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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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de Pyth. or. 15; Athen. XIII, p. 591 B; Dio Chrys. or. 37,
p. 462 B; Tatian. c. Gr. 53, p. 115 ed. Worth.

Eine weinende Matrone und eine heitere Buhlerin (signa ..
flentis matronae et meretricis gaudentis) als Seitenstücke zum
Ausdruck verschiedenen Affects gefasst. Die letztere sollte
das Bild der Phryne sein, und man glaubte in ihr die Liebe
des Künstlers, und den Lohn dafür im Antlitze der Dirne zu
sehen. Aus Erz: Plin. 34, 70.

Von Frauengestalten erwähnt Plinius an derselben Stelle
noch stephanusan, spilumenen, mit welcher letzteren
das spiloumenon ti gunaion bei Tatian (c. Gr. 55. p. 122. ed.
Worth) gewiss identisch ist. Hier aber bieten die Handschrif-
ten o pselioumenon, die Bamberger des Plinius sellumenen; und
es ist daher gewiss pseliumenen zu schreiben, wie Jahn (Arch.
Zeit. 1850, S. 192) vorgeschlagen hat. Gegenstand der Dar-
stellung war also eine Frau, welche sich Schmuck um Hals
oder Arm legt, wie ähnliche Motive in noch erhaltenen kleinen
Bronzen nicht selten sind.

Bilder des Harmodios und Aristogeiton, aus Erz,
natürlich nicht, wie Plinius (34, 10) angiebt, die von Xerxes
entführten, welche Werke des Antenor waren, und alsbald
durch andere des Kritios ersetzt wurden; sondern eine neue
Gruppe, über deren Bestimmung wir nicht unterrichtet sind.
Wenn in dem Relief eines athenischen Marmorsessels und in
der entsprechenden Darstellung einer attischen Münze (Stackel-
berg Gräber, S. 53, Vignette) wirklich Harmodios und Ari-
stogeiton dargestellt sind, was mir noch nicht hinlänglich be-
wiesen scheint, so möchten dieser Composition wohl eher die
Statuen des Praxiteles, als die der genannten älteren Künstler
zu Grunde liegen.

Ein Krieger neben seinem Ross auf einem Grab-
mal am Thore von Athen, wo man vom Peiraeeus kommt:
Paus. I, 2, 3.

Ein Wagenlenker zu einem Viergespann des Kalamis,
damit dieser Künstler, so ausgezeichnet in Bildung der Rosse,
nicht in Darstellung der menschlichen Figur unbedeutend er-
scheine: Plin. 34, 71.

Auf eine Portraitfigur bezieht sich auch die zu Anfang
mitgetheilte Inschrift aus Thespiae.

de Pyth. or. 15; Athen. XIII, p. 591 B; Dio Chrys. or. 37,
p. 462 B; Tatian. c. Gr. 53, p. 115 ed. Worth.

Eine weinende Matrone und eine heitere Buhlerin (signa ..
flentis matronae et meretricis gaudentis) als Seitenstücke zum
Ausdruck verschiedenen Affects gefasst. Die letztere sollte
das Bild der Phryne sein, und man glaubte in ihr die Liebe
des Künstlers, und den Lohn dafür im Antlitze der Dirne zu
sehen. Aus Erz: Plin. 34, 70.

Von Frauengestalten erwähnt Plinius an derselben Stelle
noch stephanusan, spilumenen, mit welcher letzteren
das σπιλούμενόν τι γύναιον bei Tatian (c. Gr. 55. p. 122. ed.
Worth) gewiss identisch ist. Hier aber bieten die Handschrif-
ten ὁ ψελιούμενον, die Bamberger des Plinius sellumenen; und
es ist daher gewiss pseliumenen zu schreiben, wie Jahn (Arch.
Zeit. 1850, S. 192) vorgeschlagen hat. Gegenstand der Dar-
stellung war also eine Frau, welche sich Schmuck um Hals
oder Arm legt, wie ähnliche Motive in noch erhaltenen kleinen
Bronzen nicht selten sind.

