sind eine Art heidnischer Jndianer, deren Hauptbe- schäftigung der Handel ist, und die ihre Factorey in der Stadt haben. Da nun damals einer von ihren vornehmsten Kaufleuten starb, so ersuchte dessen Witt- we den Kaiser um Erlaubniß, sich nach dem Gebrau- che ihres Landes mit dem Körper ihres Mannes ver- brennen zu dürfen. Der Kaiser, der einen so bar- barischen Gebrauch nicht unterstützen wollte, schlug ihr ihre Bitte ab, womit die Jndianische Factorey so übel zufrieden war, daß sie sich mit ihren Gütern aus der Stadt weg zu begeben drohete. Als nun der Kaiser sahe, daß man den Entschluß dieser Frau durch keine Gründe ändern konnte, so gab [e]r ihnen endlich die Erlaubniß, zu thun, was sie für gut befänden. Nachdem also der Leichnam war bekleidet worden, tru- gen sie ihn in einige Entfernung von der Stadt, wo ein Scheiterhaufen von trockenem Holze errichtet war, und legten den Körper darauf. Vor dem Scheiter- haufen waren Jndianische Teppiche aufgehangen, so daß man ihn nicht sehen konnte. Die Frau wurde in ihrer besten Kleidung, Ohrgehängen, Ringen an den Fingern und einem Halsbande von Perlen, von einem Bramin oder Priester zu dem Scheiterhaufen geführet, und von vielen Jndianern beyderley Ge- schlechts dahin begleitet, der, sobald sie dabey ange- kommen war, angezündet wurde. Sie theilte hier- auf ihre Oberkleider und ihren Schmuck unter ihre Freunde und Bekannte aus, von welchen sie auch mit vielen Ceremonien Abschied nahm, und als der Schei- terhaufen in voller Flamme stand, und die Teppiche weggenommen waren, so sprang sie mitten in das Feuer hinein. Hierauf gossen ihre Freunde eine
Menge
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ſind eine Art heidniſcher Jndianer, deren Hauptbe- ſchaͤftigung der Handel iſt, und die ihre Factorey in der Stadt haben. Da nun damals einer von ihren vornehmſten Kaufleuten ſtarb, ſo erſuchte deſſen Witt- we den Kaiſer um Erlaubniß, ſich nach dem Gebrau- che ihres Landes mit dem Koͤrper ihres Mannes ver- brennen zu duͤrfen. Der Kaiſer, der einen ſo bar- bariſchen Gebrauch nicht unterſtuͤtzen wollte, ſchlug ihr ihre Bitte ab, womit die Jndianiſche Factorey ſo uͤbel zufrieden war, daß ſie ſich mit ihren Guͤtern aus der Stadt weg zu begeben drohete. Als nun der Kaiſer ſahe, daß man den Entſchluß dieſer Frau durch keine Gruͤnde aͤndern konnte, ſo gab [e]r ihnen endlich die Erlaubniß, zu thun, was ſie fuͤr gut befaͤnden. Nachdem alſo der Leichnam war bekleidet worden, tru- gen ſie ihn in einige Entfernung von der Stadt, wo ein Scheiterhaufen von trockenem Holze errichtet war, und legten den Koͤrper darauf. Vor dem Scheiter- haufen waren Jndianiſche Teppiche aufgehangen, ſo daß man ihn nicht ſehen konnte. Die Frau wurde in ihrer beſten Kleidung, Ohrgehaͤngen, Ringen an den Fingern und einem Halsbande von Perlen, von einem Bramin oder Prieſter zu dem Scheiterhaufen gefuͤhret, und von vielen Jndianern beyderley Ge- ſchlechts dahin begleitet, der, ſobald ſie dabey ange- kommen war, angezuͤndet wurde. Sie theilte hier- auf ihre Oberkleider und ihren Schmuck unter ihre Freunde und Bekannte aus, von welchen ſie auch mit vielen Ceremonien Abſchied nahm, und als der Schei- terhaufen in voller Flamme ſtand, und die Teppiche weggenommen waren, ſo ſprang ſie mitten in das Feuer hinein. Hierauf goſſen ihre Freunde eine
Menge
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ſind eine Art heidniſcher Jndianer, deren Hauptbe-
ſchaͤftigung der Handel iſt, und die ihre Factorey in
der Stadt haben. Da nun damals einer von ihren
vornehmſten Kaufleuten ſtarb, ſo erſuchte deſſen Witt-
we den Kaiſer um Erlaubniß, ſich nach dem Gebrau-
che ihres Landes mit dem Koͤrper ihres Mannes ver-
brennen zu duͤrfen. Der Kaiſer, der einen ſo bar-
bariſchen Gebrauch nicht unterſtuͤtzen wollte, ſchlug
ihr ihre Bitte ab, womit die Jndianiſche Factorey
ſo uͤbel zufrieden war, daß ſie ſich mit ihren Guͤtern
aus der Stadt weg zu begeben drohete. Als nun der
Kaiſer ſahe, daß man den Entſchluß dieſer Frau durch
keine Gruͤnde aͤndern konnte, ſo gab er ihnen endlich
die Erlaubniß, zu thun, was ſie fuͤr gut befaͤnden.
Nachdem alſo der Leichnam war bekleidet worden, tru-
gen ſie ihn in einige Entfernung von der Stadt, wo
ein Scheiterhaufen von trockenem Holze errichtet war,
und legten den Koͤrper darauf. Vor dem Scheiter-
haufen waren Jndianiſche Teppiche aufgehangen, ſo
daß man ihn nicht ſehen konnte. Die Frau wurde
in ihrer beſten Kleidung, Ohrgehaͤngen, Ringen an
den Fingern und einem Halsbande von Perlen, von
einem Bramin oder Prieſter zu dem Scheiterhaufen
gefuͤhret, und von vielen Jndianern beyderley Ge-
ſchlechts dahin begleitet, der, ſobald ſie dabey ange-
kommen war, angezuͤndet wurde. Sie theilte hier-
auf ihre Oberkleider und ihren Schmuck unter ihre
Freunde und Bekannte aus, von welchen ſie auch mit
vielen Ceremonien Abſchied nahm, und als der Schei-
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weggenommen waren, ſo ſprang ſie mitten in das
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/307>, abgerufen am 25.11.2024.
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