das Götterbild gemacht hatte: Paus. IX, 4, 1; vgl. 5, 5. Da Tempel und Gemälde gegen Ol. 80 entstanden sein müssen, so würde hinsichtlich der Zeit keine Schwierigkeit obwalten. Allein an beiden Stellen des Pausanias ist der Name des Ona- tas erst durch Conjectur in den Text gekommen; während nach den Handschriften die Lesart Onasias so sicher steht, dass die neuesten Herausgeber geglaubt haben, sie wieder aufnehmen zu müssen; und gewiss mit Recht. Pausanias erwähnt den Onatas ziemlich häufig, aber nie ohne Angabe seines Vater- landes Aegina; gerade hier fehlt sie. Er verbreitet sich sonst mit besonderer Liebe über die Verdienste des Onatas, würde also gewiss nicht unterlassen haben, seine Thätigkeit in der Malerei mit neuen Lobsprüchen zu begleiten, wenn er über- haupt von ihm spräche.
Es verdient ausdrücklich bemerkt zu werden, dass bis auf das einzige Epigramm des Antipater alle Nachrichten, welche die Person des Künstlers angehen, nur allein aus Pau- sanias geschöpft sind. Weder Plinius noch sonst irgend ein anderer Schriftsteller erwähnt ihn, worüber wir uns um so mehr wundern dürfen, je höher Pausanias das künstlerische Verdienst des Onatas zu schätzen scheint: "Diesen Onatas, obwohl auch er im Styl seiner Werke der aeginetischen Schule angehört (omos, kai tekhnes es ta agalmata onta Aiginaias), werden wir dennoch keinem nachsetzen von den Daedaliden und der attischen Kunstgilde"1). Dieses Urtheil lautet sehr be- stimmt, dennoch aber lehrt es uns sehr wenig, da es die Kenntniss des Unterschiedes attischer und aeginetischer Kunst voraussetzt. Wir erkennen nur, dass Pausanias die attische Schule im Allgemeinen höher, als die aeginetische, den ein- zelnen Onatas aber jener wenigstens gleich stellt. Onatas er- scheint danach bei ihm als der vorzüglichste Künstler der gan- zen Schule. Ich wage nicht, mich mit andern zur Bekräfti- gung dieses Urtheils auf die Statuen aus dem Giebel des Athenetempels zu Aegina zu berufen. Denn das hiesse nur sich im Kreise herumdrehen, da man erst auf das Lob des Pausa- nias die Vermuthung gebaut hat: Onatas müsse deshalb, weil diese Werke ein solches Lob verdienen, nun auch nothwen- diger Weise an ihnen thätig gewesen sein. Wohl aber legen
1) Paus. V, 25, 7.
das Götterbild gemacht hatte: Paus. IX, 4, 1; vgl. 5, 5. Da Tempel und Gemälde gegen Ol. 80 entstanden sein müssen, so würde hinsichtlich der Zeit keine Schwierigkeit obwalten. Allein an beiden Stellen des Pausanias ist der Name des Ona- tas erst durch Conjectur in den Text gekommen; während nach den Handschriften die Lesart Onasias so sicher steht, dass die neuesten Herausgeber geglaubt haben, sie wieder aufnehmen zu müssen; und gewiss mit Recht. Pausanias erwähnt den Onatas ziemlich häufig, aber nie ohne Angabe seines Vater- landes Aegina; gerade hier fehlt sie. Er verbreitet sich sonst mit besonderer Liebe über die Verdienste des Onatas, würde also gewiss nicht unterlassen haben, seine Thätigkeit in der Malerei mit neuen Lobsprüchen zu begleiten, wenn er über- haupt von ihm spräche.
