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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Wil
heid allein bei dem Vater zurück und
suchte nun in schriftstellerischer Tätig-
keit der Mutter nachzueifern, deren
"Jugendgarten" sie 1877-1898 im
Verein mit ihrer Schwester redigierte.
Nach dem Tode ihres Vaters (1885)
lebte sie mehrere Jahre zu Stetten
im Remstale, wo ihr Bruder damals
Dirigent der Anstalt für Epileptische
u. Jdioten war, u. folgte ihm 1889 nach
Stuttgart, wo sie nach seinem Tode die
Leitung seiner Klinik für Nervenkranke
"Ottilienhaus" übernahm und noch
heute fortführt.

S:

Wollt ihr's hören?
(En. für junge Mädchen), 1882. 3. A.
1896. - Schule u. Leben (En.), 1883.
3. Aufl. 1890. - Gut Freund (En.),
1891. - Ottilie Wildermuths-Leben
(hrsg. mit ihrer Schwester), 1888.

Wildermuth, Ottilie,

wurde am
22. Februar 1817 zu Rottenburg am
Neckar in Württemberg als das älteste
Kind des Gerichtsaktuars Rooschüz
geboren, der bald darauf als Ober-
amtsrichter nach Marbach versetzt
wurde, und hier verlebte Ottilie ihre
Jugend. Jhr Unterricht bis zum 14.
Jahre war der gewöhnliche einer
Volksschule, in etwas ergänzt durch
den Privatunterricht eines in der
Nachbarschaft wohnenden geistlichen
Onkels. Doch wirkte das freie und
fröhliche Kinderleben in der Natur,
das heitere, gastliche Elternhaus und
die Teilnahme an dem Bildungsgange
der Brüder sehr anregend und för-
dernd auf die Entwicklung des Mäd-
chens. Jm 16. Jahre kam Ottilie auf
einige Monate nach Stuttgart, um
hier ihre Bildung zu ergänzen, an der
sie dann auch in der Heimat unaus-
gesetzt weiter arbeitete. Jm Jahre
1843 vermählte sie sich mit dem Gym-
nasialprofessor Dr. Wildermuth
in Tübingen, an dessen Seite sie bis
zu ihrem Tode, 12. Juli 1877, in den
angenehmsten und glücklichsten Ver-
hältnissen lebte. 1847 schrieb sie auf
Anregung ihres Gatten ihre erste
Novelle "Eine alte Jungfer", die bei-
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Wil
fällig aufgenommen ward. Bald folg-
ten andere Erzählungen, die 1852 zum
erstenmal in den Buchhandel kamen,
und seit 1859 hat sie auch eine Reihe
von Jugend- und Kinderschriften ver-
öffentlicht. Aber ihr Leben ging nicht
in der Schriftstellerei auf; regen Gei-
stes nahm sie an allen nationalen
patriotischen Ereignissen teil. Sie
war eine Besucherin und Wohltäterin
von Armen und Kranken; von Be-
suchern und Bittstellern wurde ihr
Haus nie leer, auch der Mißbrauch,
der mit ihrer Mildtätigkeit getrieben
wurde, verbitterte sie nicht. Rührend
war die Pflege, die sie ihrer alten
Mutter zuteil werden ließ, die sie nach
des Vaters Tode (1847) zu sich ge-
nommen hatte, und die in hohem
Alter (1874) starb. Auf dem Wörth
in Tübingen haben die Frauen dieser
Stadt einen stattlichen Stein mit dem
Bronzerelief der Dichterin am 10.
August 1887 errichtet.

S:

Werke.
Gesamtausg.; VIII, 1862. - Gesam-
melte Werke; hrsg. von ihrer Tochter
Adelheid W.; X, 1892-94 [Jnhalt:
I. Bilder und Geschichten aus dem
schwäbischen Leben (1852: Genre-
bilder aus einer kleinen Stadt. - Bil-
der aus einer bürgerlichen Familien-
galerie. - Die alten Häuser von K. -
Schwäbische Pfarrhäuser. - Heirats-
geschichten.) - II. Neue Bilder und
Geschichten aus Schwaben (1854: Ge-
stalten a. d. Alltagswelt. - Krumme
und gerade Lebenswege. - Hagestolze.
- Vom Dorf). - III-IV. Aus dem
Frauenleben (En. 1855-57: Ein son-
nenloses Leben. - Morgen, Mittag
und Abend. - Die Verschmähte. - Un-
abhängigkeit. - Der erste Ehezwist. -
Die Lehrjahre der zwei Schwestern. -
Mädchenbriefe. - Lebensglück. - Ein
Herbsttag bei Weinsberg. - Tote
Treue). - V. Lebensrätsel, gelöste und
ungelöste (En. 1863: Klosterfräulein.
- Liebeszauber. - Mußte es sein? -
Eine dunkle Familiengeschichte. -
Drei Feste). - VI. Die Heimat der

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Wil
heid allein bei dem Vater zurück und
ſuchte nun in ſchriftſtelleriſcher Tätig-
keit der Mutter nachzueifern, deren
„Jugendgarten“ ſie 1877–1898 im
Verein mit ihrer Schweſter redigierte.
Nach dem Tode ihres Vaters (1885)
lebte ſie mehrere Jahre zu Stetten
im Remstale, wo ihr Bruder damals
Dirigent der Anſtalt für Epileptiſche
u. Jdioten war, u. folgte ihm 1889 nach
Stuttgart, wo ſie nach ſeinem Tode die
Leitung ſeiner Klinik für Nervenkranke
„Ottilienhaus“ übernahm und noch
heute fortführt.

