höriges vermischt zu haben. Der Philosoph mit dem Bei- namen philopragmatos und der Maler omnibus litteris eruditus entsprechen sich so gut, dass wir uns nicht wundern dürf- ten, wenn irgendwo gesagt wäre, der Philosoph habe ge- malt, und anderwärts, der Maler habe philosophirt. Wenn ferner Epikur in seinen ersten Jünglingsjahren ein Zuhörer des Pamphilos war, so liesse sich darauf die Vermuthung bauen, dass dieser in seinem höheren Alter vielleicht wegen Abnahme der sinnlichen Kräfte sich ganz von der Malerei ab und zu rein theoretischen und philosophischen Studien gewendet habe. Endlich aber scheint auch Cicero 1) Maler und Philosophen für eine Person zu halten, wenn er die Rhetorik des Pamphilos spöttisch mit Bilderchen für Kinder zum Spielwerk gemalt vergleicht: Pamphilumque nescio quem sinamus in infulis tantam rem (die Rhetorik) tamquam pueri- les delicias aliquas depingere. Wie dem aber auch sei, so legt immerhin schon Plinius für die ausgebreitete Gelehr- samkeit des Künstlers ein hinlänglich gewichtiges Zeug- niss ab.
Wenden wir uns nun zur Würdigung der bisher ange- führten Nachrichten, so müssen uns dieselben schon bei flüchtiger Betrachtung einen wesentlich andern Eindruck ma- chen, als alles, was wir über die im vorigen Abschnitte be- handelten kleinasiatischen Künstler erfuhren: wir hören nichts von technischen Kunststücken oder von geistreichen Ein- fällen, wie sie namentlich bei der grossen Menge ungebil- deter Beschauer sich Beifall zu erwerben pflegen. Auffällig ist ferner, dass bei einem sonst so hochgepriesenen Meister nur eine äusserst geringe Zahl von Werken namhaft ge- macht wird, wenn es auch wieder ein günstiges Vorurtheil erwecken muss, dass sich darunter ein Schlachtbild befindet, also wieder einmal ein historisches Bild im strengen Sinne. Auch dass seine Werke durch Vorzüge nach einer Seite hin, sei es in der Zeichnung, der Farbe, im Helldunkel u. a. besonders geglänzt hätten, wird nicht gesagt. Genug, es ist nicht sowohl das künstlerische Vermögen, das Können, als das künstlerische Wissen, worauf bei Pamphilos der Nachdruck gelegt wird. Um aber seine auf dieser Eigen-
1) de or. III, 21.
höriges vermischt zu haben. Der Philosoph mit dem Bei- namen φιλοπϱάγματος und der Maler omnibus litteris eruditus entsprechen sich so gut, dass wir uns nicht wundern dürf- ten, wenn irgendwo gesagt wäre, der Philosoph habe ge- malt, und anderwärts, der Maler habe philosophirt. Wenn ferner Epikur in seinen ersten Jünglingsjahren ein Zuhörer des Pamphilos war, so liesse sich darauf die Vermuthung bauen, dass dieser in seinem höheren Alter vielleicht wegen Abnahme der sinnlichen Kräfte sich ganz von der Malerei ab und zu rein theoretischen und philosophischen Studien gewendet habe. Endlich aber scheint auch Cicero 1) Maler und Philosophen für eine Person zu halten, wenn er die Rhetorik des Pamphilos spöttisch mit Bilderchen für Kinder zum Spielwerk gemalt vergleicht: Pamphilumque nescio quem sinamus in infulis tantam rem (die Rhetorik) tamquam pueri- les delicias aliquas depingere. Wie dem aber auch sei, so legt immerhin schon Plinius für die ausgebreitete Gelehr- samkeit des Künstlers ein hinlänglich gewichtiges Zeug- niss ab.
