz. s. v. Athenai.
Hippias. In dem "Hippias oder das Bad" betitelten Schriftchen preist Lucian unter den Männern, welche mit der Kunst der Rede und theoretischem Wissen auch practische Tüchtigkeit ver- banden, seinen Zeitgenossen Hippias, und beschreibt, nach- dem er seine Kenntniss der Rede, der Geometrie, Mechanik, Astronomie und Musik kurz berührt, zum Belege dafür aus- führlich die Anlage von Thermen, welche ihn zum Urheber hatte. So wenig wir dieses Werk gering achten wollen, so werden wir doch die Vergleichung des Hippias mit Thales, Archimedes und Sostratos auf Rechnung der rhetorischen Form setzen dürfen: die Beschreibung selbst dagegen hat bei dem Mangel ähnlicher Schriften wegen des Eingehens auf die Einzelnheiten der Anlage für uns immer ein hohes Interesse.
thio, et Erateo, Herone etiam Libii qui cum fratre Eponemo erat, accepit etc. Hinsichtlich der kritischen Beschaffenheit des Textes muss ich auf die Noten C. Müllers zum Pseudo- Kallisthenes verweisen. Was die genannten Personen an- langt, so wird es keines ausführlichen Beweises bedürfen, das Hyponomos eine blosse Personification der Sage ist, indem ὑπόνομος einen unterirdischen Gang, Canal oder Kloake bedeutet. Sie macht ihn zum Bruder des Heron, der als Wasserbaumeister Werke dieser Art ausführen mochte. Heron ist nach Müllers Bemerkung wahrscheinlich der Gross- vater des bekannten alexandrinischen Mathematikers dieses Namens. — Ueber Kleomenes s. unter diesem Namen. — Krateros ist, wie Müller vermuthet, wohl kein anderer als der auch sonst bekannte Krates. Als Zeitgenosse Alexan- ders und Canalbauer wird derselbe bei Diogenes Laertius IV, 23 erwähnt. Strabo (X, p. 407) nennt ihn allerdings nicht Olynthier, sondern Chalkidenser: allein dieses Schwan- ken findet sich, wie Müller bemerkt, eben so hinsichtlich der Historiker Ephippos und Dionysios und erklärt sich hin- länglich durch die Existenz einer makedonischen Stadt Chalkis. Bekannt ist dieser Krates ausserdem noch durch seine Arbeiten an den Emissaren des kopaischen Sees, die, nachdem sie schon theilweise mit Erfolg gekrönt waren, durch die Streitigkeiten der umwohnenden Böoter ins Stocken geriethen: Strabo l. l., Steph. Byz. s. v. Ἀϑῆναι.
Hippias. In dem „Hippias oder das Bad“ betitelten Schriftchen preist Lucian unter den Männern, welche mit der Kunst der Rede und theoretischem Wissen auch practische Tüchtigkeit ver- banden, seinen Zeitgenossen Hippias, und beschreibt, nach- dem er seine Kenntniss der Rede, der Geometrie, Mechanik, Astronomie und Musik kurz berührt, zum Belege dafür aus- führlich die Anlage von Thermen, welche ihn zum Urheber hatte. So wenig wir dieses Werk gering achten wollen, so werden wir doch die Vergleichung des Hippias mit Thales, Archimedes und Sostratos auf Rechnung der rhetorischen Form setzen dürfen: die Beschreibung selbst dagegen hat bei dem Mangel ähnlicher Schriften wegen des Eingehens auf die Einzelnheiten der Anlage für uns immer ein hohes Interesse.
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thio, et Erateo, Herone etiam Libii qui cum fratre Eponemo
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Kallisthenes verweisen. Was die genannten Personen an-
langt, so wird es keines ausführlichen Beweises bedürfen,
das Hyponomos eine blosse Personification der Sage ist,
indem ὑπόνομος einen unterirdischen Gang, Canal oder Kloake
bedeutet. Sie macht ihn zum Bruder des Heron, der als
Wasserbaumeister Werke dieser Art ausführen mochte.
Heron ist nach Müllers Bemerkung wahrscheinlich der Gross-
vater des bekannten alexandrinischen Mathematikers dieses
Namens. — Ueber Kleomenes s. unter diesem Namen. —
Krateros ist, wie Müller vermuthet, wohl kein anderer als
der auch sonst bekannte Krates. Als Zeitgenosse Alexan-
ders und Canalbauer wird derselbe bei Diogenes Laertius
IV, 23 erwähnt. Strabo (X, p. 407) nennt ihn allerdings
nicht Olynthier, sondern Chalkidenser: allein dieses Schwan-
ken findet sich, wie Müller bemerkt, eben so hinsichtlich
der Historiker Ephippos und Dionysios und erklärt sich hin-
länglich durch die Existenz einer makedonischen Stadt
Chalkis. Bekannt ist dieser Krates ausserdem noch durch
seine Arbeiten an den Emissaren des kopaischen Sees, die,
nachdem sie schon theilweise mit Erfolg gekrönt waren,
durch die Streitigkeiten der umwohnenden Böoter ins Stocken
geriethen: Strabo l. l., Steph. Byz. s. v. Ἀϑῆναι.
Hippias.
In dem „Hippias oder das Bad“ betitelten Schriftchen preist
Lucian unter den Männern, welche mit der Kunst der Rede
und theoretischem Wissen auch practische Tüchtigkeit ver-
banden, seinen Zeitgenossen Hippias, und beschreibt, nach-
dem er seine Kenntniss der Rede, der Geometrie, Mechanik,
Astronomie und Musik kurz berührt, zum Belege dafür aus-
führlich die Anlage von Thermen, welche ihn zum Urheber
hatte. So wenig wir dieses Werk gering achten wollen, so
werden wir doch die Vergleichung des Hippias mit Thales,
Archimedes und Sostratos auf Rechnung der rhetorischen
Form setzen dürfen: die Beschreibung selbst dagegen hat
bei dem Mangel ähnlicher Schriften wegen des Eingehens
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/369>, abgerufen am 22.12.2024.
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