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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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können nichts beweisen, da erst gegen Ol. 60 überhaupt Sie-
gerstatuen in Gebrauch kommen1). Hiero ferner konnte für die
Weihung nur deshalb nicht Sorge tragen, weil er bald nach
dem Siege starb2). Dagegen bietet trotz Sillig's Einwendun-
gen der Karystier Glaukos ein erstes sicheres Beispiel für die
spätere Aufstellung3). Denn er war als Jüngling, wenigstens
ouk empeiros ekhon tes makhes, von seinem Vater nach Olympia
zum Faustkampf geführt worden, hatte also anderswo noch
nicht gekämpft. Nachher aber gewann er zwei pythische, acht
nemeische und isthmische Siege, starb also auf keinen Fall
bald nach dem olympischen Siege, wie Sillig meint. Wenn
daher seine Statue erst von seinem Sohne aufgestellt ward,
so ist dies sicherlich lange Zeit nachher geschehen. Hierzu
füge ich noch folgende Beispiele: 2) Cheilon von Patrae war
der Inschrift der Statue zufolge nach mehrfachen Wettsiegen
im Kriege gefallen, die Statue selbst also offenbar erst später
errichtet4); 3) Polydamas von Skotussa siegte nach Africanus
Ol. 93, hatte aber in Olympia eine Statue von der Hand des
Lysipp5); 4) Diagoras siegte Ol. 79; seine Statue jedoch war
ein Werk des Kallikles aus Megara, eines Sohnes des Theo-
kosmos, der selbst noch Ol. 93 thätig ist6). 5) Mnaseas siegt
als Hoplit, sein Sohn Kratisthenes im Wagenrennen, und doch
waren die Statuen von einem und demselben Künstler Pytha-
goras7). Eben so siegte 6) Kalliteles im Ringen, sein Sohn
Polypeithes im Wagenrennen, und ihre Statuen standen auf
einer Basis8); 7) Demaratos im Hoplitenlauf, sein Sohn Theo-
pompos im Pentathlon; die Statuen beider aber hatten Euteli-
das und Chrysothemis gemacht9). In den drei letzten Fällen
wird also erst der Sohn die Statue des Vaters mit seiner eige-
nen aufgestellt haben. Dies sind also schon sieben sichere Aus-
nahmen von der vorgeblichen Regel, der zufolge die Weihung
der Statue dem Siege unmittelbar folgen musste. Allein zu die-
sen einzelnen Ausnahmen füge ich noch eine ganze Klasse,
welche die Geltung der Regel überhaupt gefährdet. Wir ken-
nen eine Reihe von Siegern, die den Preis in Olympia mehrere

1) Paus. VI, 18, 5.
2) VI, 12, 1.
3) Paus. VI, 10, 1; vgl. unten
Glaukias von Aegina.
4) Paus. VI, 4, 6.
5) Paus. VI, 5, 1.
6) Paus.
VI, 7, 1. X, 9, 4--5.
7) Paus. VI, 13, 4; 18, 1.
8) Paus. VI, 16, 5.
9) Paus. VI, 10, 2.

können nichts beweisen, da erst gegen Ol. 60 überhaupt Sie-
gerstatuen in Gebrauch kommen1). Hiero ferner konnte für die
Weihung nur deshalb nicht Sorge tragen, weil er bald nach
dem Siege starb2). Dagegen bietet trotz Sillig’s Einwendun-
gen der Karystier Glaukos ein erstes sicheres Beispiel für die
spätere Aufstellung3). Denn er war als Jüngling, wenigstens
οὐκ ἐμπείρως ἔχων τῆς μάχης, von seinem Vater nach Olympia
zum Faustkampf geführt worden, hatte also anderswo noch
nicht gekämpft. Nachher aber gewann er zwei pythische, acht
nemeische und isthmische Siege, starb also auf keinen Fall
bald nach dem olympischen Siege, wie Sillig meint. Wenn
daher seine Statue erst von seinem Sohne aufgestellt ward,
so ist dies sicherlich lange Zeit nachher geschehen. Hierzu
füge ich noch folgende Beispiele: 2) Cheilon von Patrae war
der Inschrift der Statue zufolge nach mehrfachen Wettsiegen
im Kriege gefallen, die Statue selbst also offenbar erst später
errichtet4); 3) Polydamas von Skotussa siegte nach Africanus
Ol. 93, hatte aber in Olympia eine Statue von der Hand des
Lysipp5); 4) Diagoras siegte Ol. 79; seine Statue jedoch war
ein Werk des Kallikles aus Megara, eines Sohnes des Theo-
kosmos, der selbst noch Ol. 93 thätig ist6). 5) Mnaseas siegt
als Hoplit, sein Sohn Kratisthenes im Wagenrennen, und doch
waren die Statuen von einem und demselben Künstler Pytha-
goras7). Eben so siegte 6) Kalliteles im Ringen, sein Sohn
Polypeithes im Wagenrennen, und ihre Statuen standen auf
einer Basis8); 7) Demaratos im Hoplitenlauf, sein Sohn Theo-
pompos im Pentathlon; die Statuen beider aber hatten Euteli-
das und Chrysothemis gemacht9). In den drei letzten Fällen
wird also erst der Sohn die Statue des Vaters mit seiner eige-
nen aufgestellt haben. Dies sind also schon sieben sichere Aus-
nahmen von der vorgeblichen Regel, der zufolge die Weihung
der Statue dem Siege unmittelbar folgen musste. Allein zu die-
sen einzelnen Ausnahmen füge ich noch eine ganze Klasse,
welche die Geltung der Regel überhaupt gefährdet. Wir ken-
nen eine Reihe von Siegern, die den Preis in Olympia mehrere