Wenden wir uns nun zur Würdigung der bisher ange- führten Nachrichten, so müssen uns dieselben schon bei flüchtiger Betrachtung einen wesentlich andern Eindruck ma- chen, als alles, was wir über die im vorigen Abschnitte be- handelten kleinasiatischen Künstler erfuhren: wir hören nichts von technischen Kunststücken oder von geistreichen Ein- fällen, wie sie namentlich bei der grossen Menge ungebil- deter Beschauer sich Beifall zu erwerben pflegen. Auffällig ist ferner, dass bei einem sonst so hochgepriesenen Meister nur eine äusserst geringe Zahl von Werken namhaft ge- macht wird, wenn es auch wieder ein günstiges Vorurtheil erwecken muss, dass sich darunter ein Schlachtbild befindet, also wieder einmal ein historisches Bild im strengen Sinne. Auch dass seine Werke durch Vorzüge nach einer Seite hin, sei es in der Zeichnung, der Farbe, im Helldunkel u. a. besonders geglänzt hätten, wird nicht gesagt. Genug, es ist nicht sowohl das künstlerische Vermögen, das Können, als das künstlerische Wissen, worauf bei Pamphilos der Nachdruck gelegt wird. Um aber seine auf dieser Eigen-
1) de or. III, 21.
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höriges vermischt zu haben. Der Philosoph mit dem Bei-
namen φιλοπϱάγματος und der Maler omnibus litteris eruditus
entsprechen sich so gut, dass wir uns nicht wundern dürf-
ten, wenn irgendwo gesagt wäre, der Philosoph habe ge-
malt, und anderwärts, der Maler habe philosophirt. Wenn
ferner Epikur in seinen ersten Jünglingsjahren ein Zuhörer
des Pamphilos war, so liesse sich darauf die Vermuthung
bauen, dass dieser in seinem höheren Alter vielleicht wegen
Abnahme der sinnlichen Kräfte sich ganz von der Malerei
ab und zu rein theoretischen und philosophischen Studien
gewendet habe. Endlich aber scheint auch Cicero 1) Maler
und Philosophen für eine Person zu halten, wenn er die
Rhetorik des Pamphilos spöttisch mit Bilderchen für Kinder
zum Spielwerk gemalt vergleicht: Pamphilumque nescio quem
sinamus in infulis tantam rem (die Rhetorik) tamquam pueri-
les delicias aliquas depingere. Wie dem aber auch sei, so
legt immerhin schon Plinius für die ausgebreitete Gelehr-
samkeit des Künstlers ein hinlänglich gewichtiges Zeug-
niss ab.
Wenden wir uns nun zur Würdigung der bisher ange-
führten Nachrichten, so müssen uns dieselben schon bei
flüchtiger Betrachtung einen wesentlich andern Eindruck ma-
chen, als alles, was wir über die im vorigen Abschnitte be-
handelten kleinasiatischen Künstler erfuhren: wir hören nichts
von technischen Kunststücken oder von geistreichen Ein-
fällen, wie sie namentlich bei der grossen Menge ungebil-
deter Beschauer sich Beifall zu erwerben pflegen. Auffällig
ist ferner, dass bei einem sonst so hochgepriesenen Meister
nur eine äusserst geringe Zahl von Werken namhaft ge-
macht wird, wenn es auch wieder ein günstiges Vorurtheil
erwecken muss, dass sich darunter ein Schlachtbild befindet,
also wieder einmal ein historisches Bild im strengen Sinne.
Auch dass seine Werke durch Vorzüge nach einer Seite
hin, sei es in der Zeichnung, der Farbe, im Helldunkel u. a.
besonders geglänzt hätten, wird nicht gesagt. Genug, es
ist nicht sowohl das künstlerische Vermögen, das Können,
als das künstlerische Wissen, worauf bei Pamphilos der
Nachdruck gelegt wird. Um aber seine auf dieser Eigen-
1) de or. III, 21.
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/143>, abgerufen am 27.11.2024.
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