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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Mel
Turin, Florenz und Neapel korre-
spondierte er in französische und eng-
lische Journale. Jm Jahre 1864
kehrte er nach Deutschland zurück und
ward Mitarbeiter der "Gartenlaube",
um kurze Zeit darauf zum "Daheim"
überzugehen. Das in kurzer Zeit er-
folgte Emporblühen dieser Zeitschrift
war lediglich der Tätigkeit M.s zu
danken, der in der ersten Zeit oft ganze
Nummern derselben allein schrieb. Jm
Jahre 1866 war er Berichterstatter
bei der Mainarmee, und 1867 lieferte
er von Paris aus seine interessanten
Berichte über die dortige Weltaus-
stellung. Kurze Zeit nach seiner Rück-
kehr löste er sein Verhältnis zum
"Daheim" und widmete sich der Hall-
bergerschen Wochenschrift "Über Land
und Meer". Nach der Gefangensetzung
Napoleons III. in Wilhelmshöhe
ward M. der Genosse des gestürzten
Kaisers und weilte bei ihm bis zu sei-
ner Freilassung. Er übersetzte dort
auch die vom Kaiser verfaßten Werke
ins Deutsche und trat in der Presse
als Verteidiger des Gefangenen auf,
ein Vorgehen, das anfänglich in
Deutschland die größte Entrüstung
hervorrief, aber schließlich doch zu
einer milderen Beurteilung des Kai-
sers führte. Jm Jahre 1873 siedelte
M., nachdem er Napoleon III. noch
wenige Tage vor seinem Tode in
Chislehurst besucht hatte, nach Wien
über u. ward Feuilletonist am "Wie-
ner Tageblatt"; allein seine 1874 in
Wien unter dem Pseudonym Don
Spavento
erschienene Schrift "Ty-
pen und Silhouetten von Wiener
Schriftstellern und Journalisten"
machte seine Stellung zu jenem Blatte
unhaltbar, u. so wandte er sich nach
Graz, wo er einige Monate aushielt,
um dann seinen Wohnsitz wieder nach
Paris und schließlich nach Jtalien zu
verlegen, wo er meistens in Neapel
weilte. Jm Jahre 1892 siedelte er
als Berichterstatter über die große
Kolumbus-Weltausstellung nach Chi-
[Spaltenumbruch]
Men
cago in Amerika über, und im Vor-
orte Summerdale ist er nach längerem
Leiden am 22. Juli 1894 gestorben.

S:

Erlebtes und Erdachtes; II, 1869.
- Herzenskämpfe (Nn. und Sk.); III,
1869. - Gebilde und Gestalten; III,
1870. - Seltsame Schicksale (En.); II,
1871. - Heines junge Leiden (Lsp.),
1871. - Unsichtbare Mächte (R.); IX,
1875. - Der Staatsanwalt (Schsp.),
1875. - Das letzte Manuskript (Lsp.),
1875. - Neue Horizonte (R.), 2 Ab-
teilgn.; XV, 1876-78.

Mendelssohn, Joseph,

wurde am
10. Septbr. 1817 zu Jever geboren,
kam bald darauf nach Hamburg und
besuchte vom Jauuar 1823 an da-
selbst die israelitische Freischule. Jm
Jahre 1831 trat er als Lehrling in
die Buchdruckerei des Herrn Vieweg
zu Braunschweig und blieb in dersel-
ben nach überstandenen Lehrjahren
noch als Gehilfe von 1836 bis Juni
1839. Nach Hamburg zurückgekehrt,
widmete er sich seitdem ausschließlich
literarischen Beschäftigungen. Unter-
stützt von Salomon Heine, ging er zu
weiterer Ausbildung 1839 nach Pa-
ris, kehrte von dort 1841 nach Ham-
burg zurück und erwarb sich seinen
Unterhalt durch literarische Arbeiten.
Er starb am 4. April 1856 im allge-
meinen Krankenhause.

S:

Blüten
(Ge. u. Nn.), 1839. - Pariser Briefe;
III, 1841. - Wilde Blumen (Dn.),
1842. - Eine Ecke Deutschlands (Ol-
denburger Bilder), 1845. - Er muß
aufs Land! (Lsp. n. d. Franz.), 1845.
- Ein Weib aus dem Volke (Dr. n. d.
Franz.), 1846. - Überall Jesuiten!
(Schw.), 1846. 2. Aufl. 1853. - Der
Armen-Doktor (Charakterbild), 1853.
- Weihnachtsgabe, 1856.