S:

Wollt ihr’s hören?
(En. für junge Mädchen), 1882. 3. A.
1896. – Schule u. Leben (En.), 1883.
3. Aufl. 1890. – Gut Freund (En.),
1891. – Ottilie Wildermuths-Leben
(hrsg. mit ihrer Schweſter), 1888.

Wildermuth, Ottilie,

wurde am
22. Februar 1817 zu Rottenburg am
Neckar in Württemberg als das älteſte
Kind des Gerichtsaktuars Rooſchüz
geboren, der bald darauf als Ober-
amtsrichter nach Marbach verſetzt
wurde, und hier verlebte Ottilie ihre
Jugend. Jhr Unterricht bis zum 14.
Jahre war der gewöhnliche einer
Volksſchule, in etwas ergänzt durch
den Privatunterricht eines in der
Nachbarſchaft wohnenden geiſtlichen
Onkels. Doch wirkte das freie und
fröhliche Kinderleben in der Natur,
das heitere, gaſtliche Elternhaus und
die Teilnahme an dem Bildungsgange
der Brüder ſehr anregend und för-
dernd auf die Entwicklung des Mäd-
chens. Jm 16. Jahre kam Ottilie auf
einige Monate nach Stuttgart, um
hier ihre Bildung zu ergänzen, an der
ſie dann auch in der Heimat unaus-
geſetzt weiter arbeitete. Jm Jahre
1843 vermählte ſie ſich mit dem Gym-
naſialprofeſſor Dr. Wildermuth
in Tübingen, an deſſen Seite ſie bis
zu ihrem Tode, 12. Juli 1877, in den
angenehmſten und glücklichſten Ver-
hältniſſen lebte. 1847 ſchrieb ſie auf
Anregung ihres Gatten ihre erſte
Novelle „Eine alte Jungfer“, die bei-
[Spaltenumbruch]

Wil
fällig aufgenommen ward. Bald folg-
ten andere Erzählungen, die 1852 zum
erſtenmal in den Buchhandel kamen,
und ſeit 1859 hat ſie auch eine Reihe
von Jugend- und Kinderſchriften ver-
öffentlicht. Aber ihr Leben ging nicht
in der Schriftſtellerei auf; regen Gei-
ſtes nahm ſie an allen nationalen
patriotiſchen Ereigniſſen teil. Sie
war eine Beſucherin und Wohltäterin
von Armen und Kranken; von Be-
ſuchern und Bittſtellern wurde ihr
Haus nie leer, auch der Mißbrauch,
der mit ihrer Mildtätigkeit getrieben
wurde, verbitterte ſie nicht. Rührend
war die Pflege, die ſie ihrer alten
Mutter zuteil werden ließ, die ſie nach
des Vaters Tode (1847) zu ſich ge-
nommen hatte, und die in hohem
Alter (1874) ſtarb. Auf dem Wörth
in Tübingen haben die Frauen dieſer
Stadt einen ſtattlichen Stein mit dem
Bronzerelief der Dichterin am 10.
Auguſt 1887 errichtet.

S:

Werke.
Geſamtausg.; VIII, 1862. – Geſam-
melte Werke; hrsg. von ihrer Tochter
Adelheid W.; X, 1892–94 [Jnhalt:
I. Bilder und Geſchichten aus dem
ſchwäbiſchen Leben (1852: Genre-
bilder aus einer kleinen Stadt. – Bil-
der aus einer bürgerlichen Familien-
galerie. – Die alten Häuſer von K. –
Schwäbiſche Pfarrhäuſer. – Heirats-
geſchichten.) – II. Neue Bilder und
Geſchichten aus Schwaben (1854: Ge-
ſtalten a. d. Alltagswelt. – Krumme
und gerade Lebenswege. – Hageſtolze.
– Vom Dorf). – III–IV. Aus dem
Frauenleben (En. 1855–57: Ein ſon-
nenloſes Leben. – Morgen, Mittag
und Abend. – Die Verſchmähte. – Un-
abhängigkeit. – Der erſte Ehezwiſt. –
Die Lehrjahre der zwei Schweſtern. –
Mädchenbriefe. – Lebensglück. – Ein
Herbſttag bei Weinsberg. – Tote
Treue). – V. Lebensrätſel, gelöſte und
ungelöſte (En. 1863: Kloſterfräulein.
– Liebeszauber. – Mußte es ſein? -
Eine dunkle Familiengeſchichte. –
Drei Feſte). – VI. Die Heimat der

