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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Wil
Seit dem Jahre 1871 hat sie ihren
Wirkungskreis vergrößert, indem sie
literarische Vorträge zur Ausbildung
junger Damen hält; auch errichtete
sie 1878 einen Kindergarten und eine
Fortbildungsanstalt für junge Da-
men und beteiligte sich 1882 an der
Gründung des mecklenburg. Zweig-
vereins für höheres Mädchenschul-
wesen.

S:

Matthias (Tr.), 1857. -
Claus Jesup (Hist. R.), 1864. - Fritz
Werner (Hist. R.); III, 1866. - Zwei
mecklenburgische Herzöge (Hist. R.);
II, 1869. - Verschiedene plattdeutsche
Novellen im "Plattdütschen Hus-
fründ".

Willdeygud,

Pseud. für Anton
David;
s. d.!

*Wille, Anna,

geb. Damm, wurde
am 16. Febr. 1844 in Berlin gebor., an
demselben Tage, an welchem ihr Vater,
ein Artilleriehauptm. a. D., zum Spe-
zialdirektor der Berlin-Potsdamer
Eisenbahn ernannt wurde. Mannig-
facher Wechsel des Wohnorts, sowie
der Einfluß ihres höchst talentvollen
Vaters haben in dem Mädchen früh
das Talent für Poesie gereift, ohne
daß es äußerlich in Erscheinung trat.
Jm Jahre 1867 verheiratete sich Anna
mit dem Premierleutnant, späteren
Generalmajor z. D. R. Wille, an dessen
Seite sie zuletzt in Berlin lebte. Erst
viel später, nachdem die Erziehung
der Kinder beendet war und die Mut-
ter- u. Hausfrauenpflichten sie weni-
ger in Anspruch nahmen, hat sie ihre
literarische Beschäftigung wieder auf-
genommen, aber nach dem Tode ihres
Gatten (4. April 1911) dann aufge-
geben.

S:

Ein alter Brief (N.), 1871.
- Haushaltslehren in Versen, 1896.
- Schwester Katharine (E.), 1897. -
Erzählungen u. Humoresken, 1904. -
Märchen für meine Enkel, 1905. -
Reime, 1909.

*Wille, Bruno,

geb. am 6. Febr.
1860 in Magdeburg als Sohn eines
Versicherungsbeamten, besuchte bis
1872 das dortige Gymnasium "Kloster
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Wil
Unser Lieben Frauen", später infolge
Wechsels des elterlichen Wohnsitzes
die Gymnasien in Tübingen u. Aachen
u. studierte seit Ostern 1881 in Bonn
anfänglich Theologie, bald aber Phi-
losophie, Mathematik u. Naturwissen-
schaften. Diese Studien setzte er seit
1883 in Berlin fort, wo er auch seiner
Militärpflicht genügte. Vom Sommer
1885 ab bis zum Herbst 1886 weilte
er als Hauslehrer im Hause der Dich-
terin Mite Kremnitz (s. d.!) in Buka-
rest und Sinaia, sowie als Reise-
begleiter des Geographen Kiepert in
der Türkei. Nach Berlin zurückgekehrt,
beschäftigte er sich mit schriftstelle-
rischen Arbeiten und erwarb sich in
Kiel die Würde eines Dr. phil. Sei-
ner Weltanschauung nach dem Sozia-
lismus u. Freidenkertum angehörig,
schied er aus der Kirche aus u. schloß
sich der sozialen Demokratie, sowie
der Freireligiösen Gemeinde in Ber-
lin an, deren Sprecher und Lehrer er
wurde. Das erstere ist er heute noch,
während ihm seine unterrichtliche
Tätigkeit 1894 vom preuß. Kultus-
minister untersagt ward. Jm Jahre
1890 gründete W. die "Freie Volks-
bühne" in Berlin, eine Bildungs-
anstalt, welche dem arbeitenden Volke
die Kunst gegen ein geringes Geld-
opfer vermitteln sollte; aber nach zwei
Jahren wurde er wegen abweichenden
Meinungen nebst seinen politischen
Gesinnungsgenossen, den "unabhän-
gigen Sozialisten", aus dem Verein
hinausgedrängt. Nun gründete er
1894 die "Neue freie Volksbühne"
eine Vereinigung, die heute über
20 000 Mitglieder verfügt. Sie läßt
sich in den Berliner Theatern die Vor-
stellungen gegen feste Entschädigung
wiederholen, bis alle ihre zahlreichen
Abteilungen das eine Stück gesehen
haben. 1900 gründete W. noch den
"Giordano Bruno-Bund" und 1901
mit Wilh. Bölsche (s. d.!) und andern
die "Freie Hochschule", eine Art Volks-
universität, die von erlesenen Lehr-

*


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Wil
Seit dem Jahre 1871 hat ſie ihren
Wirkungskreis vergrößert, indem ſie
literariſche Vorträge zur Ausbildung
junger Damen hält; auch errichtete
ſie 1878 einen Kindergarten und eine
Fortbildungsanſtalt für junge Da-
men und beteiligte ſich 1882 an der
Gründung des mecklenburg. Zweig-
vereins für höheres Mädchenſchul-
weſen.