*Mendheim, Max,

wurde am 11.
Januar 1862 in Leipzig geboren, wo
sein Vater Kaufmann war. Nach dem
frühen Tode des letzteren (1869) sah
sich die Mutter genötigt, durch ihrer
Hände Arbeit die Familie zu ernäh-
ren, was ihr auch dank ihrer Geschick-

*


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Mel
Turin, Florenz und Neapel korre-
ſpondierte er in franzöſiſche und eng-
liſche Journale. Jm Jahre 1864
kehrte er nach Deutſchland zurück und
ward Mitarbeiter der „Gartenlaube‟,
um kurze Zeit darauf zum „Daheim‟
überzugehen. Das in kurzer Zeit er-
folgte Emporblühen dieſer Zeitſchrift
war lediglich der Tätigkeit M.s zu
danken, der in der erſten Zeit oft ganze
Nummern derſelben allein ſchrieb. Jm
Jahre 1866 war er Berichterſtatter
bei der Mainarmee, und 1867 lieferte
er von Paris aus ſeine intereſſanten
Berichte über die dortige Weltaus-
ſtellung. Kurze Zeit nach ſeiner Rück-
kehr löſte er ſein Verhältnis zum
„Daheim‟ und widmete ſich der Hall-
bergerſchen Wochenſchrift „Über Land
und Meer‟. Nach der Gefangenſetzung
Napoleons III. in Wilhelmshöhe
ward M. der Genoſſe des geſtürzten
Kaiſers und weilte bei ihm bis zu ſei-
ner Freilaſſung. Er überſetzte dort
auch die vom Kaiſer verfaßten Werke
ins Deutſche und trat in der Preſſe
als Verteidiger des Gefangenen auf,
ein Vorgehen, das anfänglich in
Deutſchland die größte Entrüſtung
hervorrief, aber ſchließlich doch zu
einer milderen Beurteilung des Kai-
ſers führte. Jm Jahre 1873 ſiedelte
M., nachdem er Napoleon III. noch
wenige Tage vor ſeinem Tode in
Chiſlehurſt beſucht hatte, nach Wien
über u. ward Feuilletoniſt am „Wie-
ner Tageblatt‟; allein ſeine 1874 in
Wien unter dem Pſeudonym Don
Spavento
erſchienene Schrift „Ty-
pen und Silhouetten von Wiener
Schriftſtellern und Journaliſten‟
machte ſeine Stellung zu jenem Blatte
unhaltbar, u. ſo wandte er ſich nach
Graz, wo er einige Monate aushielt,
um dann ſeinen Wohnſitz wieder nach
Paris und ſchließlich nach Jtalien zu
verlegen, wo er meiſtens in Neapel
weilte. Jm Jahre 1892 ſiedelte er
als Berichterſtatter über die große
Kolumbus-Weltausſtellung nach Chi-
[Spaltenumbruch]
Men
cago in Amerika über, und im Vor-
orte Summerdale iſt er nach längerem
Leiden am 22. Juli 1894 geſtorben.

S:

Erlebtes und Erdachtes; II, 1869.
‒ Herzenskämpfe (Nn. und Sk.); III,
1869. ‒ Gebilde und Geſtalten; III,
1870. ‒ Seltſame Schickſale (En.); II,
1871. ‒ Heines junge Leiden (Lſp.),
1871. ‒ Unſichtbare Mächte (R.); IX,
1875. ‒ Der Staatsanwalt (Schſp.),
1875. ‒ Das letzte Manuſkript (Lſp.),
1875. ‒ Neue Horizonte (R.), 2 Ab-
teilgn.; XV, 1876‒78.

Mendelsſohn, Joſeph,

wurde am
10. Septbr. 1817 zu Jever geboren,
kam bald darauf nach Hamburg und
beſuchte vom Jauuar 1823 an da-
ſelbſt die iſraelitiſche Freiſchule. Jm
Jahre 1831 trat er als Lehrling in
die Buchdruckerei des Herrn Vieweg
zu Braunſchweig und blieb in derſel-
ben nach überſtandenen Lehrjahren
noch als Gehilfe von 1836 bis Juni
1839. Nach Hamburg zurückgekehrt,
widmete er ſich ſeitdem ausſchließlich
literariſchen Beſchäftigungen. Unter-
ſtützt von Salomon Heine, ging er zu
weiterer Ausbildung 1839 nach Pa-
ris, kehrte von dort 1841 nach Ham-
burg zurück und erwarb ſich ſeinen
Unterhalt durch literariſche Arbeiten.
Er ſtarb am 4. April 1856 im allge-
meinen Krankenhauſe.

S:

Blüten
(Ge. u. Nn.), 1839. ‒ Pariſer Briefe;
III, 1841. ‒ Wilde Blumen (Dn.),
1842. ‒ Eine Ecke Deutſchlands (Ol-
denburger Bilder), 1845. ‒ Er muß
aufs Land! (Lſp. n. d. Franz.), 1845.
‒ Ein Weib aus dem Volke (Dr. n. d.
Franz.), 1846. ‒ Überall Jeſuiten!
(Schw.), 1846. 2. Aufl. 1853. ‒ Der
Armen-Doktor (Charakterbild), 1853.
‒ Weihnachtsgabe, 1856.

