dern darauf beruhte, dass man an die Stelle der wirklichen Maasse die scheinbaren, nach dem Augenmaasse angenomme- nen setzte, welche, wie sie zum Theil auf Täuschung beru- hen, auch bei dem Beschauer Täuschung hervorzubringen im Stande sind, auf jeden Fall aber die innere Wahrheit dem Streben nach Illusion aufopfern. Wie weit dies bei Euphranor der Fall war, können wir freilich nicht im Einzelnen nachwei- sen. Ja, unsere Behauptung, dass es so war, könnte sogar als zu wenig begründet erscheinen, wenn nicht theils die Stel- lung Euphranors als Maler, theils die Geschichte gleichzeitiger und nachfolgender Künstler noch nachträglich den Beweis da- für liefern würde.
Skopas.
Skopas war von der Insel Paros gebürtig 1). Zur Bestim- mung der Zeit, in welcher er lebte, dient erstens die Angabe, dass er nach dem Brande des älteren Tempels der Athene Alea zu Tegea Ol. 96, 2 den Neubau leitete 2); ob derselbe frei- lich unmittelbar nach diesem Ereigniss begonnen wurde, ist nicht ausgemacht. Wir müssen daher grösseren Werth auf eine zweite Nachricht legen: dass nemlich Skopas zu den am Grabmal des Mausolos beschäftigten Künstlern gehörte. Denn dieses Werk wurde sicher alsbald nach dem Tode des Königs, Ol. 107, 2 nach Plinius, Ol. 106, 4 nach Diodor 3) begonnen, da es bei dem zwei Jahre später erfolgten Tode seiner Ge- mahlin Artemisia schon so weit vorgerückt war, dass die Künst- ler beschlossen, um ihres eigenen Ruhmes willen die angefan- gene Arbeit nicht liegen zu lassen 4).
Eine weitere Bestätigung für diese Zeit hat man aus der Erzählung des Plinius über den Tempel der ephesischen Ar- temis herleiten wollen, der bekanntlich in der Nacht der Ge- burt Alexanders Ol. 106, 1 abbrannte, aber bald nachher wie- derhergestellt wurde. Dort heisst es nemlich 5): columnae cen- tum viginti septem ... LX pedum altitudine, ex iis XXXVI caelatae, una a Scopa; operi praefuit Chersiphron architectus. Allein ist das Behauen einer Säule eine des Skopas würdige Arbeit, und würde sie eine besondere Erwähnung verdienen?
1) Strabo XIII, p. 604 C; Paus. VIII, 54, 4.
2) Paus. l. l.
3) XVI, 36; vgl. Clinton fasti Ol. 107, 2.
4) Plin. 36, 30 u. 31.
5) 36, 95.
dern darauf beruhte, dass man an die Stelle der wirklichen Maasse die scheinbaren, nach dem Augenmaasse angenomme- nen setzte, welche, wie sie zum Theil auf Täuschung beru- hen, auch bei dem Beschauer Täuschung hervorzubringen im Stande sind, auf jeden Fall aber die innere Wahrheit dem Streben nach Illusion aufopfern. Wie weit dies bei Euphranor der Fall war, können wir freilich nicht im Einzelnen nachwei- sen. Ja, unsere Behauptung, dass es so war, könnte sogar als zu wenig begründet erscheinen, wenn nicht theils die Stel- lung Euphranors als Maler, theils die Geschichte gleichzeitiger und nachfolgender Künstler noch nachträglich den Beweis da- für liefern würde.
Skopas.
