Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Win (Mark Brandenburg) als Rechtsan-walt niederließ. Dort lebte sie bis zum Tode ihres Gatten, der Ende 1910 starb, u. siedelte dann nach Pots- dam über. S: Schnee u. Blüten (N.), *Winkler, Theodor, * am 4. April S: Hu- *Winkler, Therese u. Ludwig,
Win Winkler-Messerer, wie sich dieSchrifstellerin nach dem Tode ihres Gatten nannte, wurde am 13. März 1824 zu München als die Tochter eines königl. Katasterbeamten gebo- ren. Ein Augenleiden von langer Dauer und schlimmen Folgen führte das phantasievolle, geweckte Kind in seiner ersten Lebenszeit fast aus- schließlich seinem reichen Seelenleben zu; denn das innere Auge blickte hell und ungetrübt auf eine Welt voll Glanz und Licht, während um das äußere jahrelang die Binde lag. Von vortrefflichen Eltern einfach aber sorgfältig erzogen, wandte sich Therese nach erlangter Ausbildung dem Lehrfache zu. Eine Reihe von Jahren hatte sie schon mit schönem Erfolge ihrem Berufe gelebt, als sie unter dem frischen Eindruck ihrer beweglichen Umgebung in den ersten Erzählungen für die Jugend sich ver- suchte. Diese Tätigkeit fand eine mit verdoppeltem Eifer betriebene Fortsetzung, als sich Therese 1858 mit Ludwig Winkler verheiratet hatte, der sich nun an den Arbeiten der Gattin kräftigst beteiligte. Lud- wig W. wurde am 27. Mai 1826 in München als der Sohn eines Billard- fabrikanten geboren u. später dessen Nachfolger im Geschäft. Er hatte Therese im Hause seiner Schwester kennen gelernt, deren Kinder jene unterrichtete, u. da ihre Ehe kinder- los blieb, so wußten sie nach der Ar- beit u. den Geschäftssorgen des Ta- ges nichts Schöneres zu tun, als in gemeinsamem literarischen Wirken die Abendstunden auszunutzen. An- fänglich nur das Feld der Jugend- schriften bebauend, gingen sie seit 1870 zu den Volksschriften über, die warme Anerkennung und weite Ver- breitung fanden. Jm Jahre 1875 wurde der Gatte von einem tieflie- genden, qualvollen, körperlichen Lei- den befallen, wovon ihn der Tod am 14. Febr. 1883 befreite. Die Witwe, *
Win (Mark Brandenburg) als Rechtsan-walt niederließ. Dort lebte ſie bis zum Tode ihres Gatten, der Ende 1910 ſtarb, u. ſiedelte dann nach Pots- dam über. S: Schnee u. Blüten (N.), *Winkler, Theodor, * am 4. April S: Hu- *Winkler, Thereſe u. Ludwig,
Win Winkler-Meſſerer, wie ſich dieSchrifſtellerin nach dem Tode ihres Gatten nannte, wurde am 13. März 1824 zu München als die Tochter eines königl. Kataſterbeamten gebo- ren. Ein Augenleiden von langer Dauer und ſchlimmen Folgen führte das phantaſievolle, geweckte Kind in ſeiner erſten Lebenszeit faſt aus- ſchließlich ſeinem reichen Seelenleben zu; denn das innere Auge blickte hell und ungetrübt auf eine Welt voll Glanz und Licht, während um das äußere jahrelang die Binde lag. Von vortrefflichen Eltern einfach aber ſorgfältig erzogen, wandte ſich Thereſe nach erlangter Ausbildung dem Lehrfache zu. Eine Reihe von Jahren hatte ſie ſchon mit ſchönem Erfolge ihrem Berufe gelebt, als ſie unter dem friſchen Eindruck ihrer beweglichen Umgebung in den erſten Erzählungen für die Jugend ſich ver- ſuchte. Dieſe Tätigkeit fand eine mit verdoppeltem Eifer betriebene Fortſetzung, als ſich Thereſe 1858 mit Ludwig Winkler verheiratet hatte, der ſich nun an den Arbeiten der Gattin kräftigſt beteiligte. Lud- wig W. wurde am 27. Mai 1826 in München als der Sohn eines Billard- fabrikanten geboren u. ſpäter deſſen Nachfolger im Geſchäft. Er hatte Thereſe im Hauſe ſeiner Schweſter kennen gelernt, deren Kinder jene unterrichtete, u. da ihre Ehe kinder- los blieb, ſo wußten ſie nach der Ar- beit u. den Geſchäftsſorgen des Ta- ges nichts Schöneres zu tun, als in gemeinſamem literariſchen Wirken die Abendſtunden auszunutzen. An- fänglich nur das Feld der Jugend- ſchriften bebauend, gingen ſie ſeit 1870 zu den Volksſchriften über, die warme Anerkennung und weite Ver- breitung fanden. Jm Jahre 1875 wurde der Gatte von einem tieflie- genden, qualvollen, körperlichen Lei- den befallen, wovon ihn der Tod am 14. Febr. 1883 befreite. Die Witwe, *
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Win
Win
(Mark Brandenburg) als Rechtsan-
walt niederließ. Dort lebte ſie bis
zum Tode ihres Gatten, der Ende
1910 ſtarb, u. ſiedelte dann nach Pots-
dam über.
