Ottakesa Lupochin aber wurde in die Festung Schlüs- selburg, die auf einer Jnsel in diesem See stehet, ein- geschlossen. Alle Bedienten des Czarowitz und seine Maitresse Euphrosina, wurden eingezogen, wie auch der Fürst Wasilia Dolgoruky, Generallieutenant und Oberster bey der Garde, Ritter des Elephanten-Or- dens, und Generaldirector der zur Untersuchung des Finanzenzustandes des Czars niedergesetzten Commis- sion, in welchem Posten er sich sehr stolz gegen den Fürsten Menzikof, den Admiral Apraxin und ver- schiedene andere bezeiget hatte. Er wurde auf Zeit- lebens nach Casan in das Elend geschickt. Der Si- berische Czarowitz und die Senatoren Woinof, Wo- rof, und Johann Kikin, der Bruder Alexander Ki- kins, wurden ebenfalls in das Elend geschickt; aber die Senatoren Graf Peter Apraxin, des Admirals Bruder, und der Graf Samarin wurden frey ge- sprochen. Einer von des Czars Pagen und viele Nonnen wurden hart am Leibe gezüchtiget, und mit den meisten von des Czarowitz Bedienten in das Elend geschickt; Euphrosina aber bewies, daß der Prinz auf ihre Ueberredung zurück gekommen, und daß sie, nachdem sie zum ersten Mahle niedergekom- men, die Russische Religion angenommen, und wirk- lich auf ihrer Reise mit dem Prinzen von einem grie- chischen Priester copuliret worden, welcher in Leipzig eingezogen und als ein Gefangener nach Moskau ge- bracht ward; sie wurde also nicht allein wieder in Freyheit gesetzt, und erhielt viele von des Czarowitz Juwelen zurück, sondern bekam auch aus der Schatz- kammer ein beträchtliches Vermögen zu ihrem Unter- halte. Sie konnte nachmals nie wieder zur Heirath
beweget
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Ottakeſa Lupochin aber wurde in die Feſtung Schluͤſ- ſelburg, die auf einer Jnſel in dieſem See ſtehet, ein- geſchloſſen. Alle Bedienten des Czarowitz und ſeine Maitreſſe Euphroſina, wurden eingezogen, wie auch der Fuͤrſt Waſilia Dolgoruky, Generallieutenant und Oberſter bey der Garde, Ritter des Elephanten-Or- dens, und Generaldirector der zur Unterſuchung des Finanzenzuſtandes des Czars niedergeſetzten Commiſ- ſion, in welchem Poſten er ſich ſehr ſtolz gegen den Fuͤrſten Menzikof, den Admiral Apraxin und ver- ſchiedene andere bezeiget hatte. Er wurde auf Zeit- lebens nach Caſan in das Elend geſchickt. Der Si- beriſche Czarowitz und die Senatoren Woinof, Wo- rof, und Johann Kikin, der Bruder Alexander Ki- kins, wurden ebenfalls in das Elend geſchickt; aber die Senatoren Graf Peter Apraxin, des Admirals Bruder, und der Graf Samarin wurden frey ge- ſprochen. Einer von des Czars Pagen und viele Nonnen wurden hart am Leibe gezuͤchtiget, und mit den meiſten von des Czarowitz Bedienten in das Elend geſchickt; Euphroſina aber bewies, daß der Prinz auf ihre Ueberredung zuruͤck gekommen, und daß ſie, nachdem ſie zum erſten Mahle niedergekom- men, die Ruſſiſche Religion angenommen, und wirk- lich auf ihrer Reiſe mit dem Prinzen von einem grie- chiſchen Prieſter copuliret worden, welcher in Leipzig eingezogen und als ein Gefangener nach Moskau ge- bracht ward; ſie wurde alſo nicht allein wieder in Freyheit geſetzt, und erhielt viele von des Czarowitz Juwelen zuruͤck, ſondern bekam auch aus der Schatz- kammer ein betraͤchtliches Vermoͤgen zu ihrem Unter- halte. Sie konnte nachmals nie wieder zur Heirath
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Ottakeſa Lupochin aber wurde in die Feſtung Schluͤſ-
ſelburg, die auf einer Jnſel in dieſem See ſtehet, ein-
geſchloſſen. Alle Bedienten des Czarowitz und ſeine
Maitreſſe Euphroſina, wurden eingezogen, wie auch
der Fuͤrſt Waſilia Dolgoruky, Generallieutenant und
Oberſter bey der Garde, Ritter des Elephanten-Or-
dens, und Generaldirector der zur Unterſuchung des
Finanzenzuſtandes des Czars niedergeſetzten Commiſ-
ſion, in welchem Poſten er ſich ſehr ſtolz gegen den
Fuͤrſten Menzikof, den Admiral Apraxin und ver-
ſchiedene andere bezeiget hatte. Er wurde auf Zeit-
lebens nach Caſan in das Elend geſchickt. Der Si-
beriſche Czarowitz und die Senatoren Woinof, Wo-
rof, und Johann Kikin, der Bruder Alexander Ki-
kins, wurden ebenfalls in das Elend geſchickt; aber
die Senatoren Graf Peter Apraxin, des Admirals
Bruder, und der Graf Samarin wurden frey ge-
ſprochen. Einer von des Czars Pagen und viele
Nonnen wurden hart am Leibe gezuͤchtiget, und mit
den meiſten von des Czarowitz Bedienten in das
Elend geſchickt; Euphroſina aber bewies, daß der
Prinz auf ihre Ueberredung zuruͤck gekommen, und
daß ſie, nachdem ſie zum erſten Mahle niedergekom-
men, die Ruſſiſche Religion angenommen, und wirk-
lich auf ihrer Reiſe mit dem Prinzen von einem grie-
chiſchen Prieſter copuliret worden, welcher in Leipzig
eingezogen und als ein Gefangener nach Moskau ge-
bracht ward; ſie wurde alſo nicht allein wieder in
Freyheit geſetzt, und erhielt viele von des Czarowitz
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/225>, abgerufen am 24.11.2024.
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