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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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u. Einfachheit u. glücklichen Verhält-
nissen auf, bis die Verarmung und
der Tod ihres Vaters sie aus ihrer
harmlosen Kindheit riß und sie im
Alter von 14 Jahren darauf hinwies,
ihren Lebensunterhalt selbst zu er-
werben. Der erste Besuch eines The-
aters, in Bautzen, regte sie derartig
an, daß sie trotz aller Vorurteile ihrer
Angehörigen u. trotz aller Hindernisse
1853 zur Bühne ging und in ihrem
Vorwärtsringen nicht irregemacht
wurde, obwohl ihr das Schauspieler-
elend nicht fremd blieb. Nachdem sie
fünf Jahre an kleinen Provinzial-
theatern gespielt, kam sie 1858 durch
Bogumil Davisons Empfehlung zu
einem Gastspiel ans Hoftheater in
Dresden; später gastierte sie in Stet-
tin, Magdeburg, Görlitz, Prag und
wieder in Görlitz, wurde hier aber
1861 so ernstlich krank, daß sie ihren
Beruf gänzlich aufgeben mußte. Zu
ihrer Genesung brachte sie vier Win-
ter hintereinander im Süden zu, in
Meran, Rom, Algerien, Agypten,
Korfu, Venedig, und erst im Januar
1868 konnte sie ihre Tätigkeit als
Schauspielerin wieder beginnen. Wir
finden sie in der Folge am Hoftheater
in Mannheim, am Hofburgtheater in
Wien, in Budapest, Linz u. von 1870
bis 1872 in Amerika, wo sie an der
Seite von Frau Marie Seebach die
größten Triumphe feierte, u. in San
Franzisco sogar in einer Serie von
Vorstellungen in englischer Sprache
sich versuchte. Krank u. leidend heim-
gekehrt, lebte sie ein Jahr lang ihrer
Pflege, übernahm im Herbste 1873
das damalige Berliner Stadttheater
auf eigene Rechnung, trat aber nach
ihrer Verheiratung mit dem Regie-
rungsbaumeister Meske im Dezbr.
1875 ganz von der Schaubühne zu-
rück. Erst seit dem Herbste 1885 ist
sie wieder als Künstlerin tätig ge-
wesen u. unternahm 1888 eine Kunst-
reise nach den westlichen Staaten
Amerikas. Nach ihrer Rückkehr (April
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1889) beschäftigte sie sich in Berlin
mit dramatischem Unterricht. Sie
starb im Juni 1907 in Ballenstedt a.
Harz.

S:

Einsame Stunden (Ge.),
1861. - Dorcas Mora (E.), 1886.

Messenhauser, Cäsar Wenzel,


psd. Wenceslaus March, wurde
am 4. Januar 1813 zu Proßnitz in
Mähren geboren, wo sein Vater Re-
gimentsmusikus war. Als Soldaten-
kind kam er, sechs Jahre alt, in ein
kaiserliches Knabenerziehungshaus,
wurde 1829 als Gemeiner ausge-
mustert und dem Jnf.-Reg. Kaiser
Franz zugeteilt, in welchem er 1830
zum Gefreiten u. 1832 zum Korporal
befördert wurde. Mit einem außer-
ordentlichen Gedächtnisse und mit
einer eisernen Willenskraft verband
er einen unstillbaren Wissensdurst, der
ihn immer u. immer wieder zu neuen
Studien u. Arbeiten drängte, und so
besaß M., ein Autodiktat im streng-
sten Sinne des Wortes, eine Fülle
von Kenntnissen. Jm Jahre 1833
wurde er zum Fähnrich im Regiment
Don Pedro befördert, 1839 als Leut-
nant in das Regiment Hoch- und
Deutschmeister versetzt und kam 1840
mit demselben in Wien in Garnison.
Hier trat er mit Saphir in Verbin-
dung und schrieb für dessen Journal
"Der Humorist" Novellen, Erzählun-
gen u. Gedichte, Beim Ausbruch des
polnischen Aufstandes kam er mit
seinem Regimente nach Krakau (1846),
und nach Ausbruch der Februar-
revolution (1848) erhielt er gegen
Ausstellung des gewöhnlichen Rever-
ses, nicht gegen das Erzhaus Öster-
reich oder dessen Alliierte dienen zu
wollen, die begehrte Entlassung. Er
lag nun wieder seinen schriftstellerisch.
Arbeiten ob. Nach den Schreckens-
ßenen des 6. Oktober in Wien wurde
er zum Oberkommandanten der Na-
tionalgarde für Wien und Umgegend
ernannt. Er nahm dieses Amt in der
Hoffnung an, die verschiedenen Par-
teien einigen zu können, erntete aber