S: Schnee u. Blüten (N.),
1890. – Phönix (D.), 1891. – Un-
kraut (Ge.), 1895. – Harzfahrt (D.),
1901.
*Winkler, Theodor, * am 4. April
1844 zu Zwickau in Sachſen als der
Sohn eines Lehrers, abſolvierte das
Gymnaſium daſelbſt und bezog 1864
die Univerſität Leipzig, wo er ſich an-
fangs, Familienverhältniſſen nach-
gebend, dem Studium der Rechte wid-
mete, während ihn ſeine Neigung
ſchon als Schüler zur Literatur hin-
zog. Dieſer wandte er ſich denn auch
ſchließlich ganz zu, ſtudierte in den
letzten Semeſtern Geſchichte, Litera-
tur, Philoſophie, Sprach- und Kunſt-
wiſſenſchaft, wirkte gleichzeitig als
Mitarbeiter an verſchiedenen Zeit-
ſchriften, ging dann 1869 zur Über-
nahme der Redaktion der „Didaska-
lia“, des Beiblatts zum „Frankfurter
Journal“, nach Frankfurt a. M. und
trat erſt von der Redaktion zurück,
als das Blatt im Sommer 1878 in
andere Hände überging. Jn den
beiden folgenden Jahren gab er eine
ſogenannte „Feuilleton-Korreſpon-
denz“ heraus und ſiedelte Ende 1879
nach Mainz über, wo er ſeitdem den
„Mainzer Anzeiger“ redigierte und
Ende November 1895 ſtarb.
S: Hu-
moresken, 1869. – Gedenkblätter,
1873. – Ein ehrlicher Finder (Lſtſp.),
1873. – Was zu handeln? (Schw.),
1874. – Grillenpaſtillen von Hans
Scherzhold (pſeudon.), 1874. –
Das Buch der Ehe, 1879. – Bunte
Geſellſchaft, 1884.
*Winkler, Thereſe u. Ludwig,
ein ſchriftſtellerndes Ehepaar, das
unter dem Pſeudon. Th. Meſſerer
von 1856–83 gemeinſam an der ſitt-
lichen und geiſtigen Veredelung der
deutſchen Jugend und des deutſchen
Volkes gearbeitet hat. – Thereſe
Winkler-Meſſerer, wie ſich die
Schrifſtellerin nach dem Tode ihres
Gatten nannte, wurde am 13. März
1824 zu München als die Tochter
eines königl. Kataſterbeamten gebo-
ren. Ein Augenleiden von langer
Dauer und ſchlimmen Folgen führte
das phantaſievolle, geweckte Kind in
ſeiner erſten Lebenszeit faſt aus-
ſchließlich ſeinem reichen Seelenleben
zu; denn das innere Auge blickte hell
und ungetrübt auf eine Welt voll
Glanz und Licht, während um das
äußere jahrelang die Binde lag.
Von vortrefflichen Eltern einfach
aber ſorgfältig erzogen, wandte ſich
Thereſe nach erlangter Ausbildung
dem Lehrfache zu. Eine Reihe von
Jahren hatte ſie ſchon mit ſchönem
Erfolge ihrem Berufe gelebt, als ſie
unter dem friſchen Eindruck ihrer
beweglichen Umgebung in den erſten
Erzählungen für die Jugend ſich ver-
ſuchte. Dieſe Tätigkeit fand eine
mit verdoppeltem Eifer betriebene
Fortſetzung, als ſich Thereſe 1858
mit Ludwig Winkler verheiratet
hatte, der ſich nun an den Arbeiten
der Gattin kräftigſt beteiligte. Lud-
wig W. wurde am 27. Mai 1826 in
München als der Sohn eines Billard-
fabrikanten geboren u. ſpäter deſſen
Nachfolger im Geſchäft. Er hatte
Thereſe im Hauſe ſeiner Schweſter
kennen gelernt, deren Kinder jene
unterrichtete, u. da ihre Ehe kinder-
los blieb, ſo wußten ſie nach der Ar-
beit u. den Geſchäftsſorgen des Ta-
ges nichts Schöneres zu tun, als in
gemeinſamem literariſchen Wirken
die Abendſtunden auszunutzen. An-
fänglich nur das Feld der Jugend-
ſchriften bebauend, gingen ſie ſeit
1870 zu den Volksſchriften über, die
warme Anerkennung und weite Ver-
breitung fanden. Jm Jahre 1875
wurde der Gatte von einem tieflie-
genden, qualvollen, körperlichen Lei-
den befallen, wovon ihn der Tod am
14. Febr. 1883 befreite. Die Witwe,
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