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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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thebanischen Künstlers für die Verfertigung der Statue recht-
fertigen. -- Noch ist zu bemerken, dass der Name des Theron
durch Conjectur in eine Lücke des Pausanias gesetzt worden
ist, nemlich IX, 26, am Ende. Es fehlt dort der Name des
Künstlers, welcher die Bilder der Athene Ergane und des ne-
ben ihr stehenden Plutos zu Thespiae gemacht hatte. Da
hier an einen boeotischen Künstler zu denken am nächsten
liegt, Theron aber wegen des folgenden Wortes Theon von den
Abschreibern leicht übersehen werden konnte, so liesse sich
dieser Ergänzung eine gewisse Wahrscheinlichkeit nicht ab-
sprechen, wenn nicht auch eine Zeile früher eine Lücke anzu-
nehmen wäre, der zufolge das Ausfallen des Namens nicht
durch ein Versehen der Abschreiber, sondern durch eine Be-
schädigung der allen anderen zu Grunde liegenden Handschrift
seine Erklärung zu finden scheint.

Eubios und Xenokritos.

Pausanias nennt sie Thebaner und führt als ihr Werk ein
marmornes Bild des Herakles Promachos im Herakleion zu The-
ben an: IX, 11, 2.

Theodoros.

Einen Bildhauer dieses Namens aus Theben nennt Dioge-
nes Laertius: II, §. 103.

Onassimedes.

Als sein Werk führt Pausanias ein Bild des Dionysos aus
massivem Erze an: IX, 12, 3. Wie jetzt die Worte lauten,
geschieht des Vaterlandes keine Erwähnung, obwohl man dies
nach dem Gebrauche des Pausanias erwarten sollte. Aus die-
sem Grunde schlägt Kayser (Rh. Mus. N. F. V, S. 348) vor, in
den Worten Onassimedes epoiese diolou `pleres upo tou khalkou,
für pleres zu schreiben epikhorios, und upo tou als durch die
Corruptel pleres hervorgerufen zu tilgen: was freilich etwas
gewagt, aber doch nicht ohne Wahrscheinlichkeit ist. Der
Dionysos stand neben einem Werke der Söhne des Praxiteles,
mit denen Onassimedes möglicher Weise gleichzeitig ist.

Aristoneidas und Alkon,
deren Werke man früher nach Theben versetzte, betrachten
wir als der Kunstschule von Rhodos angehörig, w. m. s.

Boiskos.

Unter den Statuen griechischer Dichterinnen führt Tatian
(c. Gr. 52, p. 113 Worth) die der Myrtis als Werk des Bois-

thebanischen Künstlers für die Verfertigung der Statue recht-
fertigen. — Noch ist zu bemerken, dass der Name des Theron
durch Conjectur in eine Lücke des Pausanias gesetzt worden
ist, nemlich IX, 26, am Ende. Es fehlt dort der Name des
Künstlers, welcher die Bilder der Athene Ergane und des ne-
ben ihr stehenden Plutos zu Thespiae gemacht hatte. Da
hier an einen boeotischen Künstler zu denken am nächsten
liegt, Θήρων aber wegen des folgenden Wortes Θεῶν von den
Abschreibern leicht übersehen werden konnte, so liesse sich
dieser Ergänzung eine gewisse Wahrscheinlichkeit nicht ab-
sprechen, wenn nicht auch eine Zeile früher eine Lücke anzu-
nehmen wäre, der zufolge das Ausfallen des Namens nicht
durch ein Versehen der Abschreiber, sondern durch eine Be-
schädigung der allen anderen zu Grunde liegenden Handschrift
seine Erklärung zu finden scheint.

Eubios und Xenokritos.

Pausanias nennt sie Thebaner und führt als ihr Werk ein
marmornes Bild des Herakles Promachos im Herakleion zu The-
ben an: IX, 11, 2.

Theodoros.

Einen Bildhauer dieses Namens aus Theben nennt Dioge-
nes Laërtius: II, §. 103.

