auf dem Pferde hatte, sich in die Stadt hatten schlei- chen wollen. Allein da man sie entdecket und auf sie gefeuert hatte, so waren sie nach der Stadt zu galop- pieret, wodurch einige Säcke los giengen, und das Pulver auf die Erde fiel. Die Funken, welche die Pferde mit ihren Hufeisen machten, zündeten dieses Pulver, und dieses zündete das Pulver in den Säcken, so daß alles in die Luft flog. Ungefähr 50 Mann kamen bey dem Eintritte in die Linien um, und 100 nahe an dem Thore. Es war den folgenden Tag ein fürchterlicher Anblick, den Weg mit halb ver- brannten Köpfen, Gliedern und Körpern von Men- schen und Pferden bestreuet zu sehen. Die übrigen hatten ihr Pulver abgeworfen, und sich auf die Flucht gemacht. Allein man glaubte, daß ihrer doch 300 in die Stadt gekommen waren.
Wenig Tage darauf wurden 50 Bauern gefan- gen genommen, welche auf ihren Schubkarren Pul- ver in die Stadt führen wollten. Da sie Erlaubniß hatten, Milch bey der Armee zu verkaufen, so brach- ten sie selbige in Fässern, zwey auf einem Schubkar- ren; allein man fand, daß eines dieser Fässer voll Pulver war. Da sie nun insgesammt überführet waren, so wurden sie auch insgesammt aufgeknüpft.
Um diese Zeit kamen der König August, und ver- schiedene andere fürstliche Personen in das Lager, die- se berühmte Belagerung mit anzusehen. Der Feind suchte uns die Zufuhre von Ostende her abzuschneiden, verursachte sich aber dadurch eine Niederlage bey Wey- nendahl. Er hatte sich durch dreyfache Linien in sei- nem Lager bey Oudenarde verschanzt, welches unsere Zufuhr aus dieser Gegend gar sehr erschwerte, und
da
auf dem Pferde hatte, ſich in die Stadt hatten ſchlei- chen wollen. Allein da man ſie entdecket und auf ſie gefeuert hatte, ſo waren ſie nach der Stadt zu galop- pieret, wodurch einige Saͤcke los giengen, und das Pulver auf die Erde fiel. Die Funken, welche die Pferde mit ihren Hufeiſen machten, zuͤndeten dieſes Pulver, und dieſes zuͤndete das Pulver in den Saͤcken, ſo daß alles in die Luft flog. Ungefaͤhr 50 Mann kamen bey dem Eintritte in die Linien um, und 100 nahe an dem Thore. Es war den folgenden Tag ein fuͤrchterlicher Anblick, den Weg mit halb ver- brannten Koͤpfen, Gliedern und Koͤrpern von Men- ſchen und Pferden beſtreuet zu ſehen. Die uͤbrigen hatten ihr Pulver abgeworfen, und ſich auf die Flucht gemacht. Allein man glaubte, daß ihrer doch 300 in die Stadt gekommen waren.
Wenig Tage darauf wurden 50 Bauern gefan- gen genommen, welche auf ihren Schubkarren Pul- ver in die Stadt fuͤhren wollten. Da ſie Erlaubniß hatten, Milch bey der Armee zu verkaufen, ſo brach- ten ſie ſelbige in Faͤſſern, zwey auf einem Schubkar- ren; allein man fand, daß eines dieſer Faͤſſer voll Pulver war. Da ſie nun insgeſammt uͤberfuͤhret waren, ſo wurden ſie auch insgeſammt aufgeknuͤpft.
Um dieſe Zeit kamen der Koͤnig Auguſt, und ver- ſchiedene andere fuͤrſtliche Perſonen in das Lager, die- ſe beruͤhmte Belagerung mit anzuſehen. Der Feind ſuchte uns die Zufuhre von Oſtende her abzuſchneiden, verurſachte ſich aber dadurch eine Niederlage bey Wey- nendahl. Er hatte ſich durch dreyfache Linien in ſei- nem Lager bey Oudenarde verſchanzt, welches unſere Zufuhr aus dieſer Gegend gar ſehr erſchwerte, und
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auf dem Pferde hatte, ſich in die Stadt hatten ſchlei-
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gefeuert hatte, ſo waren ſie nach der Stadt zu galop-
pieret, wodurch einige Saͤcke los giengen, und das
Pulver auf die Erde fiel. Die Funken, welche die
Pferde mit ihren Hufeiſen machten, zuͤndeten dieſes
Pulver, und dieſes zuͤndete das Pulver in den Saͤcken,
ſo daß alles in die Luft flog. Ungefaͤhr 50 Mann
kamen bey dem Eintritte in die Linien um, und 100
nahe an dem Thore. Es war den folgenden Tag
ein fuͤrchterlicher Anblick, den Weg mit halb ver-
brannten Koͤpfen, Gliedern und Koͤrpern von Men-
ſchen und Pferden beſtreuet zu ſehen. Die uͤbrigen
hatten ihr Pulver abgeworfen, und ſich auf die
Flucht gemacht. Allein man glaubte, daß ihrer doch
300 in die Stadt gekommen waren.
Wenig Tage darauf wurden 50 Bauern gefan-
gen genommen, welche auf ihren Schubkarren Pul-
ver in die Stadt fuͤhren wollten. Da ſie Erlaubniß
hatten, Milch bey der Armee zu verkaufen, ſo brach-
ten ſie ſelbige in Faͤſſern, zwey auf einem Schubkar-
ren; allein man fand, daß eines dieſer Faͤſſer voll
Pulver war. Da ſie nun insgeſammt uͤberfuͤhret
waren, ſo wurden ſie auch insgeſammt aufgeknuͤpft.
Um dieſe Zeit kamen der Koͤnig Auguſt, und ver-
ſchiedene andere fuͤrſtliche Perſonen in das Lager, die-
ſe beruͤhmte Belagerung mit anzuſehen. Der Feind
ſuchte uns die Zufuhre von Oſtende her abzuſchneiden,
verurſachte ſich aber dadurch eine Niederlage bey Wey-
nendahl. Er hatte ſich durch dreyfache Linien in ſei-
nem Lager bey Oudenarde verſchanzt, welches unſere
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/26>, abgerufen am 24.11.2024.
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