Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

weil sie während der Unruhen keine verkaufen können,
in den Transportschiffen, auf denen die Truppen nach
Rescht gekommen waren, nach Astrakan, woher sie
Lebensmittel dafür erhielten.

Der Paß die
Pylä ge-
nannt.

Einige Werste hinter der Stadt ist eine durch
hohe Berge, die Pylä genannt, gehauene Straße,
worauf nur ein Kameel oder Pferd gehen kann, so
daß sie hinter einander hergehen müssen. Diese
Straße hat durchaus Stufen für die Thiere; jeder-
mann führet sein Pferd lang am Zaume, weil es einen
falschen Schritt thun, und also einen tiefen Abgrund
hinunter in den Fluß Kisilosein fallen kann, der unten
mit großem Geräusche vorbey fließt. Auf der andern
Seite hängen fürchterliche Felsen über die Straße,
die auf die Reisenden herab stürzen zu wollen scheinen,
und es also zu keiner angenehmen Reise machen.
Wenn sich Reisende begegnen sollten, so wäre es kei-
nem möglich auszuweichen, daher wird allemal einer
voraus geschickt, damit sich dieses nicht zutragen möge.

Flusse Arde-
schin und
Linkeran.

Nachdem wir uns zwey Wochen in Rescht auf-
gehalten hatten, fuhren wir wiederum gegen Norden
an einem reinen Ufer ab, bey dem Flusse Ardeschin
vorbey und kamen den 4ten August in den Fluß Lin-
keran. Nicht weit von diesem Flusse ist der berühm-
Naphtha-
Quellen.
te Berg Barmach, der wegen des Naphtha, das
aus 30 verschieden Gruben, die immer einen Flinten-
schuß weit von einander liegen, heraus quillt, so merk-
würdig ist. Die Gruben sind einige 2, etliche 3
Faden tief, worein die Leute auf Stufen steigen.
Das Oel ist von zweyerley Art, nämlich weiß und
braun. Das braune hat einen starken unangenehmen
Geruch, und dessen ist am meisten vorhanden, weil

man

weil ſie waͤhrend der Unruhen keine verkaufen koͤnnen,
in den Transportſchiffen, auf denen die Truppen nach
Reſcht gekommen waren, nach Aſtrakan, woher ſie
Lebensmittel dafuͤr erhielten.

Der Paß die
Pylaͤ ge-
nannt.

Einige Werſte hinter der Stadt iſt eine durch
hohe Berge, die Pylaͤ genannt, gehauene Straße,
worauf nur ein Kameel oder Pferd gehen kann, ſo
daß ſie hinter einander hergehen muͤſſen. Dieſe
Straße hat durchaus Stufen fuͤr die Thiere; jeder-
mann fuͤhret ſein Pferd lang am Zaume, weil es einen
falſchen Schritt thun, und alſo einen tiefen Abgrund
hinunter in den Fluß Kiſiloſein fallen kann, der unten
mit großem Geraͤuſche vorbey fließt. Auf der andern
Seite haͤngen fuͤrchterliche Felſen uͤber die Straße,
die auf die Reiſenden herab ſtuͤrzen zu wollen ſcheinen,
und es alſo zu keiner angenehmen Reiſe machen.
Wenn ſich Reiſende begegnen ſollten, ſo waͤre es kei-
nem moͤglich auszuweichen, daher wird allemal einer
voraus geſchickt, damit ſich dieſes nicht zutragen moͤge.

Flůſſe Arde-
ſchin und
Linkeran.

Nachdem wir uns zwey Wochen in Reſcht auf-
gehalten hatten, fuhren wir wiederum gegen Norden
an einem reinen Ufer ab, bey dem Fluſſe Ardeſchin
vorbey und kamen den 4ten Auguſt in den Fluß Lin-
keran. Nicht weit von dieſem Fluſſe iſt der beruͤhm-
Naphtha-
Quellen.
te Berg Barmach, der wegen des Naphtha, das
aus 30 verſchieden Gruben, die immer einen Flinten-
ſchuß weit von einander liegen, heraus quillt, ſo merk-
wuͤrdig iſt. Die Gruben ſind einige 2, etliche 3
Faden tief, worein die Leute auf Stufen ſteigen.
Das Oel iſt von zweyerley Art, naͤmlich weiß und
braun. Das braune hat einen ſtarken unangenehmen
Geruch, und deſſen iſt am meiſten vorhanden, weil

