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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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finden, namentlich wenn noch mehrere, wie Pantarkes als ana-
doumenos, in ruhiger Stellung gebildet waren. Die Figuren
selbst stellten die alten Kampfarten dar, wahrscheinlich die
acht, welche von den Eleern zuerst eingeführt waren 1). --
"Auf den übrigen Querriegeln ist die Schaar dargestellt, welche
mit Herakles gegen die Amazonen kämpfte. Die Zahl der
Kämpfenden beträgt auf beiden Seiten zusammen neun und
zwanzig; und unter den Bundesgenossen des Herakles befindet
sich auch Theseus." Es kommen somit auf jede Seite 9--10
Figuren, welche, in ähnlicher Weise componirt, wie die Friese
von Phigalia und Halikarnass, auch wenn wir nicht durch
Pferde den Compositionen grössere Ausdehnung geben wollen,
einen Streifen füllen, dessen Länge das Fünf- bis Sechsfache
seiner Höhe beträgt.

Bei den nun folgenden Theilen häufen sich die Schwierig-
keiten der Erklärung; Pausanias sagt: "Nicht die Füsse allein
tragen den Thron, sondern auch Säulen, isoi tois posi, welche
zwischen den Füssen stehen." Ob die Säulen den Füssen an
Zahl, an Höhe, an Stärke gleich waren, werden wir erst nach
dem Folgenden beurtheilen können. "Es ist aber nicht mög-
lich, so unter den Thron zu treten, wie wir z. B. in Amyklae
in das Innere des Thrones hineingegangen sind. Denn in
Olympia hindern nach Art von Mauern construirte Schranken
daran." Die Anordnung derselben hat bisher sämmtlichen Er-
klärern die grössten Schwierigkeiten bereitet. Nach der Stelle,
welche sie in der Beschreibung einnehmen, mussten sie sich
am Throne selbst, nicht in dessen Umgebung, befinden. Denn
nach ihnen spricht Pausanias von der Rücklehne, dem Sche-
mel, und geht dann erst zur Basis und deren. Umgebungen
über. Erinnern wir uns jetzt, dass an dem unteren Ende der
Füsse sich nur zwei Siegesgöttinnen, wahrscheinlich an den
äusseren Seiten, befanden, so wird sich für die Schranken kein
passenderer Platz ermitteln lassen, als zwischen dem unteren
Theile der Füsse.

Ehe wir jedoch über die Anordnung des Ganzen weiter
sprechen, werfen wir einen Blick auf die Composition der Ge-
mälde, mit denen Panaenos diese Schranken schmückte. Da

1) Vgl. V, 8, 3. Ueber die folgenden Worte des Pausanias, ou gar bis
Pheidiou, vgl. Schubart S. 392 flgdd.

finden, namentlich wenn noch mehrere, wie Pantarkes als ἀνα-
δούμενος, in ruhiger Stellung gebildet waren. Die Figuren
selbst stellten die alten Kampfarten dar, wahrscheinlich die
acht, welche von den Eleern zuerst eingeführt waren 1). —
„Auf den übrigen Querriegeln ist die Schaar dargestellt, welche
mit Herakles gegen die Amazonen kämpfte. Die Zahl der
Kämpfenden beträgt auf beiden Seiten zusammen neun und
zwanzig; und unter den Bundesgenossen des Herakles befindet
sich auch Theseus.” Es kommen somit auf jede Seite 9—10
Figuren, welche, in ähnlicher Weise componirt, wie die Friese
von Phigalia und Halikarnass, auch wenn wir nicht durch
Pferde den Compositionen grössere Ausdehnung geben wollen,
einen Streifen füllen, dessen Länge das Fünf- bis Sechsfache
seiner Höhe beträgt.

