Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Wig als die Tochter des HilfsbriefträgersFrdr. Wilh. Alex geboren, der be- reits 1867 starb und seine Witwe mit sieben Kindern in der größten Dürftig- keit zurückließ. Jhre Kindheit war daher nichts als eine Folge von Ent- behrungen jeglicher Art. Sie besuchte bis zum 14. Jahre eine gut geleitete Volksschnle in Memel, trat dann bei fremden Leuten in den Dienst und bildete sich besonders in der Koch- kunst aus, so daß sie später in Dan- zig, in Stettin und auf der Kriegs- schule in Anklam als Wirtin tätig sein konnte. Jm Jahre 1890 ver- heiratete sie sich mit dem Schmied Hermann W. aus Janischken bei Memel, mit dem sie seit 1899 in Elbing lebt. Auch in der Ehe blieben ihr die schwersten Sorgen nicht erspart, in- sofern jahrelange eigene, wie auch ihrer Angehörigen Krankheit ihr Leben zu einem "grauen rissigen Ge- mäuer machte, in das Hagel- und Regenschauer ungehindert eindringen, und durch dessen Bedachung der Nord- sturm seine schaurigen Weisen singt." Edle, warmherzige Menschen haben ihr die Teilnahme auch dadurch be- wiesen, daß sie die Dichterin zum Weihnachtsfeste 1909 mit der Samm- lung und Herausgabe ihrer S: Ge- *Wigand, Marie Auguste,
Wig ihrer Gardinenwasch- und Spann-anstalt, die sie in Königsberg i. Pr. besitzt, eine durchaus schwere und an- strengende. Und doch hat sie seit 1896 noch ihre wenigen Mußestunden mit schriftstellerischer Tätigkeit ausfüllen und sich auch dadurch einen kleinen Verdienst erwerben können. Erst der Tod ihrer einzigen Tochter, die nach kaum einjähriger Ehe im Dezbr. 1907 starb, hat ihr die Feder aus der Hand genommen. Außer kleinen Novellen, die in ostpreußischen Zeitungen er- schienen, veröffentlichte sie S: De *Wigand, Curt, wurde am 28. *
Wig als die Tochter des HilfsbriefträgersFrdr. Wilh. Alex geboren, der be- reits 1867 ſtarb und ſeine Witwe mit ſieben Kindern in der größten Dürftig- keit zurückließ. Jhre Kindheit war daher nichts als eine Folge von Ent- behrungen jeglicher Art. Sie beſuchte bis zum 14. Jahre eine gut geleitete Volksſchnle in Memel, trat dann bei fremden Leuten in den Dienſt und bildete ſich beſonders in der Koch- kunſt aus, ſo daß ſie ſpäter in Dan- zig, in Stettin und auf der Kriegs- ſchule in Anklam als Wirtin tätig ſein konnte. Jm Jahre 1890 ver- heiratete ſie ſich mit dem Schmied Hermann W. aus Janiſchken bei Memel, mit dem ſie ſeit 1899 in Elbing lebt. Auch in der Ehe blieben ihr die ſchwerſten Sorgen nicht erſpart, in- ſofern jahrelange eigene, wie auch ihrer Angehörigen Krankheit ihr Leben zu einem „grauen riſſigen Ge- mäuer machte, in das Hagel- und Regenſchauer ungehindert eindringen, und durch deſſen Bedachung der Nord- ſturm ſeine ſchaurigen Weiſen ſingt.“ Edle, warmherzige Menſchen haben ihr die Teilnahme auch dadurch be- wieſen, daß ſie die Dichterin zum Weihnachtsfeſte 1909 mit der Samm- lung und Herausgabe ihrer S: Ge- *Wigand, Marie Auguſte,
