Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

Dionysos des Parrhasios, der im Wettkampfe zu Corinth den
Preis davon getragen habe, wird übrigens von Einigen zur
Erklärung des Sprüchworts ouden pros ton Dionuson angeführt
(Apostol. XV, 13; Phot. Suid.), während Andere dasselbe
von einem Dionysos des Aristides erzählen.

Ein Archigallus, Oberpriester der Cybele. Für die-
ses nach Deculo auf 60,000 Sestertien geschätzte Bild hatte
der Kaiser Tiberius eine besondere Vorliebe gefasst und es
deshalb in dem von ihm bewohnten Gemache aufgehängt:
Plin. 35, 70.

Ein Priester, neben dem ein Knabe mit Weihrauch-
pfanne und Kranz stand: Plin 35, 71. Vielleicht war, wie Sillig
vermuthet, dieses Bild identisch mit dem des Megabyzos,
des ephesischen Oberpriesters, welches Tzetzes (Chil. VIII,
198) aus Aeschrion von Mitylene als ein Werk des Parrha-
sios anführt.

Der Führer eines Schiffes mit dem Harnisch ange-
than (nauarchum thoracatum): Plin. 37, 69.

"Zwei Knaben, in denen sich die Dreistigkeit (secu-
ritas) und die Einfältigkeit des Knabenalters ausspricht:"
Plin. 37, 70.

"Zwei Gemälde von Schwerbewaffneten, von denen
der eine so in den Kampf stürmt, dass er zu schwitzen
scheint; der andere die Waffen ablegt, dass man zu hören
glaubt, wie er verschnauft": Plin. 34, 71.

Berühmt ist der Vorhang, den er so täuschend gemalt
hatte, dass Zeuxis ihn für einen wirklichen nahm: Plin. 35, 65.

"Er malte in kleineren Bildern auch unzüchtige Gegen-
stände, indem er bei dieser Art muthwilligen Scherzes Er-
holung suchte": Plin. 35, 72. Ein solches Bild, Meleager
und Atalante (Meleagro Atalanta ore morigeratur) erwähnt
Sueton: Tiber. 44. Es wurde dem Kaiser Tiberius vermacht
unter der Bedingung, dass er, wenn er am Gegenstande
Anstoss nähme, an seiner Stelle eine Million Sestertien er-
halten solle; er zog jedoch das Bild vor und hing es in
sein Gemach.

Er lieferte die Zeichnungen zu den Werken, welche
Mys in cisellirter Arbeit ausführte: Paus. 1, 28, 2. Nament-
lich angeführt werden: der Kampf der Lapithen und Kentau-
ren für den Schild der ehernen Pallas des Phidias (Paus. l. l.),

Dionysos des Parrhasios, der im Wettkampfe zu Corinth den
Preis davon getragen habe, wird übrigens von Einigen zur
Erklärung des Sprüchworts οὐδὲν πϱὸς τόν Διόνυσον angeführt
(Apostol. XV, 13; Phot. Suid.), während Andere dasselbe
von einem Dionysos des Aristides erzählen.

Ein Archigallus, Oberpriester der Cybele. Für die-
ses nach Deculo auf 60,000 Sestertien geschätzte Bild hatte
der Kaiser Tiberius eine besondere Vorliebe gefasst und es
deshalb in dem von ihm bewohnten Gemache aufgehängt:
Plin. 35, 70.

Ein Priester, neben dem ein Knabe mit Weihrauch-
pfanne und Kranz stand: Plin 35, 71. Vielleicht war, wie Sillig
vermuthet, dieses Bild identisch mit dem des Megabyzos,
des ephesischen Oberpriesters, welches Tzetzes (Chil. VIII,
198) aus Aeschrion von Mitylene als ein Werk des Parrha-
sios anführt.

Der Führer eines Schiffes mit dem Harnisch ange-
than (nauarchum thoracatum): Plin. 37, 69.

