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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Medizin und fungierte in der letzten
Stadt, wo er auch seine Staatsprü-
fungen ablegte, als Assistent beim
Professor Olshausen sowie auch als
Volontärarzt beim Professor Richard
Volkmann. Jnzwischen war er auch
in Leipzig zum Dr. med. promoviert
worden. Jn dem türkisch-russischen
Kriege (1877) war Sch. als delegier-
ter deutscher Arzt mit dem Range
eines Majors, dann mit dem eines
Generalarztes tätig. Seine dort ge-
habten Erlebnisse schilderte er später
in seinem Buche "Türkische Erlebnisse
und russische Schicksale" (1879). Nach
dem Kriege ließ er sich aus Gesund-
heitsrücksichten in Harzburg nieder,
verheiratete sich dort u. siedelte 1882
nach Pyrmont über, wo er noch jetzt
als Professor und Sanitätsrat lebt
und ein Sanatorium mit drei größe-
ren Villen leitet. Jn den Winter-
monaten hat er wiederholt größere
Reisen unternommen, die ihn nach
Südeuropa, Nordafrika u. dem Orient
führten.

S:

Die neue Wala (Schsp.),
1892. - Der Adlerfang (Schsp.), 1893.
- Die beiden Ostlining (N., Separat-
druck aus "Nord und Süd"), 1907.

Schücking, Christoph Bernhard
Levin Anton Matthias,

wurde am
6. September 1814 zu Klemenswerth,
einem Jagdschlosse im nördlichen
Westfalen, geboren, wo sein Vater
als herzoglich arembergischer Amt-
mann angestellt war. Auf Levins
Geistesanlagen u. seinen künstleri-
schen Schaffenstrieb hatte insonder-
heit seine Mutter einen mächtigen
Einfluß, die zu ihrer Zeit selbst eine
viel gefeierte sinnige Dichterin war,
und die als Mädchen in den geistig
angeregten Kreisen verkehrt hatte,
welche der Einfluß der Fürstin Ga-
litzin, Hamanns, Stolbergs, Jakobis,
Claudius', Perthes' u. a. belebte. Jm
Jahre 1830 kam Levin auf das Gym-
nasium zu Münster, wo er Annette
von Droste-Hülshoff kennen lernte,
die sich später nach dem Tode der
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Mutter seiner mütterlich annahm.
Nach dem weiteren Besuch des Gym-
nasiums zu Osnabrück bezog Sch.
1833 die Hochschule zu München, um
die Rechte zu studieren, u. setzte seine
akademische Laufbahn in Heidelberg
und Göttingen fort. Da ihm wegen
seines Eintritts sowohl in den han-
növerschen als auch preußischen
Staatsdienst Schwierigkeiten berei-
tet wurden, gab er die juristische
Karriere ganz auf (1837), ließ sich
in Münster nieder und widmete sich
ausschließlich schriftstellerischer Tä-
tigkeit, wozu er durch Gutzkow und
Freiligrath noch mehr angeregt wur-
de. Jm Herbste 1841 ging er in-
folge einer Vermittlung von Annette
von Droste zu deren Schwager, dem
Freiherrn von Laßberg auf der
Meersburg, um dort die Bibliothek
zu ordnen, und leitete dann von
Ostern 1842 bis Mai 1843 die Er-
ziehung der beiden Söhne des Für-
sten Wrede. Jm Hause des letzteren
lernte er auch seine spätere Gattin
Louise Freiin von Gall kennen, mit
welcher er sich im Oktober 1843 ver-
mählte. Noch in demselben Jahre
nahm er die Einladung der Augs-
burger "Allgemeinen Zeitung", sich
an deren Redaktion zu beteiligen, an
und siedelte deshalb nach Augsburg
über, wo er anderthalb Jahre blieb.
Eine Badereise nach Ostende im Som-
mer 1845, worauf ein Aufenthalt
am Rhein folgte, gab Gelegenheit zu
einer Verbindung mit der "Kölnischen
Zeitung", deren Redaktion damals
neu organisiert wurde. Sch. über-
nahm die Leitung des Feuilletons u.
verlegte deshalb seinen Wohnsitz nach
Köln. Hier blieb er bis zum Jahre
1854, wo er sein Verhältnis zur
"Kölnischen Zeitung" abbrach und
auf Schloß Sassenberg bei Waren-
dorf im Münsterschen übersiedelte.
Jm Jahre 1855 hatte er den Schmerz,
seine Gattin durch den Tod zu ver-
lieren; die Erziehung seiner Kinder

