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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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gefertigte Copie, oder ein älteres Werk oder ältere Copie
war, lässt sich nicht entscheiden.

Diognetos
wird von Capitolinus (c. 4) als Lehrer des Marc Aurel in
der Malerei genannt; und in dem von ihm selbst verfassten
Leben des Kaisers (I, st') heisst es, dass Diognet ihn auch
in andern Dingen unterwiesen habe: kai osa toiauta tes El-
lenikes agoges ekhomena. Wir werden keinen Anstand nehmen,
mit Casaubonus den Philosophen und Maler für identisch
zu halten, wenn wir uns das verwandte Beispiel des Metro-
dor vergegenwärtigen.

Eben so war

Hermogenes,
gegen dessen stoische Schriften Tertullian ein Buch geschrie-
ben, auch Maler; cap. 1: pingit illicite. Er lebte also in
der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts.

Eumelos und Aristodemos.
Aristodemos aus Karien, der Gastfreund des ältern Philo-
stratos, und also etwa zur Zeit des Septimius Severus le-
bend, schrieb über berühmte Maler, über Städte, in denen
die Malerei geblüht, über Könige, welche sie beschützt. Da-
neben malte er aber auch selbst, und zwar in der Manier
des Eumelos: kata ten Eumelou sophian: Philostr. imagg. prooem.
Von diesem Eumelos erwähnt Philostratos (Vit. Sophist. II, 5,
p. 570) das Bild einer Helena, welches am Forum in Rom
aufgestellt war. Ob er der unmittelbare Lehrer des Aristo-
demos oder ein älterer Künstler war, vermögen wir nicht
anzugeben:

Karterios,
ein Maler zur Zeit des Plotin, also um die Mitte des dritten
Jahrhunderts, wird von Porphyrius im Leben des Plotin c. 1
rühmend erwähnt. Er machte das Portrait dieses Philoso-
phen ohne dessen Wissen nach aufmerksamer Beobachtung.

Hilarius,
ein Bithynier, ward unter Valens (364--379) von Barbaren
auf dem Lande bei Athen getödtet. Von ihm sagt Eunapius
(vit. philos. et soph., vit. Prisci p. 94), er sei bei der Rein-
heit seiner übrigen Erziehung in der Malerei so gebildet
gewesen, dass in seinen Händen Euphranor nicht gestorben
zu sein scheine.

gefertigte Copie, oder ein älteres Werk oder ältere Copie
war, lässt sich nicht entscheiden.

Diognetos
wird von Capitolinus (c. 4) als Lehrer des Marc Aurel in
der Malerei genannt; und in dem von ihm selbst verfassten
Leben des Kaisers (I, στ´) heisst es, dass Diognet ihn auch
in andern Dingen unterwiesen habe: καὶ ὅσα τοιαῦτα τῆς Ἑλ-
ληνικῆς ἀγωγῆς ἐχόμενα. Wir werden keinen Anstand nehmen,
mit Casaubonus den Philosophen und Maler für identisch
zu halten, wenn wir uns das verwandte Beispiel des Metro-
dor vergegenwärtigen.

Eben so war

Hermogenes,
gegen dessen stoische Schriften Tertullian ein Buch geschrie-
ben, auch Maler; cap. 1: pingit illicite. Er lebte also in
der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts.

Eumelos und Aristodemos.
Aristodemos aus Karien, der Gastfreund des ältern Philo-
stratos, und also etwa zur Zeit des Septimius Severus le-
bend, schrieb über berühmte Maler, über Städte, in denen
die Malerei geblüht, über Könige, welche sie beschützt. Da-
neben malte er aber auch selbst, und zwar in der Manier
des Eumelos: κατὰ τὴν Εὐμήλου σοφίαν: Philostr. imagg. prooem.
Von diesem Eumelos erwähnt Philostratos (Vit. Sophist. II, 5,
p. 570) das Bild einer Helena, welches am Forum in Rom
aufgestellt war. Ob er der unmittelbare Lehrer des Aristo-
demos oder ein älterer Künstler war, vermögen wir nicht
anzugeben:

Karterios,
ein Maler zur Zeit des Plotin, also um die Mitte des dritten
Jahrhunderts, wird von Porphyrius im Leben des Plotin c. 1
rühmend erwähnt. Er machte das Portrait dieses Philoso-
phen ohne dessen Wissen nach aufmerksamer Beobachtung.

Hilarius,
ein Bithynier, ward unter Valens (364—379) von Barbaren
auf dem Lande bei Athen getödtet. Von ihm sagt Eunapius
(vit. philos. et soph., vit. Prisci p. 94), er sei bei der Rein-
heit seiner übrigen Erziehung in der Malerei so gebildet
gewesen, dass in seinen Händen Euphranor nicht gestorben
zu sein scheine.

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[309/0317] gefertigte Copie, oder ein älteres Werk oder ältere Copie war, lässt sich nicht entscheiden. Diognetos wird von Capitolinus (c. 4) als Lehrer des Marc Aurel in der Malerei genannt; und in dem von ihm selbst verfassten Leben des Kaisers (I, στ´) heisst es, dass Diognet ihn auch in andern Dingen unterwiesen habe: καὶ ὅσα τοιαῦτα τῆς Ἑλ- ληνικῆς ἀγωγῆς ἐχόμενα. Wir werden keinen Anstand nehmen, mit Casaubonus den Philosophen und Maler für identisch zu halten, wenn wir uns das verwandte Beispiel des Metro- dor vergegenwärtigen. Eben so war Hermogenes, gegen dessen stoische Schriften Tertullian ein Buch geschrie- ben, auch Maler; cap. 1: pingit illicite. Er lebte also in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts. Eumelos und Aristodemos. Aristodemos aus Karien, der Gastfreund des ältern Philo- stratos, und also etwa zur Zeit des Septimius Severus le- bend, schrieb über berühmte Maler, über Städte, in denen die Malerei geblüht, über Könige, welche sie beschützt. Da- neben malte er aber auch selbst, und zwar in der Manier des Eumelos: κατὰ τὴν Εὐμήλου σοφίαν: Philostr. imagg. prooem. Von diesem Eumelos erwähnt Philostratos (Vit. Sophist. II, 5, p. 570) das Bild einer Helena, welches am Forum in Rom aufgestellt war. Ob er der unmittelbare Lehrer des Aristo- demos oder ein älterer Künstler war, vermögen wir nicht anzugeben: Karterios, ein Maler zur Zeit des Plotin, also um die Mitte des dritten Jahrhunderts, wird von Porphyrius im Leben des Plotin c. 1 rühmend erwähnt. Er machte das Portrait dieses Philoso- phen ohne dessen Wissen nach aufmerksamer Beobachtung. Hilarius, ein Bithynier, ward unter Valens (364—379) von Barbaren auf dem Lande bei Athen getödtet. Von ihm sagt Eunapius (vit. philos. et soph., vit. Prisci p. 94), er sei bei der Rein- heit seiner übrigen Erziehung in der Malerei so gebildet gewesen, dass in seinen Händen Euphranor nicht gestorben zu sein scheine.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/317>, abgerufen am 09.05.2024.