welcher "maxime curavit notitiam historiae fabularis, usque ad ineptias atque derisum": Suet. Tib. c. 70. Ihre Anordnung rührt wahrscheinlich von Theodoros her. Lehrs hat nem- lich (Rh. Mus. N. F. II, S. 354) auf der Rückseite eines dieser Fragmente in den auf schachbrettartigem Felde vertheilten Buchstaben die Inschrift ThEODOREOS EITEKhNE erkannt (C. I. Gr. n. 6126), und danach ist die fragmentirte Inschrift der Tabula Iliaca des Capitols: O phile pai, Theod]oreon mathe taxin Omerou, ophra daeis pases metron ekhes sophias gewiss richtig ergänzt worden. Wegen dieser letzten aber möchte ich Theodoros lieber für den disponirenden Gramma- tiker, als für den ausführenden Künstler halten, in dessen Munde das mathe taxin keinen guten Sinn haben würde. Ueber das Mythologische der ilischen Tafel vgl. Welcker kl. Schrif- ten II, S. 185 flgd. Der grössere Zusammenhang dieser Bild- werke, zu welchen ausser den von Welcker S. 186 citirten unter andern auch noch die Darstellung der Schlacht von Ar- bela gehört (Visconti op. var. III, t. II), verdient zunächst ein- mal vom philologischen Standpunkte aus gründlicher erörtert zu werden.
Als Sitz einer Kunstschule in der späteren Zeit muss Aphrodisias betrachtet werden. Welche Stadt dieses Namens zu verstehen sei, lässt sich nicht mit voller Gewissheit ent- scheiden. Die Wahrscheinlichkeit wird aber immer für die berühmteste, die Hauptstadt Kariens, sprechen. Nach Rom kamen von dorther folgende Künstler:
Aristeas und Papias machten die Statuen der beiden Centauren aus schwarzem Marmor, welche in der Villa des Hadrian bei Tivoli gefunden und jetzt im capitolinischen Museum aufgestellt sind: Foggini Mus. cap. IV, t. 32--33. Die Inschrif- ten sind auf der Plinthe angebracht in einer Weise, dass wir sie auch ohne den Beisatz von epoioun auf Künstler beziehen dürfen, und lauten übereinstimmend auf beiden:
[Abbildung]
C. I. Gr. n. 6140. Die Schriftzüge und der Styl der Sculptur, von welchem weiter unten zu sprechen ist, machen es gleich wahrscheinlich, dass die Künstler ihre Werke für Hadrian selbst arbeiteten.
welcher „maxime curavit notitiam historiae fabularis, usque ad ineptias atque derisum”: Suet. Tib. c. 70. Ihre Anordnung rührt wahrscheinlich von Theodoros her. Lehrs hat nem- lich (Rh. Mus. N. F. II, S. 354) auf der Rückseite eines dieser Fragmente in den auf schachbrettartigem Felde vertheilten Buchstaben die Inschrift ΘΕΟΔΩΡΗΟΣ ΗΙΤΕΧΝΗ erkannt (C. I. Gr. n. 6126), und danach ist die fragmentirte Inschrift der Tabula Iliaca des Capitols: Ὦ φίλε παῖ, Θεοδ]ώρηον μάϑε τάξιν Ὁμήρου, ὄφρα δαεὶς πάσης μέτρον ἔχῃς σοφίας gewiss richtig ergänzt worden. Wegen dieser letzten aber möchte ich Theodoros lieber für den disponirenden Gramma- tiker, als für den ausführenden Künstler halten, in dessen Munde das μάϑε τάξιν keinen guten Sinn haben würde. Ueber das Mythologische der ilischen Tafel vgl. Welcker kl. Schrif- ten II, S. 185 flgd. Der grössere Zusammenhang dieser Bild- werke, zu welchen ausser den von Welcker S. 186 citirten unter andern auch noch die Darstellung der Schlacht von Ar- bela gehört (Visconti op. var. III, t. II), verdient zunächst ein- mal vom philologischen Standpunkte aus gründlicher erörtert zu werden.