Zwei Knaben, in denen sich die Dreistigkeit (secu-
ritas) und die Einfältigkeit des Knabenalters ausspricht:“
Plin. 37, 70.

„Zwei Gemälde von Schwerbewaffneten, von denen
der eine so in den Kampf stürmt, dass er zu schwitzen
scheint; der andere die Waffen ablegt, dass man zu hören
glaubt, wie er verschnauft“: Plin. 34, 71.

Berühmt ist der Vorhang, den er so täuschend gemalt
hatte, dass Zeuxis ihn für einen wirklichen nahm: Plin. 35, 65.

„Er malte in kleineren Bildern auch unzüchtige Gegen-
stände, indem er bei dieser Art muthwilligen Scherzes Er-
holung suchte“: Plin. 35, 72. Ein solches Bild, Meleager
und Atalante (Meleagro Atalanta ore morigeratur) erwähnt
Sueton: Tiber. 44. Es wurde dem Kaiser Tiberius vermacht
unter der Bedingung, dass er, wenn er am Gegenstande
Anstoss nähme, an seiner Stelle eine Million Sestertien er-
halten solle; er zog jedoch das Bild vor und hing es in
sein Gemach.

Er lieferte die Zeichnungen zu den Werken, welche
Mys in cisellirter Arbeit ausführte: Paus. 1, 28, 2. Nament-
lich angeführt werden: der Kampf der Lapithen und Kentau-
ren für den Schild der ehernen Pallas des Phidias (Paus. l. l.),

