weil sie während der Unruhen keine verkaufen können, in den Transportschiffen, auf denen die Truppen nach Rescht gekommen waren, nach Astrakan, woher sie Lebensmittel dafür erhielten.
Der Paß die Pylä ge- nannt.
Einige Werste hinter der Stadt ist eine durch hohe Berge, die Pylä genannt, gehauene Straße, worauf nur ein Kameel oder Pferd gehen kann, so daß sie hinter einander hergehen müssen. Diese Straße hat durchaus Stufen für die Thiere; jeder- mann führet sein Pferd lang am Zaume, weil es einen falschen Schritt thun, und also einen tiefen Abgrund hinunter in den Fluß Kisilosein fallen kann, der unten mit großem Geräusche vorbey fließt. Auf der andern Seite hängen fürchterliche Felsen über die Straße, die auf die Reisenden herab stürzen zu wollen scheinen, und es also zu keiner angenehmen Reise machen. Wenn sich Reisende begegnen sollten, so wäre es kei- nem möglich auszuweichen, daher wird allemal einer voraus geschickt, damit sich dieses nicht zutragen möge.
Flusse Arde- schin und Linkeran.
Nachdem wir uns zwey Wochen in Rescht auf- gehalten hatten, fuhren wir wiederum gegen Norden an einem reinen Ufer ab, bey dem Flusse Ardeschin vorbey und kamen den 4ten August in den Fluß Lin- keran. Nicht weit von diesem Flusse ist der berühm- Naphtha- Quellen.te Berg Barmach, der wegen des Naphtha, das aus 30 verschieden Gruben, die immer einen Flinten- schuß weit von einander liegen, heraus quillt, so merk- würdig ist. Die Gruben sind einige 2, etliche 3 Faden tief, worein die Leute auf Stufen steigen. Das Oel ist von zweyerley Art, nämlich weiß und braun. Das braune hat einen starken unangenehmen Geruch, und dessen ist am meisten vorhanden, weil
man
weil ſie waͤhrend der Unruhen keine verkaufen koͤnnen, in den Transportſchiffen, auf denen die Truppen nach Reſcht gekommen waren, nach Aſtrakan, woher ſie Lebensmittel dafuͤr erhielten.
Der Paß die Pylaͤ ge- nannt.
Einige Werſte hinter der Stadt iſt eine durch hohe Berge, die Pylaͤ genannt, gehauene Straße, worauf nur ein Kameel oder Pferd gehen kann, ſo daß ſie hinter einander hergehen muͤſſen. Dieſe Straße hat durchaus Stufen fuͤr die Thiere; jeder- mann fuͤhret ſein Pferd lang am Zaume, weil es einen falſchen Schritt thun, und alſo einen tiefen Abgrund hinunter in den Fluß Kiſiloſein fallen kann, der unten mit großem Geraͤuſche vorbey fließt. Auf der andern Seite haͤngen fuͤrchterliche Felſen uͤber die Straße, die auf die Reiſenden herab ſtuͤrzen zu wollen ſcheinen, und es alſo zu keiner angenehmen Reiſe machen. Wenn ſich Reiſende begegnen ſollten, ſo waͤre es kei- nem moͤglich auszuweichen, daher wird allemal einer voraus geſchickt, damit ſich dieſes nicht zutragen moͤge.
Flůſſe Arde- ſchin und Linkeran.
Nachdem wir uns zwey Wochen in Reſcht auf- gehalten hatten, fuhren wir wiederum gegen Norden an einem reinen Ufer ab, bey dem Fluſſe Ardeſchin vorbey und kamen den 4ten Auguſt in den Fluß Lin- keran. Nicht weit von dieſem Fluſſe iſt der beruͤhm- Naphtha- Quellen.te Berg Barmach, der wegen des Naphtha, das aus 30 verſchieden Gruben, die immer einen Flinten- ſchuß weit von einander liegen, heraus quillt, ſo merk- wuͤrdig iſt. Die Gruben ſind einige 2, etliche 3 Faden tief, worein die Leute auf Stufen ſteigen. Das Oel iſt von zweyerley Art, naͤmlich weiß und braun. Das braune hat einen ſtarken unangenehmen Geruch, und deſſen iſt am meiſten vorhanden, weil
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weil ſie waͤhrend der Unruhen keine verkaufen koͤnnen,
in den Transportſchiffen, auf denen die Truppen nach
Reſcht gekommen waren, nach Aſtrakan, woher ſie
Lebensmittel dafuͤr erhielten.
Einige Werſte hinter der Stadt iſt eine durch
hohe Berge, die Pylaͤ genannt, gehauene Straße,
worauf nur ein Kameel oder Pferd gehen kann, ſo
daß ſie hinter einander hergehen muͤſſen. Dieſe
Straße hat durchaus Stufen fuͤr die Thiere; jeder-
mann fuͤhret ſein Pferd lang am Zaume, weil es einen
falſchen Schritt thun, und alſo einen tiefen Abgrund
hinunter in den Fluß Kiſiloſein fallen kann, der unten
mit großem Geraͤuſche vorbey fließt. Auf der andern
Seite haͤngen fuͤrchterliche Felſen uͤber die Straße,
die auf die Reiſenden herab ſtuͤrzen zu wollen ſcheinen,
und es alſo zu keiner angenehmen Reiſe machen.
Wenn ſich Reiſende begegnen ſollten, ſo waͤre es kei-
nem moͤglich auszuweichen, daher wird allemal einer
voraus geſchickt, damit ſich dieſes nicht zutragen moͤge.
Nachdem wir uns zwey Wochen in Reſcht auf-
gehalten hatten, fuhren wir wiederum gegen Norden
an einem reinen Ufer ab, bey dem Fluſſe Ardeſchin
vorbey und kamen den 4ten Auguſt in den Fluß Lin-
keran. Nicht weit von dieſem Fluſſe iſt der beruͤhm-
te Berg Barmach, der wegen des Naphtha, das
aus 30 verſchieden Gruben, die immer einen Flinten-
ſchuß weit von einander liegen, heraus quillt, ſo merk-
wuͤrdig iſt. Die Gruben ſind einige 2, etliche 3
Faden tief, worein die Leute auf Stufen ſteigen.
Das Oel iſt von zweyerley Art, naͤmlich weiß und
braun. Das braune hat einen ſtarken unangenehmen
Geruch, und deſſen iſt am meiſten vorhanden, weil
man
Naphtha-
Quellen.
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/386>, abgerufen am 24.11.2024.
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