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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Bir
*Birndt, Klaudia Kamilla

und
Fanny B., zwei Schwestern, sind die
Töchter des Lehrers Ferdinand B.
(s. d. Folgenden!) und wurden beide
in dem Grubendörfchen Kleinvoigts-
berg bei Freiberg i. S. geboren,
Klaudia am 30. Dezbr. 1848 u. Fanny
am 24. April 1854. Beide wurden
schon von frühester Kindheit an von
den Eltern in der englischen u. fran-
zösischen Sprache unterrichtet, und als
ihr Vater 1856 als Sprachlehrer sich in
Freiberg niederließ, hatten sie Gelegen-
heit, die verschiedensten europäischen
Sprachen im Elternhause zu hören
und sich spielend anzueignen, so daß
sie bald das Englische, Französische,
Jtalienische und Neugriechische völlig
beherrschten; auch im Lateinischen u.
Altgriechischen erhielten sie vom Vater
Unterricht. Jm Jahre 1858 verloren
sie ihre Mutter durch den Tod, doch
umgab sie der Vater mit so liebevoller
Fürsorge, daß sie den schweren Ver-
lust weniger schmerzlich empfanden.
Während nun Klaudia sich als Sprach-
lehrerin ausbildete und ihren Vater
in seiner Arbeit unterstützte -- sie
unterrichtete z. B. den ersten Japaner,
der 1872 zur Kenntnis deutscher Stu-
dienangelegenheiten nach Europa ge-
kommen war -- wandte sich Fanny
frühe der schriftstellerischen Tätigkeit
zu. Bereits mit dem 12. Jahre fing
letztere an, kleine Erzählungen, die sich
vor ihrem geistigen Auge gestalteten,
aufzuzeichnen, und schon damals
schwebte ihrem Geiste der Beruf einer
Schriftstellerin vor. Doch erst nach
dem Tode des Vaters (1873) steuerte
sie mit Konsequenz auf dieses Ziel los
und veröffentlichte in den verschieden-
sten Zeitschriften kleine Erzählungen,
ethnographische u. biographische Skiz-
zen und Übersetzungen. Mehrere der
letzteren hat sie in Gemeinschaft mit
ihrer Schwester verfaßt, mit der sie
1882 nach Dresden übergesiedelt war,
wie z. B. Kaiser Heraklius (Dr. von
Kleon Rangabe, 1900) u. "Die Liebe
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wacht (Lsp. von demselben, 1900),
sowie "Die letzte Schicht" (Dr., 1908).
Auch verschiedene Lustspiele verfaßten
die Schwestern gemeinschaftlich, die
indessen noch nicht gedruckt sind. Sie
leben noch jetzt vereint in Dresden.

S

von Fanny B.: Licht und Schatten-
bilder (En. a. d. Leben), 1893. - Mil-
das Herzenserfahrungen im Dienst
(Aus d. Engl. d. Mrs. Sewell), 1894. -
Gesammelte Jugendschriften; 1. Bd:
Bunte Muscheln vom Lebensstrand
(En. a. d. Leben für d. Leben), 1903.

Birndt, Friedrich Ferdinand,


geb. am 18. Jan. 1821 zu Freiberg
in Sachsen, besuchte die Volksschule
und das Progymnasium daselbst und
erlernte darauf in Annaberg das
Posamentierhandwerk, das er jedoch
nach dem großen Brande von Anna-
berg wieder fallen ließ, um das Leh-
rerseminar in Freiberg zu besuchen.
Nach Absolvierung desselben wurde
er Hauslehrer bei den Kindern des
Obersten von Lützerode, welche Stel-
lung sein ganzes späteres Leben be-
stimmte, da er in dieser hochgebildeten
Familie die damals seltene Gelegen-
heit hatte, die englische u. französische
Sprache zu erlernen. Daneben betrieb
er mit seltenem Eifer das Studium
der Philosophie und der deutschen
Literatur. Nach Beendigung seines
Hauslehrertums wurde er Lehrer in
Heiligenborn bei Waldheim, bald dar-
auf in Kleinvoigtsberg bei Freiberg
u. begründete hier 1846 seinen Haus-
stand. Ein Herzleiden nötigte ihn,
Ende 1856 seine Stelle aufzugeben;
er zog nach Freiberg und erteilte hier
den studierenden Ausländern Unter-
richt in der deutschen Sprache, um die-
selben für das Verständnis der Vor-
lesungen vorzubereiten. Jm Jahre
1870 konnte er einer Aufforderung,
den französischen Unterricht an der
Freiberger Bürgerschule zu überneh-
men, nicht widerstehen, doch wurde
dies verhängnisvoll für ihn, da sich
schon nach einem halben Jahre infolge

