mengeht, da ist der Alpheios gebildet. Der Wagenlenker des Pelops hat in der Sage der Troezenier den Namen Sphaeros, der Erklärer in Olympia nannte ihn Killas." -- Ueber das Ein- zelne in dieser Gruppe hat Welcker 1) ausführlich gehandelt. Hier genügt es, darauf hinzuweisen, wie in der Composition ein strenger Parallelismus der Glieder vorherrscht. Zu beiden Seiten des Zeus entspricht sich streng Figur für Figur; Zeus selbst aber ist hier nicht als handelnd gegenwärtig zu denken, sondern als Bildsäule aufzufassen, vor welchem, wie in ande- ren Bildwerken, die Bedingungen des Kampfes eidlich bekräf- tigt werden. Der Charakter der ganzen Handlung ist der der Ruhe, im Gegensatz zu der Bewegung in den Kampfscenen der hinteren Seite. Diesen Gegensatz müssen wir für einen absichtlichen halten, da er öfter wiederkehrt. So herrschte gewiss am Parthenon in der Darstellung der Geburt der Athene weniger Bewegung, als in der ihres Wettstreites mit Poseidon. Am Heraeon von Argos ferner stehen sich die Geburt des Zeus und die Einnahme von Ilion in derselben Weise als eine ruhi- gere und bewegtere Scene gegenüber 2). Und denselben Ge- gensatz werden wir bald noch einmal, in den Giebelgruppen des delphischen Tempels wiederfinden.
Theokosmos
aus Megara muss der Genossenschaft des Phidias angehört haben, da nach dem Bericht des Pausanias (I, 40, 3) Phidias ihm bei einem seiner Werke Beistand leistete. Dieses war eine Zeusstatue in dem Tempel des Gottes bei Megara, welche in Gold und Elfenbein ausgeführt werden sollte, aber wegen des Ausbruchs des peloponnesischen Krieges nicht vollendet wurde. Nur das Gesicht war wirklich aus diesen kostbaren Stoffen gebildet, der Körper nur nothdürftig aus Thon und Gyps hergestellt. Halb bearbeitetes Holz, welches zur Unter- lage des Goldes und Elfenbeins dienen sollte, ward noch zu Pausanias Zeit hinter dem Tempel aufbewahrt. Ueber dem Haupte des Gottes, d. h. wohl auf der Lehne des Thrones, wie in Olympia, waren die Horen und Moeren angebracht, nach der Erklärung des Pausanias, weil dem Zeus allein das Geschick gehorcht, und er die Jahreszeiten nach Bedarf vertheilt. --
1) Alte Denkm. I, S. 179 flgdd.
2) vgl. Welcker S. 171 flgdd.
mengeht, da ist der Alpheios gebildet. Der Wagenlenker des Pelops hat in der Sage der Troezenier den Namen Sphaeros, der Erklärer in Olympia nannte ihn Killas.” — Ueber das Ein- zelne in dieser Gruppe hat Welcker 1) ausführlich gehandelt. Hier genügt es, darauf hinzuweisen, wie in der Composition ein strenger Parallelismus der Glieder vorherrscht. Zu beiden Seiten des Zeus entspricht sich streng Figur für Figur; Zeus selbst aber ist hier nicht als handelnd gegenwärtig zu denken, sondern als Bildsäule aufzufassen, vor welchem, wie in ande- ren Bildwerken, die Bedingungen des Kampfes eidlich bekräf- tigt werden. Der Charakter der ganzen Handlung ist der der Ruhe, im Gegensatz zu der Bewegung in den Kampfscenen der hinteren Seite. Diesen Gegensatz müssen wir für einen absichtlichen halten, da er öfter wiederkehrt. So herrschte gewiss am Parthenon in der Darstellung der Geburt der Athene weniger Bewegung, als in der ihres Wettstreites mit Poseidon. Am Heraeon von Argos ferner stehen sich die Geburt des Zeus und die Einnahme von Ilion in derselben Weise als eine ruhi- gere und bewegtere Scene gegenüber 2). Und denselben Ge- gensatz werden wir bald noch einmal, in den Giebelgruppen des delphischen Tempels wiederfinden.
Theokosmos
aus Megara muss der Genossenschaft des Phidias angehört haben, da nach dem Bericht des Pausanias (I, 40, 3) Phidias ihm bei einem seiner Werke Beistand leistete. Dieses war eine Zeusstatue in dem Tempel des Gottes bei Megara, welche in Gold und Elfenbein ausgeführt werden sollte, aber wegen des Ausbruchs des peloponnesischen Krieges nicht vollendet wurde. Nur das Gesicht war wirklich aus diesen kostbaren Stoffen gebildet, der Körper nur nothdürftig aus Thon und Gyps hergestellt. Halb bearbeitetes Holz, welches zur Unter- lage des Goldes und Elfenbeins dienen sollte, ward noch zu Pausanias Zeit hinter dem Tempel aufbewahrt. Ueber dem Haupte des Gottes, d. h. wohl auf der Lehne des Thrones, wie in Olympia, waren die Horen und Moeren angebracht, nach der Erklärung des Pausanias, weil dem Zeus allein das Geschick gehorcht, und er die Jahreszeiten nach Bedarf vertheilt. —
1) Alte Denkm. I, S. 179 flgdd.