Wig ihrer Gardinenwaſch- und Spann-anſtalt, die ſie in Königsberg i. Pr. beſitzt, eine durchaus ſchwere und an- ſtrengende. Und doch hat ſie ſeit 1896 noch ihre wenigen Mußeſtunden mit ſchriftſtelleriſcher Tätigkeit ausfüllen und ſich auch dadurch einen kleinen Verdienſt erwerben können. Erſt der Tod ihrer einzigen Tochter, die nach kaum einjähriger Ehe im Dezbr. 1907 ſtarb, hat ihr die Feder aus der Hand genommen. Außer kleinen Novellen, die in oſtpreußiſchen Zeitungen er- ſchienen, veröffentlichte ſie S: De *Wigand, Curt, wurde am 28. *
<TEI> <text> <body> <div type="index" n="1"> <p><pb facs="#f0444" n="440"/><lb/><cb/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wig</hi></fw><lb/> als die Tochter des Hilfsbriefträgers<lb/> Frdr. Wilh. <hi rendition="#g">Alex</hi> geboren, der be-<lb/> reits 1867 ſtarb und ſeine Witwe mit<lb/> ſieben Kindern in der größten Dürftig-<lb/> keit zurückließ. Jhre Kindheit war<lb/> daher nichts als eine Folge von Ent-<lb/> behrungen jeglicher Art. Sie beſuchte<lb/> bis zum 14. Jahre eine gut geleitete<lb/> Volksſchnle in Memel, trat dann bei<lb/> fremden Leuten in den Dienſt und<lb/> bildete ſich beſonders in der Koch-<lb/> kunſt aus, ſo daß ſie ſpäter in Dan-<lb/> zig, in Stettin und auf der Kriegs-<lb/> ſchule in Anklam als Wirtin tätig<lb/> ſein konnte. Jm Jahre 1890 ver-<lb/> heiratete ſie ſich mit dem Schmied<lb/> Hermann W. aus Janiſchken bei<lb/> Memel, mit dem ſie ſeit 1899 in Elbing<lb/> lebt. Auch in der Ehe blieben ihr die<lb/> ſchwerſten Sorgen nicht erſpart, in-<lb/> ſofern jahrelange eigene, wie auch<lb/> ihrer Angehörigen Krankheit ihr<lb/> Leben zu einem „grauen riſſigen Ge-<lb/> mäuer machte, in das Hagel- und<lb/> Regenſchauer ungehindert eindringen,<lb/> und durch deſſen Bedachung der Nord-<lb/> ſturm ſeine ſchaurigen Weiſen ſingt.“<lb/> Edle, warmherzige Menſchen haben<lb/> ihr die Teilnahme auch dadurch be-<lb/> wieſen, daß ſie die Dichterin zum<lb/> Weihnachtsfeſte 1909 mit der Samm-<lb/> lung und Herausgabe ihrer </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> Ge-<lb/> dichte, 1909 überraſchten.</p><lb/> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head> <persName>*<hi rendition="#b">Wigand,</hi> Marie <hi rendition="#g">Auguſte,</hi></persName> </head> <p><lb/> wurde am 6. Novbr. 1853 zu War-<lb/> glaucken, einem weltentlegenen Dörf-<lb/> chen im Kreiſe Jnſterburg (Oſtpr.)<lb/> als Tochter des köllniſchen Grund-<lb/> beſitzers <hi rendition="#g">Scharffetter</hi> geboren und<lb/> hat in ihrem Leben ein überaus<lb/> ſchweres Geſchick zu ertragen gehabt.<lb/> Mit ſechs Jahren ganz verwaiſt und<lb/> heimatlos, wurde ihr ſchon in ihrer<lb/> Kindheit ſchwere körperliche Arbeit<lb/> zugeteilt, und die iſt ihr auch wäh-<lb/> rend ihrer kurzen, kaum vierjährigen<lb/> Ehe und ſpäter, als ſie für ſich und<lb/> ihre beiden Kinder ums tägliche Brot<lb/> ſorgen mußte, nicht erſpart geblieben.<lb/> Auch heute noch iſt ihre Tätigkeit in<lb/><cb/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wig</hi></fw><lb/> ihrer Gardinenwaſch- und Spann-<lb/> anſtalt, die ſie in Königsberg i. Pr.<lb/> beſitzt, eine durchaus ſchwere und an-<lb/> ſtrengende. Und doch hat ſie ſeit 1896<lb/> noch ihre wenigen Mußeſtunden mit<lb/> ſchriftſtelleriſcher Tätigkeit ausfüllen<lb/> und ſich auch dadurch einen kleinen<lb/> Verdienſt erwerben können. Erſt der<lb/> Tod ihrer einzigen Tochter, die nach<lb/> kaum einjähriger Ehe im Dezbr. 