S:

Matthias (Tr.), 1857. –
Claus Jeſup (Hiſt. R.), 1864. – Fritz
Werner (Hiſt. R.); III, 1866. – Zwei
mecklenburgiſche Herzöge (Hiſt. R.);
II, 1869. – Verſchiedene plattdeutſche
Novellen im „Plattdütſchen Hus-
fründ“.

Willdeygud,

Pſeud. für Anton
David;
ſ. d.!

*Wille, Anna,

geb. Damm, wurde
am 16. Febr. 1844 in Berlin gebor., an
demſelben Tage, an welchem ihr Vater,
ein Artilleriehauptm. a. D., zum Spe-
zialdirektor der Berlin-Potsdamer
Eiſenbahn ernannt wurde. Mannig-
facher Wechſel des Wohnorts, ſowie
der Einfluß ihres höchſt talentvollen
Vaters haben in dem Mädchen früh
das Talent für Poeſie gereift, ohne
daß es äußerlich in Erſcheinung trat.
Jm Jahre 1867 verheiratete ſich Anna
mit dem Premierleutnant, ſpäteren
Generalmajor z. D. R. Wille, an deſſen
Seite ſie zuletzt in Berlin lebte. Erſt
viel ſpäter, nachdem die Erziehung
der Kinder beendet war und die Mut-
ter- u. Hausfrauenpflichten ſie weni-
ger in Anſpruch nahmen, hat ſie ihre
literariſche Beſchäftigung wieder auf-
genommen, aber nach dem Tode ihres
Gatten (4. April 1911) dann aufge-
geben.

S:

Ein alter Brief (N.), 1871.
– Haushaltslehren in Verſen, 1896.
– Schweſter Katharine (E.), 1897. –
Erzählungen u. Humoresken, 1904. –
Märchen für meine Enkel, 1905. –
Reime, 1909.

*Wille, Bruno,

geb. am 6. Febr.
1860 in Magdeburg als Sohn eines
Verſicherungsbeamten, beſuchte bis
1872 das dortige Gymnaſium „Kloſter
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Wil
Unſer Lieben Frauen“, ſpäter infolge
Wechſels des elterlichen Wohnſitzes
die Gymnaſien in Tübingen u. Aachen
u. ſtudierte ſeit Oſtern 1881 in Bonn
anfänglich Theologie, bald aber Phi-
loſophie, Mathematik u. Naturwiſſen-
ſchaften. Dieſe Studien ſetzte er ſeit
1883 in Berlin fort, wo er auch ſeiner
Militärpflicht genügte. Vom Sommer
1885 ab bis zum Herbſt 1886 weilte
er als Hauslehrer im Hauſe der Dich-
terin Mite Kremnitz (ſ. d.!) in Buka-
reſt und Sinaia, ſowie als Reiſe-
begleiter des Geographen Kiepert in
der Türkei. Nach Berlin zurückgekehrt,
beſchäftigte er ſich mit ſchriftſtelle-
riſchen Arbeiten und erwarb ſich in
Kiel die Würde eines Dr. phil. Sei-
ner Weltanſchauung nach dem Sozia-
lismus u. Freidenkertum angehörig,
ſchied er aus der Kirche aus u. ſchloß
ſich der ſozialen Demokratie, ſowie
der Freireligiöſen Gemeinde in Ber-
lin an, deren Sprecher und Lehrer er
wurde. Das erſtere iſt er heute noch,
während ihm ſeine unterrichtliche
Tätigkeit 1894 vom preuß. Kultus-
miniſter unterſagt ward. Jm Jahre
1890 gründete W. die „Freie Volks-
bühne“ in Berlin, eine Bildungs-
anſtalt, welche dem arbeitenden Volke
die Kunſt gegen ein geringes Geld-
opfer vermitteln ſollte; aber nach zwei
Jahren wurde er wegen abweichenden
Meinungen nebſt ſeinen politiſchen
Geſinnungsgenoſſen, den „unabhän-
gigen Sozialiſten“, aus dem Verein
hinausgedrängt. Nun gründete er
1894 die „Neue freie Volksbühne“
eine Vereinigung, die heute über
20 000 Mitglieder verfügt. Sie läßt
ſich in den Berliner Theatern die Vor-
ſtellungen gegen feſte Entſchädigung
wiederholen, bis alle ihre zahlreichen
Abteilungen das eine Stück geſehen
haben. 1900 gründete W. noch den
„Giordano Bruno-Bund“ und 1901
mit Wilh. Bölſche (ſ. d.!) und andern
die „Freie Hochſchule“, eine Art Volks-
univerſität, die von erleſenen Lehr-