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0109" n="101"/>
Dionysos des Parrhasios, der im Wettkampfe zu Corinth den<lb/>
Preis davon getragen habe, wird übrigens von Einigen zur<lb/>
Erklärung des Sprüchworts &#x03BF;&#x1F50;&#x03B4;&#x1F72;&#x03BD; &#x03C0;&#x03F1;&#x1F78;&#x03C2; &#x03C4;&#x03CC;&#x03BD; &#x0394;&#x03B9;&#x03CC;&#x03BD;&#x03C5;&#x03C3;&#x03BF;&#x03BD; angeführt<lb/>
(Apostol. XV, 13; Phot. Suid.), während Andere dasselbe<lb/>
von einem Dionysos des Aristides erzählen.</p><lb/>
            <p>Ein <hi rendition="#g">Archigallus</hi>, Oberpriester der Cybele. Für die-<lb/>
ses nach Deculo auf 60,000 Sestertien geschätzte Bild hatte<lb/>
der Kaiser Tiberius eine besondere Vorliebe gefasst und es<lb/>
deshalb in dem von ihm bewohnten Gemache aufgehängt:<lb/>
Plin. 35, 70.</p><lb/>
            <p>Ein <hi rendition="#g">Priester</hi>, neben dem ein Knabe mit Weihrauch-<lb/>
pfanne und Kranz stand: Plin 35, 71. Vielleicht war, wie Sillig<lb/>
vermuthet, dieses Bild identisch mit dem des <hi rendition="#g">Megabyzos</hi>,<lb/>
des ephesischen Oberpriesters, welches Tzetzes (Chil. VIII,<lb/>
198) aus Aeschrion von Mitylene als ein Werk des Parrha-<lb/>
sios anführt.</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#g">Führer eines Schiffes</hi> mit dem Harnisch ange-<lb/>
than (nauarchum thoracatum): Plin. 37, 69.</p><lb/>
            <p>&#x201E;<hi rendition="#g">Zwei Knaben</hi>, in denen sich die Dreistigkeit (secu-<lb/>
ritas) und die Einfältigkeit des Knabenalters ausspricht:&#x201C;<lb/>
Plin. 37, 70.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Zwei Gemälde von <hi rendition="#g">Schwerbewaffneten</hi>, von denen<lb/>
der eine so in den Kampf stürmt, dass er zu schwitzen<lb/>
scheint; der andere die Waffen ablegt, dass man zu hören<lb/>
glaubt, wie er verschnauft&#x201C;: Plin. 34, 71.</p><lb/>
            <p>Berühmt ist der <hi rendition="#g">Vorhang</hi>, den er so täuschend gemalt<lb/>
hatte, dass Zeuxis ihn für einen wirklichen nahm: Plin. 35, 65.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Er malte in kleineren Bildern auch unzüchtige Gegen-<lb/>
stände, indem er bei dieser Art muthwilligen Scherzes Er-<lb/>
holung suchte&#x201C;: Plin. 35, 72. Ein solches Bild, Meleager<lb/>
und Atalante (Meleagro Atalanta ore morigeratur) erwähnt<lb/>
Sueton: Tiber. 44. Es wurde dem Kaiser Tiberius vermacht<lb/>
unter der Bedingung, dass er, wenn er am Gegenstande<lb/>
Anstoss nähme, an seiner Stelle eine Million Sestertien er-<lb/>
halten solle; er zog jedoch das Bild vor und hing es in<lb/>
sein Gemach.</p><lb/>
            <p>Er lieferte die Zeichnungen zu den Werken, welche<lb/>
Mys in cisellirter Arbeit ausführte: Paus. 1, 28, 2. Nament-<lb/>
lich angeführt werden: der Kampf der Lapithen und Kentau-<lb/>
ren für den Schild der ehernen Pallas des Phidias (Paus. l. l.),<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0109] Dionysos des Parrhasios, der im Wettkampfe zu Corinth den Preis davon getragen habe, wird übrigens von Einigen zur Erklärung des Sprüchworts οὐδὲν πϱὸς τόν Διόνυσον angeführt (Apostol. XV, 13; Phot. Suid.), während Andere dasselbe von einem Dionysos des Aristides erzählen. Ein Archigallus, Oberpriester der Cybele. Für die- ses nach Deculo auf 60,000 Sestertien geschätzte Bild hatte der Kaiser Tiberius eine besondere Vorliebe gefasst und es deshalb in dem von ihm bewohnten Gemache aufgehängt: Plin. 35, 70. Ein Priester, neben dem ein Knabe mit Weihrauch- pfanne und Kranz stand: Plin 35, 71. Vielleicht war, wie Sillig vermuthet, dieses Bild identisch mit dem des Megabyzos, des ephesischen Oberpriesters, welches Tzetzes (Chil. VIII, 198) aus Aeschrion von Mitylene als ein Werk des Parrha- sios anführt. Der Führer eines Schiffes mit dem Harnisch ange- than (nauarchum thoracatum): Plin. 37, 69. „Zwei Knaben, in denen sich die Dreistigkeit (secu- ritas) und die Einfältigkeit des Knabenalters ausspricht:“ Plin. 37, 70. „Zwei Gemälde von Schwerbewaffneten, von denen der eine so in den Kampf stürmt, dass er zu schwitzen scheint; der andere die Waffen ablegt, dass man zu hören glaubt, wie er verschnauft“: Plin. 34, 71. Berühmt ist der Vorhang, den er so täuschend gemalt hatte, dass Zeuxis ihn für einen wirklichen nahm: Plin. 35, 65. „Er malte in kleineren Bildern auch unzüchtige Gegen- stände, indem er bei dieser Art muthwilligen Scherzes Er- holung suchte“: Plin. 35, 72. Ein solches Bild, Meleager und Atalante (Meleagro Atalanta ore morigeratur) erwähnt Sueton: Tiber. 44. Es wurde dem Kaiser Tiberius vermacht unter der Bedingung, dass er, wenn er am Gegenstande Anstoss nähme, an seiner Stelle eine Million Sestertien er- halten solle; er zog jedoch das Bild vor und hing es in sein Gemach. Er lieferte die Zeichnungen zu den Werken, welche Mys in cisellirter Arbeit ausführte: Paus. 1, 28, 2. Nament- lich angeführt werden: der Kampf der Lapithen und Kentau- ren für den Schild der ehernen Pallas des Phidias (Paus. l. l.),

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/109
Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/109>, abgerufen am 27.04.2024.