Skopas war von der Insel Paros gebürtig 1). Zur Bestim- mung der Zeit, in welcher er lebte, dient erstens die Angabe, dass er nach dem Brande des älteren Tempels der Athene Alea zu Tegea Ol. 96, 2 den Neubau leitete 2); ob derselbe frei- lich unmittelbar nach diesem Ereigniss begonnen wurde, ist nicht ausgemacht. Wir müssen daher grösseren Werth auf eine zweite Nachricht legen: dass nemlich Skopas zu den am Grabmal des Mausolos beschäftigten Künstlern gehörte. Denn dieses Werk wurde sicher alsbald nach dem Tode des Königs, Ol. 107, 2 nach Plinius, Ol. 106, 4 nach Diodor 3) begonnen, da es bei dem zwei Jahre später erfolgten Tode seiner Ge- mahlin Artemisia schon so weit vorgerückt war, dass die Künst- ler beschlossen, um ihres eigenen Ruhmes willen die angefan- gene Arbeit nicht liegen zu lassen 4).
Eine weitere Bestätigung für diese Zeit hat man aus der Erzählung des Plinius über den Tempel der ephesischen Ar- temis herleiten wollen, der bekanntlich in der Nacht der Ge- burt Alexanders Ol. 106, 1 abbrannte, aber bald nachher wie- derhergestellt wurde. Dort heisst es nemlich 5): columnae cen- tum viginti septem ... LX pedum altitudine, ex iis XXXVI caelatae, una a Scopa; operi praefuit Chersiphron architectus. Allein ist das Behauen einer Säule eine des Skopas würdige Arbeit, und würde sie eine besondere Erwähnung verdienen?
1) Strabo XIII, p. 604 C; Paus. VIII, 54, 4.
2) Paus. l. l.
3) XVI, 36; vgl. Clinton fasti Ol. 107, 2.
4) Plin. 36, 30 u. 31.
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Stande sind, auf jeden Fall aber die innere Wahrheit dem
Streben nach Illusion aufopfern. Wie weit dies bei Euphranor
der Fall war, können wir freilich nicht im Einzelnen nachwei-
sen. Ja, unsere Behauptung, dass es so war, könnte sogar
als zu wenig begründet erscheinen, wenn nicht theils die Stel-
lung Euphranors als Maler, theils die Geschichte gleichzeitiger
und nachfolgender Künstler noch nachträglich den Beweis da-
für liefern würde.
Skopas.
Skopas war von der Insel Paros gebürtig 1). Zur Bestim-
mung der Zeit, in welcher er lebte, dient erstens die Angabe,
dass er nach dem Brande des älteren Tempels der Athene Alea
zu Tegea Ol. 96, 2 den Neubau leitete 2); ob derselbe frei-
lich unmittelbar nach diesem Ereigniss begonnen wurde, ist
nicht ausgemacht. Wir müssen daher grösseren Werth auf
eine zweite Nachricht legen: dass nemlich Skopas zu den am
Grabmal des Mausolos beschäftigten Künstlern gehörte. Denn
dieses Werk wurde sicher alsbald nach dem Tode des Königs,
Ol. 107, 2 nach Plinius, Ol. 106, 4 nach Diodor 3) begonnen,
da es bei dem zwei Jahre später erfolgten Tode seiner Ge-
mahlin Artemisia schon so weit vorgerückt war, dass die Künst-
ler beschlossen, um ihres eigenen Ruhmes willen die angefan-
gene Arbeit nicht liegen zu lassen 4).
Eine weitere Bestätigung für diese Zeit hat man aus der
Erzählung des Plinius über den Tempel der ephesischen Ar-
temis herleiten wollen, der bekanntlich in der Nacht der Ge-
burt Alexanders Ol. 106, 1 abbrannte, aber bald nachher wie-
derhergestellt wurde. Dort heisst es nemlich 5): columnae cen-
tum viginti septem ... LX pedum altitudine, ex iis XXXVI
caelatae, una a Scopa; operi praefuit Chersiphron architectus.
Allein ist das Behauen einer Säule eine des Skopas würdige
Arbeit, und würde sie eine besondere Erwähnung verdienen?
1) Strabo XIII, p. 604 C; Paus. VIII, 54, 4.
2) Paus. l. l.
3) XVI, 36;
vgl. Clinton fasti Ol. 107, 2.
4) Plin. 36, 30 u. 31.
5) 36, 95.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/331>, abgerufen am 25.11.2024.
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