Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

durch naß wurden. Die Krankheit fieng an, immer
mehr und mehr unter uns zu wüthen; der Gouver-
neur, der Capitain und die meisten von den Officie-
ren waren krank und lagen in den Betten. Dieses
machte, daß jedermann auf dem Schiffe niedergeschla-
gen war. Der Sturm hielt am 15ten den ganzen
Tag an, und wir waren während dieser Zeit in un-
sern nassen Kleidern in einem unangenehmen Zustan-
de. Am 16ten legte sich der Sturm, aber die Krank-
heit nahm zu, und es kamen sehr wenige, die davon
befallen wurden, mit dem Leben davon, so daß täg-
lich ein oder der andere todte Körper ins Wasser ver-
senkt wurde. Den 17ten fuhren wir bey dem Ber-
ge Teneriffa und der Jnsel Palma vorbey. Den
18ten kamen wir endlich in den Passat Wind, da
wir denn gerade nach Westen fuhren. Da nun das
Schiffsvolk hierdurch seiner schweren Arbeit entledi-
get wurde; so wurden die Kranken alle auf das Ver-
deck gebracht, und das Schiff durch und durch gerei-
niget, wodurch die Krankheit sehr abnahm, und die
Leute wurden zu allen Arten von Ergetzlichkeiten auf-
gemuntert, um sie dadurch in immerwährender Be-
wegung zu erhalten. Wir jagten verschiedenen
Schiffen nach, die aber, wenn wir zu ihnen kamen,
entweder Englische oder Holländische waren. Den
31sten wurden wir im 24sten Grade 51 M. nördli-
cher Breite von einer Stille aufgehalten, und sahen
eine große Menge Vögel, die sich im Wende-Cirkel
aufhalten. An eben diesem Tage starben noch fünfe
von unsern Leuten, und ein Mohr, der dem Ca-
pitain gehörte.

Den

durch naß wurden. Die Krankheit fieng an, immer
mehr und mehr unter uns zu wuͤthen; der Gouver-
neur, der Capitain und die meiſten von den Officie-
ren waren krank und lagen in den Betten. Dieſes
machte, daß jedermann auf dem Schiffe niedergeſchla-
gen war. Der Sturm hielt am 15ten den ganzen
Tag an, und wir waren waͤhrend dieſer Zeit in un-
ſern naſſen Kleidern in einem unangenehmen Zuſtan-
de. Am 16ten legte ſich der Sturm, aber die Krank-
heit nahm zu, und es kamen ſehr wenige, die davon
befallen wurden, mit dem Leben davon, ſo daß taͤg-
lich ein oder der andere todte Koͤrper ins Waſſer ver-
ſenkt wurde. Den 17ten fuhren wir bey dem Ber-
ge Teneriffa und der Jnſel Palma vorbey. Den
18ten kamen wir endlich in den Paſſat Wind, da
wir denn gerade nach Weſten fuhren. Da nun das
Schiffsvolk hierdurch ſeiner ſchweren Arbeit entledi-
get wurde; ſo wurden die Kranken alle auf das Ver-
deck gebracht, und das Schiff durch und durch gerei-
niget, wodurch die Krankheit ſehr abnahm, und die
Leute wurden zu allen Arten von Ergetzlichkeiten auf-
gemuntert, um ſie dadurch in immerwaͤhrender Be-
wegung zu erhalten. Wir jagten verſchiedenen
Schiffen nach, die aber, wenn wir zu ihnen kamen,
entweder Engliſche oder Hollaͤndiſche waren. Den
31ſten wurden wir im 24ſten Grade 51 M. noͤrdli-
cher Breite von einer Stille aufgehalten, und ſahen
eine große Menge Voͤgel, die ſich im Wende-Cirkel
aufhalten. An eben dieſem Tage ſtarben noch fuͤnfe
von unſern Leuten, und ein Mohr, der dem Ca-
pitain gehoͤrte.

