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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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das Gold vor 1). Nur an einzelnen Theilen wird es, besonders
der Farbenwirkung wegen, mit anderen Stoffen vertauscht sein,
so z. B. an dem Helme, wo die Sphinx, wenn wir Plinius
recht verstehen 2), aus Erz gebildet war. Dass das Gold, 44
Talente an Gewicht 3), abgenommen werden konnte, ist bereits
erwähnt worden. Ein goldener Kranz der Nike wird noch be-
sonders in der Schatzrechnung des Parthenon 4) angeführt.

Wie das Klima der Altis die Anwendung von Oel er-
heischte, um das Zeusbild vor Verderben zu schützen, so
machte die trockene Luft der Akropolis auch bei der Parthenos
besondere Fürsorge nöthig. Hier war es aber Wasser und
Dunst von Wasser, wie Pausanias 5) berichtet, welches zur
Erhaltung des Elfenbeines angewendet wurde.

In der späteren Zeit muss das Bild viel von seiner ur-
sprünglichen Schönheit verloren haben. Schon Ol. 95 war
eine Restauration an der Basis nöthig geworden, welche Ari-
stokles ausführte 6). Isokrates 7) spricht von der Entwendung
des Gorgoneion. Ol. 120 raubt der Tyrann Lachares bei seiner
Flucht den ganzen abnehmbaren Schmuck 8). In welcher Weise
solche Beschädigungen hergestellt wurden, ist uns nicht über-
liefert. Pausanias sah das Bild aus Elfenbein und Gold. Die
letzte sichere Erwähnung fällt in das Jahr 375 n. Chr., die
Zeit des Valentinian und Valens 9). Nach einer freilich nicht
vollkommen zuverlässigen Nachricht soll es sogar noch am
Anfang des 10ten Jahrhunderts in Konstantinopol zu sehen ge-
wesen sein 10).

Von Gold und Elfenbein war ferner das Bild der Athene
im Tempel zu Pellene. Pausanias meldet uns von demselben
nur, dass Phidias es vor der Athene auf der Akropolis und
der zu Plataeae vollendet habe: VII, 27, 1.

1) Wie Panofka (Ann. II, p. 110, 111) meint, finden sich Anspielungen
auf die goldene Aegis bei Bacchylides 17 ed. Boisson.; auf die goldene Lanze
bei Arist. Thesmoph. v. 325.
2) Eine andere Deutung, dass eine eherne
Sphinx zwischen Schaft und Spitze der Lanze angebracht gewesen sei, schlägt
Schöll vor, bei Preller S. 184, N. 24.
3) Nach Philochorus beim Schol.
Arist. pac. 604. Thuc. II, 13 und Plut. de vit. aer. alien. 2 sprechen in runder
Summe von 40, Diodor XII, 40 von 50 Talenten. Nach einer Anekdote bei
Valer. Max. I, 1, ext. zogen die Athener das kostbare Gold als einen der Göt-
tin würdigeren Stoff dem dauerhafteren Marmor vor.
4) C. Inscr. Gr. n. 150,
§. 18.
5) V, 11, 5.
6) C. I. Gr. I, p. 257.
7) c. Callim. §. 57. Vgl.
Suid. s. v. Phileas aus Synesius enc. calv. p. 83.
8) Paus. I, 25, 5. Plut. de
Is. et Os. c. 71.
9) Zosimus IV, 18, p. 192 Bekk.
10) Vgl. Jahn in d.
Arch. Zeit. N. F. 15, S. 239.

das Gold vor 1). Nur an einzelnen Theilen wird es, besonders
der Farbenwirkung wegen, mit anderen Stoffen vertauscht sein,
so z. B. an dem Helme, wo die Sphinx, wenn wir Plinius
recht verstehen 2), aus Erz gebildet war. Dass das Gold, 44
Talente an Gewicht 3), abgenommen werden konnte, ist bereits
erwähnt worden. Ein goldener Kranz der Nike wird noch be-
sonders in der Schatzrechnung des Parthenon 4) angeführt.

Wie das Klima der Altis die Anwendung von Oel er-
heischte, um das Zeusbild vor Verderben zu schützen, so
machte die trockene Luft der Akropolis auch bei der Parthenos
besondere Fürsorge nöthig. Hier war es aber Wasser und
Dunst von Wasser, wie Pausanias 5) berichtet, welches zur
Erhaltung des Elfenbeines angewendet wurde.

In der späteren Zeit muss das Bild viel von seiner ur-
sprünglichen Schönheit verloren haben. Schon Ol. 95 war
eine Restauration an der Basis nöthig geworden, welche Ari-
stokles ausführte 6). Isokrates 7) spricht von der Entwendung
des Gorgoneion. Ol. 120 raubt der Tyrann Lachares bei seiner
Flucht den ganzen abnehmbaren Schmuck 8). In welcher Weise
solche Beschädigungen hergestellt wurden, ist uns nicht über-
liefert. Pausanias sah das Bild aus Elfenbein und Gold. Die
letzte sichere Erwähnung fällt in das Jahr 375 n. Chr., die
Zeit des Valentinian und Valens 9). Nach einer freilich nicht
vollkommen zuverlässigen Nachricht soll es sogar noch am
Anfang des 10ten Jahrhunderts in Konstantinopol zu sehen ge-
wesen sein 10).