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Bir
*Birndt, Klaudia Kamilla

und
Fanny B., zwei Schweſtern, ſind die
Töchter des Lehrers Ferdinand B.
(ſ. d. Folgenden!) und wurden beide
in dem Grubendörfchen Kleinvoigts-
berg bei Freiberg i. S. geboren,
Klaudia am 30. Dezbr. 1848 u. Fanny
am 24. April 1854. Beide wurden
ſchon von früheſter Kindheit an von
den Eltern in der engliſchen u. fran-
zöſiſchen Sprache unterrichtet, und als
ihr Vater 1856 als Sprachlehrer ſich in
Freiberg niederließ, hatten ſie Gelegen-
heit, die verſchiedenſten europäiſchen
Sprachen im Elternhauſe zu hören
und ſich ſpielend anzueignen, ſo daß
ſie bald das Engliſche, Franzöſiſche,
Jtalieniſche und Neugriechiſche völlig
beherrſchten; auch im Lateiniſchen u.
Altgriechiſchen erhielten ſie vom Vater
Unterricht. Jm Jahre 1858 verloren
ſie ihre Mutter durch den Tod, doch
umgab ſie der Vater mit ſo liebevoller
Fürſorge, daß ſie den ſchweren Ver-
luſt weniger ſchmerzlich empfanden.
Während nun Klaudia ſich als Sprach-
lehrerin ausbildete und ihren Vater
in ſeiner Arbeit unterſtützte — ſie
unterrichtete z. B. den erſten Japaner,
der 1872 zur Kenntnis deutſcher Stu-
dienangelegenheiten nach Europa ge-
kommen war — wandte ſich Fanny
frühe der ſchriftſtelleriſchen Tätigkeit
zu. Bereits mit dem 12. Jahre fing
letztere an, kleine Erzählungen, die ſich
vor ihrem geiſtigen Auge geſtalteten,
aufzuzeichnen, und ſchon damals
ſchwebte ihrem Geiſte der Beruf einer
Schriftſtellerin vor. Doch erſt nach
dem Tode des Vaters (1873) ſteuerte
ſie mit Konſequenz auf dieſes Ziel los
und veröffentlichte in den verſchieden-
ſten Zeitſchriften kleine Erzählungen,
ethnographiſche u. biographiſche Skiz-
zen und Überſetzungen. Mehrere der
letzteren hat ſie in Gemeinſchaft mit
ihrer Schweſter verfaßt, mit der ſie
1882 nach Dresden übergeſiedelt war,
wie z. B. Kaiſer Heraklius (Dr. von
Kleon Rangabé, 1900) u. „Die Liebe
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wacht (Lſp. von demſelben, 1900),
ſowie „Die letzte Schicht“ (Dr., 1908).
Auch verſchiedene Luſtſpiele verfaßten
die Schweſtern gemeinſchaftlich, die
indeſſen noch nicht gedruckt ſind. Sie
leben noch jetzt vereint in Dresden.

S

von Fanny B.: Licht und Schatten-
bilder (En. a. d. Leben), 1893. – Mil-
das Herzenserfahrungen im Dienſt
(Aus d. Engl. d. Mrs. Sewell), 1894. –
Geſammelte Jugendſchriften; 1. Bd:
Bunte Muſcheln vom Lebensſtrand
(En. a. d. Leben für d. Leben), 1903.

Birndt, Friedrich Ferdinand,


geb. am 18. Jan. 1821 zu Freiberg
in Sachſen, beſuchte die Volksſchule
und das Progymnaſium daſelbſt und
erlernte darauf in Annaberg das
Poſamentierhandwerk, das er jedoch
nach dem großen Brande von Anna-
berg wieder fallen ließ, um das Leh-
rerſeminar in Freiberg zu beſuchen.
Nach Abſolvierung desſelben wurde
er Hauslehrer bei den Kindern des
Oberſten von Lützerode, welche Stel-
lung ſein ganzes ſpäteres Leben be-
ſtimmte, da er in dieſer hochgebildeten
Familie die damals ſeltene Gelegen-
heit hatte, die engliſche u. franzöſiſche
Sprache zu erlernen. Daneben betrieb
er mit ſeltenem Eifer das Studium
der Philoſophie und der deutſchen
Literatur. Nach Beendigung ſeines
Hauslehrertums wurde er Lehrer in
Heiligenborn bei Waldheim, bald dar-
auf in Kleinvoigtsberg bei Freiberg
u. begründete hier 1846 ſeinen Haus-
ſtand. Ein Herzleiden nötigte ihn,
Ende 1856 ſeine Stelle aufzugeben;
er zog nach Freiberg und erteilte hier
den ſtudierenden Ausländern Unter-
richt in der deutſchen Sprache, um die-
ſelben für das Verſtändnis der Vor-
leſungen vorzubereiten. Jm Jahre
1870 konnte er einer Aufforderung,
den franzöſiſchen Unterricht an der
Freiberger Bürgerſchule zu überneh-
men, nicht widerſtehen, doch wurde
dies verhängnisvoll für ihn, da ſich
ſchon nach einem halben Jahre infolge

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[244/0248] Bir Bir *Birndt, Klaudia Kamilla und Fanny B., zwei Schweſtern, ſind die Töchter des Lehrers Ferdinand B. (ſ. d. Folgenden!) und wurden beide in dem Grubendörfchen Kleinvoigts- berg bei Freiberg i. S. geboren, Klaudia am 30. Dezbr. 1848 u. Fanny am 24. April 1854. Beide wurden ſchon von früheſter Kindheit an von den Eltern in der engliſchen u. fran- zöſiſchen Sprache unterrichtet, und als ihr Vater 1856 als Sprachlehrer ſich in Freiberg niederließ, hatten ſie Gelegen- heit, die verſchiedenſten europäiſchen Sprachen im Elternhauſe zu hören und ſich ſpielend anzueignen, ſo daß ſie bald das Engliſche, Franzöſiſche, Jtalieniſche und Neugriechiſche völlig beherrſchten; auch im Lateiniſchen u. Altgriechiſchen erhielten ſie vom Vater Unterricht. Jm Jahre 1858 verloren ſie ihre Mutter durch den Tod, doch umgab ſie der Vater mit ſo liebevoller Fürſorge, daß ſie den ſchweren Ver- luſt weniger ſchmerzlich empfanden. Während nun Klaudia ſich als Sprach- lehrerin ausbildete und ihren Vater in ſeiner Arbeit unterſtützte — ſie unterrichtete z. B. den erſten Japaner, der 1872 zur Kenntnis deutſcher Stu- dienangelegenheiten nach Europa ge- kommen war — wandte ſich Fanny frühe der ſchriftſtelleriſchen Tätigkeit zu. Bereits mit dem 12. Jahre fing letztere an, kleine Erzählungen, die ſich vor ihrem geiſtigen Auge geſtalteten, aufzuzeichnen, und ſchon damals ſchwebte ihrem Geiſte der Beruf einer Schriftſtellerin vor. Doch erſt nach dem Tode des Vaters (1873) ſteuerte ſie mit Konſequenz auf dieſes Ziel los und veröffentlichte in den verſchieden- ſten Zeitſchriften kleine Erzählungen, ethnographiſche u. biographiſche Skiz- zen und Überſetzungen. Mehrere der letzteren hat ſie in Gemeinſchaft mit ihrer Schweſter verfaßt, mit der ſie 1882 nach Dresden übergeſiedelt war, wie z. B. Kaiſer Heraklius (Dr. von Kleon Rangabé, 1900) u. „Die Liebe wacht (Lſp. von demſelben, 1900), ſowie „Die letzte Schicht“ (Dr., 1908). Auch verſchiedene Luſtſpiele verfaßten die Schweſtern gemeinſchaftlich, die indeſſen noch nicht gedruckt ſind. Sie leben noch jetzt vereint in Dresden. S von Fanny B.: Licht und Schatten- bilder (En. a. d. Leben), 1893. – Mil- das Herzenserfahrungen im Dienſt (Aus d. Engl. d. Mrs. Sewell), 1894. – Geſammelte Jugendſchriften; 1. Bd: Bunte Muſcheln vom Lebensſtrand (En. a. d. Leben für d. Leben), 1903. Birndt, Friedrich Ferdinand, geb. am 18. Jan. 1821 zu Freiberg in Sachſen, beſuchte die Volksſchule und das Progymnaſium daſelbſt und erlernte darauf in Annaberg das Poſamentierhandwerk, das er jedoch nach dem großen Brande von Anna- berg wieder fallen ließ, um das Leh- rerſeminar in Freiberg zu beſuchen. Nach Abſolvierung desſelben wurde er Hauslehrer bei den Kindern des Oberſten von Lützerode, welche Stel- lung ſein ganzes ſpäteres Leben be- ſtimmte, da er in dieſer hochgebildeten Familie die damals ſeltene Gelegen- heit hatte, die engliſche u. franzöſiſche Sprache zu erlernen. Daneben betrieb er mit ſeltenem Eifer das Studium der Philoſophie und der deutſchen Literatur. Nach Beendigung ſeines Hauslehrertums wurde er Lehrer in Heiligenborn bei Waldheim, bald dar- auf in Kleinvoigtsberg bei Freiberg u. begründete hier 1846 ſeinen Haus- ſtand. Ein Herzleiden nötigte ihn, Ende 1856 ſeine Stelle aufzugeben; er zog nach Freiberg und erteilte hier den ſtudierenden Ausländern Unter- richt in der deutſchen Sprache, um die- ſelben für das Verſtändnis der Vor- leſungen vorzubereiten. Jm Jahre 1870 konnte er einer Aufforderung, den franzöſiſchen Unterricht an der Freiberger Bürgerſchule zu überneh- men, nicht widerſtehen, doch wurde dies verhängnisvoll für ihn, da ſich ſchon nach einem halben Jahre infolge *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon01_1913/248>, abgerufen am 23.11.2024.