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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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von solcher Lebendigkeit beschrieben wird, dass er zu bellen
schien: Anall. III, p. 118, n. 27.

Okeanos wird in Welcker's Nachträgen zu Sillig (Kunst-
blatt 1827, n. 84) als Künstler eines Grabmonuments nach
einem Epigramm der Anthologie (Append. n. 310 ed. Jacobs)
angeführt. Da ich die Worte desselben jetzt nicht nachlesen
kann, so wage ich nicht zu entscheiden, ob es sich nicht um
die blosse Errichtung eines Monumentes handelt.

Die übrigen Künstler in Rom.

M. Cossutius Cerdo. Sein Name findet sich an zwei
ganz gleichen Statuen von Panisken auf den Stämmen, welche
den Figuren zur Stütze dienen:

[Abbildung]
C. I. Gr. n. 5155--56; Spec. of. anc. sculp. I, 71; Brit. Mus.
II, t. 33 u. 43. Die Figur als Panisk durch spitze Ohren und
kleine Hörner bezeichnet, aber von mehr weichem und zartem,
als sinnlichem und thierischem Ausdrucke, steht einfach auf
dem rechten Fusse ruhend und mit etwas geneigtem Haupte;
in die restaurirten Hände hat man ihr, wohl mit Recht, ein
Trink- und Giessgefäss gegeben. Gefunden sind diese Figu-
ren in Civita Lavigna (Lanuvium), wie man meint, in der
dortigen Villa des Antoninus Pius, wodurch man verleitet wor-
den ist, sie für Werke aus der Zeit dieses Kaisers zu halten.
Dagegen streitet indessen die Orthographie in Maarkos, wel-
che nach den neuesten Untersuchungen (Ritschl Mon. epigr.
tria cap. III.) auf den Zeitraum von 620--680 der Stadt Rom
zu beschränken ist. Was die Herausgeber über den Styl die-
ser Statuen bemerken, scheint mit dieser Bestimmung nicht
in Widerspruch zu stehen; sie sagen: die Arbeit zeige wenig
Detail, sei aber correct und sorgfältig durchgeführt. In der
Composition hat sich der Künstler an Muster der früheren Zeit

Brunn, Geschichte der griech, Künstler. 39

von solcher Lebendigkeit beschrieben wird, dass er zu bellen
schien: Anall. III, p. 118, n. 27.

Okeanos wird in Welcker’s Nachträgen zu Sillig (Kunst-
blatt 1827, n. 84) als Künstler eines Grabmonuments nach
einem Epigramm der Anthologie (Append. n. 310 ed. Jacobs)
angeführt. Da ich die Worte desselben jetzt nicht nachlesen
kann, so wage ich nicht zu entscheiden, ob es sich nicht um
die blosse Errichtung eines Monumentes handelt.

Die übrigen Künstler in Rom.

M. Cossutius Cerdo. Sein Name findet sich an zwei
ganz gleichen Statuen von Panisken auf den Stämmen, welche
den Figuren zur Stütze dienen:

[Abbildung]
C. I. Gr. n. 5155—56; Spec. of. anc. sculp. I, 71; Brit. Mus.
II, t. 33 u. 43. Die Figur als Panisk durch spitze Ohren und
kleine Hörner bezeichnet, aber von mehr weichem und zartem,
als sinnlichem und thierischem Ausdrucke, steht einfach auf
dem rechten Fusse ruhend und mit etwas geneigtem Haupte;
in die restaurirten Hände hat man ihr, wohl mit Recht, ein
Trink- und Giessgefäss gegeben. Gefunden sind diese Figu-
ren in Civita Lavigna (Lanuvium), wie man meint, in der
dortigen Villa des Antoninus Pius, wodurch man verleitet wor-
den ist, sie für Werke aus der Zeit dieses Kaisers zu halten.
Dagegen streitet indessen die Orthographie in Μάαρκος, wel-
che nach den neuesten Untersuchungen (Ritschl Mon. epigr.
tria cap. III.) auf den Zeitraum von 620—680 der Stadt Rom
zu beschränken ist. Was die Herausgeber über den Styl die-
ser Statuen bemerken, scheint mit dieser Bestimmung nicht
in Widerspruch zu stehen; sie sagen: die Arbeit zeige wenig
Detail, sei aber correct und sorgfältig durchgeführt. In der
Composition hat sich der Künstler an Muster der früheren Zeit

Brunn, Geschichte der griech, Künstler. 39
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[609/0622] von solcher Lebendigkeit beschrieben wird, dass er zu bellen schien: Anall. III, p. 118, n. 27. Okeanos wird in Welcker’s Nachträgen zu Sillig (Kunst- blatt 1827, n. 84) als Künstler eines Grabmonuments nach einem Epigramm der Anthologie (Append. n. 310 ed. Jacobs) angeführt. Da ich die Worte desselben jetzt nicht nachlesen kann, so wage ich nicht zu entscheiden, ob es sich nicht um die blosse Errichtung eines Monumentes handelt. Die übrigen Künstler in Rom. M. Cossutius Cerdo. Sein Name findet sich an zwei ganz gleichen Statuen von Panisken auf den Stämmen, welche den Figuren zur Stütze dienen: [Abbildung] C. I. Gr. n. 5155—56; Spec. of. anc. sculp. I, 71; Brit. Mus. II, t. 33 u. 43. Die Figur als Panisk durch spitze Ohren und kleine Hörner bezeichnet, aber von mehr weichem und zartem, als sinnlichem und thierischem Ausdrucke, steht einfach auf dem rechten Fusse ruhend und mit etwas geneigtem Haupte; in die restaurirten Hände hat man ihr, wohl mit Recht, ein Trink- und Giessgefäss gegeben. Gefunden sind diese Figu- ren in Civita Lavigna (Lanuvium), wie man meint, in der dortigen Villa des Antoninus Pius, wodurch man verleitet wor- den ist, sie für Werke aus der Zeit dieses Kaisers zu halten. Dagegen streitet indessen die Orthographie in Μάαρκος, wel- che nach den neuesten Untersuchungen (Ritschl Mon. epigr. tria cap. III.) auf den Zeitraum von 620—680 der Stadt Rom zu beschränken ist. Was die Herausgeber über den Styl die- ser Statuen bemerken, scheint mit dieser Bestimmung nicht in Widerspruch zu stehen; sie sagen: die Arbeit zeige wenig Detail, sei aber correct und sorgfältig durchgeführt. In der Composition hat sich der Künstler an Muster der früheren Zeit Brunn, Geschichte der griech, Künstler. 39

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/622>, abgerufen am 01.05.2024.