man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0386" n="376"/>
weil &#x017F;ie wa&#x0364;hrend der Unruhen keine verkaufen ko&#x0364;nnen,<lb/>
in den Transport&#x017F;chiffen, auf denen die Truppen nach<lb/>
Re&#x017F;cht gekommen waren, nach A&#x017F;trakan, woher &#x017F;ie<lb/>
Lebensmittel dafu&#x0364;r erhielten.</p><lb/>
        <note place="left">Der Paß die<lb/>
Pyla&#x0364; ge-<lb/>
nannt.</note>
        <p>Einige Wer&#x017F;te hinter der Stadt i&#x017F;t eine durch<lb/>
hohe Berge, die Pyla&#x0364; genannt, gehauene Straße,<lb/>
worauf nur ein Kameel oder Pferd gehen kann, &#x017F;o<lb/>
daß &#x017F;ie hinter einander hergehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Die&#x017F;e<lb/>
Straße hat durchaus Stufen fu&#x0364;r die Thiere; jeder-<lb/>
mann fu&#x0364;hret &#x017F;ein Pferd lang am Zaume, weil es einen<lb/>
fal&#x017F;chen Schritt thun, und al&#x017F;o einen tiefen Abgrund<lb/>
hinunter in den Fluß Ki&#x017F;ilo&#x017F;ein fallen kann, der unten<lb/>
mit großem Gera&#x0364;u&#x017F;che vorbey fließt. Auf der andern<lb/>
Seite ha&#x0364;ngen fu&#x0364;rchterliche Fel&#x017F;en u&#x0364;ber die Straße,<lb/>
die auf die Rei&#x017F;enden herab &#x017F;tu&#x0364;rzen zu wollen &#x017F;cheinen,<lb/>
und es al&#x017F;o zu keiner angenehmen Rei&#x017F;e machen.<lb/>
Wenn &#x017F;ich Rei&#x017F;ende begegnen &#x017F;ollten, &#x017F;o wa&#x0364;re es kei-<lb/>
nem mo&#x0364;glich auszuweichen, daher wird allemal einer<lb/>
voraus ge&#x017F;chickt, damit &#x017F;ich die&#x017F;es nicht zutragen mo&#x0364;ge.</p><lb/>
        <note place="left">Fl&#x016F;&#x017F;&#x017F;e Arde-<lb/>
&#x017F;chin und<lb/>
Linkeran.</note>
        <p>Nachdem wir uns zwey Wochen in Re&#x017F;cht auf-<lb/>
gehalten hatten, fuhren wir wiederum gegen Norden<lb/>
an einem reinen Ufer ab, bey dem Flu&#x017F;&#x017F;e Arde&#x017F;chin<lb/>
vorbey und kamen den 4ten Augu&#x017F;t in den Fluß Lin-<lb/>
keran. Nicht weit von die&#x017F;em Flu&#x017F;&#x017F;e i&#x017F;t der beru&#x0364;hm-<lb/><note place="left">Naphtha-<lb/>
Quellen.</note>te Berg Barmach, der wegen des Naphtha, das<lb/>
aus 30 ver&#x017F;chieden Gruben, die immer einen Flinten-<lb/>
&#x017F;chuß weit von einander liegen, heraus quillt, &#x017F;o merk-<lb/>
wu&#x0364;rdig i&#x017F;t. Die Gruben &#x017F;ind einige 2, etliche 3<lb/>
Faden tief, worein die Leute auf Stufen &#x017F;teigen.<lb/>
Das Oel i&#x017F;t von zweyerley Art, na&#x0364;mlich weiß und<lb/>
braun. Das braune hat einen &#x017F;tarken unangenehmen<lb/>
Geruch, und de&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t am mei&#x017F;ten vorhanden, weil<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[376/0386] weil ſie waͤhrend der Unruhen keine verkaufen koͤnnen, in den Transportſchiffen, auf denen die Truppen nach Reſcht gekommen waren, nach Aſtrakan, woher ſie Lebensmittel dafuͤr erhielten. Einige Werſte hinter der Stadt iſt eine durch hohe Berge, die Pylaͤ genannt, gehauene Straße, worauf nur ein Kameel oder Pferd gehen kann, ſo daß ſie hinter einander hergehen muͤſſen. Dieſe Straße hat durchaus Stufen fuͤr die Thiere; jeder- mann fuͤhret ſein Pferd lang am Zaume, weil es einen falſchen Schritt thun, und alſo einen tiefen Abgrund hinunter in den Fluß Kiſiloſein fallen kann, der unten mit großem Geraͤuſche vorbey fließt. Auf der andern Seite haͤngen fuͤrchterliche Felſen uͤber die Straße, die auf die Reiſenden herab ſtuͤrzen zu wollen ſcheinen, und es alſo zu keiner angenehmen Reiſe machen. Wenn ſich Reiſende begegnen ſollten, ſo waͤre es kei- nem moͤglich auszuweichen, daher wird allemal einer voraus geſchickt, damit ſich dieſes nicht zutragen moͤge. Nachdem wir uns zwey Wochen in Reſcht auf- gehalten hatten, fuhren wir wiederum gegen Norden an einem reinen Ufer ab, bey dem Fluſſe Ardeſchin vorbey und kamen den 4ten Auguſt in den Fluß Lin- keran. Nicht weit von dieſem Fluſſe iſt der beruͤhm- te Berg Barmach, der wegen des Naphtha, das aus 30 verſchieden Gruben, die immer einen Flinten- ſchuß weit von einander liegen, heraus quillt, ſo merk- wuͤrdig iſt. Die Gruben ſind einige 2, etliche 3 Faden tief, worein die Leute auf Stufen ſteigen. Das Oel iſt von zweyerley Art, naͤmlich weiß und braun. Das braune hat einen ſtarken unangenehmen Geruch, und deſſen iſt am meiſten vorhanden, weil man Naphtha- Quellen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/386
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/386>, abgerufen am 12.05.2024.