Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

dabey 940 Mann an Todten und Verwundeten verloh-
ren. Der Französische Befehlshaber ward nachmals we-
gen seiner schlechten Gegenwehr in die Bastille geschickt.

Vor Aire wurden die Laufgräben den 12ten
September auf zwey Seiten geöffnet. Den 21sten
thaten die Belagerten einen Ausfall, der aber mit
Verlust von 40 Mann zurück geschlagen ward.
Den 23sten bemächtigten wir uns einer Redoute
nach geringem Widerstande. Um diese Zeit über-
gab der Marschall Villars das Commando der fran-
zösischen Armee dem Marschall Harcourt, welchen
der König zu dem Ende abgeschickt hatte. Den
8ten October nahmen wir eine andere Redoute
mit stürmender Hand ein, und bemächtigten uns
in der Nacht des bedeckten Weges. Nach vielen
Arbeiten und Beschwerden von unserer Seite verlang-
te der Feind den 3ten November zu capitulieren,
und den 12ten marschierte General Goesbriant der
Gouverneur mit 3628 Mann aus, 1500 Verwun-
dete nicht mitgerechnet, welche in der Stadt blieben.
Unser Verlust bestand in dieser Belagerung in 7000
Mann an Todten und Verwundeten. Der Graf von
Nassau-Waldenburg ward zum Gouverneur der Stadt
ernannt, worauf unsere ganze Armee auf die Ebenen
von Ryssel rückte, wo sie sich den 15ten trennte, und in
die Winterquartiere gieng. So endigte sich dieser Feld-
zug, der zugleich für mich der letzte in dieser Gegend war.

Vielleicht hat man zu keiner Zeit und in keinem
Lande, selbst die durch Cäsars Siege so berühmten Ge-
genden nicht ausgenommen, ein Beyspiel von einem
so schnellen Fortgange der Waffen, als die alliirte Ar-
mee in diesem Kriege hatte. Sie schlug jederzeit

weit

dabey 940 Mann an Todten und Verwundeten verloh-
ren. Der Franzoͤſiſche Befehlshaber ward nachmals we-
gen ſeiner ſchlechten Gegenwehr in die Baſtille geſchickt.

Vor Aire wurden die Laufgraͤben den 12ten
September auf zwey Seiten geoͤffnet. Den 21ſten
thaten die Belagerten einen Ausfall, der aber mit
Verluſt von 40 Mann zuruͤck geſchlagen ward.
Den 23ſten bemaͤchtigten wir uns einer Redoute
nach geringem Widerſtande. Um dieſe Zeit uͤber-
gab der Marſchall Villars das Commando der fran-
zoͤſiſchen Armee dem Marſchall Harcourt, welchen
der Koͤnig zu dem Ende abgeſchickt hatte. Den
8ten October nahmen wir eine andere Redoute
mit ſtuͤrmender Hand ein, und bemaͤchtigten uns
in der Nacht des bedeckten Weges. Nach vielen
Arbeiten und Beſchwerden von unſerer Seite verlang-
te der Feind den 3ten November zu capitulieren,
und den 12ten marſchierte General Goesbriant der
Gouverneur mit 3628 Mann aus, 1500 Verwun-
dete nicht mitgerechnet, welche in der Stadt blieben.
Unſer Verluſt beſtand in dieſer Belagerung in 7000
Mann an Todten und Verwundeten. Der Graf von
Naſſau-Waldenburg ward zum Gouverneur der Stadt
ernannt, worauf unſere ganze Armee auf die Ebenen
von Ryſſel ruͤckte, wo ſie ſich den 15ten trennte, und in
die Winterquartiere gieng. So endigte ſich dieſer Feld-
zug, der zugleich fuͤr mich der letzte in dieſer Gegend war.

Vielleicht hat man zu keiner Zeit und in keinem
Lande, ſelbſt die durch Caͤſars Siege ſo beruͤhmten Ge-
genden nicht ausgenommen, ein Beyſpiel von einem
ſo ſchnellen Fortgange der Waffen, als die alliirte Ar-
mee in dieſem Kriege hatte. Sie ſchlug jederzeit