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Medizin und fungierte in der letzten
Stadt, wo er auch ſeine Staatsprü-
fungen ablegte, als Aſſiſtent beim
Profeſſor Olshauſen ſowie auch als
Volontärarzt beim Profeſſor Richard
Volkmann. Jnzwiſchen war er auch
in Leipzig zum Dr. med. promoviert
worden. Jn dem türkiſch-ruſſiſchen
Kriege (1877) war Sch. als delegier-
ter deutſcher Arzt mit dem Range
eines Majors, dann mit dem eines
Generalarztes tätig. Seine dort ge-
habten Erlebniſſe ſchilderte er ſpäter
in ſeinem Buche „Türkiſche Erlebniſſe
und ruſſiſche Schickſale“ (1879). Nach
dem Kriege ließ er ſich aus Geſund-
heitsrückſichten in Harzburg nieder,
verheiratete ſich dort u. ſiedelte 1882
nach Pyrmont über, wo er noch jetzt
als Profeſſor und Sanitätsrat lebt
und ein Sanatorium mit drei größe-
ren Villen leitet. Jn den Winter-
monaten hat er wiederholt größere
Reiſen unternommen, die ihn nach
Südeuropa, Nordafrika u. dem Orient
führten.

S:

Die neue Wala (Schſp.),
1892. – Der Adlerfang (Schſp.), 1893.
– Die beiden Oſtlining (N., Separat-
druck aus „Nord und Süd“), 1907.

Schücking, Chriſtoph Bernhard
Levin Anton Matthias,

wurde am
6. September 1814 zu Klemenswerth,
einem Jagdſchloſſe im nördlichen
Weſtfalen, geboren, wo ſein Vater
als herzoglich arembergiſcher Amt-
mann angeſtellt war. Auf Levins
Geiſtesanlagen u. ſeinen künſtleri-
ſchen Schaffenstrieb hatte inſonder-
heit ſeine Mutter einen mächtigen
Einfluß, die zu ihrer Zeit ſelbſt eine
viel gefeierte ſinnige Dichterin war,
und die als Mädchen in den geiſtig
angeregten Kreiſen verkehrt hatte,
welche der Einfluß der Fürſtin Ga-
litzin, Hamanns, Stolbergs, Jakobis,
Claudius’, Perthes’ u. a. belebte. Jm
Jahre 1830 kam Levin auf das Gym-
naſium zu Münſter, wo er Annette
von Droſte-Hülshoff kennen lernte,
die ſich ſpäter nach dem Tode der
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Mutter ſeiner mütterlich annahm.
Nach dem weiteren Beſuch des Gym-
naſiums zu Osnabrück bezog Sch.
1833 die Hochſchule zu München, um
die Rechte zu ſtudieren, u. ſetzte ſeine
akademiſche Laufbahn in Heidelberg
und Göttingen fort. Da ihm wegen
ſeines Eintritts ſowohl in den han-
növerſchen als auch preußiſchen
Staatsdienſt Schwierigkeiten berei-
tet wurden, gab er die juriſtiſche
Karriere ganz auf (1837), ließ ſich
in Münſter nieder und widmete ſich
ausſchließlich ſchriftſtelleriſcher Tä-
tigkeit, wozu er durch Gutzkow und
Freiligrath noch mehr angeregt wur-
de. Jm Herbſte 1841 ging er in-
folge einer Vermittlung von Annette
von Droſte zu deren Schwager, dem
Freiherrn von Laßberg auf der
Meersburg, um dort die Bibliothek
zu ordnen, und leitete dann von
Oſtern 1842 bis Mai 1843 die Er-
ziehung der beiden Söhne des Für-
ſten Wrede. Jm Hauſe des letzteren
lernte er auch ſeine ſpätere Gattin
Louiſe Freiin von Gall kennen, mit
welcher er ſich im Oktober 1843 ver-
mählte. Noch in demſelben Jahre
nahm er die Einladung der Augs-
burger „Allgemeinen Zeitung“, ſich
an deren Redaktion zu beteiligen, an
und ſiedelte deshalb nach Augsburg
über, wo er anderthalb Jahre blieb.
Eine Badereiſe nach Oſtende im Som-
mer 1845, worauf ein Aufenthalt
am Rhein folgte, gab Gelegenheit zu
einer Verbindung mit der „Kölniſchen
Zeitung“, deren Redaktion damals
neu organiſiert wurde. Sch. über-
nahm die Leitung des Feuilletons u.
verlegte deshalb ſeinen Wohnſitz nach
Köln. Hier blieb er bis zum Jahre
1854, wo er ſein Verhältnis zur
„Kölniſchen Zeitung“ abbrach und
auf Schloß Saſſenberg bei Waren-
dorf im Münſterſchen überſiedelte.
Jm Jahre 1855 hatte er den Schmerz,
ſeine Gattin durch den Tod zu ver-
lieren; die Erziehung ſeiner Kinder

