Diana, die neun Musen und einen anderen nakten Apollo"; fer- ner innerhalb dieses Porticus im Tempel der Juno eine Venus. Visconti (PCl. I, p. 158) vermuthet, dass die vaticanischen, in Tivoli gefundenen Musen, mit denen die später entdeckten in der Villa Borghese übereinstimmen, nach den Originalen des Philiskos copirt seien; was zwar möglich, aber durch nichts zu beweisen ist. Geben wir es aber auch zu, so wer- den wir doch darin nicht mit Visconti übereinstimmen können, dass er den zu diesen Musen gehörigen Apollo von ihnen trennen und für eine Copie nach Timarchides erklären will. Ein Apollo dieses Künstlers stand zwar neben den Werken des Philiskos; und Plinius bemerkt, dass er die Cither hielt; aber er sagt nicht, dass er bekleidet war, so dass wir recht wohl an einen Apollo denken können, wie er, den rechten Arm auf den Kopf gelehnt, vom Gesange ausruht. Dazu scheint Plinius, indem er den zweiten Apollo des Philiskos nackt nennt, andeuten zu wollen, dass der erste bekleidet war, wie wir ihn gerade in Verbindung mit Leto und Artemis auf den Citharoedenreliefs ähnlich der vaticanischen Statue finden. -- Da Polykles und Timarchides, deren Werke sich gleich- falls beim Porticus der Octavia befanden, um Ol. 156, also etwa um die Zeit der Erbauung desselben blüheten, die rho- dische Kunstschule aber nach anderen Nachrichten um diese Zeit noch bestand, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch Philiskos damals lebte und seine Statuen im Auftrage des Me- tellus machte. -- Endlich scheint auch er zugleich Maler ge- wesen zu sein, da Plinius (34, 143) als Gemälde eines Philiskos eine Malerwerkstatt anführt, in welcher ein Knabe Feuer an- bläst.
Agesandros, Polydoros und Athenodoros.
An die Namen dieser Künstler, der Meister des Laokoon, knüpft sich der höchste Ruhm der rhodischen Kunst; ja ihr Werk nebst dem farnesischen Stiere erlaubt uns erst, ein Ur- theil über den Charakter derselben zu fällen. Die Schwierig- keiten, welchen die Erklärung der bekannten Stelle des Pli- nius unterworfen ist, werden indessen nicht hier, sondern in der allgemeinen Betrachtung dieser Schule ihre Lösung finden Zunächst theilen wir nur die wenigen Nachrichten mit, welche ausser jener Stelle über diese Künstler vorhanden sind. Sie beruhen fast allein auf Inschriften: denn Athenodoros, welcher
Diana, die neun Musen und einen anderen nakten Apollo”; fer- ner innerhalb dieses Porticus im Tempel der Juno eine Venus. Visconti (PCl. I, p. 158) vermuthet, dass die vaticanischen, in Tivoli gefundenen Musen, mit denen die später entdeckten in der Villa Borghese übereinstimmen, nach den Originalen des Philiskos copirt seien; was zwar möglich, aber durch nichts zu beweisen ist. Geben wir es aber auch zu, so wer- den wir doch darin nicht mit Visconti übereinstimmen können, dass er den zu diesen Musen gehörigen Apollo von ihnen trennen und für eine Copie nach Timarchides erklären will. Ein Apollo dieses Künstlers stand zwar neben den Werken des Philiskos; und Plinius bemerkt, dass er die Cither hielt; aber er sagt nicht, dass er bekleidet war, so dass wir recht wohl an einen Apollo denken können, wie er, den rechten Arm auf den Kopf gelehnt, vom Gesange ausruht. Dazu scheint Plinius, indem er den zweiten Apollo des Philiskos nackt nennt, andeuten zu wollen, dass der erste bekleidet war, wie wir ihn gerade in Verbindung mit Leto und Artemis auf den Citharoedenreliefs ähnlich der vaticanischen Statue finden. — Da Polykles und Timarchides, deren Werke sich gleich- falls beim Porticus der Octavia befanden, um Ol. 156, also etwa um die Zeit der Erbauung desselben blüheten, die rho- dische Kunstschule aber nach anderen Nachrichten um diese Zeit noch bestand, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch Philiskos damals lebte und seine Statuen im Auftrage des Me- tellus machte. — Endlich scheint auch er zugleich Maler ge- wesen zu sein, da Plinius (34, 143) als Gemälde eines Philiskos eine Malerwerkstatt anführt, in welcher ein Knabe Feuer an- bläst.