Von Gold und Elfenbein war ferner das Bild der Athene
im Tempel zu Pellene. Pausanias meldet uns von demselben
nur, dass Phidias es vor der Athene auf der Akropolis und
der zu Plataeae vollendet habe: VII, 27, 1.

1) Wie Panofka (Ann. II, p. 110, 111) meint, finden sich Anspielungen
auf die goldene Aegis bei Bacchylides 17 ed. Boisson.; auf die goldene Lanze
bei Arist. Thesmoph. v. 325.
2) Eine andere Deutung, dass eine eherne
Sphinx zwischen Schaft und Spitze der Lanze angebracht gewesen sei, schlägt
Schöll vor, bei Preller S. 184, N. 24.
3) Nach Philochorus beim Schol.
Arist. pac. 604. Thuc. II, 13 und Plut. de vit. aer. alien. 2 sprechen in runder
Summe von 40, Diodor XII, 40 von 50 Talenten. Nach einer Anekdote bei
Valer. Max. I, 1, ext. zogen die Athener das kostbare Gold als einen der Göt-
tin würdigeren Stoff dem dauerhafteren Marmor vor.
4) C. Inscr. Gr. n. 150,
§. 18.
5) V, 11, 5.
6) C. I. Gr. I, p. 257.
7) c. Callim. §. 57. Vgl.
Suid. s. v. Φιλέας aus Synesius enc. calv. p. 83.
8) Paus. I, 25, 5. Plut. de
Is. et Os. c. 71.
9) Zosimus IV, 18, p. 192 Bekk.
10) Vgl. Jahn in d.
Arch. Zeit. N. F. 15, S. 239.
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[180/0193] das Gold vor 1). Nur an einzelnen Theilen wird es, besonders der Farbenwirkung wegen, mit anderen Stoffen vertauscht sein, so z. B. an dem Helme, wo die Sphinx, wenn wir Plinius recht verstehen 2), aus Erz gebildet war. Dass das Gold, 44 Talente an Gewicht 3), abgenommen werden konnte, ist bereits erwähnt worden. Ein goldener Kranz der Nike wird noch be- sonders in der Schatzrechnung des Parthenon 4) angeführt. Wie das Klima der Altis die Anwendung von Oel er- heischte, um das Zeusbild vor Verderben zu schützen, so machte die trockene Luft der Akropolis auch bei der Parthenos besondere Fürsorge nöthig. Hier war es aber Wasser und Dunst von Wasser, wie Pausanias 5) berichtet, welches zur Erhaltung des Elfenbeines angewendet wurde. In der späteren Zeit muss das Bild viel von seiner ur- sprünglichen Schönheit verloren haben. Schon Ol. 95 war eine Restauration an der Basis nöthig geworden, welche Ari- stokles ausführte 6). Isokrates 7) spricht von der Entwendung des Gorgoneion. Ol. 120 raubt der Tyrann Lachares bei seiner Flucht den ganzen abnehmbaren Schmuck 8). In welcher Weise solche Beschädigungen hergestellt wurden, ist uns nicht über- liefert. Pausanias sah das Bild aus Elfenbein und Gold. Die letzte sichere Erwähnung fällt in das Jahr 375 n. Chr., die Zeit des Valentinian und Valens 9). Nach einer freilich nicht vollkommen zuverlässigen Nachricht soll es sogar noch am Anfang des 10ten Jahrhunderts in Konstantinopol zu sehen ge- wesen sein 10). Von Gold und Elfenbein war ferner das Bild der Athene im Tempel zu Pellene. Pausanias meldet uns von demselben nur, dass Phidias es vor der Athene auf der Akropolis und der zu Plataeae vollendet habe: VII, 27, 1. 1) Wie Panofka (Ann. II, p. 110, 111) meint, finden sich Anspielungen auf die goldene Aegis bei Bacchylides 17 ed. Boisson.; auf die goldene Lanze bei Arist. Thesmoph. v. 325. 2) Eine andere Deutung, dass eine eherne Sphinx zwischen Schaft und Spitze der Lanze angebracht gewesen sei, schlägt Schöll vor, bei Preller S. 184, N. 24. 3) Nach Philochorus beim Schol. Arist. pac. 604. Thuc. II, 13 und Plut. de vit. aer. alien. 2 sprechen in runder Summe von 40, Diodor XII, 40 von 50 Talenten. Nach einer Anekdote bei Valer. Max. I, 1, ext. zogen die Athener das kostbare Gold als einen der Göt- tin würdigeren Stoff dem dauerhafteren Marmor vor. 4) C. Inscr. Gr. n. 150, §. 18. 5) V, 11, 5. 6) C. I. Gr. I, p. 257. 7) c. Callim. §. 57. Vgl. Suid. s. v. Φιλέας aus Synesius enc. calv. p. 83. 8) Paus. I, 25, 5. Plut. de Is. et Os. c. 71. 9) Zosimus IV, 18, p. 192 Bekk. 10) Vgl. Jahn in d. Arch. Zeit. N. F. 15, S. 239.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/193>, abgerufen am 28.04.2024.