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[325/0329] Schü Schü Medizin und fungierte in der letzten Stadt, wo er auch ſeine Staatsprü- fungen ablegte, als Aſſiſtent beim Profeſſor Olshauſen ſowie auch als Volontärarzt beim Profeſſor Richard Volkmann. Jnzwiſchen war er auch in Leipzig zum Dr. med. promoviert worden. Jn dem türkiſch-ruſſiſchen Kriege (1877) war Sch. als delegier- ter deutſcher Arzt mit dem Range eines Majors, dann mit dem eines Generalarztes tätig. Seine dort ge- habten Erlebniſſe ſchilderte er ſpäter in ſeinem Buche „Türkiſche Erlebniſſe und ruſſiſche Schickſale“ (1879). Nach dem Kriege ließ er ſich aus Geſund- heitsrückſichten in Harzburg nieder, verheiratete ſich dort u. ſiedelte 1882 nach Pyrmont über, wo er noch jetzt als Profeſſor und Sanitätsrat lebt und ein Sanatorium mit drei größe- ren Villen leitet. Jn den Winter- monaten hat er wiederholt größere Reiſen unternommen, die ihn nach Südeuropa, Nordafrika u. dem Orient führten. S: Die neue Wala (Schſp.), 1892. – Der Adlerfang (Schſp.), 1893. – Die beiden Oſtlining (N., Separat- druck aus „Nord und Süd“), 1907. Schücking, Chriſtoph Bernhard Levin Anton Matthias, wurde am 6. September 1814 zu Klemenswerth, einem Jagdſchloſſe im nördlichen Weſtfalen, geboren, wo ſein Vater als herzoglich arembergiſcher Amt- mann angeſtellt war. Auf Levins Geiſtesanlagen u. ſeinen künſtleri- ſchen Schaffenstrieb hatte inſonder- heit ſeine Mutter einen mächtigen Einfluß, die zu ihrer Zeit ſelbſt eine viel gefeierte ſinnige Dichterin war, und die als Mädchen in den geiſtig angeregten Kreiſen verkehrt hatte, welche der Einfluß der Fürſtin Ga- litzin, Hamanns, Stolbergs, Jakobis, Claudius’, Perthes’ u. a. belebte. Jm Jahre 1830 kam Levin auf das Gym- naſium zu Münſter, wo er Annette von Droſte-Hülshoff kennen lernte, die ſich ſpäter nach dem Tode der Mutter ſeiner mütterlich annahm. Nach dem weiteren Beſuch des Gym- naſiums zu Osnabrück bezog Sch. 1833 die Hochſchule zu München, um die Rechte zu ſtudieren, u. ſetzte ſeine akademiſche Laufbahn in Heidelberg und Göttingen fort. Da ihm wegen ſeines Eintritts ſowohl in den han- növerſchen als auch preußiſchen Staatsdienſt Schwierigkeiten berei- tet wurden, gab er die juriſtiſche Karriere ganz auf (1837), ließ ſich in Münſter nieder und widmete ſich ausſchließlich ſchriftſtelleriſcher Tä- tigkeit, wozu er durch Gutzkow und Freiligrath noch mehr angeregt wur- de. Jm Herbſte 1841 ging er in- folge einer Vermittlung von Annette von Droſte zu deren Schwager, dem Freiherrn von Laßberg auf der Meersburg, um dort die Bibliothek zu ordnen, und leitete dann von Oſtern 1842 bis Mai 1843 die Er- ziehung der beiden Söhne des Für- ſten Wrede. Jm Hauſe des letzteren lernte er auch ſeine ſpätere Gattin Louiſe Freiin von Gall kennen, mit welcher er ſich im Oktober 1843 ver- mählte. Noch in demſelben Jahre nahm er die Einladung der Augs- burger „Allgemeinen Zeitung“, ſich an deren Redaktion zu beteiligen, an und ſiedelte deshalb nach Augsburg über, wo er anderthalb Jahre blieb. Eine Badereiſe nach Oſtende im Som- mer 1845, worauf ein Aufenthalt am Rhein folgte, gab Gelegenheit zu einer Verbindung mit der „Kölniſchen Zeitung“, deren Redaktion damals neu organiſiert wurde. Sch. über- nahm die Leitung des Feuilletons u. verlegte deshalb ſeinen Wohnſitz nach Köln. Hier blieb er bis zum Jahre 1854, wo er ſein Verhältnis zur „Kölniſchen Zeitung“ abbrach und auf Schloß Saſſenberg bei Waren- dorf im Münſterſchen überſiedelte. Jm Jahre 1855 hatte er den Schmerz, ſeine Gattin durch den Tod zu ver- lieren; die Erziehung ſeiner Kinder *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/329>, abgerufen am 25.11.2024.