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u. Einfachheit u. glücklichen Verhält-
niſſen auf, bis die Verarmung und
der Tod ihres Vaters ſie aus ihrer
harmloſen Kindheit riß und ſie im
Alter von 14 Jahren darauf hinwies,
ihren Lebensunterhalt ſelbſt zu er-
werben. Der erſte Beſuch eines The-
aters, in Bautzen, regte ſie derartig
an, daß ſie trotz aller Vorurteile ihrer
Angehörigen u. trotz aller Hinderniſſe
1853 zur Bühne ging und in ihrem
Vorwärtsringen nicht irregemacht
wurde, obwohl ihr das Schauſpieler-
elend nicht fremd blieb. Nachdem ſie
fünf Jahre an kleinen Provinzial-
theatern geſpielt, kam ſie 1858 durch
Bogumil Daviſons Empfehlung zu
einem Gaſtſpiel ans Hoftheater in
Dresden; ſpäter gaſtierte ſie in Stet-
tin, Magdeburg, Görlitz, Prag und
wieder in Görlitz, wurde hier aber
1861 ſo ernſtlich krank, daß ſie ihren
Beruf gänzlich aufgeben mußte. Zu
ihrer Geneſung brachte ſie vier Win-
ter hintereinander im Süden zu, in
Meran, Rom, Algerien, Agypten,
Korfu, Venedig, und erſt im Januar
1868 konnte ſie ihre Tätigkeit als
Schauſpielerin wieder beginnen. Wir
finden ſie in der Folge am Hoftheater
in Mannheim, am Hofburgtheater in
Wien, in Budapeſt, Linz u. von 1870
bis 1872 in Amerika, wo ſie an der
Seite von Frau Marie Seebach die
größten Triumphe feierte, u. in San
Franzisco ſogar in einer Serie von
Vorſtellungen in engliſcher Sprache
ſich verſuchte. Krank u. leidend heim-
gekehrt, lebte ſie ein Jahr lang ihrer
Pflege, übernahm im Herbſte 1873
das damalige Berliner Stadttheater
auf eigene Rechnung, trat aber nach
ihrer Verheiratung mit dem Regie-
rungsbaumeiſter Meske im Dezbr.
1875 ganz von der Schaubühne zu-
rück. Erſt ſeit dem Herbſte 1885 iſt
ſie wieder als Künſtlerin tätig ge-
weſen u. unternahm 1888 eine Kunſt-
reiſe nach den weſtlichen Staaten
Amerikas. Nach ihrer Rückkehr (April
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Meſ
1889) beſchäftigte ſie ſich in Berlin
mit dramatiſchem Unterricht. Sie
ſtarb im Juni 1907 in Ballenſtedt a.
Harz.

S:

Einſame Stunden (Ge.),
1861. ‒ Dorcas Mora (E.), 1886.

