schen Werke zugeschnürt, sehnig und hart, scharf in den Umrissen. Alle diese Urtheile sind aber nur allgemeine Be- zeichnungen für den alten Styl, die nicht auf die feineren Unter- scheidungszeichen innerhalb desselben eingehen. Denn fragen wir nun weiter, worin denn z. B. die Aehnlichkeit des Kallon mit den Tuscanern bestand, worin sich die attische von der aeginetischen Arbeit unterschied, so sehen wir uns von unsern Gewährsmännern verlassen. Eine Vermuthung habe ich auf die Vergleichung der aeginetischen Giebelstatuen und der Grabsäule des Aristokles hin auszusprechen gewagt. Aber schon, dass ich so ungleichartige Werke vergleichen musste, beweist unsere Armuth, und erst ein umfangreicheres Stu- dium der Monumente wird uns vielleicht in Zukunft einige Entschädigung für die Mängel der schriftlichen Ueberlieferung gewähren. Noch weniger sind wir über die Composition so- wohl einzelner bewegter Figuren, als ganzer Gruppen unterrichtet. Pausanias, der hier beinahe ausschliesslich unsere Quelle ist, begnügt sich mit den dürftigsten Angaben und nennt meist nicht mehr, als die Namen der handelnden Personen: Nestor steht auf gesonderter Basis den neun Heroen der Achaeer ge- genüber, die das Loos erwarten; Taras und Phalanthos stehen auf dem gefallenen Opis; Apollo von Artemis und Leto, Hera- kles von Athene zurückgehalten, haben den Dreifuss gefasst und kämpfen um dessen Besitz; Herakles kämpft gegen die Amazone zu Ross: das sind die Angaben, welche er uns über die Anordnung ganzer Gruppen gewährt, die uns aber über das Künstlerische der Composition gänzlich im Dunkeln lassen. Auch hier also sind wir auf Analogien, theils der aeginetischen Giebelstatuen, theils der grossen Reliefcompositionen angewie- sen, welche uns überall zuerst das Gesetz eines strengen Ent- sprechens der einzelnen Glieder innerhalb des gegebenen Rau- mes offenbaren.
In Rücksicht auf die Stoffe, aus denen man bildete, ge- bührt der vorigen Periode der Ruhm, neue Bahnen einge- schlagen zu haben; die jetzige bietet nur die in ihren Folgen freilich äusserst wichtige Erscheinung, dass der Bronzeguss nicht nur zu einem Gemeingut von ganz Griechenland, sondern das vorzüglichste Mittel zu künstlerischer Darstellung wurde. Wir begegnen ihm überall und an vielen Orten fast ausschliess- lich. Unter den Werken aeginetischer Künstler finden wir
schen Werke zugeschnürt, sehnig und hart, scharf in den Umrissen. Alle diese Urtheile sind aber nur allgemeine Be- zeichnungen für den alten Styl, die nicht auf die feineren Unter- scheidungszeichen innerhalb desselben eingehen. Denn fragen wir nun weiter, worin denn z. B. die Aehnlichkeit des Kallon mit den Tuscanern bestand, worin sich die attische von der aeginetischen Arbeit unterschied, so sehen wir uns von unsern Gewährsmännern verlassen. Eine Vermuthung habe ich auf die Vergleichung der aeginetischen Giebelstatuen und der Grabsäule des Aristokles hin auszusprechen gewagt. Aber schon, dass ich so ungleichartige Werke vergleichen musste, beweist unsere Armuth, und erst ein umfangreicheres Stu- dium der Monumente wird uns vielleicht in Zukunft einige Entschädigung für die Mängel der schriftlichen Ueberlieferung gewähren. Noch weniger sind wir über die Composition so- wohl einzelner bewegter Figuren, als ganzer Gruppen unterrichtet. Pausanias, der hier beinahe ausschliesslich unsere Quelle ist, begnügt sich mit den dürftigsten Angaben und nennt meist nicht mehr, als die Namen der handelnden Personen: Nestor steht auf gesonderter Basis den neun Heroen der Achaeer ge- genüber, die das Loos erwarten; Taras und Phalanthos stehen auf dem gefallenen Opis; Apollo von Artemis und Leto, Hera- kles von Athene zurückgehalten, haben den Dreifuss gefasst und kämpfen um dessen Besitz; Herakles kämpft gegen die Amazone zu Ross: das sind die Angaben, welche er uns über die Anordnung ganzer Gruppen gewährt, die uns aber über das Künstlerische der Composition gänzlich im Dunkeln lassen. Auch hier also sind wir auf Analogien, theils der aeginetischen Giebelstatuen, theils der grossen Reliefcompositionen angewie- sen, welche uns überall zuerst das Gesetz eines strengen Ent- sprechens der einzelnen Glieder innerhalb des gegebenen Rau- mes offenbaren.
