Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

then und Sarmataner verstehen. Es ist offenbar,
daß die Tartarn aus verschiedenen Nationen bestehen,
die sich durch ihre Nahmen, Sprache und Gebräuche
unterscheiden. Von den Nogayischen Tartarn, wie
wie auch von den Casanischen und einigen andern, die
zwischen der Wolga und dem Don oder Tanais woh-
nen, sagt man, daß sie Jndianer gewesen, die wider
ihre Oberherren rebelliret haben, um das Jahr 1212
aus ihrem Ländern gegangen sind, und sich nahe am
Euxinischen Meere niedergelassen, und ihre Erobe-
rungen bis an den Don, und von da bis an die Wol-
ga ausgebreitet haben, an der sie auch bis auf den
heutigen Tag wohnen. Die Nogayer halten sich
längst den Ufern des Caspischen Meeres, vom Flusse
Jaick bis an die Wolga, auf. Sie sagen, daß ihre
Hauptstadt, Astrakan, von einem Tartarischen Kö-
nige, dessen Nahme Astra gewesen, erbauet worden,
und von ihm den Nahmen erhalten habe. Ehe die
Russen dieses Land eroberten, ward sie von Tartarn
bewohnet, aber jetzt ist ihnen nicht erlaubt diese Stadt
zu bewohnen, noch eine neue zu bauen, oder einige
von ihren Städten oder Dörfern zu befestigen.

Die Nogayischen Tartarn wohnen meistens inNogayische
Tartarn.

runden von großen Binsen oder Rohr gemachten Hüt-
ten, die selten über 12 oder 13 Ellen im Umfange
weit sind, und oben ein Loch haben, wodurch der
Rauch herausgehen kann; und dennoch hat auch die
kleinste von diesen Hütten einen Falken oder Habicht,
indem die Tartarn große Meister in dieser Art der
Jagd sind. Sie haben Falken aller Art und Größe,
davon jeder auf verschiedene Thiere abgerichtet ist.
Die Russen nennen die Nogayer Herumschwärmer

oder
T 2

then und Sarmataner verſtehen. Es iſt offenbar,
daß die Tartarn aus verſchiedenen Nationen beſtehen,
die ſich durch ihre Nahmen, Sprache und Gebraͤuche
unterſcheiden. Von den Nogayiſchen Tartarn, wie
wie auch von den Caſaniſchen und einigen andern, die
zwiſchen der Wolga und dem Don oder Tanais woh-
nen, ſagt man, daß ſie Jndianer geweſen, die wider
ihre Oberherren rebelliret haben, um das Jahr 1212
aus ihrem Laͤndern gegangen ſind, und ſich nahe am
Euxiniſchen Meere niedergelaſſen, und ihre Erobe-
rungen bis an den Don, und von da bis an die Wol-
ga ausgebreitet haben, an der ſie auch bis auf den
heutigen Tag wohnen. Die Nogayer halten ſich
laͤngſt den Ufern des Caspiſchen Meeres, vom Fluſſe
Jaick bis an die Wolga, auf. Sie ſagen, daß ihre
Hauptſtadt, Aſtrakan, von einem Tartariſchen Koͤ-
nige, deſſen Nahme Aſtra geweſen, erbauet worden,
und von ihm den Nahmen erhalten habe. Ehe die
Ruſſen dieſes Land eroberten, ward ſie von Tartarn
bewohnet, aber jetzt iſt ihnen nicht erlaubt dieſe Stadt
zu bewohnen, noch eine neue zu bauen, oder einige
von ihren Staͤdten oder Doͤrfern zu befeſtigen.

Die Nogayiſchen Tartarn wohnen meiſtens inNogayiſche
Tartarn.

runden von großen Binſen oder Rohr gemachten Huͤt-
ten, die ſelten uͤber 12 oder 13 Ellen im Umfange
weit ſind, und oben ein Loch haben, wodurch der
Rauch herausgehen kann; und dennoch hat auch die
kleinſte von dieſen Huͤtten einen Falken oder Habicht,
indem die Tartarn große Meiſter in dieſer Art der
Jagd ſind. Sie haben Falken aller Art und Groͤße,
davon jeder auf verſchiedene Thiere abgerichtet iſt.
Die Ruſſen nennen die Nogayer Herumſchwaͤrmer