Meſſenhauſer, Cäſar Wenzel,


pſd. Wenceslaus March, wurde
am 4. Januar 1813 zu Proßnitz in
Mähren geboren, wo ſein Vater Re-
gimentsmuſikus war. Als Soldaten-
kind kam er, ſechs Jahre alt, in ein
kaiſerliches Knabenerziehungshaus,
wurde 1829 als Gemeiner ausge-
muſtert und dem Jnf.-Reg. Kaiſer
Franz zugeteilt, in welchem er 1830
zum Gefreiten u. 1832 zum Korporal
befördert wurde. Mit einem außer-
ordentlichen Gedächtniſſe und mit
einer eiſernen Willenskraft verband
er einen unſtillbaren Wiſſensdurſt, der
ihn immer u. immer wieder zu neuen
Studien u. Arbeiten drängte, und ſo
beſaß M., ein Autodiktat im ſtreng-
ſten Sinne des Wortes, eine Fülle
von Kenntniſſen. Jm Jahre 1833
wurde er zum Fähnrich im Regiment
Don Pedro befördert, 1839 als Leut-
nant in das Regiment Hoch- und
Deutſchmeiſter verſetzt und kam 1840
mit demſelben in Wien in Garniſon.
Hier trat er mit Saphir in Verbin-
dung und ſchrieb für deſſen Journal
„Der Humoriſt‟ Novellen, Erzählun-
gen u. Gedichte, Beim Ausbruch des
polniſchen Aufſtandes kam er mit
ſeinem Regimente nach Krakau (1846),
und nach Ausbruch der Februar-
revolution (1848) erhielt er gegen
Ausſtellung des gewöhnlichen Rever-
ſes, nicht gegen das Erzhaus Öſter-
reich oder deſſen Alliierte dienen zu
wollen, die begehrte Entlaſſung. Er
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Arbeiten ob. Nach den Schreckens-
ſzenen des 6. Oktober in Wien wurde
er zum Oberkommandanten der Na-
tionalgarde für Wien und Umgegend
ernannt. Er nahm dieſes Amt in der
Hoffnung an, die verſchiedenen Par-
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[438/0442] Meſ Meſ u. Einfachheit u. glücklichen Verhält- niſſen auf, bis die Verarmung und der Tod ihres Vaters ſie aus ihrer harmloſen Kindheit riß und ſie im Alter von 14 Jahren darauf hinwies, ihren Lebensunterhalt ſelbſt zu er- werben. Der erſte Beſuch eines The- aters, in Bautzen, regte ſie derartig an, daß ſie trotz aller Vorurteile ihrer Angehörigen u. trotz aller Hinderniſſe 1853 zur Bühne ging und in ihrem Vorwärtsringen nicht irregemacht wurde, obwohl ihr das Schauſpieler- elend nicht fremd blieb. Nachdem ſie fünf Jahre an kleinen Provinzial- theatern geſpielt, kam ſie 1858 durch Bogumil Daviſons Empfehlung zu einem Gaſtſpiel ans Hoftheater in Dresden; ſpäter gaſtierte ſie in Stet- tin, Magdeburg, Görlitz, Prag und wieder in Görlitz, wurde hier aber 1861 ſo ernſtlich krank, daß ſie ihren Beruf gänzlich aufgeben mußte. Zu ihrer Geneſung brachte ſie vier Win- ter hintereinander im Süden zu, in Meran, Rom, Algerien, Agypten, Korfu, Venedig, und erſt im Januar 1868 konnte ſie ihre Tätigkeit als Schauſpielerin wieder beginnen. Wir finden ſie in der Folge am Hoftheater in Mannheim, am Hofburgtheater in Wien, in Budapeſt, Linz u. von 1870 bis 1872 in Amerika, wo ſie an der Seite von Frau Marie Seebach die größten Triumphe feierte, u. in San Franzisco ſogar in einer Serie von Vorſtellungen in engliſcher Sprache ſich verſuchte. Krank u. leidend heim- gekehrt, lebte ſie ein Jahr lang ihrer Pflege, übernahm im Herbſte 1873 das damalige Berliner Stadttheater auf eigene Rechnung, trat aber nach ihrer Verheiratung mit dem Regie- rungsbaumeiſter Meske im Dezbr. 1875 ganz von der Schaubühne zu- rück. Erſt ſeit dem Herbſte 1885 iſt ſie wieder als Künſtlerin tätig ge- weſen u. unternahm 1888 eine Kunſt- reiſe nach den weſtlichen Staaten Amerikas. Nach ihrer Rückkehr (April 1889) beſchäftigte ſie ſich in Berlin mit dramatiſchem Unterricht. Sie ſtarb im Juni 1907 in Ballenſtedt a. Harz. S: Einſame Stunden (Ge.), 1861. ‒ Dorcas Mora (E.), 1886. Meſſenhauſer, Cäſar Wenzel, pſd. Wenceslaus March, wurde am 4. Januar 1813 zu Proßnitz in Mähren geboren, wo ſein Vater Re- gimentsmuſikus war. Als Soldaten- kind kam er, ſechs Jahre alt, in ein kaiſerliches Knabenerziehungshaus, wurde 1829 als Gemeiner ausge- muſtert und dem Jnf.-Reg. Kaiſer Franz zugeteilt, in welchem er 1830 zum Gefreiten u. 1832 zum Korporal befördert wurde. Mit einem außer- ordentlichen Gedächtniſſe und mit einer eiſernen Willenskraft verband er einen unſtillbaren Wiſſensdurſt, der ihn immer u. immer wieder zu neuen Studien u. Arbeiten drängte, und ſo beſaß M., ein Autodiktat im ſtreng- ſten Sinne des Wortes, eine Fülle von Kenntniſſen. Jm Jahre 1833 wurde er zum Fähnrich im Regiment Don Pedro befördert, 1839 als Leut- nant in das Regiment Hoch- und Deutſchmeiſter verſetzt und kam 1840 mit demſelben in Wien in Garniſon. Hier trat er mit Saphir in Verbin- dung und ſchrieb für deſſen Journal „Der Humoriſt‟ Novellen, Erzählun- gen u. Gedichte, Beim Ausbruch des polniſchen Aufſtandes kam er mit ſeinem Regimente nach Krakau (1846), und nach Ausbruch der Februar- revolution (1848) erhielt er gegen Ausſtellung des gewöhnlichen Rever- ſes, nicht gegen das Erzhaus Öſter- reich oder deſſen Alliierte dienen zu wollen, die begehrte Entlaſſung. Er lag nun wieder ſeinen ſchriftſtelleriſch. Arbeiten ob. Nach den Schreckens- ſzenen des 6. Oktober in Wien wurde er zum Oberkommandanten der Na- tionalgarde für Wien und Umgegend ernannt. Er nahm dieſes Amt in der Hoffnung an, die verſchiedenen Par- teien einigen zu können, erntete aber *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/442>, abgerufen am 25.11.2024.