Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Mos fessor am Gymnasium in Zwickau, anwelchem er bis Ostern 1888 tätig war. Seitdem lebte er daselbst im Ruhe- stande und starb am 19. Dezbr. 1895. S: Jn Dämmerlicht und Sonnen- Mosen, Julius, wurde am 8. Juli Mos Senso" aufzufinden, die ihm den Stoffzu dem Epos "Ritter Wahn" lieferte, das er gleich nach seiner Heimkehr ausarbeitete (1826). Zu Ostern 1827 bezog er die Universität Leipzig, vol- lendete mit angestrengtem Fleiße, von einem hochherzigen Gönner unter- stützt, seine Fachstudien und bestand schon im Jahre 1828 sein Examen mit der ersten Zensur. Hierauf arbeitete er drei Jahre lang beim Advokaten Schweinitz in Markneukirchen, ward im Herbst 1831 Aktuar beim Patri- monialgericht in Kohren (Amt Froh- burg) und 1834 Advokat in Dresden. Hier vollbrachte er die glücklichste und fruchtbarste Zeit seines Lebens. Häusliches Glück, Berührung mit be- deutenden Menschen (Joh. Karl Bähr, Rietschel, Tieck, Hermann Brockhaus, E. von Brunnow, Adolf Peters, K. Förster u. a.), eine seltene Gemälde- galerie, eine gute Bühne regten den Dichter neben aller juristischen Be- schäftigung im Laufe der nächsten Jahre zu einer sehr lebhaften poeti- schen Tätigkeit an, hauptsächlich auf dem novellistischen und dramatischen Felde. Die philosophische Fakultät zu Jena zollte 1840 seinem reinen Kunstleben durch Übersendung des Doktordiploms ihre Anerkennung. Durch Ad. Stahrs Vermittlung wurde M. im Jahre 1844 vom Großherzoge von Oldenburg an dessen Hofbühne zum Dramaturgen berufen u. gleich- zeitig zum Hofrat ernannt. Mit rast- losem Eifer und glühender Begeiste- rung nahm M. seine neue Tätigkeit auf; aber schon im Jahre 1846 stell- ten sich drohend und schmerzlich die Symptome jener Krankheit ein, die ihn über 20 Jahre verfolgte und von der ihn erst der Tod am 10. Oktober 1867 erlöste. S: Der Gang nach dem *
Moſ feſſor am Gymnaſium in Zwickau, anwelchem er bis Oſtern 1888 tätig war. Seitdem lebte er daſelbſt im Ruhe- ſtande und ſtarb am 19. Dezbr. 1895. S: Jn Dämmerlicht und Sonnen- Moſen, Julius, wurde am 8. Juli Moſ Senso“ aufzufinden, die ihm den Stoffzu dem Epos „Ritter Wahn“ lieferte, das er gleich nach ſeiner Heimkehr ausarbeitete (1826). Zu Oſtern 1827 bezog er die Univerſität Leipzig, vol- lendete mit angeſtrengtem Fleiße, von einem hochherzigen Gönner unter- ſtützt, ſeine Fachſtudien und beſtand ſchon im Jahre 1828 ſein Examen mit der erſten Zenſur. Hierauf arbeitete er drei Jahre lang beim Advokaten Schweinitz in Markneukirchen, ward im Herbſt 1831 Aktuar beim Patri- monialgericht in Kohren (Amt Froh- burg) und 1834 Advokat in Dresden. Hier vollbrachte er die glücklichſte und fruchtbarſte Zeit ſeines Lebens. Häusliches Glück, Berührung mit be- deutenden Menſchen (Joh. Karl Bähr, Rietſchel, Tieck, Hermann Brockhaus, E. von Brunnow, Adolf Peters, K. Förſter u. a.), eine ſeltene Gemälde- galerie, eine gute Bühne regten den Dichter neben aller juriſtiſchen Be- ſchäftigung im Laufe der nächſten Jahre zu einer ſehr lebhaften poeti- ſchen Tätigkeit an, hauptſächlich auf dem novelliſtiſchen und dramatiſchen Felde. Die philoſophiſche Fakultät zu Jena zollte 1840 ſeinem reinen Kunſtleben durch Überſendung des Doktordiploms ihre Anerkennung. Durch Ad. Stahrs Vermittlung wurde M. im Jahre 1844 vom Großherzoge von Oldenburg an deſſen Hofbühne zum Dramaturgen berufen u. gleich- zeitig zum Hofrat ernannt. Mit raſt- loſem Eifer und glühender Begeiſte- rung nahm M. ſeine neue Tätigkeit auf; aber ſchon im Jahre 1846 ſtell- ten ſich drohend und ſchmerzlich die Symptome jener Krankheit ein, die ihn über 20 Jahre verfolgte und von der ihn erſt der Tod am 10. Oktober 1867 erlöſte. S: Der Gang nach dem *
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Moſ
Moſ
feſſor am Gymnaſium in Zwickau, an
welchem er bis Oſtern 1888 tätig war.
