Athen ein Bündniss abgeschlossen worden sei. Wir wollen nur bemerken, dass ihm die Ausführung dieses Bildes auch früher, in Folge seiner Thätigkeit in Olympia, übertragen sein konnte.
Unter seinen Werken ist das berühmteste:
die Aphrodite, welche von der Lage des Tempels in den Gärten bei Athen den Beinamen en kepois, in den Gärten, erhalten hatte 1). Plinius (36, 49), Pausanias (I, 19, 2) und Lucian (Imagg. 4 u. 6; dial. meretr. 7) stimmen in dem Lobe dieses Bildes überein, und ersterer erwähnt einer Sage, dass Phidias sogar selbst die letzte Hand daran gelegt habe, was sonst nur von Werken des Agorakritos bemerkt wird. Nach der Stelle, an welcher es von Plinius genannt wird, muss es in Marmor ausgeführt gewesen sein. Der Beiname Urania aber, welchen Lucian der Göttin beilegt, lehrt uns, dass sie in der strengeren Weise, wie die ähnlichen Bilder des Phidias, auf- gefasst war. Ueber das künstlerische Verdienst einzelner Theile wird unten gehandelt werden.
Ein Bild der Aphrodite, welches, wie schon bemerkt ist, von ihm im Wettstreite gegen Agorakritos ausgeführt, und von den Athenern dem seines Mitschülers vorgezogen ward (Plin. 36, 17), musste von der Aphrodite en kepois ver- schieden sein. Wir schliessen dies daraus, dass Phidias, wenn er der Ueberlieferung zufolge bei diesem Wettstreite dem Ago- rakritos hülfreiche Hand leistete, doch gewiss nicht dessen Nebenbuhler auf gleiche Weise seinen Beistand geliehen ha- ben wird, wie dies hinsichtlich des Bildes der Aphrodite en kepois nach Plinius der Fall gewesen sein soll.
Ein Bild der Hera in einem Tempel zwischen Phaleros und Athen, welcher von Mardonios abgebrannt und später in Ruinen, d. h. ohne Thür und Dach, liegen gelassen wurde. Pausanias (I, 1, 4) bemerkt darüber: "das jetzige Bild, wenn es, wie man sagt, ein Werk des Alkamenes ist, wäre dann nicht von dem Meder beschädigt." Daraus hat man folgern wollen, es könne nicht von Alkamenes sein. Allein Pausanias
1) Die Existenz eines Inschriftenfragmentes mit dem Namen des Künstlers, welches man in dieser Gegend gefunden haben wollte und auf die Aphrodite bezog, wird von Rangabe geleugnet: Revue arch. II, p. 423.
Athen ein Bündniss abgeschlossen worden sei. Wir wollen nur bemerken, dass ihm die Ausführung dieses Bildes auch früher, in Folge seiner Thätigkeit in Olympia, übertragen sein konnte.
Unter seinen Werken ist das berühmteste:
die Aphrodite, welche von der Lage des Tempels in den Gärten bei Athen den Beinamen ἐν κήποις, in den Gärten, erhalten hatte 1). Plinius (36, 49), Pausanias (I, 19, 2) und Lucian (Imagg. 4 u. 6; dial. meretr. 7) stimmen in dem Lobe dieses Bildes überein, und ersterer erwähnt einer Sage, dass Phidias sogar selbst die letzte Hand daran gelegt habe, was sonst nur von Werken des Agorakritos bemerkt wird. Nach der Stelle, an welcher es von Plinius genannt wird, muss es in Marmor ausgeführt gewesen sein. Der Beiname Urania aber, welchen Lucian der Göttin beilegt, lehrt uns, dass sie in der strengeren Weise, wie die ähnlichen Bilder des Phidias, auf- gefasst war. Ueber das künstlerische Verdienst einzelner Theile wird unten gehandelt werden.
Ein Bild der Aphrodite, welches, wie schon bemerkt ist, von ihm im Wettstreite gegen Agorakritos ausgeführt, und von den Athenern dem seines Mitschülers vorgezogen ward (Plin. 36, 17), musste von der Aphrodite ἐν κήποις ver- schieden sein. Wir schliessen dies daraus, dass Phidias, wenn er der Ueberlieferung zufolge bei diesem Wettstreite dem Ago- rakritos hülfreiche Hand leistete, doch gewiss nicht dessen Nebenbuhler auf gleiche Weise seinen Beistand geliehen ha- ben wird, wie dies hinsichtlich des Bildes der Aphrodite ἐν κήποις nach Plinius der Fall gewesen sein soll.