In Rücksicht auf die Stoffe, aus denen man bildete, ge- bührt der vorigen Periode der Ruhm, neue Bahnen einge- schlagen zu haben; die jetzige bietet nur die in ihren Folgen freilich äusserst wichtige Erscheinung, dass der Bronzeguss nicht nur zu einem Gemeingut von ganz Griechenland, sondern das vorzüglichste Mittel zu künstlerischer Darstellung wurde. Wir begegnen ihm überall und an vielen Orten fast ausschliess- lich. Unter den Werken aeginetischer Künstler finden wir
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schen Werke zugeschnürt, sehnig und hart, scharf in den
Umrissen. Alle diese Urtheile sind aber nur allgemeine Be-
zeichnungen für den alten Styl, die nicht auf die feineren Unter-
scheidungszeichen innerhalb desselben eingehen. Denn fragen
wir nun weiter, worin denn z. B. die Aehnlichkeit des Kallon
mit den Tuscanern bestand, worin sich die attische von der
aeginetischen Arbeit unterschied, so sehen wir uns von unsern
Gewährsmännern verlassen. Eine Vermuthung habe ich auf
die Vergleichung der aeginetischen Giebelstatuen und der
Grabsäule des Aristokles hin auszusprechen gewagt. Aber
schon, dass ich so ungleichartige Werke vergleichen musste,
beweist unsere Armuth, und erst ein umfangreicheres Stu-
dium der Monumente wird uns vielleicht in Zukunft einige
Entschädigung für die Mängel der schriftlichen Ueberlieferung
gewähren. Noch weniger sind wir über die Composition so-
wohl einzelner bewegter Figuren, als ganzer Gruppen unterrichtet.
Pausanias, der hier beinahe ausschliesslich unsere Quelle ist,
begnügt sich mit den dürftigsten Angaben und nennt meist
nicht mehr, als die Namen der handelnden Personen: Nestor
steht auf gesonderter Basis den neun Heroen der Achaeer ge-
genüber, die das Loos erwarten; Taras und Phalanthos stehen
auf dem gefallenen Opis; Apollo von Artemis und Leto, Hera-
kles von Athene zurückgehalten, haben den Dreifuss gefasst
und kämpfen um dessen Besitz; Herakles kämpft gegen die
Amazone zu Ross: das sind die Angaben, welche er uns über
die Anordnung ganzer Gruppen gewährt, die uns aber über
das Künstlerische der Composition gänzlich im Dunkeln lassen.
Auch hier also sind wir auf Analogien, theils der aeginetischen
Giebelstatuen, theils der grossen Reliefcompositionen angewie-
sen, welche uns überall zuerst das Gesetz eines strengen Ent-
sprechens der einzelnen Glieder innerhalb des gegebenen Rau-
mes offenbaren.
In Rücksicht auf die Stoffe, aus denen man bildete, ge-
bührt der vorigen Periode der Ruhm, neue Bahnen einge-
schlagen zu haben; die jetzige bietet nur die in ihren Folgen
freilich äusserst wichtige Erscheinung, dass der Bronzeguss
nicht nur zu einem Gemeingut von ganz Griechenland, sondern
das vorzüglichste Mittel zu künstlerischer Darstellung wurde.
Wir begegnen ihm überall und an vielen Orten fast ausschliess-
lich. Unter den Werken aeginetischer Künstler finden wir
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/136>, abgerufen am 22.11.2024.
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