drohete. Weil er aber doch weiter nichts gethan, als die Menschen in Furcht gehalten hatte, so kam er noch so davon, daß er eine lange Zeit dem Volke in seinem weißen Tuche zur Schau ausgestellet, und hernach tüchtig gepeitschet wurde.
Kurze Ge- schichte der Kosaken.
Da ich öfters Gelegenheit gehabt habe, der Ko- saken zu erwähnen, die sowohl bey unsern Armeen als in Garnison gebraucht werden, so will ich eine kur- ze Nachricht von ihrem Ursprunge zugeben. Sie waren anfänglich nichts, als eine Bande Räuber, die aus einem wilden barbarischen Volke, meistens Bauern, aus den Provinzen in dem Pohlnischen Rußland, Volhinien und Podolien, bestand. Nach- dem diese ihr Vaterland verlassen hatten, ließen sie sich auf einigen Jnseln des Dniepers unter Kiow nieder, und lebten daselbst von Rauben und Plün- dern. Sie bekamen ihren Nahmen von ihrer Ge- schwindigkeit, weil das Wort Cossa in der Pohlni- schen Sprache diese Bedeutung hat. Sie machten sich besonders durch ihre Geschicklichkeit bekannt, durch die vielen kleinen Jnseln, die in der Mündung des Dniepers liegen, zu fahren. Jhre Räubereyen wur- den den Türkischen Galeeren auf dem schwarzen Mee- re in kurzem schrecklich, wie sie denn auch für Nato- lien selbst furchtbar wurden, indem sie nicht allein Trebisond und Sinope plünderten, sondern auch die Vorstädte von Constantinopel beunruhigten, und mit ihren Gefangenen und dem Raube sicher wieder in ih- re Wohnungen zurück giengen.
Der Ruf von ihren Thaten wider die Tür- ken machte sie bey den Pohlen so berühmt, daß der Fürst Batori, Fürst in Siebenbürgen und König in
Pohlen,
drohete. Weil er aber doch weiter nichts gethan, als die Menſchen in Furcht gehalten hatte, ſo kam er noch ſo davon, daß er eine lange Zeit dem Volke in ſeinem weißen Tuche zur Schau ausgeſtellet, und hernach tuͤchtig gepeitſchet wurde.
Kurze Ge- ſchichte der Koſaken.
Da ich oͤfters Gelegenheit gehabt habe, der Ko- ſaken zu erwaͤhnen, die ſowohl bey unſern Armeen als in Garniſon gebraucht werden, ſo will ich eine kur- ze Nachricht von ihrem Urſprunge zugeben. Sie waren anfaͤnglich nichts, als eine Bande Raͤuber, die aus einem wilden barbariſchen Volke, meiſtens Bauern, aus den Provinzen in dem Pohlniſchen Rußland, Volhinien und Podolien, beſtand. Nach- dem dieſe ihr Vaterland verlaſſen hatten, ließen ſie ſich auf einigen Jnſeln des Dniepers unter Kiow nieder, und lebten daſelbſt von Rauben und Pluͤn- dern. Sie bekamen ihren Nahmen von ihrer Ge- ſchwindigkeit, weil das Wort Coſſa in der Pohlni- ſchen Sprache dieſe Bedeutung hat. Sie machten ſich beſonders durch ihre Geſchicklichkeit bekannt, durch die vielen kleinen Jnſeln, die in der Muͤndung des Dniepers liegen, zu fahren. Jhre Raͤubereyen wur- den den Tuͤrkiſchen Galeeren auf dem ſchwarzen Mee- re in kurzem ſchrecklich, wie ſie denn auch fuͤr Nato- lien ſelbſt furchtbar wurden, indem ſie nicht allein Trebiſond und Sinope pluͤnderten, ſondern auch die Vorſtaͤdte von Conſtantinopel beunruhigten, und mit ihren Gefangenen und dem Raube ſicher wieder in ih- re Wohnungen zuruͤck giengen.
Der Ruf von ihren Thaten wider die Tuͤr- ken machte ſie bey den Pohlen ſo beruͤhmt, daß der Fuͤrſt Batori, Fuͤrſt in Siebenbuͤrgen und Koͤnig in
Pohlen,
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drohete. Weil er aber doch weiter nichts gethan, als
die Menſchen in Furcht gehalten hatte, ſo kam er noch
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weißen Tuche zur Schau ausgeſtellet, und hernach
tuͤchtig gepeitſchet wurde.
Da ich oͤfters Gelegenheit gehabt habe, der Ko-
ſaken zu erwaͤhnen, die ſowohl bey unſern Armeen
als in Garniſon gebraucht werden, ſo will ich eine kur-
ze Nachricht von ihrem Urſprunge zugeben. Sie
waren anfaͤnglich nichts, als eine Bande Raͤuber, die
aus einem wilden barbariſchen Volke, meiſtens
Bauern, aus den Provinzen in dem Pohlniſchen
Rußland, Volhinien und Podolien, beſtand. Nach-
dem dieſe ihr Vaterland verlaſſen hatten, ließen ſie
ſich auf einigen Jnſeln des Dniepers unter Kiow
nieder, und lebten daſelbſt von Rauben und Pluͤn-
dern. Sie bekamen ihren Nahmen von ihrer Ge-
ſchwindigkeit, weil das Wort Coſſa in der Pohlni-
ſchen Sprache dieſe Bedeutung hat. Sie machten
ſich beſonders durch ihre Geſchicklichkeit bekannt, durch
die vielen kleinen Jnſeln, die in der Muͤndung des
Dniepers liegen, zu fahren. Jhre Raͤubereyen wur-
den den Tuͤrkiſchen Galeeren auf dem ſchwarzen Mee-
re in kurzem ſchrecklich, wie ſie denn auch fuͤr Nato-
lien ſelbſt furchtbar wurden, indem ſie nicht allein
Trebiſond und Sinope pluͤnderten, ſondern auch die
Vorſtaͤdte von Conſtantinopel beunruhigten, und mit
ihren Gefangenen und dem Raube ſicher wieder in ih-
re Wohnungen zuruͤck giengen.
Der Ruf von ihren Thaten wider die Tuͤr-
ken machte ſie bey den Pohlen ſo beruͤhmt, daß der
Fuͤrſt Batori, Fuͤrſt in Siebenbuͤrgen und Koͤnig in
Pohlen,
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/370>, abgerufen am 25.11.2024.
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