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[448/0452] Wil Wil heid allein bei dem Vater zurück und ſuchte nun in ſchriftſtelleriſcher Tätig- keit der Mutter nachzueifern, deren „Jugendgarten“ ſie 1877–1898 im Verein mit ihrer Schweſter redigierte. Nach dem Tode ihres Vaters (1885) lebte ſie mehrere Jahre zu Stetten im Remstale, wo ihr Bruder damals Dirigent der Anſtalt für Epileptiſche u. Jdioten war, u. folgte ihm 1889 nach Stuttgart, wo ſie nach ſeinem Tode die Leitung ſeiner Klinik für Nervenkranke „Ottilienhaus“ übernahm und noch heute fortführt. S: Wollt ihr’s hören? (En. für junge Mädchen), 1882. 3. A. 1896. – Schule u. Leben (En.), 1883. 3. Aufl. 1890. – Gut Freund (En.), 1891. – Ottilie Wildermuths-Leben (hrsg. mit ihrer Schweſter), 1888. Wildermuth, Ottilie, wurde am 22. Februar 1817 zu Rottenburg am Neckar in Württemberg als das älteſte Kind des Gerichtsaktuars Rooſchüz geboren, der bald darauf als Ober- amtsrichter nach Marbach verſetzt wurde, und hier verlebte Ottilie ihre Jugend. Jhr Unterricht bis zum 14. Jahre war der gewöhnliche einer Volksſchule, in etwas ergänzt durch den Privatunterricht eines in der Nachbarſchaft wohnenden geiſtlichen Onkels. Doch wirkte das freie und fröhliche Kinderleben in der Natur, das heitere, gaſtliche Elternhaus und die Teilnahme an dem Bildungsgange der Brüder ſehr anregend und för- dernd auf die Entwicklung des Mäd- chens. Jm 16. Jahre kam Ottilie auf einige Monate nach Stuttgart, um hier ihre Bildung zu ergänzen, an der ſie dann auch in der Heimat unaus- geſetzt weiter arbeitete. Jm Jahre 1843 vermählte ſie ſich mit dem Gym- naſialprofeſſor Dr. Wildermuth in Tübingen, an deſſen Seite ſie bis zu ihrem Tode, 12. Juli 1877, in den angenehmſten und glücklichſten Ver- hältniſſen lebte. 1847 ſchrieb ſie auf Anregung ihres Gatten ihre erſte Novelle „Eine alte Jungfer“, die bei- fällig aufgenommen ward. Bald folg- ten andere Erzählungen, die 1852 zum erſtenmal in den Buchhandel kamen, und ſeit 1859 hat ſie auch eine Reihe von Jugend- und Kinderſchriften ver- öffentlicht. Aber ihr Leben ging nicht in der Schriftſtellerei auf; regen Gei- ſtes nahm ſie an allen nationalen patriotiſchen Ereigniſſen teil. Sie war eine Beſucherin und Wohltäterin von Armen und Kranken; von Be- ſuchern und Bittſtellern wurde ihr Haus nie leer, auch der Mißbrauch, der mit ihrer Mildtätigkeit getrieben wurde, verbitterte ſie nicht. Rührend war die Pflege, die ſie ihrer alten Mutter zuteil werden ließ, die ſie nach des Vaters Tode (1847) zu ſich ge- nommen hatte, und die in hohem Alter (1874) ſtarb. Auf dem Wörth in Tübingen haben die Frauen dieſer Stadt einen ſtattlichen Stein mit dem Bronzerelief der Dichterin am 10. Auguſt 1887 errichtet. S: Werke. Geſamtausg.; VIII, 1862. – Geſam- melte Werke; hrsg. von ihrer Tochter Adelheid W.; X, 1892–94 [Jnhalt: I. Bilder und Geſchichten aus dem ſchwäbiſchen Leben (1852: Genre- bilder aus einer kleinen Stadt. – Bil- der aus einer bürgerlichen Familien- galerie. – Die alten Häuſer von K. – Schwäbiſche Pfarrhäuſer. – Heirats- geſchichten.) – II. Neue Bilder und Geſchichten aus Schwaben (1854: Ge- ſtalten a. d. Alltagswelt. – Krumme und gerade Lebenswege. – Hageſtolze. – Vom Dorf). – III–IV. Aus dem Frauenleben (En. 1855–57: Ein ſon- nenloſes Leben. – Morgen, Mittag und Abend. – Die Verſchmähte. – Un- abhängigkeit. – Der erſte Ehezwiſt. – Die Lehrjahre der zwei Schweſtern. – Mädchenbriefe. – Lebensglück. – Ein Herbſttag bei Weinsberg. – Tote Treue). – V. Lebensrätſel, gelöſte und ungelöſte (En. 1863: Kloſterfräulein. – Liebeszauber. – Mußte es ſein? - Eine dunkle Familiengeſchichte. – Drei Feſte). – VI. Die Heimat der *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/452>, abgerufen am 22.11.2024.