*Mendheim, Max,

wurde am 11.
Januar 1862 in Leipzig geboren, wo
ſein Vater Kaufmann war. Nach dem
frühen Tode des letzteren (1869) ſah
ſich die Mutter genötigt, durch ihrer
Hände Arbeit die Familie zu ernäh-
ren, was ihr auch dank ihrer Geſchick-

*
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[427/0431] Mel Men Turin, Florenz und Neapel korre- ſpondierte er in franzöſiſche und eng- liſche Journale. Jm Jahre 1864 kehrte er nach Deutſchland zurück und ward Mitarbeiter der „Gartenlaube‟, um kurze Zeit darauf zum „Daheim‟ überzugehen. Das in kurzer Zeit er- folgte Emporblühen dieſer Zeitſchrift war lediglich der Tätigkeit M.s zu danken, der in der erſten Zeit oft ganze Nummern derſelben allein ſchrieb. Jm Jahre 1866 war er Berichterſtatter bei der Mainarmee, und 1867 lieferte er von Paris aus ſeine intereſſanten Berichte über die dortige Weltaus- ſtellung. Kurze Zeit nach ſeiner Rück- kehr löſte er ſein Verhältnis zum „Daheim‟ und widmete ſich der Hall- bergerſchen Wochenſchrift „Über Land und Meer‟. Nach der Gefangenſetzung Napoleons III. in Wilhelmshöhe ward M. der Genoſſe des geſtürzten Kaiſers und weilte bei ihm bis zu ſei- ner Freilaſſung. Er überſetzte dort auch die vom Kaiſer verfaßten Werke ins Deutſche und trat in der Preſſe als Verteidiger des Gefangenen auf, ein Vorgehen, das anfänglich in Deutſchland die größte Entrüſtung hervorrief, aber ſchließlich doch zu einer milderen Beurteilung des Kai- ſers führte. Jm Jahre 1873 ſiedelte M., nachdem er Napoleon III. noch wenige Tage vor ſeinem Tode in Chiſlehurſt beſucht hatte, nach Wien über u. ward Feuilletoniſt am „Wie- ner Tageblatt‟; allein ſeine 1874 in Wien unter dem Pſeudonym Don Spavento erſchienene Schrift „Ty- pen und Silhouetten von Wiener Schriftſtellern und Journaliſten‟ machte ſeine Stellung zu jenem Blatte unhaltbar, u. ſo wandte er ſich nach Graz, wo er einige Monate aushielt, um dann ſeinen Wohnſitz wieder nach Paris und ſchließlich nach Jtalien zu verlegen, wo er meiſtens in Neapel weilte. Jm Jahre 1892 ſiedelte er als Berichterſtatter über die große Kolumbus-Weltausſtellung nach Chi- cago in Amerika über, und im Vor- orte Summerdale iſt er nach längerem Leiden am 22. Juli 1894 geſtorben. S: Erlebtes und Erdachtes; II, 1869. ‒ Herzenskämpfe (Nn. und Sk.); III, 1869. ‒ Gebilde und Geſtalten; III, 1870. ‒ Seltſame Schickſale (En.); II, 1871. ‒ Heines junge Leiden (Lſp.), 1871. ‒ Unſichtbare Mächte (R.); IX, 1875. ‒ Der Staatsanwalt (Schſp.), 1875. ‒ Das letzte Manuſkript (Lſp.), 1875. ‒ Neue Horizonte (R.), 2 Ab- teilgn.; XV, 1876‒78. Mendelsſohn, Joſeph, wurde am 10. Septbr. 1817 zu Jever geboren, kam bald darauf nach Hamburg und beſuchte vom Jauuar 1823 an da- ſelbſt die iſraelitiſche Freiſchule. Jm Jahre 1831 trat er als Lehrling in die Buchdruckerei des Herrn Vieweg zu Braunſchweig und blieb in derſel- ben nach überſtandenen Lehrjahren noch als Gehilfe von 1836 bis Juni 1839. Nach Hamburg zurückgekehrt, widmete er ſich ſeitdem ausſchließlich literariſchen Beſchäftigungen. Unter- ſtützt von Salomon Heine, ging er zu weiterer Ausbildung 1839 nach Pa- ris, kehrte von dort 1841 nach Ham- burg zurück und erwarb ſich ſeinen Unterhalt durch literariſche Arbeiten. Er ſtarb am 4. April 1856 im allge- meinen Krankenhauſe. S: Blüten (Ge. u. Nn.), 1839. ‒ Pariſer Briefe; III, 1841. ‒ Wilde Blumen (Dn.), 1842. ‒ Eine Ecke Deutſchlands (Ol- denburger Bilder), 1845. ‒ Er muß aufs Land! (Lſp. n. d. Franz.), 1845. ‒ Ein Weib aus dem Volke (Dr. n. d. Franz.), 1846. ‒ Überall Jeſuiten! (Schw.), 1846. 2. Aufl. 1853. ‒ Der Armen-Doktor (Charakterbild), 1853. ‒ Weihnachtsgabe, 1856. *Mendheim, Max, wurde am 11. Januar 1862 in Leipzig geboren, wo ſein Vater Kaufmann war. Nach dem frühen Tode des letzteren (1869) ſah ſich die Mutter genötigt, durch ihrer Hände Arbeit die Familie zu ernäh- ren, was ihr auch dank ihrer Geſchick- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/431>, abgerufen am 25.11.2024.