Bilder des Harmodios und Aristogeiton, aus Erz,
natürlich nicht, wie Plinius (34, 10) angiebt, die von Xerxes
entführten, welche Werke des Antenor waren, und alsbald
durch andere des Kritios ersetzt wurden; sondern eine neue
Gruppe, über deren Bestimmung wir nicht unterrichtet sind.
Wenn in dem Relief eines athenischen Marmorsessels und in
der entsprechenden Darstellung einer attischen Münze (Stackel-
berg Gräber, S. 53, Vignette) wirklich Harmodios und Ari-
stogeiton dargestellt sind, was mir noch nicht hinlänglich be-
wiesen scheint, so möchten dieser Composition wohl eher die
Statuen des Praxiteles, als die der genannten älteren Künstler
zu Grunde liegen.

Ein Krieger neben seinem Ross auf einem Grab-
mal am Thore von Athen, wo man vom Peiraeeus kommt:
Paus. I, 2, 3.

Ein Wagenlenker zu einem Viergespann des Kalamis,
damit dieser Künstler, so ausgezeichnet in Bildung der Rosse,
nicht in Darstellung der menschlichen Figur unbedeutend er-
scheine: Plin. 34, 71.

Auf eine Portraitfigur bezieht sich auch die zu Anfang
mitgetheilte Inschrift aus Thespiae.

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[343/0356] de Pyth. or. 15; Athen. XIII, p. 591 B; Dio Chrys. or. 37, p. 462 B; Tatian. c. Gr. 53, p. 115 ed. Worth. Eine weinende Matrone und eine heitere Buhlerin (signa .. flentis matronae et meretricis gaudentis) als Seitenstücke zum Ausdruck verschiedenen Affects gefasst. Die letztere sollte das Bild der Phryne sein, und man glaubte in ihr die Liebe des Künstlers, und den Lohn dafür im Antlitze der Dirne zu sehen. Aus Erz: Plin. 34, 70. Von Frauengestalten erwähnt Plinius an derselben Stelle noch stephanusan, spilumenen, mit welcher letzteren das σπιλούμενόν τι γύναιον bei Tatian (c. Gr. 55. p. 122. ed. Worth) gewiss identisch ist. Hier aber bieten die Handschrif- ten ὁ ψελιούμενον, die Bamberger des Plinius sellumenen; und es ist daher gewiss pseliumenen zu schreiben, wie Jahn (Arch. Zeit. 1850, S. 192) vorgeschlagen hat. Gegenstand der Dar- stellung war also eine Frau, welche sich Schmuck um Hals oder Arm legt, wie ähnliche Motive in noch erhaltenen kleinen Bronzen nicht selten sind. Bilder des Harmodios und Aristogeiton, aus Erz, natürlich nicht, wie Plinius (34, 10) angiebt, die von Xerxes entführten, welche Werke des Antenor waren, und alsbald durch andere des Kritios ersetzt wurden; sondern eine neue Gruppe, über deren Bestimmung wir nicht unterrichtet sind. Wenn in dem Relief eines athenischen Marmorsessels und in der entsprechenden Darstellung einer attischen Münze (Stackel- berg Gräber, S. 53, Vignette) wirklich Harmodios und Ari- stogeiton dargestellt sind, was mir noch nicht hinlänglich be- wiesen scheint, so möchten dieser Composition wohl eher die Statuen des Praxiteles, als die der genannten älteren Künstler zu Grunde liegen. Ein Krieger neben seinem Ross auf einem Grab- mal am Thore von Athen, wo man vom Peiraeeus kommt: Paus. I, 2, 3. Ein Wagenlenker zu einem Viergespann des Kalamis, damit dieser Künstler, so ausgezeichnet in Bildung der Rosse, nicht in Darstellung der menschlichen Figur unbedeutend er- scheine: Plin. 34, 71. Auf eine Portraitfigur bezieht sich auch die zu Anfang mitgetheilte Inschrift aus Thespiae.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/356>, abgerufen am 13.05.2024.