weit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0044" n="34"/>
dabey 940 Mann an Todten und Verwundeten verloh-<lb/>
ren. Der Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Befehlshaber ward nachmals we-<lb/>
gen &#x017F;einer &#x017F;chlechten Gegenwehr in die Ba&#x017F;tille ge&#x017F;chickt.</p><lb/>
        <p>Vor Aire wurden die Laufgra&#x0364;ben den 12ten<lb/>
September auf zwey Seiten geo&#x0364;ffnet. Den 21&#x017F;ten<lb/>
thaten die Belagerten einen Ausfall, der aber mit<lb/>
Verlu&#x017F;t von 40 Mann zuru&#x0364;ck ge&#x017F;chlagen ward.<lb/>
Den 23&#x017F;ten bema&#x0364;chtigten wir uns einer Redoute<lb/>
nach geringem Wider&#x017F;tande. Um die&#x017F;e Zeit u&#x0364;ber-<lb/>
gab der Mar&#x017F;chall Villars das Commando der fran-<lb/>
zo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Armee dem Mar&#x017F;chall Harcourt, welchen<lb/>
der Ko&#x0364;nig zu dem Ende abge&#x017F;chickt hatte. Den<lb/>
8ten October nahmen wir eine andere Redoute<lb/>
mit &#x017F;tu&#x0364;rmender Hand ein, und bema&#x0364;chtigten uns<lb/>
in der Nacht des bedeckten Weges. Nach vielen<lb/>
Arbeiten und Be&#x017F;chwerden von un&#x017F;erer Seite verlang-<lb/>
te der Feind den 3ten November zu capitulieren,<lb/>
und den 12ten mar&#x017F;chierte General Goesbriant der<lb/>
Gouverneur mit 3628 Mann aus, 1500 Verwun-<lb/>
dete nicht mitgerechnet, welche in der Stadt blieben.<lb/>
Un&#x017F;er Verlu&#x017F;t be&#x017F;tand in die&#x017F;er Belagerung in 7000<lb/>
Mann an Todten und Verwundeten. Der Graf von<lb/>
Na&#x017F;&#x017F;au-Waldenburg ward zum Gouverneur der Stadt<lb/>
ernannt, worauf un&#x017F;ere ganze Armee auf die Ebenen<lb/>
von Ry&#x017F;&#x017F;el ru&#x0364;ckte, wo &#x017F;ie &#x017F;ich den 15ten trennte, und in<lb/>
die Winterquartiere gieng. So endigte &#x017F;ich die&#x017F;er Feld-<lb/>
zug, der zugleich fu&#x0364;r mich der letzte in die&#x017F;er Gegend war.</p><lb/>
        <p>Vielleicht hat man zu keiner Zeit und in keinem<lb/>
Lande, &#x017F;elb&#x017F;t die durch Ca&#x0364;&#x017F;ars Siege &#x017F;o beru&#x0364;hmten Ge-<lb/>
genden nicht ausgenommen, ein Bey&#x017F;piel von einem<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chnellen Fortgange der Waffen, als die alliirte Ar-<lb/>
mee in die&#x017F;em Kriege hatte. Sie &#x017F;chlug jederzeit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">weit</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0044] dabey 940 Mann an Todten und Verwundeten verloh- ren. Der Franzoͤſiſche Befehlshaber ward nachmals we- gen ſeiner ſchlechten Gegenwehr in die Baſtille geſchickt. Vor Aire wurden die Laufgraͤben den 12ten September auf zwey Seiten geoͤffnet. Den 21ſten thaten die Belagerten einen Ausfall, der aber mit Verluſt von 40 Mann zuruͤck geſchlagen ward. Den 23ſten bemaͤchtigten wir uns einer Redoute nach geringem Widerſtande. Um dieſe Zeit uͤber- gab der Marſchall Villars das Commando der fran- zoͤſiſchen Armee dem Marſchall Harcourt, welchen der Koͤnig zu dem Ende abgeſchickt hatte. Den 8ten October nahmen wir eine andere Redoute mit ſtuͤrmender Hand ein, und bemaͤchtigten uns in der Nacht des bedeckten Weges. Nach vielen Arbeiten und Beſchwerden von unſerer Seite verlang- te der Feind den 3ten November zu capitulieren, und den 12ten marſchierte General Goesbriant der Gouverneur mit 3628 Mann aus, 1500 Verwun- dete nicht mitgerechnet, welche in der Stadt blieben. Unſer Verluſt beſtand in dieſer Belagerung in 7000 Mann an Todten und Verwundeten. Der Graf von Naſſau-Waldenburg ward zum Gouverneur der Stadt ernannt, worauf unſere ganze Armee auf die Ebenen von Ryſſel ruͤckte, wo ſie ſich den 15ten trennte, und in die Winterquartiere gieng. So endigte ſich dieſer Feld- zug, der zugleich fuͤr mich der letzte in dieſer Gegend war. Vielleicht hat man zu keiner Zeit und in keinem Lande, ſelbſt die durch Caͤſars Siege ſo beruͤhmten Ge- genden nicht ausgenommen, ein Beyſpiel von einem ſo ſchnellen Fortgange der Waffen, als die alliirte Ar- mee in dieſem Kriege hatte. Sie ſchlug jederzeit weit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/44
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/44>, abgerufen am 18.12.2024.