Ein Bild der Hera in einem Tempel zwischen Phaleros und Athen, welcher von Mardonios abgebrannt und später in Ruinen, d. h. ohne Thür und Dach, liegen gelassen wurde. Pausanias (I, 1, 4) bemerkt darüber: „das jetzige Bild, wenn es, wie man sagt, ein Werk des Alkamenes ist, wäre dann nicht von dem Meder beschädigt.” Daraus hat man folgern wollen, es könne nicht von Alkamenes sein. Allein Pausanias
1) Die Existenz eines Inschriftenfragmentes mit dem Namen des Künstlers, welches man in dieser Gegend gefunden haben wollte und auf die Aphrodite bezog, wird von Rangabé geleugnet: Revue arch. II, p. 423.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0248"n="235"/>
Athen ein Bündniss abgeschlossen worden sei. Wir wollen<lb/>
nur bemerken, dass ihm die Ausführung dieses Bildes auch<lb/>
früher, in Folge seiner Thätigkeit in Olympia, übertragen sein<lb/>
konnte.</p><lb/><p><hirendition="#c">Unter seinen Werken ist das berühmteste:</hi></p><lb/><p>die <hirendition="#g">Aphrodite,</hi> welche von der Lage des Tempels in<lb/>
den Gärten bei Athen den Beinamen ἐνκήποις, in den Gärten,<lb/>
erhalten hatte <noteplace="foot"n="1)">Die Existenz eines Inschriftenfragmentes mit dem Namen des Künstlers,<lb/>
welches man in dieser Gegend gefunden haben wollte und auf die Aphrodite<lb/>
bezog, wird von Rangabé geleugnet: Revue arch. II, p. 423.</note>. Plinius (36, 49), Pausanias (I, 19, 2) und<lb/>
Lucian (Imagg. 4 u. 6; dial. meretr. 7) stimmen in dem Lobe<lb/>
dieses Bildes überein, und ersterer erwähnt einer Sage, dass<lb/>
Phidias sogar selbst die letzte Hand daran gelegt habe, was<lb/>
sonst nur von Werken des Agorakritos bemerkt wird. Nach<lb/>
der Stelle, an welcher es von Plinius genannt wird, muss es<lb/>
in Marmor ausgeführt gewesen sein. Der Beiname Urania aber,<lb/>
welchen Lucian der Göttin beilegt, lehrt uns, dass sie in der<lb/>
strengeren Weise, wie die ähnlichen Bilder des Phidias, auf-<lb/>
gefasst war. Ueber das künstlerische Verdienst einzelner<lb/>
Theile wird unten gehandelt werden.</p><lb/><p>Ein Bild der <hirendition="#g">Aphrodite,</hi> welches, wie schon bemerkt<lb/>
ist, von ihm im Wettstreite gegen Agorakritos ausgeführt,<lb/>
und von den Athenern dem seines Mitschülers vorgezogen<lb/>
ward (Plin. 36, 17), musste von der Aphrodite ἐνκήποις ver-<lb/>
schieden sein. Wir schliessen dies daraus, dass Phidias, wenn<lb/>
er der Ueberlieferung zufolge bei diesem Wettstreite dem Ago-<lb/>
rakritos hülfreiche Hand leistete, doch gewiss nicht dessen<lb/>
Nebenbuhler auf gleiche Weise seinen Beistand geliehen ha-<lb/>
ben wird, wie dies hinsichtlich des Bildes der Aphrodite ἐν<lb/>κήποις nach Plinius der Fall gewesen sein soll.</p><lb/><p>Ein Bild der <hirendition="#g">Hera</hi> in einem Tempel zwischen Phaleros<lb/>
und Athen, welcher von Mardonios abgebrannt und später in<lb/>
Ruinen, d. h. ohne Thür und Dach, liegen gelassen wurde.<lb/>
Pausanias (I, 1, 4) bemerkt darüber: „das jetzige Bild, wenn<lb/>
es, wie man sagt, ein Werk des Alkamenes ist, wäre dann<lb/>
nicht von dem Meder beschädigt.” Daraus hat man folgern<lb/>
wollen, es könne nicht von Alkamenes sein. Allein Pausanias<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[235/0248]
Athen ein Bündniss abgeschlossen worden sei. Wir wollen
nur bemerken, dass ihm die Ausführung dieses Bildes auch
früher, in Folge seiner Thätigkeit in Olympia, übertragen sein
konnte.
Unter seinen Werken ist das berühmteste:
die Aphrodite, welche von der Lage des Tempels in
den Gärten bei Athen den Beinamen ἐν κήποις, in den Gärten,
erhalten hatte 1). Plinius (36, 49), Pausanias (I, 19, 2) und
Lucian (Imagg. 4 u. 6; dial. meretr. 7) stimmen in dem Lobe
dieses Bildes überein, und ersterer erwähnt einer Sage, dass
Phidias sogar selbst die letzte Hand daran gelegt habe, was
sonst nur von Werken des Agorakritos bemerkt wird. Nach
der Stelle, an welcher es von Plinius genannt wird, muss es
in Marmor ausgeführt gewesen sein. Der Beiname Urania aber,
welchen Lucian der Göttin beilegt, lehrt uns, dass sie in der
strengeren Weise, wie die ähnlichen Bilder des Phidias, auf-
gefasst war. Ueber das künstlerische Verdienst einzelner
Theile wird unten gehandelt werden.
Ein Bild der Aphrodite, welches, wie schon bemerkt
ist, von ihm im Wettstreite gegen Agorakritos ausgeführt,
und von den Athenern dem seines Mitschülers vorgezogen
ward (Plin. 36, 17), musste von der Aphrodite ἐν κήποις ver-
schieden sein. Wir schliessen dies daraus, dass Phidias, wenn
er der Ueberlieferung zufolge bei diesem Wettstreite dem Ago-
rakritos hülfreiche Hand leistete, doch gewiss nicht dessen
Nebenbuhler auf gleiche Weise seinen Beistand geliehen ha-
ben wird, wie dies hinsichtlich des Bildes der Aphrodite ἐν
κήποις nach Plinius der Fall gewesen sein soll.
Ein Bild der Hera in einem Tempel zwischen Phaleros
und Athen, welcher von Mardonios abgebrannt und später in
Ruinen, d. h. ohne Thür und Dach, liegen gelassen wurde.
Pausanias (I, 1, 4) bemerkt darüber: „das jetzige Bild, wenn
es, wie man sagt, ein Werk des Alkamenes ist, wäre dann
nicht von dem Meder beschädigt.” Daraus hat man folgern
wollen, es könne nicht von Alkamenes sein. Allein Pausanias
1) Die Existenz eines Inschriftenfragmentes mit dem Namen des Künstlers,
welches man in dieser Gegend gefunden haben wollte und auf die Aphrodite
bezog, wird von Rangabé geleugnet: Revue arch. II, p. 423.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/248>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.