Agesandros, Polydoros und Athenodoros.
An die Namen dieser Künstler, der Meister des Laokoon, knüpft sich der höchste Ruhm der rhodischen Kunst; ja ihr Werk nebst dem farnesischen Stiere erlaubt uns erst, ein Ur- theil über den Charakter derselben zu fällen. Die Schwierig- keiten, welchen die Erklärung der bekannten Stelle des Pli- nius unterworfen ist, werden indessen nicht hier, sondern in der allgemeinen Betrachtung dieser Schule ihre Lösung finden Zunächst theilen wir nur die wenigen Nachrichten mit, welche ausser jener Stelle über diese Künstler vorhanden sind. Sie beruhen fast allein auf Inschriften: denn Athenodoros, welcher
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Diana, die neun Musen und einen anderen nakten Apollo”; fer-
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Visconti (PCl. I, p. 158) vermuthet, dass die vaticanischen,
in Tivoli gefundenen Musen, mit denen die später entdeckten
in der Villa Borghese übereinstimmen, nach den Originalen
des Philiskos copirt seien; was zwar möglich, aber durch
nichts zu beweisen ist. Geben wir es aber auch zu, so wer-
den wir doch darin nicht mit Visconti übereinstimmen können,
dass er den zu diesen Musen gehörigen Apollo von ihnen
trennen und für eine Copie nach Timarchides erklären will.
Ein Apollo dieses Künstlers stand zwar neben den Werken
des Philiskos; und Plinius bemerkt, dass er die Cither hielt;
aber er sagt nicht, dass er bekleidet war, so dass wir recht
wohl an einen Apollo denken können, wie er, den rechten
Arm auf den Kopf gelehnt, vom Gesange ausruht. Dazu
scheint Plinius, indem er den zweiten Apollo des Philiskos
nackt nennt, andeuten zu wollen, dass der erste bekleidet war,
wie wir ihn gerade in Verbindung mit Leto und Artemis auf
den Citharoedenreliefs ähnlich der vaticanischen Statue finden.
— Da Polykles und Timarchides, deren Werke sich gleich-
falls beim Porticus der Octavia befanden, um Ol. 156, also
etwa um die Zeit der Erbauung desselben blüheten, die rho-
dische Kunstschule aber nach anderen Nachrichten um diese
Zeit noch bestand, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch
Philiskos damals lebte und seine Statuen im Auftrage des Me-
tellus machte. — Endlich scheint auch er zugleich Maler ge-
wesen zu sein, da Plinius (34, 143) als Gemälde eines Philiskos
eine Malerwerkstatt anführt, in welcher ein Knabe Feuer an-
bläst.
Agesandros, Polydoros und Athenodoros.
An die Namen dieser Künstler, der Meister des Laokoon,
knüpft sich der höchste Ruhm der rhodischen Kunst; ja ihr
Werk nebst dem farnesischen Stiere erlaubt uns erst, ein Ur-
theil über den Charakter derselben zu fällen. Die Schwierig-
keiten, welchen die Erklärung der bekannten Stelle des Pli-
nius unterworfen ist, werden indessen nicht hier, sondern in
der allgemeinen Betrachtung dieser Schule ihre Lösung finden
Zunächst theilen wir nur die wenigen Nachrichten mit, welche
ausser jener Stelle über diese Künstler vorhanden sind. Sie
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/482>, abgerufen am 22.11.2024.
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