1) Paus. VI, 18, 5.
2) VI, 12, 1.
3) Paus. VI, 10, 1; vgl. unten
Glaukias von Aegina.
4) Paus. VI, 4, 6.
5) Paus. VI, 5, 1.
6) Paus.
VI, 7, 1. X, 9, 4—5.
7) Paus. VI, 13, 4; 18, 1.
8) Paus. VI, 16, 5.
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[70/0083] können nichts beweisen, da erst gegen Ol. 60 überhaupt Sie- gerstatuen in Gebrauch kommen 1). Hiero ferner konnte für die Weihung nur deshalb nicht Sorge tragen, weil er bald nach dem Siege starb 2). Dagegen bietet trotz Sillig’s Einwendun- gen der Karystier Glaukos ein erstes sicheres Beispiel für die spätere Aufstellung 3). Denn er war als Jüngling, wenigstens οὐκ ἐμπείρως ἔχων τῆς μάχης, von seinem Vater nach Olympia zum Faustkampf geführt worden, hatte also anderswo noch nicht gekämpft. Nachher aber gewann er zwei pythische, acht nemeische und isthmische Siege, starb also auf keinen Fall bald nach dem olympischen Siege, wie Sillig meint. Wenn daher seine Statue erst von seinem Sohne aufgestellt ward, so ist dies sicherlich lange Zeit nachher geschehen. Hierzu füge ich noch folgende Beispiele: 2) Cheilon von Patrae war der Inschrift der Statue zufolge nach mehrfachen Wettsiegen im Kriege gefallen, die Statue selbst also offenbar erst später errichtet 4); 3) Polydamas von Skotussa siegte nach Africanus Ol. 93, hatte aber in Olympia eine Statue von der Hand des Lysipp 5); 4) Diagoras siegte Ol. 79; seine Statue jedoch war ein Werk des Kallikles aus Megara, eines Sohnes des Theo- kosmos, der selbst noch Ol. 93 thätig ist 6). 5) Mnaseas siegt als Hoplit, sein Sohn Kratisthenes im Wagenrennen, und doch waren die Statuen von einem und demselben Künstler Pytha- goras 7). Eben so siegte 6) Kalliteles im Ringen, sein Sohn Polypeithes im Wagenrennen, und ihre Statuen standen auf einer Basis 8); 7) Demaratos im Hoplitenlauf, sein Sohn Theo- pompos im Pentathlon; die Statuen beider aber hatten Euteli- das und Chrysothemis gemacht 9). In den drei letzten Fällen wird also erst der Sohn die Statue des Vaters mit seiner eige- nen aufgestellt haben. Dies sind also schon sieben sichere Aus- nahmen von der vorgeblichen Regel, der zufolge die Weihung der Statue dem Siege unmittelbar folgen musste. Allein zu die- sen einzelnen Ausnahmen füge ich noch eine ganze Klasse, welche die Geltung der Regel überhaupt gefährdet. Wir ken- nen eine Reihe von Siegern, die den Preis in Olympia mehrere 1) Paus. VI, 18, 5. 2) VI, 12, 1. 3) Paus. VI, 10, 1; vgl. unten Glaukias von Aegina. 4) Paus. VI, 4, 6. 5) Paus. VI, 5, 1. 6) Paus. VI, 7, 1. X, 9, 4—5. 7) Paus. VI, 13, 4; 18, 1. 8) Paus. VI, 16, 5. 9) Paus. VI, 10, 2.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/83>, abgerufen am 22.11.2024.