1907<lb/> ſtarb, hat ihr die Feder aus der Hand<lb/> genommen. Außer kleinen Novellen,<lb/> die in oſtpreußiſchen Zeitungen er-<lb/> ſchienen, veröffentlichte ſie </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> De<lb/> Familje Blubbereit änn Krönungs-<lb/> trubel. Dem Möchel Pudernäs ſien<lb/> Droom (2 humor. Ge.), 1905. – Herr<lb/> Dokter! Raus is er! – Wie de Schan-<lb/> darm bold tomm Hoaskebroade ge-<lb/> koame wär. – De Foahrt noa Paris<lb/> (3 humor. Ge.), 1906. – Juſte und<lb/> Liſette reiſen nach Berlin (Hum. G.),<lb/> 1906. – Die beſchlagene Jette (desgl.),<lb/> 1906. – Meta, Wally und Roſine,<lb/> oder: Die Rache der drei Jungfrauen<lb/> (desgl.), 1906. – Aus Großmütter-<lb/> chens Truhe (Heimatl. M.), 1907.</p><lb/> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head> <persName>*<hi rendition="#b">Wigand,</hi> Curt,</persName> </head> <p> wurde am 28.<lb/> März 1865 in Kaſſel geboren. Sein<lb/> Vater war der (1893 †) Verlags-<lb/> buchhändler Georg Heinrich W., ſeine<lb/> Mutter eine Enkelin des Komponiſten<lb/> und Geigers Louis Spohr. Er be-<lb/> ſuchte 1874–83 die Gymnaſien in<lb/> Kaſſel und Korbach und wurde in<lb/> dieſer Zeit vom Konzertmeiſter Dil-<lb/> cher, einem Schüler Spohrs, auch im<lb/> Violinſpiel ausgebildet. Er ergriff<lb/> indeſſen nicht den Beruf dieſes Mei-<lb/> ſters, ſondern widmete ſich dem Buch-<lb/> handel, arbeitete darin zu Straßburg,<lb/> Kaſſel, Berlin, Paris, London, Leipzig<lb/> und Wien und unternahm außerdem<lb/> große Reiſen nach Schottland, Jta-<lb/> lien, der Schweiz, Belgien, Däne-<lb/> mark und Schweden. Nach dem Tode<lb/> ſeines Vaters übernahm er 1. Juli<lb/> 1893 die von dieſem gegründete wiſ-<lb/> ſenſchaftliche Firma „Georg H. Wi-<lb/> gands Verlagsbuchhandlung“, die er<lb/> <fw place="bottom" type="sig">*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [440/0444]
Wig
Wig
als die Tochter des Hilfsbriefträgers
Frdr. Wilh. Alex geboren, der be-
reits 1867 ſtarb und ſeine Witwe mit
ſieben Kindern in der größten Dürftig-
keit zurückließ. Jhre Kindheit war
daher nichts als eine Folge von Ent-
behrungen jeglicher Art. Sie beſuchte
bis zum 14. Jahre eine gut geleitete
Volksſchnle in Memel, trat dann bei
fremden Leuten in den Dienſt und
bildete ſich beſonders in der Koch-
kunſt aus, ſo daß ſie ſpäter in Dan-
zig, in Stettin und auf der Kriegs-
ſchule in Anklam als Wirtin tätig
ſein konnte. Jm Jahre 1890 ver-
heiratete ſie ſich mit dem Schmied
Hermann W. aus Janiſchken bei
Memel, mit dem ſie ſeit 1899 in Elbing
lebt. Auch in der Ehe blieben ihr die
ſchwerſten Sorgen nicht erſpart, in-
ſofern jahrelange eigene, wie auch
ihrer Angehörigen Krankheit ihr
Leben zu einem „grauen riſſigen Ge-
mäuer machte, in das Hagel- und
Regenſchauer ungehindert eindringen,
und durch deſſen Bedachung der Nord-
ſturm ſeine ſchaurigen Weiſen ſingt.“
Edle, warmherzige Menſchen haben
ihr die Teilnahme auch dadurch be-
wieſen, daß ſie die Dichterin zum
Weihnachtsfeſte 1909 mit der Samm-
lung und Herausgabe ihrer
S: Ge-
dichte, 1909 überraſchten.