Bei den nun folgenden Theilen häufen sich die Schwierig-
keiten der Erklärung; Pausanias sagt: „Nicht die Füsse allein
tragen den Thron, sondern auch Säulen, ἴσοι τοῖς ποσὶ, welche
zwischen den Füssen stehen.” Ob die Säulen den Füssen an
Zahl, an Höhe, an Stärke gleich waren, werden wir erst nach
dem Folgenden beurtheilen können. „Es ist aber nicht mög-
lich, so unter den Thron zu treten, wie wir z. B. in Amyklae
in das Innere des Thrones hineingegangen sind. Denn in
Olympia hindern nach Art von Mauern construirte Schranken
daran.” Die Anordnung derselben hat bisher sämmtlichen Er-
klärern die grössten Schwierigkeiten bereitet. Nach der Stelle,
welche sie in der Beschreibung einnehmen, mussten sie sich
am Throne selbst, nicht in dessen Umgebung, befinden. Denn
nach ihnen spricht Pausanias von der Rücklehne, dem Sche-
mel, und geht dann erst zur Basis und deren. Umgebungen
über. Erinnern wir uns jetzt, dass an dem unteren Ende der
Füsse sich nur zwei Siegesgöttinnen, wahrscheinlich an den
äusseren Seiten, befanden, so wird sich für die Schranken kein
passenderer Platz ermitteln lassen, als zwischen dem unteren
Theile der Füsse.

Ehe wir jedoch über die Anordnung des Ganzen weiter
sprechen, werfen wir einen Blick auf die Composition der Ge-
mälde, mit denen Panaenos diese Schranken schmückte. Da

1) Vgl. V, 8, 3. Ueber die folgenden Worte des Pausanias, οὐ γὰρ bis
Φειδίου, vgl. Schubart S. 392 flgdd.
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[171/0184] finden, namentlich wenn noch mehrere, wie Pantarkes als ἀνα- δούμενος, in ruhiger Stellung gebildet waren. Die Figuren selbst stellten die alten Kampfarten dar, wahrscheinlich die acht, welche von den Eleern zuerst eingeführt waren 1). — „Auf den übrigen Querriegeln ist die Schaar dargestellt, welche mit Herakles gegen die Amazonen kämpfte. Die Zahl der Kämpfenden beträgt auf beiden Seiten zusammen neun und zwanzig; und unter den Bundesgenossen des Herakles befindet sich auch Theseus.” Es kommen somit auf jede Seite 9—10 Figuren, welche, in ähnlicher Weise componirt, wie die Friese von Phigalia und Halikarnass, auch wenn wir nicht durch Pferde den Compositionen grössere Ausdehnung geben wollen, einen Streifen füllen, dessen Länge das Fünf- bis Sechsfache seiner Höhe beträgt. Bei den nun folgenden Theilen häufen sich die Schwierig- keiten der Erklärung; Pausanias sagt: „Nicht die Füsse allein tragen den Thron, sondern auch Säulen, ἴσοι τοῖς ποσὶ, welche zwischen den Füssen stehen.” Ob die Säulen den Füssen an Zahl, an Höhe, an Stärke gleich waren, werden wir erst nach dem Folgenden beurtheilen können. „Es ist aber nicht mög- lich, so unter den Thron zu treten, wie wir z. B. in Amyklae in das Innere des Thrones hineingegangen sind. Denn in Olympia hindern nach Art von Mauern construirte Schranken daran.” Die Anordnung derselben hat bisher sämmtlichen Er- klärern die grössten Schwierigkeiten bereitet. Nach der Stelle, welche sie in der Beschreibung einnehmen, mussten sie sich am Throne selbst, nicht in dessen Umgebung, befinden. Denn nach ihnen spricht Pausanias von der Rücklehne, dem Sche- mel, und geht dann erst zur Basis und deren. Umgebungen über. Erinnern wir uns jetzt, dass an dem unteren Ende der Füsse sich nur zwei Siegesgöttinnen, wahrscheinlich an den äusseren Seiten, befanden, so wird sich für die Schranken kein passenderer Platz ermitteln lassen, als zwischen dem unteren Theile der Füsse. Ehe wir jedoch über die Anordnung des Ganzen weiter sprechen, werfen wir einen Blick auf die Composition der Ge- mälde, mit denen Panaenos diese Schranken schmückte. Da 1) Vgl. V, 8, 3. Ueber die folgenden Worte des Pausanias, οὐ γὰρ bis Φειδίου, vgl. Schubart S. 392 flgdd.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/184>, abgerufen am 28.04.2024.