Seitdem lebte er daſelbſt im Ruhe-
ſtande und ſtarb am 19. Dezbr. 1895.
S: Jn Dämmerlicht und Sonnen-
ſchein (Ge.), 1888. 2. A. 1908. ‒
Chriſti Geburt (Weihnachtsfeſtſp.),
1894. 4. A. 1910.
Moſen, Julius, wurde am 8. Juli
1803 zu Marieney, einem Dorfe des
ſächſiſchen Vogtlandes, geboren, wo
ſein Vater Schullehrer war. Dieſer
unterrichtete den Knaben ſelbſt, bis
er ihn 1817 auf das Gymnaſium nach
Plauen brachte. Von da aus bezog
der angehende Student 1822 die Uni-
verſität Jena, um ſich der Rechts-
wiſſenſchaft zu widmen. Schon im
folgenden Jahre ſtarb ſein Vater,
worauf die bedrängte Mutter mit
vier Kindern nach ihrem Heimatſtädt-
chen Ölsnitz überſiedelte, während der
junge Rechtsbefliſſene ſeinem Schick-
ſal ſich allein überlaſſen ſah. Er mußte
daran denken, ſeiner engeren Heimat
Sachſen ſich zuzuwenden u. die Lan-
desuniverſität zu beſuchen. Bevor er
ſich aber aufs neue in die Kollegien
bannte, wollte er einen längſt ge-
hegten Lieblingswunſch ausführen,
nämlich Jtalien bereiſen. Mit einer
erſparten Summe Geldes, die ſich aus
einem Geſchenk des Großherzogs Karl
Auguſt von Weimar für ein von
Goethe mit dem erſten Preiſe gekrön-
tes Feſtgedicht und aus dem Honorar
für ſeine Beteiligung an der Heraus-
gabe von Koſegartens lyriſchen Dich-
tungen zuſammenſetzte, unternahm
M. zunächſt eine Reiſe nach Tirol und
dann weiter durch ganz Jtalien. Die
Eindrücke und Anregungen, welche
der in der Gärung begriffene Dichter
auf dieſer Wanderung empfing, waren
von einem gewaltigen, auf ſein gan-
zes Leben u. Schaffen nachwirkenden
Einfluſſe. Auf dem Rückwege von
Rom über Florenz, Bologna, Padua,
Venedig hatte M. das Glück, die merk-
würdige alte Volksſage „II cavaliere
Senso“ aufzufinden, die ihm den Stoff
zu dem Epos „Ritter Wahn“ lieferte,
das er gleich nach ſeiner Heimkehr
ausarbeitete (1826). Zu Oſtern 1827
bezog er die Univerſität Leipzig, vol-
lendete mit angeſtrengtem Fleiße, von
einem hochherzigen Gönner unter-
ſtützt, ſeine Fachſtudien und beſtand
ſchon im Jahre 1828 ſein Examen mit
der erſten Zenſur. Hierauf arbeitete
er drei Jahre lang beim Advokaten
Schweinitz in Markneukirchen, ward
im Herbſt 1831 Aktuar beim Patri-
monialgericht in Kohren (Amt Froh-
burg) und 1834 Advokat in Dresden.
Hier vollbrachte er die glücklichſte
und fruchtbarſte Zeit ſeines Lebens.
Häusliches Glück, Berührung mit be-
deutenden Menſchen (Joh. Karl Bähr,
Rietſchel, Tieck, Hermann Brockhaus,
E. von Brunnow, Adolf Peters, K.
Förſter u. a.), eine ſeltene Gemälde-
galerie, eine gute Bühne regten den
Dichter neben aller juriſtiſchen Be-
ſchäftigung im Laufe der nächſten
Jahre zu einer ſehr lebhaften poeti-
ſchen Tätigkeit an, hauptſächlich auf
dem novelliſtiſchen und dramatiſchen
Felde. Die philoſophiſche Fakultät
zu Jena zollte 1840 ſeinem reinen
Kunſtleben durch Überſendung des
Doktordiploms ihre Anerkennung.
Durch Ad. Stahrs Vermittlung wurde
M. im Jahre 1844 vom Großherzoge
von Oldenburg an deſſen Hofbühne
zum Dramaturgen berufen u. gleich-
zeitig zum Hofrat ernannt. Mit raſt-
loſem Eifer und glühender Begeiſte-
rung nahm M. ſeine neue Tätigkeit
auf; aber ſchon im Jahre 1846 ſtell-
ten ſich drohend und ſchmerzlich die
Symptome jener Krankheit ein, die
ihn über 20 Jahre verfolgte und von
der ihn erſt der Tod am 10. Oktober
1867 erlöſte.
S: Der Gang nach dem
Brunnen (N.), 1825. ‒ Das Lied vom
Ritter Wahn (G.), 1831. ‒ Georg
Venlot (N.), 1831. ‒ Heinrich der
Finkler (Hiſt. Schauſp.), 1836. ‒ Ge-
dichte, 1836. ‒ Novellen, 1837 (Jn-
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