*Wigand, Marie Auguſte,
wurde am 6. Novbr. 1853 zu War-
glaucken, einem weltentlegenen Dörf-
chen im Kreiſe Jnſterburg (Oſtpr.)
als Tochter des köllniſchen Grund-
beſitzers Scharffetter geboren und
hat in ihrem Leben ein überaus
ſchweres Geſchick zu ertragen gehabt.
Mit ſechs Jahren ganz verwaiſt und
heimatlos, wurde ihr ſchon in ihrer
Kindheit ſchwere körperliche Arbeit
zugeteilt, und die iſt ihr auch wäh-
rend ihrer kurzen, kaum vierjährigen
Ehe und ſpäter, als ſie für ſich und
ihre beiden Kinder ums tägliche Brot
ſorgen mußte, nicht erſpart geblieben.
Auch heute noch iſt ihre Tätigkeit in
ihrer Gardinenwaſch- und Spann-
anſtalt, die ſie in Königsberg i. Pr.
beſitzt, eine durchaus ſchwere und an-
ſtrengende. Und doch hat ſie ſeit 1896
noch ihre wenigen Mußeſtunden mit
ſchriftſtelleriſcher Tätigkeit ausfüllen
und ſich auch dadurch einen kleinen
Verdienſt erwerben können. Erſt der
Tod ihrer einzigen Tochter, die nach
kaum einjähriger Ehe im Dezbr. 1907
ſtarb, hat ihr die Feder aus der Hand
genommen. Außer kleinen Novellen,
die in oſtpreußiſchen Zeitungen er-
ſchienen, veröffentlichte ſie
S: De
Familje Blubbereit änn Krönungs-
trubel. Dem Möchel Pudernäs ſien
Droom (2 humor. Ge.), 1905. – Herr
Dokter! Raus is er! – Wie de Schan-
darm bold tomm Hoaskebroade ge-
koame wär. – De Foahrt noa Paris
(3 humor. Ge.), 1906. – Juſte und
Liſette reiſen nach Berlin (Hum. G.),
1906. – Die beſchlagene Jette (desgl.),
1906. – Meta, Wally und Roſine,
oder: Die Rache der drei Jungfrauen
(desgl.), 1906. – Aus Großmütter-
chens Truhe (Heimatl. M.), 1907.
*Wigand, Curt, wurde am 28.
März 1865 in Kaſſel geboren. Sein
Vater war der (1893 †) Verlags-
buchhändler Georg Heinrich W., ſeine
Mutter eine Enkelin des Komponiſten
und Geigers Louis Spohr. Er be-
ſuchte 1874–83 die Gymnaſien in
Kaſſel und Korbach und wurde in
dieſer Zeit vom Konzertmeiſter Dil-
cher, einem Schüler Spohrs, auch im
Violinſpiel ausgebildet. Er ergriff
indeſſen nicht den Beruf dieſes Mei-
ſters, ſondern widmete ſich dem Buch-
handel, arbeitete darin zu Straßburg,
Kaſſel, Berlin, Paris, London, Leipzig
und Wien und unternahm außerdem
große Reiſen nach Schottland, Jta-
lien, der Schweiz, Belgien, Däne-
mark und Schweden. Nach dem Tode
ſeines Vaters übernahm er 1. Juli
1893 die von dieſem gegründete wiſ-
ſenſchaftliche Firma „Georg H. Wi-
gands Verlagsbuchhandlung“, die er
*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |