te, sondern das Lager verließ, so wie es stand. Der General Bauer verfolgte ihn Tag und Nacht, bis er ihn endlich in Kruterschien einholte, wo Gruzinski, da er kein Treffen mit ihm wagen wollte, seine Offi- ciers mit sich nahm, seine Truppen verließ, und sich nach Schlesien begab; das ganze Corps ergab sich hierauf zu Kriegsgefangenen.
Vorstellun- gen des Czar.
Der Czar beschwerte sich nun über diese Ueber- tretung des Tractats bey den Türken, und der König von Schweden, ob er gleich den Anfang gemacht hat- te, machte ein großes Geschrey wider die Russen, die einige Kosaken bis in des Großherrn Gebiethe verfol- get hatten. Da sich nun der Sultan selbst von dem Tartar-Chan, dem Französischen Gesandten, (M. Desaleurs) und dem Schwedischen Minister hinterge- hen ließ, so brach er, unter dem Vorwande, daß noch einige Russische Truppen in Pohlen wären, den Frieden von neuem. Um indessen hierüber gewisse Nachricht einzuziehen, schickte der Großherr einen Aga nach Pohlen, um zu erfahren, ob einige von un- sern Truppen sich in diesem Königreiche befänden. Da aber dieser Aga gleichfalls die Süßigkeiten des schwe- dischen Einflusses gekostet hatte, so richtete er auch seinen Bericht darnach ein, und da auch der Groß- Vezier in den Verdacht kam, als ob er es mit dem Czar hielte, so wurde er abgesetzt, und Solyman Bassa zum Vezier erwählet. Die Folge von diesem allem war eine neue Kriegserklärung, und ein Befehl an den Russischen Gesandten, die Geißeln, und alle Personen in ihrem Gefolge, sich nach den sieben Thür- men zu begeben.
Diese
te, ſondern das Lager verließ, ſo wie es ſtand. Der General Bauer verfolgte ihn Tag und Nacht, bis er ihn endlich in Kruterſchien einholte, wo Gruzinski, da er kein Treffen mit ihm wagen wollte, ſeine Offi- ciers mit ſich nahm, ſeine Truppen verließ, und ſich nach Schleſien begab; das ganze Corps ergab ſich hierauf zu Kriegsgefangenen.
Vorſtellun- gen des Czar.
Der Czar beſchwerte ſich nun uͤber dieſe Ueber- tretung des Tractats bey den Tuͤrken, und der Koͤnig von Schweden, ob er gleich den Anfang gemacht hat- te, machte ein großes Geſchrey wider die Ruſſen, die einige Koſaken bis in des Großherrn Gebiethe verfol- get hatten. Da ſich nun der Sultan ſelbſt von dem Tartar-Chan, dem Franzoͤſiſchen Geſandten, (M. Deſaleurs) und dem Schwediſchen Miniſter hinterge- hen ließ, ſo brach er, unter dem Vorwande, daß noch einige Ruſſiſche Truppen in Pohlen waͤren, den Frieden von neuem. Um indeſſen hieruͤber gewiſſe Nachricht einzuziehen, ſchickte der Großherr einen Aga nach Pohlen, um zu erfahren, ob einige von un- ſern Truppen ſich in dieſem Koͤnigreiche befaͤnden. Da aber dieſer Aga gleichfalls die Suͤßigkeiten des ſchwe- diſchen Einfluſſes gekoſtet hatte, ſo richtete er auch ſeinen Bericht darnach ein, und da auch der Groß- Vezier in den Verdacht kam, als ob er es mit dem Czar hielte, ſo wurde er abgeſetzt, und Solyman Baſſa zum Vezier erwaͤhlet. Die Folge von dieſem allem war eine neue Kriegserklaͤrung, und ein Befehl an den Ruſſiſchen Geſandten, die Geißeln, und alle Perſonen in ihrem Gefolge, ſich nach den ſieben Thuͤr- men zu begeben.
Dieſe
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0086"n="76"/>
te, ſondern das Lager verließ, ſo wie es ſtand. Der<lb/>
General Bauer verfolgte ihn Tag und Nacht, bis er<lb/>
ihn endlich in Kruterſchien einholte, wo Gruzinski,<lb/>
da er kein Treffen mit ihm wagen wollte, ſeine Offi-<lb/>
ciers mit ſich nahm, ſeine Truppen verließ, und ſich<lb/>
nach Schleſien begab; das ganze Corps ergab ſich<lb/>
hierauf zu Kriegsgefangenen.</p><lb/><noteplace="left">Vorſtellun-<lb/>
gen des Czar.</note><p>Der Czar beſchwerte ſich nun uͤber dieſe Ueber-<lb/>
tretung des Tractats bey den Tuͤrken, und der Koͤnig<lb/>
von Schweden, ob er gleich den Anfang gemacht hat-<lb/>
te, machte ein großes Geſchrey wider die Ruſſen, die<lb/>
einige Koſaken bis in des Großherrn Gebiethe verfol-<lb/>
get hatten. Da ſich nun der Sultan ſelbſt von dem<lb/>
Tartar-Chan, dem Franzoͤſiſchen Geſandten, (M.<lb/>
Deſaleurs) und dem Schwediſchen Miniſter hinterge-<lb/>
hen ließ, ſo brach er, unter dem Vorwande, daß<lb/>
noch einige Ruſſiſche Truppen in Pohlen waͤren, den<lb/>
Frieden von neuem. Um indeſſen hieruͤber gewiſſe<lb/>
Nachricht einzuziehen, ſchickte der Großherr einen<lb/>
Aga nach Pohlen, um zu erfahren, ob einige von un-<lb/>ſern Truppen ſich in dieſem Koͤnigreiche befaͤnden. Da<lb/>
aber dieſer Aga gleichfalls die Suͤßigkeiten des ſchwe-<lb/>
diſchen Einfluſſes gekoſtet hatte, ſo richtete er auch<lb/>ſeinen Bericht darnach ein, und da auch der Groß-<lb/>
Vezier in den Verdacht kam, als ob er es mit dem<lb/>
Czar hielte, ſo wurde er abgeſetzt, und Solyman<lb/>
Baſſa zum Vezier erwaͤhlet. Die Folge von dieſem<lb/>
allem war eine neue Kriegserklaͤrung, und ein Befehl<lb/>
an den Ruſſiſchen Geſandten, die Geißeln, und alle<lb/>
Perſonen in ihrem Gefolge, ſich nach den ſieben Thuͤr-<lb/>
men zu begeben.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Dieſe</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[76/0086]
te, ſondern das Lager verließ, ſo wie es ſtand. Der
General Bauer verfolgte ihn Tag und Nacht, bis er
ihn endlich in Kruterſchien einholte, wo Gruzinski,
da er kein Treffen mit ihm wagen wollte, ſeine Offi-
ciers mit ſich nahm, ſeine Truppen verließ, und ſich
nach Schleſien begab; das ganze Corps ergab ſich
hierauf zu Kriegsgefangenen.
Der Czar beſchwerte ſich nun uͤber dieſe Ueber-
tretung des Tractats bey den Tuͤrken, und der Koͤnig
von Schweden, ob er gleich den Anfang gemacht hat-
te, machte ein großes Geſchrey wider die Ruſſen, die
einige Koſaken bis in des Großherrn Gebiethe verfol-
get hatten. Da ſich nun der Sultan ſelbſt von dem
Tartar-Chan, dem Franzoͤſiſchen Geſandten, (M.
Deſaleurs) und dem Schwediſchen Miniſter hinterge-
hen ließ, ſo brach er, unter dem Vorwande, daß
noch einige Ruſſiſche Truppen in Pohlen waͤren, den
Frieden von neuem. Um indeſſen hieruͤber gewiſſe
Nachricht einzuziehen, ſchickte der Großherr einen
Aga nach Pohlen, um zu erfahren, ob einige von un-
ſern Truppen ſich in dieſem Koͤnigreiche befaͤnden. Da
aber dieſer Aga gleichfalls die Suͤßigkeiten des ſchwe-
diſchen Einfluſſes gekoſtet hatte, ſo richtete er auch
ſeinen Bericht darnach ein, und da auch der Groß-
Vezier in den Verdacht kam, als ob er es mit dem
Czar hielte, ſo wurde er abgeſetzt, und Solyman
Baſſa zum Vezier erwaͤhlet. Die Folge von dieſem
allem war eine neue Kriegserklaͤrung, und ein Befehl
an den Ruſſiſchen Geſandten, die Geißeln, und alle
Perſonen in ihrem Gefolge, ſich nach den ſieben Thuͤr-
men zu begeben.
Dieſe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/86>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.