flankierte. Die Stadt warf eine große Menge Bom- ben auf unsere Batterien, welche aber zu kurz gerich- tet waren, und größtentheils in unsere Laufgräben rolleten, welches die Mannschaft in denselben in be- ständiger Bewegung erhielt, ihnen auszuweichen. Jch mußte einmal in einen demolierten Keller steigen, und als ich kaum hinein war, rief die Schildwache: "Hütet euch vor der Bombe!" sogleich lag sie in meinem Keller, und ich eilte, so sehr ich konnte, hin- aus, worauf sie so gleich platzte, und eine Menge Steine und Schutt um mich her warf, ohne mich doch zu beschädigen. Den 28sten August schlug die Besatzung Chamade, und den 31sten marschierte der General von Vauban mit 1700 Mann aus, die ihm noch übrig waren, indem er beynahe 2000 Mann verlohren hatte. Sie kostete uns 3665 Mann an Todten und Verwundeten. Der General-Major Keppel ward zum Gouverneur ernannt.
Hierauf folgte die Belagerung von Aire und St.Belagerung von Aire und St. Venant. Venant; wir brachen den 2ten September dahin auf, und beyde Orte wurden den 5ten berennet. Der Fürst von Anhalt führte die Belagerung von Aire, der Prinz von Nassau aber die von St. Venant. Um diese Zeit fieng der Feind einen Transport von Kriegs- geräthschaften und Lebensmitteln auf, welcher auf dem Flusse Lys in Bothen zu uns geführet ward, welchen er wegnahm und verwüstete, eine große Anzahl von der Bedeckung niedermachte oder verwundete, und 800 Gefangene machte. Dieß hielt indessen die Bela- gerung keinen Augenblick auf; denn St. Venant ergab sich den 30sten, und Herr Bruyn, der Jngenieur, ward daselbst zum Commendanten ernannt. Wir hatten
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flankierte. Die Stadt warf eine große Menge Bom- ben auf unſere Batterien, welche aber zu kurz gerich- tet waren, und groͤßtentheils in unſere Laufgraͤben rolleten, welches die Mannſchaft in denſelben in be- ſtaͤndiger Bewegung erhielt, ihnen auszuweichen. Jch mußte einmal in einen demolierten Keller ſteigen, und als ich kaum hinein war, rief die Schildwache: „Huͤtet euch vor der Bombe!“ ſogleich lag ſie in meinem Keller, und ich eilte, ſo ſehr ich konnte, hin- aus, worauf ſie ſo gleich platzte, und eine Menge Steine und Schutt um mich her warf, ohne mich doch zu beſchaͤdigen. Den 28ſten Auguſt ſchlug die Beſatzung Chamade, und den 31ſten marſchierte der General von Vauban mit 1700 Mann aus, die ihm noch uͤbrig waren, indem er beynahe 2000 Mann verlohren hatte. Sie koſtete uns 3665 Mann an Todten und Verwundeten. Der General-Major Keppel ward zum Gouverneur ernannt.
Hierauf folgte die Belagerung von Aire und St.Belagerung von Aire und St. Venant. Venant; wir brachen den 2ten September dahin auf, und beyde Orte wurden den 5ten berennet. Der Fuͤrſt von Anhalt fuͤhrte die Belagerung von Aire, der Prinz von Naſſau aber die von St. Venant. Um dieſe Zeit fieng der Feind einen Transport von Kriegs- geraͤthſchaften und Lebensmitteln auf, welcher auf dem Fluſſe Lys in Bothen zu uns gefuͤhret ward, welchen er wegnahm und verwuͤſtete, eine große Anzahl von der Bedeckung niedermachte oder verwundete, und 800 Gefangene machte. Dieß hielt indeſſen die Bela- gerung keinen Augenblick auf; denn St. Venant ergab ſich den 30ſten, und Herr Bruyn, der Jngenieur, ward daſelbſt zum Commendanten ernannt. Wir hatten
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flankierte. Die Stadt warf eine große Menge Bom-
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tet waren, und groͤßtentheils in unſere Laufgraͤben
rolleten, welches die Mannſchaft in denſelben in be-
ſtaͤndiger Bewegung erhielt, ihnen auszuweichen.
Jch mußte einmal in einen demolierten Keller ſteigen,
und als ich kaum hinein war, rief die Schildwache:
„Huͤtet euch vor der Bombe!“ ſogleich lag ſie in
meinem Keller, und ich eilte, ſo ſehr ich konnte, hin-
aus, worauf ſie ſo gleich platzte, und eine Menge
Steine und Schutt um mich her warf, ohne mich
doch zu beſchaͤdigen. Den 28ſten Auguſt ſchlug die
Beſatzung Chamade, und den 31ſten marſchierte der
General von Vauban mit 1700 Mann aus, die ihm
noch uͤbrig waren, indem er beynahe 2000 Mann
verlohren hatte. Sie koſtete uns 3665 Mann an
Todten und Verwundeten. Der General-Major
Keppel ward zum Gouverneur ernannt.
Hierauf folgte die Belagerung von Aire und St.
Venant; wir brachen den 2ten September dahin auf,
und beyde Orte wurden den 5ten berennet. Der
Fuͤrſt von Anhalt fuͤhrte die Belagerung von Aire,
der Prinz von Naſſau aber die von St. Venant. Um
dieſe Zeit fieng der Feind einen Transport von Kriegs-
geraͤthſchaften und Lebensmitteln auf, welcher auf dem
Fluſſe Lys in Bothen zu uns gefuͤhret ward, welchen
er wegnahm und verwuͤſtete, eine große Anzahl von
der Bedeckung niedermachte oder verwundete, und
800 Gefangene machte. Dieß hielt indeſſen die Bela-
gerung keinen Augenblick auf; denn St. Venant ergab
ſich den 30ſten, und Herr Bruyn, der Jngenieur, ward
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/43>, abgerufen am 21.11.2024.
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