*
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[454/0458] Wil Wil Seit dem Jahre 1871 hat ſie ihren Wirkungskreis vergrößert, indem ſie literariſche Vorträge zur Ausbildung junger Damen hält; auch errichtete ſie 1878 einen Kindergarten und eine Fortbildungsanſtalt für junge Da- men und beteiligte ſich 1882 an der Gründung des mecklenburg. Zweig- vereins für höheres Mädchenſchul- weſen. S: Matthias (Tr.), 1857. – Claus Jeſup (Hiſt. R.), 1864. – Fritz Werner (Hiſt. R.); III, 1866. – Zwei mecklenburgiſche Herzöge (Hiſt. R.); II, 1869. – Verſchiedene plattdeutſche Novellen im „Plattdütſchen Hus- fründ“. Willdeygud, Pſeud. für Anton David; ſ. d.! *Wille, Anna, geb. Damm, wurde am 16. Febr. 1844 in Berlin gebor., an demſelben Tage, an welchem ihr Vater, ein Artilleriehauptm. a. D., zum Spe- zialdirektor der Berlin-Potsdamer Eiſenbahn ernannt wurde. Mannig- facher Wechſel des Wohnorts, ſowie der Einfluß ihres höchſt talentvollen Vaters haben in dem Mädchen früh das Talent für Poeſie gereift, ohne daß es äußerlich in Erſcheinung trat. Jm Jahre 1867 verheiratete ſich Anna mit dem Premierleutnant, ſpäteren Generalmajor z. D. R. Wille, an deſſen Seite ſie zuletzt in Berlin lebte. Erſt viel ſpäter, nachdem die Erziehung der Kinder beendet war und die Mut- ter- u. Hausfrauenpflichten ſie weni- ger in Anſpruch nahmen, hat ſie ihre literariſche Beſchäftigung wieder auf- genommen, aber nach dem Tode ihres Gatten (4. April 1911) dann aufge- geben. S: Ein alter Brief (N.), 1871. – Haushaltslehren in Verſen, 1896. – Schweſter Katharine (E.), 1897. – Erzählungen u. Humoresken, 1904. – Märchen für meine Enkel, 1905. – Reime, 1909. *Wille, Bruno, geb. am 6. Febr. 1860 in Magdeburg als Sohn eines Verſicherungsbeamten, beſuchte bis 1872 das dortige Gymnaſium „Kloſter Unſer Lieben Frauen“, ſpäter infolge Wechſels des elterlichen Wohnſitzes die Gymnaſien in Tübingen u. Aachen u. ſtudierte ſeit Oſtern 1881 in Bonn anfänglich Theologie, bald aber Phi- loſophie, Mathematik u. Naturwiſſen- ſchaften. Dieſe Studien ſetzte er ſeit 1883 in Berlin fort, wo er auch ſeiner Militärpflicht genügte. Vom Sommer 1885 ab bis zum Herbſt 1886 weilte er als Hauslehrer im Hauſe der Dich- terin Mite Kremnitz (ſ. d.!) in Buka- reſt und Sinaia, ſowie als Reiſe- begleiter des Geographen Kiepert in der Türkei. Nach Berlin zurückgekehrt, beſchäftigte er ſich mit ſchriftſtelle- riſchen Arbeiten und erwarb ſich in Kiel die Würde eines Dr. phil. Sei- ner Weltanſchauung nach dem Sozia- lismus u. Freidenkertum angehörig, ſchied er aus der Kirche aus u. ſchloß ſich der ſozialen Demokratie, ſowie der Freireligiöſen Gemeinde in Ber- lin an, deren Sprecher und Lehrer er wurde. Das erſtere iſt er heute noch, während ihm ſeine unterrichtliche Tätigkeit 1894 vom preuß. Kultus- miniſter unterſagt ward. Jm Jahre 1890 gründete W. die „Freie Volks- bühne“ in Berlin, eine Bildungs- anſtalt, welche dem arbeitenden Volke die Kunſt gegen ein geringes Geld- opfer vermitteln ſollte; aber nach zwei Jahren wurde er wegen abweichenden Meinungen nebſt ſeinen politiſchen Geſinnungsgenoſſen, den „unabhän- gigen Sozialiſten“, aus dem Verein hinausgedrängt. Nun gründete er 1894 die „Neue freie Volksbühne“ eine Vereinigung, die heute über 20 000 Mitglieder verfügt. Sie läßt ſich in den Berliner Theatern die Vor- ſtellungen gegen feſte Entſchädigung wiederholen, bis alle ihre zahlreichen Abteilungen das eine Stück geſehen haben. 1900 gründete W. noch den „Giordano Bruno-Bund“ und 1901 mit Wilh. Bölſche (ſ. d.!) und andern die „Freie Hochſchule“, eine Art Volks- univerſität, die von erleſenen Lehr- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/458>, abgerufen am 28.11.2024.