Den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0457" n="447"/>
durch naß wurden. Die Krankheit fieng an, immer<lb/>
mehr und mehr unter uns zu wu&#x0364;then; der Gouver-<lb/>
neur, der Capitain und die mei&#x017F;ten von den Officie-<lb/>
ren waren krank und lagen in den Betten. Die&#x017F;es<lb/>
machte, daß jedermann auf dem Schiffe niederge&#x017F;chla-<lb/>
gen war. Der Sturm hielt am 15ten den ganzen<lb/>
Tag an, und wir waren wa&#x0364;hrend die&#x017F;er Zeit in un-<lb/>
&#x017F;ern na&#x017F;&#x017F;en Kleidern in einem unangenehmen Zu&#x017F;tan-<lb/>
de. Am 16ten legte &#x017F;ich der Sturm, aber die Krank-<lb/>
heit nahm zu, und es kamen &#x017F;ehr wenige, die davon<lb/>
befallen wurden, mit dem Leben davon, &#x017F;o daß ta&#x0364;g-<lb/>
lich ein oder der andere todte Ko&#x0364;rper ins Wa&#x017F;&#x017F;er ver-<lb/>
&#x017F;enkt wurde. Den 17ten fuhren wir bey dem Ber-<lb/>
ge Teneriffa und der Jn&#x017F;el Palma vorbey. Den<lb/>
18ten kamen wir endlich in den Pa&#x017F;&#x017F;at Wind, da<lb/>
wir denn gerade nach We&#x017F;ten fuhren. Da nun das<lb/>
Schiffsvolk hierdurch &#x017F;einer &#x017F;chweren Arbeit entledi-<lb/>
get wurde; &#x017F;o wurden die Kranken alle auf das Ver-<lb/>
deck gebracht, und das Schiff durch und durch gerei-<lb/>
niget, wodurch die Krankheit &#x017F;ehr abnahm, und die<lb/>
Leute wurden zu allen Arten von Ergetzlichkeiten auf-<lb/>
gemuntert, um &#x017F;ie dadurch in immerwa&#x0364;hrender Be-<lb/>
wegung zu erhalten. Wir jagten ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Schiffen nach, die aber, wenn wir zu ihnen kamen,<lb/>
entweder Engli&#x017F;che oder Holla&#x0364;ndi&#x017F;che waren. Den<lb/>
31&#x017F;ten wurden wir im 24&#x017F;ten Grade 51 M. no&#x0364;rdli-<lb/>
cher Breite von einer Stille aufgehalten, und &#x017F;ahen<lb/>
eine große Menge Vo&#x0364;gel, die &#x017F;ich im Wende-Cirkel<lb/>
aufhalten. An eben die&#x017F;em Tage &#x017F;tarben noch fu&#x0364;nfe<lb/>
von un&#x017F;ern Leuten, und ein Mohr, der dem Ca-<lb/>
pitain geho&#x0364;rte.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Den</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[447/0457] durch naß wurden. Die Krankheit fieng an, immer mehr und mehr unter uns zu wuͤthen; der Gouver- neur, der Capitain und die meiſten von den Officie- ren waren krank und lagen in den Betten. Dieſes machte, daß jedermann auf dem Schiffe niedergeſchla- gen war. Der Sturm hielt am 15ten den ganzen Tag an, und wir waren waͤhrend dieſer Zeit in un- ſern naſſen Kleidern in einem unangenehmen Zuſtan- de. Am 16ten legte ſich der Sturm, aber die Krank- heit nahm zu, und es kamen ſehr wenige, die davon befallen wurden, mit dem Leben davon, ſo daß taͤg- lich ein oder der andere todte Koͤrper ins Waſſer ver- ſenkt wurde. Den 17ten fuhren wir bey dem Ber- ge Teneriffa und der Jnſel Palma vorbey. Den 18ten kamen wir endlich in den Paſſat Wind, da wir denn gerade nach Weſten fuhren. Da nun das Schiffsvolk hierdurch ſeiner ſchweren Arbeit entledi- get wurde; ſo wurden die Kranken alle auf das Ver- deck gebracht, und das Schiff durch und durch gerei- niget, wodurch die Krankheit ſehr abnahm, und die Leute wurden zu allen Arten von Ergetzlichkeiten auf- gemuntert, um ſie dadurch in immerwaͤhrender Be- wegung zu erhalten. Wir jagten verſchiedenen Schiffen nach, die aber, wenn wir zu ihnen kamen, entweder Engliſche oder Hollaͤndiſche waren. Den 31ſten wurden wir im 24ſten Grade 51 M. noͤrdli- cher Breite von einer Stille aufgehalten, und ſahen eine große Menge Voͤgel, die ſich im Wende-Cirkel aufhalten. An eben dieſem Tage ſtarben noch fuͤnfe von unſern Leuten, und ein Mohr, der dem Ca- pitain gehoͤrte. Den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/457
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/457>, abgerufen am 22.11.2024.