demselben das Original der florentiner Ringergruppe erkennen wollten, geltend gemacht, dass es sich hier nur von einem erotischen Symplegma handeln könne, in dem Sinne, wie Mar- tial (XII, 43, 9) den Ausdruck gebraucht. So genommen zeigt sich die Gruppe recht eigentlich "als Wirkung und Fortschritt, als eine merkwürdige, aber natürliche Ausartung der Kunst des Praxiteles"; und die Bewunderung, welche die Darstel- lung des Eindruckes der Finger in das Fleisch hervorrief, kann uns nur zum Beweise dienen, dass hier an die Stelle zarter Weichheit und des sinnlichen, aber immer noch keuschen Rei- zes beretis Ueppigkeit und der Ausdruck der blossen Wollust getreten war.
[Auf einer Büste oder Herme der Villa Negroni sah Winckel- mann (VI, II, S. 166) die Inschrift:
[Abbildung]
C. I. Gr. n. 6148.
Es berechtigt uns indessen nichts, weder diesen Eubuleus für einen Sohn des Künstlers Praxiteles, noch ihn selbst für einen Künstler zu halten.]
Papylos.
Von diesem Künstler, welchen Plinius (36, 34) einen Schü- ler des Praxiteles nennt, sah man unter den Monumenten des Asinius Pollio einen Juppiter Hospitalis. Dass sein Name Papylos war, nicht Pamphilos, wie früher gelesen wurde, leh- ren ausser der bamberger auch die Spuren anderer Hand- schriften.
Silanion.
Er war nach Pausanias aus Athen gebürtig, und wird von Plinius (34, 51) in die 113te Olympiade gesetzt, mochte aber schon früher thätig sein, da er selbst ein Bild des Plato (+ Ol. 108, 1), sein Schüler Zeuxiades das des Redners Hyperides (+ 114, 3) machte.
Von seinen Werken ist eine nicht unbedeutende Zahl be- kannt:
Ein vorzüglicher Achilles: Plin. 34, 81.
Theseus in Athen: Plut. Thes. 4.
Die sterbende Iokaste: Plut. quaest. conv. V, 2; de audiend. poet. 3; s. unten.
Korinna: Tatian. c. Gr. 52, p. 114 Worth.
demselben das Original der florentiner Ringergruppe erkennen wollten, geltend gemacht, dass es sich hier nur von einem erotischen Symplegma handeln könne, in dem Sinne, wie Mar- tial (XII, 43, 9) den Ausdruck gebraucht. So genommen zeigt sich die Gruppe recht eigentlich „als Wirkung und Fortschritt, als eine merkwürdige, aber natürliche Ausartung der Kunst des Praxiteles”; und die Bewunderung, welche die Darstel- lung des Eindruckes der Finger in das Fleisch hervorrief, kann uns nur zum Beweise dienen, dass hier an die Stelle zarter Weichheit und des sinnlichen, aber immer noch keuschen Rei- zes beretis Ueppigkeit und der Ausdruck der blossen Wollust getreten war.
[Auf einer Büste oder Herme der Villa Negroni sah Winckel- mann (VI, II, S. 166) die Inschrift:
[Abbildung]
C. I. Gr. n. 6148.
Es berechtigt uns indessen nichts, weder diesen Eubuleus für einen Sohn des Künstlers Praxiteles, noch ihn selbst für einen Künstler zu halten.]
Papylos.
Von diesem Künstler, welchen Plinius (36, 34) einen Schü- ler des Praxiteles nennt, sah man unter den Monumenten des Asinius Pollio einen Juppiter Hospitalis. Dass sein Name Papylos war, nicht Pamphilos, wie früher gelesen wurde, leh- ren ausser der bamberger auch die Spuren anderer Hand- schriften.
Silanion.
Er war nach Pausanias aus Athen gebürtig, und wird von Plinius (34, 51) in die 113te Olympiade gesetzt, mochte aber schon früher thätig sein, da er selbst ein Bild des Plato († Ol. 108, 1), sein Schüler Zeuxiades das des Redners Hyperides († 114, 3) machte.
Von seinen Werken ist eine nicht unbedeutende Zahl be- kannt:
Ein vorzüglicher Achilles: Plin. 34, 81.
Theseus in Athen: Plut. Thes. 4.
Die sterbende Iokaste: Plut. quaest. conv. V, 2; de audiend. poët. 3; s. unten.
