d. St. Consul war und in den Besitz eines Werkes des Chares durch seine politische Thätigkeit in Rhodos gelangen konnte; vgl. Orelli Onom. Cic. s. v. Lentulus Spinther.
Zenodoros, der Künstler des neronischen Kolosses, des grössten im ganzen Alterthume, ist einzig aus Plinius (34, 45 sqq.) bekannt: "Alle Statuen der kolossalen Art besiegte an Massenhaftigkeit in unserem Zeitalter Zenodor: nachdem er einen Mercur für den gallischen Staat der Arverner um den Lohn von 400,000 Sestertien für zehn Jahre gemacht, und dort von seiner Kunst eine genügende Probe abgelegt hatte, ward er nach Rom von Nero berufen, wo er den zum Bilde dieses Fürsten bestimmten Koloss von 110 Fuss Länge machte, welcher jetzt nach Verdammung der Laster jenes Fürsten der Verehrung des Sonnengottes geweiht ist. Wir bewunderten in der Werkstatt die ausgezeichnete Aehnlichkeit nicht nur im Thon, sondern schon in den ganz kleinen Stäbchen, welche das Erste bei der Anlage des Werkes waren (die Grundlage des Modells bildeten). An dieser Statue erkannte man, dass die Kunde des Erzgusses untergegangen war, obwohl Nero bereit war, Gold und Silber herzugeben, und Zenodor in der Kenntniss des Bildens (Modellirens) und Cisellirens keinem der Alten nachgesetzt wurde. Als er die Statue für die Arverner machte, arbeitete er für Dubius Avitus, den damaligen Vor- steher der Provinz, eine Copie zweier von der Hand des Ka- lamis cisellirter Becher, welche dessen Oheim Cassius Silanus von seinem Schüler Germanicus Caesar, weil sie ihm beson- ders gefielen, zum Geschenk erhalten hatte; und die Nachbil- dung war so treu, dass man kaum irgend einen Unterschied in der Kunst bemerkte. Um wie viel bedeutender also Zenodor war, um so mehr erkennt man den Verfall in der Kunst der Erzbehandlung."
Die übrigen Künstler in Griechenland.
Demetrios, Sohn des Demetrios, machte in Sparta die Ehrenstatue einer römischen Magistratsperson, Paulinus, so wie ein Relief, welches ein spartanisches Mädchen weihte. Sein Name lautet in der Inschrift der ersteren (C. I. Gr. n. 1330):
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d. St. Consul war und in den Besitz eines Werkes des Chares durch seine politische Thätigkeit in Rhodos gelangen konnte; vgl. Orelli Onom. Cic. s. v. Lentulus Spinther.
Zenodoros, der Künstler des neronischen Kolosses, des grössten im ganzen Alterthume, ist einzig aus Plinius (34, 45 sqq.) bekannt: „Alle Statuen der kolossalen Art besiegte an Massenhaftigkeit in unserem Zeitalter Zenodor: nachdem er einen Mercur für den gallischen Staat der Arverner um den Lohn von 400,000 Sestertien für zehn Jahre gemacht, und dort von seiner Kunst eine genügende Probe abgelegt hatte, ward er nach Rom von Nero berufen, wo er den zum Bilde dieses Fürsten bestimmten Koloss von 110 Fuss Länge machte, welcher jetzt nach Verdammung der Laster jenes Fürsten der Verehrung des Sonnengottes geweiht ist. Wir bewunderten in der Werkstatt die ausgezeichnete Aehnlichkeit nicht nur im Thon, sondern schon in den ganz kleinen Stäbchen, welche das Erste bei der Anlage des Werkes waren (die Grundlage des Modells bildeten). An dieser Statue erkannte man, dass die Kunde des Erzgusses untergegangen war, obwohl Nero bereit war, Gold und Silber herzugeben, und Zenodor in der Kenntniss des Bildens (Modellirens) und Cisellirens keinem der Alten nachgesetzt wurde. Als er die Statue für die Arverner machte, arbeitete er für Dubius Avitus, den damaligen Vor- steher der Provinz, eine Copie zweier von der Hand des Ka- lamis cisellirter Becher, welche dessen Oheim Cassius Silanus von seinem Schüler Germanicus Caesar, weil sie ihm beson- ders gefielen, zum Geschenk erhalten hatte; und die Nachbil- dung war so treu, dass man kaum irgend einen Unterschied in der Kunst bemerkte. Um wie viel bedeutender also Zenodor war, um so mehr erkennt man den Verfall in der Kunst der Erzbehandlung.”
Die übrigen Künstler in Griechenland.
Demetrios, Sohn des Demetrios, machte in Sparta die Ehrenstatue einer römischen Magistratsperson, Paulinus, so wie ein Relief, welches ein spartanisches Mädchen weihte. Sein Name lautet in der Inschrift der ersteren (C. I. Gr. n. 1330):
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d. St. Consul war und in den Besitz eines Werkes des Chares
durch seine politische Thätigkeit in Rhodos gelangen konnte;
vgl. Orelli Onom. Cic. s. v. Lentulus Spinther.
Zenodoros, der Künstler des neronischen Kolosses, des
grössten im ganzen Alterthume, ist einzig aus Plinius (34,
45 sqq.) bekannt: „Alle Statuen der kolossalen Art besiegte
an Massenhaftigkeit in unserem Zeitalter Zenodor: nachdem
er einen Mercur für den gallischen Staat der Arverner um den
Lohn von 400,000 Sestertien für zehn Jahre gemacht, und
dort von seiner Kunst eine genügende Probe abgelegt hatte,
ward er nach Rom von Nero berufen, wo er den zum Bilde
dieses Fürsten bestimmten Koloss von 110 Fuss Länge machte,
welcher jetzt nach Verdammung der Laster jenes Fürsten der
Verehrung des Sonnengottes geweiht ist. Wir bewunderten
in der Werkstatt die ausgezeichnete Aehnlichkeit nicht nur im
Thon, sondern schon in den ganz kleinen Stäbchen, welche
das Erste bei der Anlage des Werkes waren (die Grundlage
des Modells bildeten). An dieser Statue erkannte man, dass
die Kunde des Erzgusses untergegangen war, obwohl Nero
bereit war, Gold und Silber herzugeben, und Zenodor in der
Kenntniss des Bildens (Modellirens) und Cisellirens keinem der
Alten nachgesetzt wurde. Als er die Statue für die Arverner
machte, arbeitete er für Dubius Avitus, den damaligen Vor-
steher der Provinz, eine Copie zweier von der Hand des Ka-
lamis cisellirter Becher, welche dessen Oheim Cassius Silanus
von seinem Schüler Germanicus Caesar, weil sie ihm beson-
ders gefielen, zum Geschenk erhalten hatte; und die Nachbil-
dung war so treu, dass man kaum irgend einen Unterschied
in der Kunst bemerkte. Um wie viel bedeutender also Zenodor
war, um so mehr erkennt man den Verfall in der Kunst der
Erzbehandlung.”
Die übrigen Künstler in Griechenland.
Demetrios, Sohn des Demetrios, machte in Sparta die
Ehrenstatue einer römischen Magistratsperson, Paulinus, so wie
ein Relief, welches ein spartanisches Mädchen weihte. Sein
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/616>, abgerufen am 16.02.2025.
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