Onassimedes.

Als sein Werk führt Pausanias ein Bild des Dionysos aus
massivem Erze an: IX, 12, 3. Wie jetzt die Worte lauten,
geschieht des Vaterlandes keine Erwähnung, obwohl man dies
nach dem Gebrauche des Pausanias erwarten sollte. Aus die-
sem Grunde schlägt Kayser (Rh. Mus. N. F. V, S. 348) vor, in
den Worten Ὀνασσιμήδης ἐποίησε διόλου ῾πλῆρες ὑπὸ τοῦ χαλκοῦ,
für πλῆρες zu schreiben ἐπιχώριος, und ὑπὸ τοῦ als durch die
Corruptel πλῆρες hervorgerufen zu tilgen: was freilich etwas
gewagt, aber doch nicht ohne Wahrscheinlichkeit ist. Der
Dionysos stand neben einem Werke der Söhne des Praxiteles,
mit denen Onassimedes möglicher Weise gleichzeitig ist.

Aristoneidas und Alkon,
deren Werke man früher nach Theben versetzte, betrachten
wir als der Kunstschule von Rhodos angehörig, w. m. s.

Boïskos.

Unter den Statuen griechischer Dichterinnen führt Tatian
(c. Gr. 52, p. 113 Worth) die der Myrtis als Werk des Boïs-

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[297/0310] thebanischen Künstlers für die Verfertigung der Statue recht- fertigen. — Noch ist zu bemerken, dass der Name des Theron durch Conjectur in eine Lücke des Pausanias gesetzt worden ist, nemlich IX, 26, am Ende. Es fehlt dort der Name des Künstlers, welcher die Bilder der Athene Ergane und des ne- ben ihr stehenden Plutos zu Thespiae gemacht hatte. Da hier an einen boeotischen Künstler zu denken am nächsten liegt, Θήρων aber wegen des folgenden Wortes Θεῶν von den Abschreibern leicht übersehen werden konnte, so liesse sich dieser Ergänzung eine gewisse Wahrscheinlichkeit nicht ab- sprechen, wenn nicht auch eine Zeile früher eine Lücke anzu- nehmen wäre, der zufolge das Ausfallen des Namens nicht durch ein Versehen der Abschreiber, sondern durch eine Be- schädigung der allen anderen zu Grunde liegenden Handschrift seine Erklärung zu finden scheint. Eubios und Xenokritos. Pausanias nennt sie Thebaner und führt als ihr Werk ein marmornes Bild des Herakles Promachos im Herakleion zu The- ben an: IX, 11, 2. Theodoros. Einen Bildhauer dieses Namens aus Theben nennt Dioge- nes Laërtius: II, §. 103. Onassimedes. Als sein Werk führt Pausanias ein Bild des Dionysos aus massivem Erze an: IX, 12, 3. Wie jetzt die Worte lauten, geschieht des Vaterlandes keine Erwähnung, obwohl man dies nach dem Gebrauche des Pausanias erwarten sollte. Aus die- sem Grunde schlägt Kayser (Rh. Mus. N. F. V, S. 348) vor, in den Worten Ὀνασσιμήδης ἐποίησε διόλου ῾πλῆρες ὑπὸ τοῦ χαλκοῦ, für πλῆρες zu schreiben ἐπιχώριος, und ὑπὸ τοῦ als durch die Corruptel πλῆρες hervorgerufen zu tilgen: was freilich etwas gewagt, aber doch nicht ohne Wahrscheinlichkeit ist. Der Dionysos stand neben einem Werke der Söhne des Praxiteles, mit denen Onassimedes möglicher Weise gleichzeitig ist. Aristoneidas und Alkon, deren Werke man früher nach Theben versetzte, betrachten wir als der Kunstschule von Rhodos angehörig, w. m. s. Boïskos. Unter den Statuen griechischer Dichterinnen führt Tatian (c. Gr. 52, p. 113 Worth) die der Myrtis als Werk des Boïs-

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/310>, abgerufen am 13.05.2024.