Korinna: Tatian. c. Gr. 52, p. 114 Worth.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0407"n="394"/>
demselben das Original der florentiner Ringergruppe erkennen<lb/>
wollten, geltend gemacht, dass es sich hier nur von einem<lb/>
erotischen Symplegma handeln könne, in dem Sinne, wie Mar-<lb/>
tial (XII, 43, 9) den Ausdruck gebraucht. So genommen zeigt<lb/>
sich die Gruppe recht eigentlich „als Wirkung und Fortschritt,<lb/>
als eine merkwürdige, aber natürliche Ausartung der Kunst<lb/>
des Praxiteles”; und die Bewunderung, welche die Darstel-<lb/>
lung des Eindruckes der Finger in das Fleisch hervorrief, kann<lb/>
uns nur zum Beweise dienen, dass hier an die Stelle zarter<lb/>
Weichheit und des sinnlichen, aber immer noch keuschen Rei-<lb/>
zes beretis Ueppigkeit und der Ausdruck der blossen Wollust<lb/>
getreten war.</p><lb/><p>[Auf einer Büste oder Herme der Villa Negroni sah Winckel-<lb/>
mann (VI, II, S. 166) die Inschrift:<lb/><figure/><lb/>
C. I. Gr. n. 6148.</p><lb/><p>Es berechtigt uns indessen nichts, weder diesen Eubuleus<lb/>
für einen Sohn des Künstlers Praxiteles, noch ihn selbst für<lb/>
einen Künstler zu halten.]</p><lb/><p><hirendition="#g">Papylos.</hi></p><lb/><p>Von diesem Künstler, welchen Plinius (36, 34) einen Schü-<lb/>
ler des Praxiteles nennt, sah man unter den Monumenten des<lb/>
Asinius Pollio einen Juppiter Hospitalis. Dass sein Name<lb/>
Papylos war, nicht Pamphilos, wie früher gelesen wurde, leh-<lb/>
ren ausser der bamberger auch die Spuren anderer Hand-<lb/>
schriften.</p><lb/><p><hirendition="#g">Silanion.</hi></p><lb/><p>Er war nach Pausanias aus Athen gebürtig, und wird von<lb/>
Plinius (34, 51) in die 113te Olympiade gesetzt, mochte aber<lb/>
schon früher thätig sein, da er selbst ein Bild des Plato († Ol.<lb/>
108, 1), sein Schüler Zeuxiades das des Redners Hyperides<lb/>
(† 114, 3) machte.</p><lb/><p>Von seinen Werken ist eine nicht unbedeutende Zahl be-<lb/>
kannt:</p><lb/><p>Ein vorzüglicher <hirendition="#g">Achilles:</hi> Plin. 34, 81.</p><lb/><p><hirendition="#g">Theseus</hi> in Athen: Plut. Thes. 4.</p><lb/><p>Die sterbende <hirendition="#g">Iokaste:</hi> Plut. quaest. conv. V, 2; de<lb/>
audiend. poët. 3; s. unten.</p><lb/><p><hirendition="#g">Korinna:</hi> Tatian. c. Gr. 52, p. 114 Worth.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[394/0407]
demselben das Original der florentiner Ringergruppe erkennen
wollten, geltend gemacht, dass es sich hier nur von einem
erotischen Symplegma handeln könne, in dem Sinne, wie Mar-
tial (XII, 43, 9) den Ausdruck gebraucht. So genommen zeigt
sich die Gruppe recht eigentlich „als Wirkung und Fortschritt,
als eine merkwürdige, aber natürliche Ausartung der Kunst
des Praxiteles”; und die Bewunderung, welche die Darstel-
lung des Eindruckes der Finger in das Fleisch hervorrief, kann
uns nur zum Beweise dienen, dass hier an die Stelle zarter
Weichheit und des sinnlichen, aber immer noch keuschen Rei-
zes beretis Ueppigkeit und der Ausdruck der blossen Wollust
getreten war.
[Auf einer Büste oder Herme der Villa Negroni sah Winckel-
mann (VI, II, S. 166) die Inschrift:
[Abbildung]
C. I. Gr. n. 6148.
Es berechtigt uns indessen nichts, weder diesen Eubuleus
für einen Sohn des Künstlers Praxiteles, noch ihn selbst für
einen Künstler zu halten.]
Papylos.
Von diesem Künstler, welchen Plinius (36, 34) einen Schü-
ler des Praxiteles nennt, sah man unter den Monumenten des
Asinius Pollio einen Juppiter Hospitalis. Dass sein Name
Papylos war, nicht Pamphilos, wie früher gelesen wurde, leh-
ren ausser der bamberger auch die Spuren anderer Hand-
schriften.
Silanion.
Er war nach Pausanias aus Athen gebürtig, und wird von
Plinius (34, 51) in die 113te Olympiade gesetzt, mochte aber
schon früher thätig sein, da er selbst ein Bild des Plato († Ol.
108, 1), sein Schüler Zeuxiades das des Redners Hyperides
(† 114, 3) machte.
Von seinen Werken ist eine nicht unbedeutende Zahl be-
kannt:
Ein vorzüglicher Achilles: Plin. 34, 81.
Theseus in Athen: Plut. Thes. 4.
Die sterbende Iokaste: Plut. quaest. conv. V, 2; de
audiend. poët. 3; s. unten.
Korinna: Tatian. c. Gr. 52, p. 114 Worth.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/407>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.