Es verdient ausdrücklich bemerkt zu werden, dass bis auf das einzige Epigramm des Antipater alle Nachrichten, welche die Person des Künstlers angehen, nur allein aus Pau- sanias geschöpft sind. Weder Plinius noch sonst irgend ein anderer Schriftsteller erwähnt ihn, worüber wir uns um so mehr wundern dürfen, je höher Pausanias das künstlerische Verdienst des Onatas zu schätzen scheint: „Diesen Onatas, obwohl auch er im Styl seiner Werke der aeginetischen Schule angehört (ὁμῶς, καὶ τέχνης ἐς τὰ ἀγάλματα ὄντα Αἰγιναίας), werden wir dennoch keinem nachsetzen von den Daedaliden und der attischen Kunstgilde”1). Dieses Urtheil lautet sehr be- stimmt, dennoch aber lehrt es uns sehr wenig, da es die Kenntniss des Unterschiedes attischer und aeginetischer Kunst voraussetzt. Wir erkennen nur, dass Pausanias die attische Schule im Allgemeinen höher, als die aeginetische, den ein- zelnen Onatas aber jener wenigstens gleich stellt. Onatas er- scheint danach bei ihm als der vorzüglichste Künstler der gan- zen Schule. Ich wage nicht, mich mit andern zur Bekräfti- gung dieses Urtheils auf die Statuen aus dem Giebel des Athenetempels zu Aegina zu berufen. Denn das hiesse nur sich im Kreise herumdrehen, da man erst auf das Lob des Pausa- nias die Vermuthung gebaut hat: Onatas müsse deshalb, weil diese Werke ein solches Lob verdienen, nun auch nothwen- diger Weise an ihnen thätig gewesen sein. Wohl aber legen
1) Paus. V, 25, 7.
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das Götterbild gemacht hatte: Paus. IX, 4, 1; vgl. 5, 5. Da
Tempel und Gemälde gegen Ol. 80 entstanden sein müssen, so
würde hinsichtlich der Zeit keine Schwierigkeit obwalten.
Allein an beiden Stellen des Pausanias ist der Name des Ona-
tas erst durch Conjectur in den Text gekommen; während nach
den Handschriften die Lesart Onasias so sicher steht, dass die
neuesten Herausgeber geglaubt haben, sie wieder aufnehmen
zu müssen; und gewiss mit Recht. Pausanias erwähnt den
Onatas ziemlich häufig, aber nie ohne Angabe seines Vater-
landes Aegina; gerade hier fehlt sie. Er verbreitet sich sonst
mit besonderer Liebe über die Verdienste des Onatas, würde
also gewiss nicht unterlassen haben, seine Thätigkeit in der
Malerei mit neuen Lobsprüchen zu begleiten, wenn er über-
haupt von ihm spräche.
Es verdient ausdrücklich bemerkt zu werden, dass bis
auf das einzige Epigramm des Antipater alle Nachrichten,
welche die Person des Künstlers angehen, nur allein aus Pau-
sanias geschöpft sind. Weder Plinius noch sonst irgend ein
anderer Schriftsteller erwähnt ihn, worüber wir uns um so
mehr wundern dürfen, je höher Pausanias das künstlerische
Verdienst des Onatas zu schätzen scheint: „Diesen Onatas,
obwohl auch er im Styl seiner Werke der aeginetischen Schule
angehört (ὁμῶς, καὶ τέχνης ἐς τὰ ἀγάλματα ὄντα Αἰγιναίας),
werden wir dennoch keinem nachsetzen von den Daedaliden
und der attischen Kunstgilde” 1). Dieses Urtheil lautet sehr be-
stimmt, dennoch aber lehrt es uns sehr wenig, da es die
Kenntniss des Unterschiedes attischer und aeginetischer Kunst
voraussetzt. Wir erkennen nur, dass Pausanias die attische
Schule im Allgemeinen höher, als die aeginetische, den ein-
zelnen Onatas aber jener wenigstens gleich stellt. Onatas er-
scheint danach bei ihm als der vorzüglichste Künstler der gan-
zen Schule. Ich wage nicht, mich mit andern zur Bekräfti-
gung dieses Urtheils auf die Statuen aus dem Giebel des
Athenetempels zu Aegina zu berufen. Denn das hiesse nur sich
im Kreise herumdrehen, da man erst auf das Lob des Pausa-
nias die Vermuthung gebaut hat: Onatas müsse deshalb, weil
diese Werke ein solches Lob verdienen, nun auch nothwen-
diger Weise an ihnen thätig gewesen sein. Wohl aber legen
1) Paus. V, 25, 7.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/107>, abgerufen am 24.11.2024.
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