oder
T 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0301" n="291"/><hi rendition="#fr">then</hi> und <hi rendition="#fr">Sarmataner</hi> ver&#x017F;tehen. Es i&#x017F;t offenbar,<lb/>
daß die Tartarn aus ver&#x017F;chiedenen Nationen be&#x017F;tehen,<lb/>
die &#x017F;ich durch ihre Nahmen, Sprache und Gebra&#x0364;uche<lb/>
unter&#x017F;cheiden. Von den Nogayi&#x017F;chen Tartarn, wie<lb/>
wie auch von den Ca&#x017F;ani&#x017F;chen und einigen andern, die<lb/>
zwi&#x017F;chen der Wolga und dem Don oder Tanais woh-<lb/>
nen, &#x017F;agt man, daß &#x017F;ie Jndianer gewe&#x017F;en, die wider<lb/>
ihre Oberherren rebelliret haben, um das Jahr 1212<lb/>
aus ihrem La&#x0364;ndern gegangen &#x017F;ind, und &#x017F;ich nahe am<lb/>
Euxini&#x017F;chen Meere niedergela&#x017F;&#x017F;en, und ihre Erobe-<lb/>
rungen bis an den Don, und von da bis an die Wol-<lb/>
ga ausgebreitet haben, an der &#x017F;ie auch bis auf den<lb/>
heutigen Tag wohnen. Die Nogayer halten &#x017F;ich<lb/>
la&#x0364;ng&#x017F;t den Ufern des Caspi&#x017F;chen Meeres, vom Flu&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Jaick bis an die Wolga, auf. Sie &#x017F;agen, daß ihre<lb/>
Haupt&#x017F;tadt, <hi rendition="#fr">A&#x017F;trakan,</hi> von einem Tartari&#x017F;chen Ko&#x0364;-<lb/>
nige, de&#x017F;&#x017F;en Nahme <hi rendition="#fr">A&#x017F;tra</hi> gewe&#x017F;en, erbauet worden,<lb/>
und von ihm den Nahmen erhalten habe. Ehe die<lb/>
Ru&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;es Land eroberten, ward &#x017F;ie von Tartarn<lb/>
bewohnet, aber jetzt i&#x017F;t ihnen nicht erlaubt die&#x017F;e Stadt<lb/>
zu bewohnen, noch eine neue zu bauen, oder einige<lb/>
von ihren Sta&#x0364;dten oder Do&#x0364;rfern zu befe&#x017F;tigen.</p><lb/>
        <p>Die Nogayi&#x017F;chen Tartarn wohnen mei&#x017F;tens in<note place="right">Nogayi&#x017F;che<lb/>
Tartarn.</note><lb/>
runden von großen Bin&#x017F;en oder Rohr gemachten Hu&#x0364;t-<lb/>
ten, die &#x017F;elten u&#x0364;ber 12 oder 13 Ellen im Umfange<lb/>
weit &#x017F;ind, und oben ein Loch haben, wodurch der<lb/>
Rauch herausgehen kann; und dennoch hat auch die<lb/>
klein&#x017F;te von die&#x017F;en Hu&#x0364;tten einen Falken oder Habicht,<lb/>
indem die Tartarn große Mei&#x017F;ter in die&#x017F;er Art der<lb/>
Jagd &#x017F;ind. Sie haben Falken aller Art und Gro&#x0364;ße,<lb/>
davon jeder auf ver&#x017F;chiedene Thiere abgerichtet i&#x017F;t.<lb/>
Die Ru&#x017F;&#x017F;en nennen die Nogayer Herum&#x017F;chwa&#x0364;rmer<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 2</fw><fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0301] then und Sarmataner verſtehen. Es iſt offenbar, daß die Tartarn aus verſchiedenen Nationen beſtehen, die ſich durch ihre Nahmen, Sprache und Gebraͤuche unterſcheiden. Von den Nogayiſchen Tartarn, wie wie auch von den Caſaniſchen und einigen andern, die zwiſchen der Wolga und dem Don oder Tanais woh- nen, ſagt man, daß ſie Jndianer geweſen, die wider ihre Oberherren rebelliret haben, um das Jahr 1212 aus ihrem Laͤndern gegangen ſind, und ſich nahe am Euxiniſchen Meere niedergelaſſen, und ihre Erobe- rungen bis an den Don, und von da bis an die Wol- ga ausgebreitet haben, an der ſie auch bis auf den heutigen Tag wohnen. Die Nogayer halten ſich laͤngſt den Ufern des Caspiſchen Meeres, vom Fluſſe Jaick bis an die Wolga, auf. Sie ſagen, daß ihre Hauptſtadt, Aſtrakan, von einem Tartariſchen Koͤ- nige, deſſen Nahme Aſtra geweſen, erbauet worden, und von ihm den Nahmen erhalten habe. Ehe die Ruſſen dieſes Land eroberten, ward ſie von Tartarn bewohnet, aber jetzt iſt ihnen nicht erlaubt dieſe Stadt zu bewohnen, noch eine neue zu bauen, oder einige von ihren Staͤdten oder Doͤrfern zu befeſtigen. Die Nogayiſchen Tartarn wohnen meiſtens in runden von großen Binſen oder Rohr gemachten Huͤt- ten, die ſelten uͤber 12 oder 13 Ellen im Umfange weit ſind, und oben ein Loch haben, wodurch der Rauch herausgehen kann; und dennoch hat auch die kleinſte von dieſen Huͤtten einen Falken oder Habicht, indem die Tartarn große Meiſter in dieſer Art der Jagd ſind. Sie haben Falken aller Art und Groͤße, davon jeder auf verſchiedene Thiere abgerichtet iſt. Die Ruſſen nennen die Nogayer Herumſchwaͤrmer oder Nogayiſche Tartarn. T 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/301
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/301>, abgerufen am 25.11.2024.