Als Sitz einer Kunstschule in der späteren Zeit muss Aphrodisias betrachtet werden. Welche Stadt dieses Namens zu verstehen sei, lässt sich nicht mit voller Gewissheit ent- scheiden. Die Wahrscheinlichkeit wird aber immer für die berühmteste, die Hauptstadt Kariens, sprechen. Nach Rom kamen von dorther folgende Künstler:
Aristeas und Papias machten die Statuen der beiden Centauren aus schwarzem Marmor, welche in der Villa des Hadrian bei Tivoli gefunden und jetzt im capitolinischen Museum aufgestellt sind: Foggini Mus. cap. IV, t. 32—33. Die Inschrif- ten sind auf der Plinthe angebracht in einer Weise, dass wir sie auch ohne den Beisatz von ἐποίουν auf Künstler beziehen dürfen, und lauten übereinstimmend auf beiden:
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C. I. Gr. n. 6140. Die Schriftzüge und der Styl der Sculptur, von welchem weiter unten zu sprechen ist, machen es gleich wahrscheinlich, dass die Künstler ihre Werke für Hadrian selbst arbeiteten.
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[573/0586]
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rührt wahrscheinlich von Theodoros her. Lehrs hat nem-
lich (Rh. Mus. N. F. II, S. 354) auf der Rückseite eines dieser
Fragmente in den auf schachbrettartigem Felde vertheilten
Buchstaben die Inschrift ΘΕΟΔΩΡΗΟΣ ΗΙΤΕΧΝΗ erkannt
(C. I. Gr. n. 6126), und danach ist die fragmentirte Inschrift
der Tabula Iliaca des Capitols:
Ὦ φίλε παῖ, Θεοδ]ώρηον μάϑε τάξιν Ὁμήρου,
ὄφρα δαεὶς πάσης μέτρον ἔχῃς σοφίας
gewiss richtig ergänzt worden. Wegen dieser letzten aber
möchte ich Theodoros lieber für den disponirenden Gramma-
tiker, als für den ausführenden Künstler halten, in dessen
Munde das μάϑε τάξιν keinen guten Sinn haben würde. Ueber
das Mythologische der ilischen Tafel vgl. Welcker kl. Schrif-
ten II, S. 185 flgd. Der grössere Zusammenhang dieser Bild-
werke, zu welchen ausser den von Welcker S. 186 citirten
unter andern auch noch die Darstellung der Schlacht von Ar-
bela gehört (Visconti op. var. III, t. II), verdient zunächst ein-
mal vom philologischen Standpunkte aus gründlicher erörtert
zu werden.
Als Sitz einer Kunstschule in der späteren Zeit muss
Aphrodisias betrachtet werden. Welche Stadt dieses Namens
zu verstehen sei, lässt sich nicht mit voller Gewissheit ent-
scheiden. Die Wahrscheinlichkeit wird aber immer für die
berühmteste, die Hauptstadt Kariens, sprechen. Nach Rom
kamen von dorther folgende Künstler:
Aristeas und Papias machten die Statuen der beiden
Centauren aus schwarzem Marmor, welche in der Villa des
Hadrian bei Tivoli gefunden und jetzt im capitolinischen Museum
aufgestellt sind: Foggini Mus. cap. IV, t. 32—33. Die Inschrif-
ten sind auf der Plinthe angebracht in einer Weise, dass wir
sie auch ohne den Beisatz von ἐποίουν auf Künstler beziehen
dürfen, und lauten übereinstimmend auf beiden:
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C. I. Gr. n. 6140. Die Schriftzüge und der Styl der Sculptur,
von welchem weiter unten zu sprechen ist, machen es gleich
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/586>, abgerufen am 22.11.2024.
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