2) vgl. Welcker S. 171 flgdd.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0258"n="245"/>
mengeht, da ist der Alpheios gebildet. Der Wagenlenker des<lb/>
Pelops hat in der Sage der Troezenier den Namen Sphaeros,<lb/>
der Erklärer in Olympia nannte ihn Killas.”— Ueber das Ein-<lb/>
zelne in dieser Gruppe hat Welcker <noteplace="foot"n="1)">Alte Denkm. I, S. 179 flgdd.</note> ausführlich gehandelt.<lb/>
Hier genügt es, darauf hinzuweisen, wie in der Composition<lb/>
ein strenger Parallelismus der Glieder vorherrscht. Zu beiden<lb/>
Seiten des Zeus entspricht sich streng Figur für Figur; Zeus<lb/>
selbst aber ist hier nicht als handelnd gegenwärtig zu denken,<lb/>
sondern als Bildsäule aufzufassen, vor welchem, wie in ande-<lb/>
ren Bildwerken, die Bedingungen des Kampfes eidlich bekräf-<lb/>
tigt werden. Der Charakter der ganzen Handlung ist der der<lb/>
Ruhe, im Gegensatz zu der Bewegung in den Kampfscenen<lb/>
der hinteren Seite. Diesen Gegensatz müssen wir für einen<lb/>
absichtlichen halten, da er öfter wiederkehrt. So herrschte<lb/>
gewiss am Parthenon in der Darstellung der Geburt der Athene<lb/>
weniger Bewegung, als in der ihres Wettstreites mit Poseidon.<lb/>
Am Heraeon von Argos ferner stehen sich die Geburt des Zeus<lb/>
und die Einnahme von Ilion in derselben Weise als eine ruhi-<lb/>
gere und bewegtere Scene gegenüber <noteplace="foot"n="2)">vgl. Welcker S. 171 flgdd.</note>. Und denselben Ge-<lb/>
gensatz werden wir bald noch einmal, in den Giebelgruppen<lb/>
des delphischen Tempels wiederfinden.</p><lb/><p><hirendition="#g">Theokosmos</hi></p><lb/><p>aus Megara muss der Genossenschaft des Phidias angehört<lb/>
haben, da nach dem Bericht des Pausanias (I, 40, 3) Phidias<lb/>
ihm bei einem seiner Werke Beistand leistete. Dieses war<lb/>
eine <hirendition="#g">Zeuss</hi>tatue in dem Tempel des Gottes bei Megara, welche<lb/>
in Gold und Elfenbein ausgeführt werden sollte, aber wegen<lb/>
des Ausbruchs des peloponnesischen Krieges nicht vollendet<lb/>
wurde. Nur das Gesicht war wirklich aus diesen kostbaren<lb/>
Stoffen gebildet, der Körper nur nothdürftig aus Thon und<lb/>
Gyps hergestellt. Halb bearbeitetes Holz, welches zur Unter-<lb/>
lage des Goldes und Elfenbeins dienen sollte, ward noch zu<lb/>
Pausanias Zeit hinter dem Tempel aufbewahrt. Ueber dem<lb/>
Haupte des Gottes, d. h. wohl auf der Lehne des Thrones, wie<lb/>
in Olympia, waren die Horen und Moeren angebracht, nach der<lb/>
Erklärung des Pausanias, weil dem Zeus allein das Geschick<lb/>
gehorcht, und er die Jahreszeiten nach Bedarf vertheilt. —<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[245/0258]
mengeht, da ist der Alpheios gebildet. Der Wagenlenker des
Pelops hat in der Sage der Troezenier den Namen Sphaeros,
der Erklärer in Olympia nannte ihn Killas.” — Ueber das Ein-
zelne in dieser Gruppe hat Welcker 1) ausführlich gehandelt.
Hier genügt es, darauf hinzuweisen, wie in der Composition
ein strenger Parallelismus der Glieder vorherrscht. Zu beiden
Seiten des Zeus entspricht sich streng Figur für Figur; Zeus
selbst aber ist hier nicht als handelnd gegenwärtig zu denken,
sondern als Bildsäule aufzufassen, vor welchem, wie in ande-
ren Bildwerken, die Bedingungen des Kampfes eidlich bekräf-
tigt werden. Der Charakter der ganzen Handlung ist der der
Ruhe, im Gegensatz zu der Bewegung in den Kampfscenen
der hinteren Seite. Diesen Gegensatz müssen wir für einen
absichtlichen halten, da er öfter wiederkehrt. So herrschte
gewiss am Parthenon in der Darstellung der Geburt der Athene
weniger Bewegung, als in der ihres Wettstreites mit Poseidon.
Am Heraeon von Argos ferner stehen sich die Geburt des Zeus
und die Einnahme von Ilion in derselben Weise als eine ruhi-
gere und bewegtere Scene gegenüber 2). Und denselben Ge-
gensatz werden wir bald noch einmal, in den Giebelgruppen
des delphischen Tempels wiederfinden.
Theokosmos
aus Megara muss der Genossenschaft des Phidias angehört
haben, da nach dem Bericht des Pausanias (I, 40, 3) Phidias
ihm bei einem seiner Werke Beistand leistete. Dieses war
eine Zeusstatue in dem Tempel des Gottes bei Megara, welche
in Gold und Elfenbein ausgeführt werden sollte, aber wegen
des Ausbruchs des peloponnesischen Krieges nicht vollendet
wurde. Nur das Gesicht war wirklich aus diesen kostbaren
Stoffen gebildet, der Körper nur nothdürftig aus Thon und
Gyps hergestellt. Halb bearbeitetes Holz, welches zur Unter-
lage des Goldes und Elfenbeins dienen sollte, ward noch zu
Pausanias Zeit hinter dem Tempel aufbewahrt. Ueber dem
Haupte des Gottes, d. h. wohl auf der Lehne des Thrones, wie
in Olympia, waren die Horen und Moeren angebracht, nach der
Erklärung des Pausanias, weil dem Zeus allein das Geschick
gehorcht, und er die Jahreszeiten nach Bedarf vertheilt. —
1) Alte Denkm. I, S. 179 flgdd.
2) vgl. Welcker S. 171 flgdd.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/258>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.