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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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C. I. Gr. n. 6117. Denn dass in der zweiten Zeile ein Künst-
ler genannt war, lehren die verwandten Inschriften des Sthen-
nis, Kalamis u. a.

Kalliades.

Nach Tatian (c. Gr. 55, p. 120) machte er eine Statue der
Hetaere Neaera, wahrscheinlich derselben, gegen welche um
Ol. 110 die dem Demosthenes beigelegte Rede gehalten ward.
Vielleicht ist dieser Künstler identisch mit Kallides, welchen
Plinius (34, 85) unter den ganz tüchtigen, aber durch keines
ihrer Werke besonders ausgezeichneten Erzbildnern anführt.

Polyeuktos.

Sein Werk war die eherne Statue, welche die Athener
dem Demosthenes auf den Antrag seines Schwestersohnes De-
mochares Ol. 125, 1 errichteten: Pseud. Plut. Vit. X orat. vgl.
Demosth. c. 30 und Paus. I, 8, 4; über das Jahr der Aufstel-
lung Clinton fasti s. Ol. 125, 1. Dass wir wahrscheinlich
eine Copie dieses Werkes in der vortrefflichen vaticanischen
Statue besitzen, hat Wagner (Ann. 1836, p. 159 sqq.) nach-
gewiesen. Denn auch in ihr scheinen die jetzt restaurirten
Hände ursprünglich gefaltet gewesen zu sein, wie es von dem
Original ausdrücklich berichtet wird. Dieses selbst, oder eine
andere Copie, scheint auch Christodor (ekphr. S. 23 sqq.) als
im Gymnasium des Zeuxipp in Constantinopel aufgestellt zu
beschreiben, wohin es in späterer Zeit, wie so viele andere
Kunstwerke, aus Athen versetzt sein konnte: vgl. Jahn in d.
Ztschr. f. Altw. 1844, S. 238.

Thymilos.

Von diesem Künstler führt Pausanias (I, 20, 1) einen Eros
und einen Dionysos an, welche zusammen mit dem berühmten
Satyr des Praxiteles in der Dreifussstrasse zu Athen aufge-
stellt waren; weshalb wir die beiden Künstler wohl für Zeit-
genossen halten dürfen.

Lokros.

Im Arestempel zu Athen stand unter anderen Werken,
welche sämmtlich der besten Zeit der attischen Kunst ange-
hören, eine Athene von der Hand des Lokros aus Paros:
Paus. I, 8, 5.


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C. I. Gr. n. 6117. Denn dass in der zweiten Zeile ein Künst-
ler genannt war, lehren die verwandten Inschriften des Sthen-
nis, Kalamis u. a.

Kalliades.

Nach Tatian (c. Gr. 55, p. 120) machte er eine Statue der
Hetaere Neaera, wahrscheinlich derselben, gegen welche um
Ol. 110 die dem Demosthenes beigelegte Rede gehalten ward.
Vielleicht ist dieser Künstler identisch mit Kallides, welchen
Plinius (34, 85) unter den ganz tüchtigen, aber durch keines
ihrer Werke besonders ausgezeichneten Erzbildnern anführt.

Polyeuktos.

Sein Werk war die eherne Statue, welche die Athener
dem Demosthenes auf den Antrag seines Schwestersohnes De-
mochares Ol. 125, 1 errichteten: Pseud. Plut. Vit. X orat. vgl.
Demosth. c. 30 und Paus. I, 8, 4; über das Jahr der Aufstel-
lung Clinton fasti s. Ol. 125, 1. Dass wir wahrscheinlich
eine Copie dieses Werkes in der vortrefflichen vaticanischen
Statue besitzen, hat Wagner (Ann. 1836, p. 159 sqq.) nach-
gewiesen. Denn auch in ihr scheinen die jetzt restaurirten
Hände ursprünglich gefaltet gewesen zu sein, wie es von dem
Original ausdrücklich berichtet wird. Dieses selbst, oder eine
andere Copie, scheint auch Christodor (ekphr. S. 23 sqq.) als
im Gymnasium des Zeuxipp in Constantinopel aufgestellt zu
beschreiben, wohin es in späterer Zeit, wie so viele andere
Kunstwerke, aus Athen versetzt sein konnte: vgl. Jahn in d.
Ztschr. f. Altw. 1844, S. 238.

Thymilos.

Von diesem Künstler führt Pausanias (I, 20, 1) einen Eros
und einen Dionysos an, welche zusammen mit dem berühmten
Satyr des Praxiteles in der Dreifussstrasse zu Athen aufge-
stellt waren; weshalb wir die beiden Künstler wohl für Zeit-
genossen halten dürfen.

Lokros.

Im Arestempel zu Athen stand unter anderen Werken,
welche sämmtlich der besten Zeit der attischen Kunst ange-
hören, eine Athene von der Hand des Lokros aus Paros:
Paus. I, 8, 5.

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[399/0412] [Abbildung] C. I. Gr. n. 6117. Denn dass in der zweiten Zeile ein Künst- ler genannt war, lehren die verwandten Inschriften des Sthen- nis, Kalamis u. a. Kalliades. Nach Tatian (c. Gr. 55, p. 120) machte er eine Statue der Hetaere Neaera, wahrscheinlich derselben, gegen welche um Ol. 110 die dem Demosthenes beigelegte Rede gehalten ward. Vielleicht ist dieser Künstler identisch mit Kallides, welchen Plinius (34, 85) unter den ganz tüchtigen, aber durch keines ihrer Werke besonders ausgezeichneten Erzbildnern anführt. Polyeuktos. Sein Werk war die eherne Statue, welche die Athener dem Demosthenes auf den Antrag seines Schwestersohnes De- mochares Ol. 125, 1 errichteten: Pseud. Plut. Vit. X orat. vgl. Demosth. c. 30 und Paus. I, 8, 4; über das Jahr der Aufstel- lung Clinton fasti s. Ol. 125, 1. Dass wir wahrscheinlich eine Copie dieses Werkes in der vortrefflichen vaticanischen Statue besitzen, hat Wagner (Ann. 1836, p. 159 sqq.) nach- gewiesen. Denn auch in ihr scheinen die jetzt restaurirten Hände ursprünglich gefaltet gewesen zu sein, wie es von dem Original ausdrücklich berichtet wird. Dieses selbst, oder eine andere Copie, scheint auch Christodor (ekphr. S. 23 sqq.) als im Gymnasium des Zeuxipp in Constantinopel aufgestellt zu beschreiben, wohin es in späterer Zeit, wie so viele andere Kunstwerke, aus Athen versetzt sein konnte: vgl. Jahn in d. Ztschr. f. Altw. 1844, S. 238. Thymilos. Von diesem Künstler führt Pausanias (I, 20, 1) einen Eros und einen Dionysos an, welche zusammen mit dem berühmten Satyr des Praxiteles in der Dreifussstrasse zu Athen aufge- stellt waren; weshalb wir die beiden Künstler wohl für Zeit- genossen halten dürfen. Lokros. Im Arestempel zu Athen stand unter anderen Werken, welche sämmtlich der besten Zeit der attischen Kunst ange- hören, eine Athene von der Hand des Lokros aus Paros: Paus. I, 8, 5.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/412>, abgerufen am 25.11.2024.